Willem Middelkoop: Welche Vorteile hat der Goldstandard
19.10.2015
Bei einem Goldstandard entspricht jede Geldeinheit (z. B. einhundert Euro) einer bestimmten Menge Gold (z. B. zwei Gramm). Der Wert der Währung wird durch die Goldbarren gestützt, die ein Staat oder eine Zentralbank besitzt. Ein Goldstandard bringt viele Vorteile mit sich. Der wichtigste Vorteil ist, dass er die Regierung zwingt, beim Haushalt nicht über die Stränge zu schlagen, weil zur Finanzierung von Haushaltsdefiziten nicht die Druckerpresse angeworfen werden kann.
Gold bietet Währungssicherheit und ist die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Entwertung des Geldes. Ein Goldstandard gibt den Bürgern wirtschaftliche Freiheit, weil ihr Geld immer gegen Gold eingetauscht werden kann. Gold ist weltweit als wertvoll anerkannt und deshalb hängen die Bürger nicht von den finanziellen Entscheidungen ab, die von behördlichen Finanzinstitutionen getroffen werden, wie es heute der Fall ist. Ein ungehindertes Wachstum von Krediten und Schulden - der wirkliche Ursprung der gegenwärtigen Kreditkrise - kann es bei einem Goldstandard nicht geben.
Aufgrund des immer knapperen Silbers nahmen Großbritannien und andere Länder des britischen Empire im Jahre 1816 einen Goldstandard an. Bald darauf folgten Kanada (1853), die USA (1873) und Deutschland, wo 1872 die neue Goldmark eingeführt wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Goldstandard immer beliebter. Die Stabilität der Preise über einen langen Zeitraum kann der disziplinierenden Wirkung eines Gold- und/oder Silberstandards als Geld zugeschrieben werden. England hatte beispielsweise beinahe 200 Jahre lang bis zur Aufgabe des Goldstandards im Jahr 1914 keine Inflation.
Die Stabilität der Preise über einen langen Zeitraum kann der disziplinierenden Wirkung eines Gold- und/oder Silberstandards als Geld zugeschrieben werden. England hatte beispielsweise beinahe 200 Jahre lang bis zur Aufgabe des Goldstandards im Jahr 1914 keine Inflation.
Wenn kein Geld gedruckt werden kann, wird es auch schwieriger, Krieg zu führen. In der Zeit von 1850 bis 1914 - als die meisten europäischen Länder einen Goldstandard hatten - gab es eine Zeit der Wirtschaftsblüte in Europa, in der keine größeren Kriege geführt wurden.
Der Wert des Dollar blieb so lange stabil, wie die USA einen Goldstandard hatten.
Wo wurde das Fiat-Geld erfunden?
Wie viele andere Erfindungen kommt auch das Fiat-Geld aus China. Marco Polo, der von 1275 bis 1292 ausgedehnte Reisen in den ganzen Fernen Osten unternahm, veröffentlichte ein Buch, in dem er nach der Rückkehr nach Italien seine Reisen beschrieb. Für Europäer waren seine Texte viele Jahrhunderte lang die einzige Informationsquelle über Asien. Polo beschrieb, wie in jener Zeit der Herrscher Khan einen Weg fand, Papiergeld zu schaffen, das genau so wertvoll war wie Gold oder Silber. Sein mongolisches Reich erstreckte sich von Sibirien bis zum Schwarzen Meer und umfasste etwa ein Fünftel der bewohnten Welt:
»Man könnte sagen, der Herrscher habe das Geheimnis der vollkommenen Alchemie und man läge richtig. Der Herrscher stellt sein Geld aus der Rinde eines bestimmten Baumes her, des Maulbeerbaumes, von dessen Blättern sich die Seidenraupe ernährt. Diese Bäume sind so zahlreich, dass ganze Bezirke voll davon sind. Sie nehmen eine bestimmte weiße Rinde oder Haut, die sich zwischen dem Holz des Baumes und der dicken äußeren Rinde befindet, und machen daraus etwas, das wie Papierbögen aussieht, aber schwarz ist.
Nach der Vorbereitung dieser Bögen werden diese in Stücke verschiedener Größe geschnitten. Alle diese Stücke werden genauso feierlich und mit demselben Recht ausgegeben, als seien sie aus reinem Gold oder Silber. Auf jedes Stück müssen verschiedene Beamte, deren Aufgabe das ist, mit ihrem Namen unterschreiben und ihr Siegel setzen. Und wenn alles ordnungsgemäß vorbereitet ist, beschmiert der vom Khan beauftragte Chefbeamte das ihm anvertraute Siegel mit Zinnoberrot und drückt es auf das Papier auf, so dass die Form des Siegels in rot aufgedruckt bleibt. Das Geld ist dann echt.
Jeder, der es fälscht, wird mit dem Tod bestraft. Und der Khan veranlasst, dass jedes Jahr eine so große Menge dieses Geldes hergestellt wird, das ihn nichts kostet, dass dessen Betrag so groß wie alle Schätze der Welt sein muss. Mit diesen von mir beschriebenen Papierstücken lässt er alle Zahlungen auf seinem eigenen Konto ausführen und macht sie überall in allen seinen Königreichen, Provinzen und Territorien und wohin sich auch immer seine Herrschaft und Macht erstreckt zum allgemeinen Zahlungsmittel. Und niemand, für wie wichtig er sich auch halten mag, wagt es aus Angst vor der Todesstrafe, sie nicht anzunehmen.
Und jeder nimmt sie gerne, denn wer auch immer sich in seinen Herrschaftsgebieten befindet, findet diese Papierstücke als Zahlungsmittel und kann damit sämtliche Käufe und Verkäufe von Waren durchführen, so als ob sie Münzen aus reinem Gold wären. Ferner ist es allen Kaufleuten, die aus Indien oder anderen Ländern kommen, und Gold, Silber oder Edelsteine und Perlen mit sich führen, verboten, diese jemand anderem als dem Kaiser zu verkaufen.
Er hat zwölf Experten, die für diese Geschäfte ausgewählt wurden und in diesen Geschäften klug und erfahren sind. Sie stellen den Wert dieser Artikel fest und der Kaiser zahlt dann für sie eine großzügige Summe mit diesen Papierstücken. Und mit diesem Papiergeld können sie überall in seinem Reich kaufen, was ihnen gefällt. So kauft er eine so große Menge dieser wertvollen Dinge jedes Jahr, dass sein Schatz endlos ist, während ihn die ganze Zeit das Geld, mit dem er zahlt, überhaupt nichts kostet.«
Die mongolischen Ilchane in Persien, die von der Verwendung des Papiergelds in China seit 1024 beeindruckt waren, beschlossen dieses System zu übernehmen. Technische Berater wurden nach Peking entsandt und ein Unternehmen zur Einführung des Papiergelds wurde gegründet. Die Perser hatten jedoch nicht die Möglichkeit, sich allmählich an die Verwendung des Papiergeldes im Laufe mehrerer hundert Jahre einer schrittweisen Entwicklung zu gewöhnen. Sie weigerten sich einfach zu glauben, dass diese hübsch bedruckten Papierstücke irgendetwas wert waren, und das Experiment scheiterte schließlich.
Ab dem 14. Jahrhundert verschwand das Papiergeld in Asien. Dann entwickelte sich ein großer Appetit auf Silber. Damals lebten fast 25 Prozent der Weltbevölkerung in China. Das Papiergeld tauchte erst im Jahr 1609 wieder auf, als die Wisselbank in Amsterdam begann, »Wechsel« auszugeben.
© Willem Middelkoop
Textauszug aus dem Buch: "Der große Neustart - Kriege um Gold und die Zukunft des globalen Finanzsystems"
Hinweis Redaktion: Willem Middelkoop ist Referent am zweiten Veranstaltungstag der diesjährigen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die in München am 5. und 6. November stattfindet.
Gold bietet Währungssicherheit und ist die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Entwertung des Geldes. Ein Goldstandard gibt den Bürgern wirtschaftliche Freiheit, weil ihr Geld immer gegen Gold eingetauscht werden kann. Gold ist weltweit als wertvoll anerkannt und deshalb hängen die Bürger nicht von den finanziellen Entscheidungen ab, die von behördlichen Finanzinstitutionen getroffen werden, wie es heute der Fall ist. Ein ungehindertes Wachstum von Krediten und Schulden - der wirkliche Ursprung der gegenwärtigen Kreditkrise - kann es bei einem Goldstandard nicht geben.
Aufgrund des immer knapperen Silbers nahmen Großbritannien und andere Länder des britischen Empire im Jahre 1816 einen Goldstandard an. Bald darauf folgten Kanada (1853), die USA (1873) und Deutschland, wo 1872 die neue Goldmark eingeführt wurde. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Goldstandard immer beliebter. Die Stabilität der Preise über einen langen Zeitraum kann der disziplinierenden Wirkung eines Gold- und/oder Silberstandards als Geld zugeschrieben werden. England hatte beispielsweise beinahe 200 Jahre lang bis zur Aufgabe des Goldstandards im Jahr 1914 keine Inflation.
Die Stabilität der Preise über einen langen Zeitraum kann der disziplinierenden Wirkung eines Gold- und/oder Silberstandards als Geld zugeschrieben werden. England hatte beispielsweise beinahe 200 Jahre lang bis zur Aufgabe des Goldstandards im Jahr 1914 keine Inflation.
Wenn kein Geld gedruckt werden kann, wird es auch schwieriger, Krieg zu führen. In der Zeit von 1850 bis 1914 - als die meisten europäischen Länder einen Goldstandard hatten - gab es eine Zeit der Wirtschaftsblüte in Europa, in der keine größeren Kriege geführt wurden.
Der Wert des Dollar blieb so lange stabil, wie die USA einen Goldstandard hatten.
Wo wurde das Fiat-Geld erfunden?
Wie viele andere Erfindungen kommt auch das Fiat-Geld aus China. Marco Polo, der von 1275 bis 1292 ausgedehnte Reisen in den ganzen Fernen Osten unternahm, veröffentlichte ein Buch, in dem er nach der Rückkehr nach Italien seine Reisen beschrieb. Für Europäer waren seine Texte viele Jahrhunderte lang die einzige Informationsquelle über Asien. Polo beschrieb, wie in jener Zeit der Herrscher Khan einen Weg fand, Papiergeld zu schaffen, das genau so wertvoll war wie Gold oder Silber. Sein mongolisches Reich erstreckte sich von Sibirien bis zum Schwarzen Meer und umfasste etwa ein Fünftel der bewohnten Welt:
»Man könnte sagen, der Herrscher habe das Geheimnis der vollkommenen Alchemie und man läge richtig. Der Herrscher stellt sein Geld aus der Rinde eines bestimmten Baumes her, des Maulbeerbaumes, von dessen Blättern sich die Seidenraupe ernährt. Diese Bäume sind so zahlreich, dass ganze Bezirke voll davon sind. Sie nehmen eine bestimmte weiße Rinde oder Haut, die sich zwischen dem Holz des Baumes und der dicken äußeren Rinde befindet, und machen daraus etwas, das wie Papierbögen aussieht, aber schwarz ist.
Nach der Vorbereitung dieser Bögen werden diese in Stücke verschiedener Größe geschnitten. Alle diese Stücke werden genauso feierlich und mit demselben Recht ausgegeben, als seien sie aus reinem Gold oder Silber. Auf jedes Stück müssen verschiedene Beamte, deren Aufgabe das ist, mit ihrem Namen unterschreiben und ihr Siegel setzen. Und wenn alles ordnungsgemäß vorbereitet ist, beschmiert der vom Khan beauftragte Chefbeamte das ihm anvertraute Siegel mit Zinnoberrot und drückt es auf das Papier auf, so dass die Form des Siegels in rot aufgedruckt bleibt. Das Geld ist dann echt.
Jeder, der es fälscht, wird mit dem Tod bestraft. Und der Khan veranlasst, dass jedes Jahr eine so große Menge dieses Geldes hergestellt wird, das ihn nichts kostet, dass dessen Betrag so groß wie alle Schätze der Welt sein muss. Mit diesen von mir beschriebenen Papierstücken lässt er alle Zahlungen auf seinem eigenen Konto ausführen und macht sie überall in allen seinen Königreichen, Provinzen und Territorien und wohin sich auch immer seine Herrschaft und Macht erstreckt zum allgemeinen Zahlungsmittel. Und niemand, für wie wichtig er sich auch halten mag, wagt es aus Angst vor der Todesstrafe, sie nicht anzunehmen.
Und jeder nimmt sie gerne, denn wer auch immer sich in seinen Herrschaftsgebieten befindet, findet diese Papierstücke als Zahlungsmittel und kann damit sämtliche Käufe und Verkäufe von Waren durchführen, so als ob sie Münzen aus reinem Gold wären. Ferner ist es allen Kaufleuten, die aus Indien oder anderen Ländern kommen, und Gold, Silber oder Edelsteine und Perlen mit sich führen, verboten, diese jemand anderem als dem Kaiser zu verkaufen.
Er hat zwölf Experten, die für diese Geschäfte ausgewählt wurden und in diesen Geschäften klug und erfahren sind. Sie stellen den Wert dieser Artikel fest und der Kaiser zahlt dann für sie eine großzügige Summe mit diesen Papierstücken. Und mit diesem Papiergeld können sie überall in seinem Reich kaufen, was ihnen gefällt. So kauft er eine so große Menge dieser wertvollen Dinge jedes Jahr, dass sein Schatz endlos ist, während ihn die ganze Zeit das Geld, mit dem er zahlt, überhaupt nichts kostet.«
Die mongolischen Ilchane in Persien, die von der Verwendung des Papiergelds in China seit 1024 beeindruckt waren, beschlossen dieses System zu übernehmen. Technische Berater wurden nach Peking entsandt und ein Unternehmen zur Einführung des Papiergelds wurde gegründet. Die Perser hatten jedoch nicht die Möglichkeit, sich allmählich an die Verwendung des Papiergeldes im Laufe mehrerer hundert Jahre einer schrittweisen Entwicklung zu gewöhnen. Sie weigerten sich einfach zu glauben, dass diese hübsch bedruckten Papierstücke irgendetwas wert waren, und das Experiment scheiterte schließlich.
Ab dem 14. Jahrhundert verschwand das Papiergeld in Asien. Dann entwickelte sich ein großer Appetit auf Silber. Damals lebten fast 25 Prozent der Weltbevölkerung in China. Das Papiergeld tauchte erst im Jahr 1609 wieder auf, als die Wisselbank in Amsterdam begann, »Wechsel« auszugeben.
© Willem Middelkoop
Textauszug aus dem Buch: "Der große Neustart - Kriege um Gold und die Zukunft des globalen Finanzsystems"
Hinweis Redaktion: Willem Middelkoop ist Referent am zweiten Veranstaltungstag der diesjährigen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die in München am 5. und 6. November stattfindet.