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Solidarische Tränendrüsen und Vertragsbrüche am Fließband

04.08.2015  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Ebenfalls hoch belohnt wurde sein williger Mitarbeiter mit ähnlichem Hintergrund. Es ist ein Deutscher mit dem ebenso harmlosen Vornamen "Klaus". Der Nachnahme beginnt mit "R". Seine Aufgabe war es damals, die gefälschten Bilanzen Athens "kritisch zu prüfen". Das Ergebnis dieser "Prüfung" ist jetzt mindestens 5 Mal pro Stunde auf allen TV-Kanälen zu sehen. Aber den guten Klaus belohnte man ebenfalls fürs Wegschauen. Er hatte eben leider seine Lesebrille für einige Tage zu Hause vergessen. Er ist jetzt der Chef eines der höchsten Finanzinstitutionen in Brüssel. Haben wir alle den falschen Beruf erwählt?


Wie steht es um den "unerschöpflich reichen Zahlmeister Deutschland"?

Wie schon an anderer Stelle erwähnt: Deutschlands Staatschulden sind bei 2,3 Billionen € angekommen. Verteilt auf die Zeit seit der Geburt des Zimmermannssohnes in Palästina, hätte man sich an jedem Kalendertag seither 3 Millionen € leihen müssen, um auf diese 2.300 Milliarden € zu kommen.

Würden nun theoretisch keine Neuschulden mehr gemacht (unmöglich, da Politiker und Schuldenmacherei eine untrennbare Einheit bilden), und jeden Tag ab sofort diese 3 Millionen zurückgezahlt (Politiker wandelten sich zu einer Art "Finanzheilige"), dann wäre Deutschland schon gleich im Jahre 4030 schuldenfrei. In Wirklichkeit würden wir wegen der Zinsen und Zinseszinsen ein wenig länger brauchen, etwa bis zum Jahre 5.000 nach Christus.

Im Falle Japans, das mehr als doppelt so hoch verschuldet ist wie der ehemalige Kriegspartner Deutschland, müsste man unter vergleichbaren Bedingungen etwa bis zum Jahre 10.000 nach Christus ausharren, um Schuldenfreiheit zu erreichen. Die Japaner sind derzeit zwar das langlebigste Volk der Welt (dicht gefolgt von den Schweden). Doch selbst in Tokio und Umgebung können nur sehr wenige Menschen so lange warten. 8 Jahrtausende Warte- bzw. Lebenszeit ist selbst bei Sushi, Naturreis und Fisch im Reich der aufgehenden Sonne, eine echte Herausforderung.

Selbst wenn die zurückgezahlten Summen verzehnfacht würden (untragbare Belastung des Staatshaushaltes und Steuersystems), wären die Japaner erst nach etwa 800 Jahren und die glücklichen Deutschen schon nach ca. 400 oder 500 Jahren von der Schuldenlast befreit. Das Zinseszinssystem ist also gar nicht so schlimm. Was sind denn schon 8.000 oder 2.000 Jahre in einem Menschenleben? Um diese Spannen etwas zu verkürzen, hilft nur eins: Wirtschaftswachstum.


Schuldenwasser, Zinsnässe und Dexit

Das exponentielle Zinssystem erzwingt ein exponentielles Wachstum der Konjunktur. So etwas gibt es aber auf Grund einfacher Naturgesetze nicht, und im Moment stagniert die Weltwirtschaft sogar am Rande einer Rezession, und dampft, wie ein Misthaufen in der Wintersonne, leise vor sich hin. Also ist ein Realitätsabgleich von Finanzsystem und Wirtschaft, sprich Mega-Crash, mit oder ohne Griechenland unvermeidlich. Da nützen auch die Sprüche, die der Hosenanzug einst auf der Sonderschule der SED als Agitprop-Funktionärin unter der schützenden Hand von Margot Honecker erlernte, nicht viel.

Zwei dieser im kommunistischen Treibhausdunst herangereiften Weisheiten werden unvergesslich bleiben: "Die Banken- und Länder-Rettungsaktionen sind alternativlos", sowie: "Fällt der Euro, fällt Europa." Wahrscheinlich hatte sie sich nach einigen Fläschchen spiritueller Getränke nur in der Wortwahl ein wenig vergriffen. So was kommt ja mal vor. Sie wollte wohl sagen: "Dummheit und Hochverrat am Volk sind alternativlos" und "Fällt der Euro, falle auch ich als Washingtoner Vasall, wegen Unfähigkeit, klare Befehle auszuführen".

Dabei wäre die Wiedereinführung der D-Mark, der Austritt aus der EU, also der "Dexit" sowie eine Partnerschaft mit Russland das Beste, was den Deutschen (und Russen) je geschehen könnte. Deutsche(s) Technologie und Know How plus russische Rohstoffe ergäben eine unschlagbare Kombination. Die neuerliche Spaltung in der EU zwischen Berlin und dem sich gerade formierenden antigermanischen Lager, geführt von Frankreich und Italien einerseits und zwischen der Kanzlerin und ihrem Finanzminister andererseits, lassen einen "Dexit" nicht mehr unwahrscheinlich erscheinen.

Die Kanzlerin hat es geschafft, über viele Jahre hinweg, in entscheidenden Momenten nur breiweiche, nichts sagende Redewendungen auszudünsten und vor allem, absolut nichts zu tun.

Doch breiweich oder stahlhart: Deutschland kann die Rolle des EU-Zahlmeisters mit den Summen von Größenordnungen, die schlussendlich in den Billionenbereich hinaufreichen, unmöglich stemmen, ohne selbst in griechische Verhältnisse zu geraten. Da hilft auch kein Verschleiern durch die Medien und kein Gesundbeten durch die regierenden Eliten. Gegen Adam Riese haben selbst die mächtigsten Eliten in der Geschichte bisher immer verloren. Die Sonne geht eben einfach nicht im Westen auf und wer ins Schuldenwasser springt, wird zinsnass.


Drittes Rettungspaket im Kommen

Der Bankrott Griechenlands kann nicht verschoben oder hinausgezögert werden, er ist längst eingetreten, denn Athen konnte seine fälligen Raten an die Fremdbanken und den IWF nicht bezahlen und es besteht auch nicht die geringste Aussicht auf weitere Zahlungen. Der juristische Tatbestand von Insolvenz bzw. Bankrott ist damit eindeutig gegeben.

Wieso ist die Lage so aussichtslos? Ganz einfach: Die griechische Wirtschaft, die im Moment mit einem Beitrag von maximal 1,7% zur Wirtschaftsleistung der EU zu Buche schlägt, liegt nicht nur am Boden, sondern kann niemals auf die Beine kommen, solange sie im Euro-Raum verbleibt. Der Euro ist für diese Volkswirtschaft viel zu stark, um im internationalen Wettbewerb jemals konkurrenzfähig werden zu können. Da gibt es kein Wenn und kein Aber.

Außerdem sind Infrastruktur und die gesamte industrielle Basis viel zu schwach und marode, was ausländische Investoren abschreckt. Dafür sind auch die Löhne und Pensionsverpflichtungen viel zu hoch und das Rentenalter viel zu niedrig. Durchschnittsrente in Deutschland: 730 €, bei den Hellenen 830 € und im Baltikum um 220 €. Weiterhin schwillt der Strom der Emigranten, besonders der gut Ausgebildeten, der Fähigen und Fachleute, täglich weiter an: Sie sehen keine Chance mehr, in ihrer völlig ausgelaugten Heimat leben und arbeiten zu können.

Was bleibt, sind zumeist Rentner, Hilfsarbeiter, Beamte, Kleingärtner, Bettler, Bordsteinschwalben und Arme aller Arten. Die reichen Griechen haben ihr Vermögen längst ins (relativ) sichere Ausland verlagert.

Zudem scheint eine Brückenfinanzierung durch die EU-Finanzminister inzwischen mittels EFSM gesichert zu sein, Athen erhält also neue Milliarden, die sofort wieder an den gleichen Club zurück überwiesen werden. Auf diese Weise werden die "Zahlungsverpflichtungen strikt eingehalten". Altschulden werden also mit neuen, viel höheren Schulden bedient. Unfassbar, wie soll man das seinen Kindern erklären? So etwas gibt es nicht einmal in Hornissen- oder Termitennestern. Dort herrschen Ordnung und logische Gesetze.



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