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Deutliches Überangebot am Ölmarkt auch im nächsten Jahr?

18.08.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen weiter unter Druck. Ein Unterschreiten des vor einer Woche verzeichneten 6½-Monatstief von gut 48 USD je Barrel bei Brent bzw. des Ende letzter Woche bei 41,35 USD je Barrel erreichten 6½-Jahrestief bei WTI scheint nur noch eine Frage der Zeit. Neues Wasser auf die Mühlen der Bären goss gestern der Iran. Dessen OPEC-Vertreter gab zu verstehen, dass die Ölproduktion der OPEC auf ein Rekordniveau von 33 Mio. Barrel pro Tag steigen könnte, wenn die internationalen Sanktionen gegen sein Land aufgehoben werden.

Offensichtlich rechnet der Iran selbst nicht damit, dass die anderen OPEC-Länder Platz für das zusätzliche Angebot aus dem Iran machen werden, so dass das gesamte OPEC-Angebot um 1 Mio. Barrel pro Tag steigt. Das Überangebot würde dann auch im nächsten Jahr bei gut 2 Mio. Barrel pro Tag liegen, selbst wenn die Nachfrage nach OPEC-Öl wie von der IEA erwartet auf 30,8 Mio. Barrel pro Tag steigt.

Die OPEC scheint angesichts dieser Entwicklung wie ein zahnloser Tiger. Darauf deuten auch Kommentare des algerischen Ölministers hin. Dieser sieht die OPEC außerstande, allein für einen Marktausgleich zu sorgen und ruft daher die Nicht-OPEC-Länder auf, an einer Angebotsreduktion zu beteiligen. Dazu wird es auf freiwilliger Basis allerdings kaum kommen. Die Nicht-OPEC-Produzenten werden ihr Angebot nur dann kürzen, wenn die Produktion für sie nicht mehr rentabel ist. Das setzt dauerhaft niedrige Preise voraus. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die spekulativen Finanzanleger immer weniger an eine Preiserholung glauben. Sie reduzierten ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 11. August um weitere 20 Tsd. Kontrakte und damit zum vierten Mal in Folge deutlich.


Edelmetalle

Gold behauptet sich weiterhin nahe der Marke von 1.120 USD je Feinunze. Unerwartet schwache US-Konjunkturdaten ließen Gold gestern vorübergehend über diese Marke steigen, weil dadurch die Zinserhöhungserwartungen für die Fed-Sitzung im September wieder reduziert wurden und der US-Dollar unter Druck geriet. Selbst die erneute Aufwertung der US-Währung im späteren Handelsverlauf setzte Gold nicht mehr nennenswert unter Druck, was für einen einsetzenden Stimmungswechsel bei Gold spricht. Die spekulativen Finanzanleger haben ihre Netto-Short-Positionen bei Gold in der Woche zum 11. August zwar auf 5,4 Tsd. Kontrakte halbiert, setzen aber noch immer mehrheitlich auf fallende Preise. Der Preisanstieg seither deutet auf weitere Short-Eindeckungen seitens der Spekulanten hin.

Auch bei den Gold-ETFs scheint der Verkaufsdruck nachzulassen. Diese verzeichneten in der letzten Woche erstmals seit Ende Juni keine Abflüsse mehr. Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, vermeldete sogar Zuflüsse. Im Juli hatten die Gold-ETFs noch die stärksten Monatsabflüsse seit Dezember 2013 verzeichnet. Bei Silber sind die Ende Juli noch beträchtlichen Netto-Short-Positionen inzwischen nahezu vollständig verschwunden. Die Preiserholung bei Silbers um 7% seit Anfang August auf 15,5 USD je Feinunze war somit zu großen Teilen auf Short-Eindeckungen zurückzuführen, was eine Fortsetzung des Preisanstiegs ohne die Unterstützung von Gold fraglich erscheinen lässt.

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Industriemetalle

Internationale Analysegruppe für Blei und Zink (ILZSG) berichtet, dass sich die beiden Märkte in den ersten sechs Monaten im Überschuss befanden. So übertraf bei Zink die Produktion die Nachfrage um 157 Tsd. Tonnen, während im Vorjahr ein Defizit von 249 Tsd. Tonnen verzeichnet wurde. Allerdings entfiel der Überschuss auf das 1. Quartal, während im 2. Quartal der Markt ausgeglichen war. Laut ILZSG hat vor allem ein massiver Anstieg der Produktion in China und Indien zum Überschuss beigetragen, wodurch die Weltzinkproduktion in der ersten Jahreshälfte um 9,2% auf rund 7 Mio. Tonnen gestiegen war. Kein Wunder, dass trotz einer robusten Nachfrage die chinesischen Importe von Rohzink und Zinklegierungen im ersten Halbjahr von 431,3 Tsd. Tonnen im Vorjahr um 42% auf knapp 250 Tsd. Tonnen Zink gefallen sind.

Doch nun mehren sich Anzeichen einer Angebotseinengung. Aktuell macht eine sehr hohe Differenz zwischen den Zinkpreisen an der SHFE und der LME die Importe von Zinkraffinade nach China wieder attraktiv. Die chinesischen Importe von Zinkkonzentraten sind im 1. Halbjahr bereits um über 50% auf 604 Tsd. Tonnen gestiegen. Die Zinkexporte Chinas, die sich in der 2. Jahreshälfte 2014 auf 127 Tsd. Tonnen vervielfacht hatten, gingen in der ersten Hälfte 2015 auf 71 Tsd. Tonnen zurück. Auch ist die chinesischen Zinkproduktion im Juli erstmals seit März zurückgegangen. Es bleibt außerdem abzuwarten, wie sich die Zerstörung des Hafens Tianjin, eines wichtigen Lager- und Umschlagortes für Zink, auf die Verfügbarkeit von Zink auswirkt.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis bewegt sich noch immer unweit seines am letzten Montag erreichten 7-Jahrestiefs. Gestern schloss er im Kontrakt mit Fälligkeit Oktober bei 10,63 US-Cents je Pfund. Auch die neue Schätzung der brasilianischen Prognosebehörde Conab dürfte eher die Bären unterstützen. Die Behörde bestätigte ihre im Vergleich zur Zuckerindustrievereinigung Unica optimistischere Sicht der laufenden Ernte.

Laut Conab sollen in der Hauptanbauregion Center South 2015/16 594 Mio. Tonnen Zuckerrohr geerntet werden, 3,2% mehr als in der letzten Saison. Davon sollen 43,6% – etwas mehr als in der Vorsaison – zu Zucker verarbeitet werden und dies 33,7 Mio. Tonnen Zucker ergeben. Unica schätzt zwar die Zuckerrohrernte mit 590 Mio. Tonnen nur marginal geringer als Conab, doch erwartet sie einen rückläufigen Zuckeranteil und mit 31,8 Mio. Tonnen Zucker eine leicht niedrigere Produktion als in der Vorsaison.

Tatsächlich wurden seit Saisonbeginn im April bis zum 1. August bei vergleichbarer Zuckerrohrernte wie im Vorjahreszeitraum fast 11% weniger Zucker produziert. In der zweiten Juli-Hälfte allerdings wurde bei trockener Witterung so viel Zuckerrohr verarbeitet wie noch nie in einer Zwei-Wochen-Periode, und die Zuckerproduktion stieg gegenüber der Vorjahresperiode kräftig an. Die Haupterntezeit dauert noch bis Mitte September. Es wird damit gerechnet, dass in der Folge des Wetterphänomens El-Niño ab Ende August wieder kräftiger Regen die Ernte erschwert, so dass der Druck auf den Zuckerpreis dann nachlassen könnte.


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