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Gibt es noch weitere PIGS im Euro?

01.05.2006  |  Walter K. Eichelburg
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Die "Äusseren Sünden": Leistungsbilanzdaten, Seite D121
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Hier zeigt sich, dass Griechenland, Spanien und Portugal wahre Katastrophen im Euro-Raum darstellen - besonders schmutzige Ferkel. Sie produzieren über 7% Leistungsbilanz-Defizit.

Und sollte jemand glauben, die neuen EU-Länder im Osten und Süden seien Euro-reif, so beweist obige Tabelle das Gegenteil. Da sind einige Länder dabei, die selbst die USA noch in den Schatten stellen. Als Auswirkungen der jüngsten "Island-Krise" haben auch einige dieser Länder etwas abbekommen. Wenn die Bubble der Ost-Euphorie platzt, kommen diese Länder unter Druck, und die kreditgebenenden Banken im Westen ebenfalls.

Wenn die Kapitalrückführung aus dem Osten beginnt, werden alle Banken, die dort stark involviert sind, leiden, speziell etwa die Banken in Österreich.


Der Euro - richtig "Piggy"

Von den Euro-Ländern sticht eigentlich nur Luxemburg positiv hervor. Alle anderen können ihre Staatsschulden nie mehr zurückzahlen, wenn die Kapitalflucht beginnt.

Irgendwann werden die Länder mit den grossen Defiziten, wie der Salomon Brothers Trader sagt, als "Emerging Markets" = 3. Welt Risiko gesehen werden. Die Zinsunterschiede (Spreads) zwischen den Euro-Ländern werden durch die Kapitalflucht aus den "schlechten" Ländern steigen. Dann werden die Spannungen im Euro extrem zunehmen. Verschuldung, Neuverschuldung und Leistungsbilanzdefizite spielen plötzlich eine Rolle und diese Länder gehen möglicherweise gleich bankrott. Man wird aber wahrscheinlich versuchen, den Euro zu verlassen, um abzuwerten, wie ich in "Was wäre wenn der Euro zerbricht" beschrieben habe. Die Eliten wollen überleben und ihre Macht behalten. Man wird der Bevölkerung einreden, dass die eigene Währungs-Souveränität wiedergewonnen werden muss, damit alles wieder besser wird. Die Folge wird sein, dass diese Länder dann in eine Hyperinflationsspirale eintreten werden.


Die Rolle Frankreichs

Wie es aussieht, kommt eine neue französische Revolution auf uns zu, allerdings in die verkehrte Richtung. Die FAZ brachte am 28.3.2006 ein Interview mit dem französischen Soziologen Alain Touraine über die Studentenunruhen in Frankreich. Er sagt darin: "Alle großen Sozialreformen sind von oben, von der Regierung oder per Gesetz, oktroyiert worden".

Also, dieses Land ist total staatsgläubig. Anstatt sich von diesem System zu befreien, wird für mehr Schutz durch den Staat demonstriert. Übrigens wollen 80% der Schulabgänger direkt in den Staatsdienst.

Jaques Chirac wird wohl wieder wie bei den Immigrantenunruhen im Herbst eine Mixtur aus Polizeigewalt und neuen Geldflüssen anwenden, um nicht gestürzt zu werden. Dies ist ein System, wo alles "Gute" vom Staat kommt. Falls nicht, gibt es gegebenfalls eine Revolution, um durch eine neue Regierung an das "Manna" von oben zu kommen. Diesmal wird wohl das Geld die vorherrschende Rolle spielen, da es sich doch primär um "Weisse" handelt, die demonstrieren.

Egal ob Chirac stürzt oder nicht, diesmal wird man besonders viel Geld benötigen, um die vom Volk gewünschten Staatsjobs zu schaffen. Wie gut, dass man ein Mitglied der französischen Elite am Chefposten der Europäischen Zentralbank hat.


Zusammenfassung

Man soll nicht nur über die "Südländer" der EU oder die Staatsverschuldung der USA schimpfen, im "Norden" gibt es auch genügend Defizitsünder. Für reichlich Spannungen im Euro-Gefüge ist gesorgt.

Die Stunde der Wahrheit scheint ziemlich bald zu kommen, wenn man sich den jüngsten Artikel von Bullion Market Insights ansieht. Warten wir ab, bis in den USA die grosse Krise mit dem Untergang von General Motors ausbricht. Dann gibt es ein Derivaten-Feuerwerk der Extraklasse und plötzlich wird alles neu bewertet, auch die Euro-Länder. Der Goldpreis von derzeit über 600 $/oz sollte ein ernstes Warnsignal sein. Bis Mitte 2005 hat der Euro mit dem USD-Goldpreis mitgezogen, danach nicht mehr, was mangelndes Vertrauen ausdrückt. Die Euro-Zinsen müssten weit über 15% sein, um mit dem Gold einigermassen mithalten zu können. Sollte ein Euro-Land wirklich bankrott gehen, oder nahe daran sein, werden die Euro-Zinsen plötzlich von den Kapitalmärkten diktiert werden und nicht mehr von der EZB. Das trifft die hochverschuldeten Länder besonders hart.

Hier ein ehemaliger EU-Kommissar der einen Euro-Zerfall prognostiziert (eine von mehreren Stimmen): Is the euro set to collapse?, Will EMU survive 2010?.

Als Anleger sollte man den Euro nicht unbedingt als sichere Währung betrachten. Was beim US-Dollar die Auslandsverschuldung ist, ist beim Euro das interne Spannungspotential.

Neben Gold und Silber können der Schweizer Franken und die norwegische Krone als relativ sichere Alternativen gesehen werden.

Die PIGS lassen grüssen!


© Walter K. Eichelburg



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