Auf dem falschen Dampfer
15.05.2006 | Walter K. Eichelburg
Seit Sommer 2005 steigt der Goldpreis stärker als die Aktienkurse. Dies ist besonders stark in den USA zu sehen, aber auch in Europa spürbar. Es scheint, dass wir doch noch eine "Deflation der Werte" bekommen, allerdings in anderer Form als von den Deflationisten vorhergesehen. Die Deflationisten verwenden die falsche Währung. Das Finanz-Establishment sieht nur Aktienkurse und ist daher am falschen Dampfer, der sich noch als die Titanic herausstellen wird.
Die Welt blickt gespannt auf die US-amerikanischen Aktien-Indizes Dow Jones Industrial Average, S&P500 und NASDAQ, übersieht aber:
Gary Dorsch schreibt am 10. April 2006 in einem interessanten Artikel "Gold Knows What No One Knows" über diese Problematik und kommt zu dem Schluss, dass der deutsche DAX Aktienindex mit dem Gold gerade mithalten konnte, die US-Indizes aber vom Goldpreis weit geschlagen wurden. Inzwischen ist Gold aber weiter gestiegen.
Hier die Goldpreise 2005 und 2006. Am 12. Mai 2006 hat der Goldpreis 720 $/oz überschritten.
Fakten:
Jay Taylor zeigt in "Where Is Gold Going" diesen Verlauf des DJ/Gold-Verhältnisses:
Vom Höhepunkt im Jahr 2000 mit 40:1 ist das Verhältnis schon ein Stück weg, aber in jeder Depression geht das Verhältnis in die Gegend von 1:1. Ob dieser Punkt bei 5.000 oder 100.000 erreicht wird, ist heute noch unbekannt. Übrigens, der selbe Artikel berichtet, dass Alan Greenspan sich seine fürstlichen Rednerhonorare in Gold auszahlen lässt. Er weiss offenbar warum.
Übrigens auch die immer noch superheisse US-Immobilienbubble deflationiert gegenüber Gold. Siehe auch John Hathaway "How Central Bankers Fritter Away Their Time (and Ours)":
Besonders seit Mitte 2005 war der Abfall besonders stark, obwohl die USD-Preise noch wenig nachgegeben haben. In der Realität ist die US-Immobilienbubble aber eine Scheinblase, die jetzt auch in USD-Nominalwerten zerplatzt.
Die Papier-Illusion in den Köpfen
In der Realität werden in den Medien unzählige Aktienkurse und Aktien-Informationen bereitgestellt, aber sonst fast nichts. Ein gutes Beispiel ist www.spiegel.de. Allein auf der Startseite findet man 7 verschiedene Aktien-Indizes, daneben einige Währungsrelationen sowie die Öl- und Goldpreise. Anleihen (Bond) Informationen sind generell schwierig zu finden.
Grundsätzlich kann man die Informationspolitik der Medien so kategorisieren:
Die Illusion der steigenden oder zumindest gleichbleibenden Aktienkurse wird selbstverständlich von den Zentralbanken mit ihren Niedrigzinsen gefördert. Sollten die Kurse in einem Crash abstürzen, steht bei der heutigen, weltweiten Verschuldung das gesamte, globale Fiat-Money-System am Spiel. Wie Bill Buckler im Privateer schreibt, wird dieses nur vom Vertrauen darin zusammengehalten. Sollte der US-Dollar abstürzen, was er eigentlich schon lange hätte tun sollen, stehen auch die anderen Währungen am Spiel, da sie allesamt Derivate des US-Dollars sind. Der weiter schnell steigende Goldpreis wird sehr bald höhere Zinsen erzwingen (in der Gegend von 20% - neuester Privateer), dann werden die Finanz- und Aktienmärkte zur untergehenden Titanic.
Ich habe diesen Zusammenhang schon in mehreren Artikel dargelegt, so etwa in "Was wäre wenn der Euro zerbricht?" oder "Triple A - Wie lange noch?".
Bill Buckler nimmt als kritische Grenze einen US-Dollar-Index von 80 an, der bisher noch nie unterschritten wurde. Wird dieser durch einen Dollar-Abverkauf unterschritten, ist es ein Zeichen, dass das Vertrauen in den US-Dollar und Rückzahlung der Dollar-Schulden massiv geschwunden ist. Das wird in den kommenden Wochen erreicht werden.
Ungemach von der Bond-Front
In der Zwischenzeit steigt nicht nur der Goldpreis massiv und fast alle anderen Rohstoffe (Commodities) auch. Man könnte es auch so formulieren, nachdem die Zentralbanken mit Niedrigzinsen und massiver Liquidität die Papier-Währungen synchron abwerten, sodass sie eine "synchronisierte Hyperinflation" durchführen.Der einzige "Auslass" daraus sind neben den verschiedenen Bubbles die Rohstoffe, denn eine Flucht in eine andere Währung bringt relativ wenig. Kupfer etwa ist 2006 schon um 75% gestiegen.
Nachdem die meisten Anleger aber nur Papierwerte und Immobilien als Asset-Klassen kennen, kann man sie eine Zeitlang auf diese Art täuschen.
Aber nicht für ewig. Denn an einer wenig beachteten Front tut sich neben dem Goldpreis auch etwas:
Bei den langfristigen Anleihen. Alle Werte sind derzeit im Sinken, besonders bei den ganz langfristigen Papieren mit fixer Verzinsung. Die Zinsen sind invers zum Anleihen-Kurs.
Die sinkenden Kurse bieten drei Interpretationen:
In habe hier die Kurse von zwei Staatsanleihen mit AAA-Rating dargestellt. Die 10-jährigen US-Treasury-Note und die 30-jährige deutsche Bund-Anleihe. Seit Januar 2006 sind beide Papiere signifikant gefallen. Der Treasury um ca. 6% und die lange Bundesanleihe sogar um 14%.
Im Jahr 1987 hat es auch einen solchen Bond-Crash gegeben, dem einige Monate später dann die Aktienkurse gefolgt sind. Erst wenn die Aktienkurse crashen werden die Anleger und Medien aufwachen. Daher steckt man auch die Energie der Kursstützung in die Aktienkurse. Das "Plunge Protection Team" ist an der Arbeit.
Hier ein "gerade noch lebender Fall": GM.
Deren Bonds sind durch Downgrading innerhalb von 2 Jahren von 120% auf 65% gefallen, also ein Verlust von mehr als der Hälfte des Wertes. Der Rest wird bei einem Konkurs auch noch verloren gehen, wie der Fall Parmalat zeigt.
Sollte GM Insolvenz mit 300 Mrd. $ Schulden anmelden müssen (kann jederzeit kommen), wird es ein richtiges Derivaten-Feuerwerk geben, denn an diesen Bonds hängen unzählige Credit Default Swaps und andere Zins-Derivate.
Generell ist ein Bond-Crash, wie er derzeit läuft für das Finanzsystem gefährlicher als ein Aktien-Crash, da ein Grossteil der 350+ Billionen (Trillions) $ Derivate an Zinsen und Bonds hängen.
Zusammenfassung:
Man kann ruhig sagen, dass derzeit (Mai 2006) eine Stealth-Deflation unterwegs ist, also eine "unsichtbare" Deflation der Papier-Finanzwerte gegenüber Gold und Rohstoffen.
Nachdem die "Welt" diesen Vorgang nicht sieht, da sie nur die nominalen Aktienkurse beobachtet, die durch Niedrigzinsen und das Plunge Protection Team nach oben manipuliert werden, sieht sie auch nicht, was wirklich vorgeht.
Sollte es den Zentralbankern gelingen, ihre synchronisierte Hyperinflation gegenüber Rohstoffen und Gold noch einige Zeit ohne Derivatencrash fortzusetzen, kommen wir zu Verhältnissen wie im Deutschland Anfang der 1920er Jahre (Weimarer Hyperinflation). Dort ist der Aktienindex ins Unermessliche gestiegen, real gegenüber Gold jedoch um über 90% zurückgegangen. Damals war nur ein Land betroffen, jetzt dagegen ist es die ganze Welt, inklusive der Reservewährung US-Dollar.
Trotzdem werden sich Aktien gegenüber Anleihen noch besser halten, wie sich heute bereits zeigt. Das verspricht nichts Gutes für die verschiedenen privaten Pensions-Vorsorge-Systeme, die primär Anleihen in ihren Portfolios haben. Wer nicht selbst richtiger Investor wird, wird diesen "Manager-Amateuren" mit ihrer Angestellten/Kleinanleger-Mentalität ausgeliefert sein. Wer hat noch vor einem halben Jahr langjährige Anleihen bei 3% Zinsen gekauft - die Lebens/Pensions-Versicherungen.
Wir sind eigentlich in einem perversen System. Es wird durch Kreditausweitung unglaublich viel Geld produziert. Damit dieses Geld jedoch nicht in die Verbraucherpreise geht, werden die Löhne durch Outsourcing nach Osteuropa und Asien heruntergedrückt. Damit entsteht der Eindruck einer niedrigen Konsumentenpreis-Inflation. Gleichzeitig werden die Leute zur Kreditaufnahme und damit zur eigenen Versklavung durch diese Kredite ermuntert. Durch das Hochhalten der Aktienkurse wird den Anlegern eine schöne Scheinwelt vorgespiegelt. Nur, zwei wenig beachtete Dinge trüben diese Scheinwelt inzwischen:
Das sind Anzeichen, dass sich die Finanzwelt nicht unendlich manipulieren lässt. Irgendwann werden sie feststellen, dass sie am falschen (Papier-) Dampfer sitzen. Dann wird die Herde aufwachen und feststellen müssen, dass sie eigentlich auf der Titanic die Liegestühle neu arrangiert. Das wird vermutlich erst sein, wenn sich das Heck der Titanic zur Fahrt in die Tiefe aufrichtet und jetzt das "Undenkbare" passiert.
Die wirkliche Deflation findet heute gegenüber Gold statt, und nicht gegenüber einer Papierwährung. Das war im Jahr 2000 noch anders, als der Glaube in das Papiergeld noch fest war. Der rasant steigende Goldpreis hat das geändert. Auch wenn es die "klassischen Deflationisten" nicht wahrhaben wollen. Deren Theorien stammen noch aus der Zeit des Gold-Standards. Im Fiat-Money-System sieht die Deflation anders aus.
Nachwort in eigener Sache: Bei einem Google-Search habe ich festgestellt, dass viele Finanz-Websites meine Artikel auf www.goldseiten.de verlinken. Das ist erlaubt, aber eine Text-Übernahme erfordert meine Zustimmung. Auch kommen jede Menge von E-mails, besonders auf "Geld-Himmel" und "Realitäts-Verweigerung". Diese Zuschriften liefern wertvolle Anregungen für weitere Artikel - Danke. Meine Kritik der "akademischen Welt" kam besonders gut an. Fast alle Zuschriften sind von Männern, es sind auch einige von freien Finanzberatern dabei. Ein Grossteil kommt von Unternehmern, die haben offenbar mehr Gespür als Angestellte. Fast komplett fehlen bisher Zuschriften von Finanzinstitutionen. Zuschriften von Journalisten oder Jobangebote fehlen überhaupt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich das Establishment primär um die eigene Karriere und nicht um die Zukunft kümmert. Ja nicht an etwas anstreifen, was die heile Welt erschüttern könnte. Hier ist auch eine Bubble, die noch platzen muss.
© Walter K. Eichelburg
walter@eichelburg.com
Die Welt blickt gespannt auf die US-amerikanischen Aktien-Indizes Dow Jones Industrial Average, S&P500 und NASDAQ, übersieht aber:
- dass sich Aktien im Rest der Welt besser entwickeln
- der Goldpreis massiv steigt
- die Anleihenkurse sinken, d.h. die langfristigen Zinsen steigen
Gary Dorsch schreibt am 10. April 2006 in einem interessanten Artikel "Gold Knows What No One Knows" über diese Problematik und kommt zu dem Schluss, dass der deutsche DAX Aktienindex mit dem Gold gerade mithalten konnte, die US-Indizes aber vom Goldpreis weit geschlagen wurden. Inzwischen ist Gold aber weiter gestiegen.
Hier die Goldpreise 2005 und 2006. Am 12. Mai 2006 hat der Goldpreis 720 $/oz überschritten.
Fakten:
- Im ganzen Jahr 2005 ist der Goldpreis in USD um ca. 100 $/oz gestiegen.
- In den ersten 4 Monaten 2006 ist der Goldpreis in USD bereits um 200 $/oz gestiegen, davon um ca. 150 $ ab Mitte März.
- Seit Sommer 2005 ist der Goldpreis in Euro von ca. 11.000 pro kg auf 17.600, also um ca. 60% gestiegen.
- Seit 2002 ist der Goldpreis in USD bereits um ca. 155% gestiegen, dagegen der Dollar-Index gegenüber anderen Währungen (primär Euro) um 30% gefallen.
- Der US-Dow Jones Aktien-Index ist innerhalb des letzten Jahres von ca. 10.400 auf jetzt 11.400 gestiegen, also um mickrige 9,6%.
- Wer aus dem Euro-Raum in US-Aktien investiert war, hat durch die Wechselkurse real verloren, gegenüber Gold ganz stark verloren.
- Der deutsche DAX-Aktienindex ist im letzten Jahr von ca. 4.300 auf 6.000 gestiegen, also um 39%
- Der österreichische ATX-Aktienindex ist ein Überperformer und ist im letzten Jahr von ca. 2.600 auf 4.200 gestiegen, also um 61%.
Jay Taylor zeigt in "Where Is Gold Going" diesen Verlauf des DJ/Gold-Verhältnisses:
Vom Höhepunkt im Jahr 2000 mit 40:1 ist das Verhältnis schon ein Stück weg, aber in jeder Depression geht das Verhältnis in die Gegend von 1:1. Ob dieser Punkt bei 5.000 oder 100.000 erreicht wird, ist heute noch unbekannt. Übrigens, der selbe Artikel berichtet, dass Alan Greenspan sich seine fürstlichen Rednerhonorare in Gold auszahlen lässt. Er weiss offenbar warum.
Übrigens auch die immer noch superheisse US-Immobilienbubble deflationiert gegenüber Gold. Siehe auch John Hathaway "How Central Bankers Fritter Away Their Time (and Ours)":
Besonders seit Mitte 2005 war der Abfall besonders stark, obwohl die USD-Preise noch wenig nachgegeben haben. In der Realität ist die US-Immobilienbubble aber eine Scheinblase, die jetzt auch in USD-Nominalwerten zerplatzt.
Die Papier-Illusion in den Köpfen
In der Realität werden in den Medien unzählige Aktienkurse und Aktien-Informationen bereitgestellt, aber sonst fast nichts. Ein gutes Beispiel ist www.spiegel.de. Allein auf der Startseite findet man 7 verschiedene Aktien-Indizes, daneben einige Währungsrelationen sowie die Öl- und Goldpreise. Anleihen (Bond) Informationen sind generell schwierig zu finden.
Grundsätzlich kann man die Informationspolitik der Medien so kategorisieren:
- a.) für den "Normalverbraucher" (Joe Sixpack) gibt es nichts. Er interessiert sich auch nicht für Finanzielles, ausser wie hoch er sein Konto noch überziehen kann. Er hat ohnehin nichts zum Investieren, denn 80% der Leute leben von der Hand in den Mund, davon auch viele "Höherrangige".
- b.) für die "Investoren" in den "höheren Schichten" gibt es verschiedene Aktienkurse und Indizies. Immer natürlich in der Notierungs-Währung. Damit kommen sie natürlich nicht dahinter, dass sie eigentlich gegenüber anderen Asset-Klassen verlieren.
- c.) Für Spezialisten, die über das Herkömmliche hinauszudenken vermögen, gibt es im Internet Spezialsites jeder Art. Informationen wie oben findet man etwa auf www.goldseiten.de, www.financialsense.com, www.gold-eagle.com.
Die Illusion der steigenden oder zumindest gleichbleibenden Aktienkurse wird selbstverständlich von den Zentralbanken mit ihren Niedrigzinsen gefördert. Sollten die Kurse in einem Crash abstürzen, steht bei der heutigen, weltweiten Verschuldung das gesamte, globale Fiat-Money-System am Spiel. Wie Bill Buckler im Privateer schreibt, wird dieses nur vom Vertrauen darin zusammengehalten. Sollte der US-Dollar abstürzen, was er eigentlich schon lange hätte tun sollen, stehen auch die anderen Währungen am Spiel, da sie allesamt Derivate des US-Dollars sind. Der weiter schnell steigende Goldpreis wird sehr bald höhere Zinsen erzwingen (in der Gegend von 20% - neuester Privateer), dann werden die Finanz- und Aktienmärkte zur untergehenden Titanic.
Ich habe diesen Zusammenhang schon in mehreren Artikel dargelegt, so etwa in "Was wäre wenn der Euro zerbricht?" oder "Triple A - Wie lange noch?".
Bill Buckler nimmt als kritische Grenze einen US-Dollar-Index von 80 an, der bisher noch nie unterschritten wurde. Wird dieser durch einen Dollar-Abverkauf unterschritten, ist es ein Zeichen, dass das Vertrauen in den US-Dollar und Rückzahlung der Dollar-Schulden massiv geschwunden ist. Das wird in den kommenden Wochen erreicht werden.
Ungemach von der Bond-Front
In der Zwischenzeit steigt nicht nur der Goldpreis massiv und fast alle anderen Rohstoffe (Commodities) auch. Man könnte es auch so formulieren, nachdem die Zentralbanken mit Niedrigzinsen und massiver Liquidität die Papier-Währungen synchron abwerten, sodass sie eine "synchronisierte Hyperinflation" durchführen.Der einzige "Auslass" daraus sind neben den verschiedenen Bubbles die Rohstoffe, denn eine Flucht in eine andere Währung bringt relativ wenig. Kupfer etwa ist 2006 schon um 75% gestiegen.
Nachdem die meisten Anleger aber nur Papierwerte und Immobilien als Asset-Klassen kennen, kann man sie eine Zeitlang auf diese Art täuschen.
Aber nicht für ewig. Denn an einer wenig beachteten Front tut sich neben dem Goldpreis auch etwas:
Bei den langfristigen Anleihen. Alle Werte sind derzeit im Sinken, besonders bei den ganz langfristigen Papieren mit fixer Verzinsung. Die Zinsen sind invers zum Anleihen-Kurs.
Die sinkenden Kurse bieten drei Interpretationen:
- a.) die Investoren wollen höhere Zinsen für das Risiko, das Papier solange zu halten (Default)
- b.) die Investoren wollen höhere Zinsen wegen steigender Inflationserwartungen. Das ist kein Wunder, sind doch die staatlichen Inflationsraten (CPI) gefälscht. Die USA haben ca. 8...10% reale Preissteigerungen, im Euroraum sind es sicher über 4%.
- c.) das Vertrauen in das Fiat-Money-System insgesamt sinkt. Es ist eine Umschichtung in Gold und andere Rohstoffe im Gang. Das ist die gefährlichste Interpretation insgesamt.
In habe hier die Kurse von zwei Staatsanleihen mit AAA-Rating dargestellt. Die 10-jährigen US-Treasury-Note und die 30-jährige deutsche Bund-Anleihe. Seit Januar 2006 sind beide Papiere signifikant gefallen. Der Treasury um ca. 6% und die lange Bundesanleihe sogar um 14%.
Im Jahr 1987 hat es auch einen solchen Bond-Crash gegeben, dem einige Monate später dann die Aktienkurse gefolgt sind. Erst wenn die Aktienkurse crashen werden die Anleger und Medien aufwachen. Daher steckt man auch die Energie der Kursstützung in die Aktienkurse. Das "Plunge Protection Team" ist an der Arbeit.
Hier ein "gerade noch lebender Fall": GM.
Deren Bonds sind durch Downgrading innerhalb von 2 Jahren von 120% auf 65% gefallen, also ein Verlust von mehr als der Hälfte des Wertes. Der Rest wird bei einem Konkurs auch noch verloren gehen, wie der Fall Parmalat zeigt.
Sollte GM Insolvenz mit 300 Mrd. $ Schulden anmelden müssen (kann jederzeit kommen), wird es ein richtiges Derivaten-Feuerwerk geben, denn an diesen Bonds hängen unzählige Credit Default Swaps und andere Zins-Derivate.
Generell ist ein Bond-Crash, wie er derzeit läuft für das Finanzsystem gefährlicher als ein Aktien-Crash, da ein Grossteil der 350+ Billionen (Trillions) $ Derivate an Zinsen und Bonds hängen.
Zusammenfassung:
Man kann ruhig sagen, dass derzeit (Mai 2006) eine Stealth-Deflation unterwegs ist, also eine "unsichtbare" Deflation der Papier-Finanzwerte gegenüber Gold und Rohstoffen.
Nachdem die "Welt" diesen Vorgang nicht sieht, da sie nur die nominalen Aktienkurse beobachtet, die durch Niedrigzinsen und das Plunge Protection Team nach oben manipuliert werden, sieht sie auch nicht, was wirklich vorgeht.
Sollte es den Zentralbankern gelingen, ihre synchronisierte Hyperinflation gegenüber Rohstoffen und Gold noch einige Zeit ohne Derivatencrash fortzusetzen, kommen wir zu Verhältnissen wie im Deutschland Anfang der 1920er Jahre (Weimarer Hyperinflation). Dort ist der Aktienindex ins Unermessliche gestiegen, real gegenüber Gold jedoch um über 90% zurückgegangen. Damals war nur ein Land betroffen, jetzt dagegen ist es die ganze Welt, inklusive der Reservewährung US-Dollar.
Trotzdem werden sich Aktien gegenüber Anleihen noch besser halten, wie sich heute bereits zeigt. Das verspricht nichts Gutes für die verschiedenen privaten Pensions-Vorsorge-Systeme, die primär Anleihen in ihren Portfolios haben. Wer nicht selbst richtiger Investor wird, wird diesen "Manager-Amateuren" mit ihrer Angestellten/Kleinanleger-Mentalität ausgeliefert sein. Wer hat noch vor einem halben Jahr langjährige Anleihen bei 3% Zinsen gekauft - die Lebens/Pensions-Versicherungen.
Wir sind eigentlich in einem perversen System. Es wird durch Kreditausweitung unglaublich viel Geld produziert. Damit dieses Geld jedoch nicht in die Verbraucherpreise geht, werden die Löhne durch Outsourcing nach Osteuropa und Asien heruntergedrückt. Damit entsteht der Eindruck einer niedrigen Konsumentenpreis-Inflation. Gleichzeitig werden die Leute zur Kreditaufnahme und damit zur eigenen Versklavung durch diese Kredite ermuntert. Durch das Hochhalten der Aktienkurse wird den Anlegern eine schöne Scheinwelt vorgespiegelt. Nur, zwei wenig beachtete Dinge trüben diese Scheinwelt inzwischen:
- der Goldpreis steigt unaufhörlich, und lässt sich auch nicht mehr niedermanipulieren
- die langfristigen Bond-Zinsen steigen auch
Das sind Anzeichen, dass sich die Finanzwelt nicht unendlich manipulieren lässt. Irgendwann werden sie feststellen, dass sie am falschen (Papier-) Dampfer sitzen. Dann wird die Herde aufwachen und feststellen müssen, dass sie eigentlich auf der Titanic die Liegestühle neu arrangiert. Das wird vermutlich erst sein, wenn sich das Heck der Titanic zur Fahrt in die Tiefe aufrichtet und jetzt das "Undenkbare" passiert.
Die wirkliche Deflation findet heute gegenüber Gold statt, und nicht gegenüber einer Papierwährung. Das war im Jahr 2000 noch anders, als der Glaube in das Papiergeld noch fest war. Der rasant steigende Goldpreis hat das geändert. Auch wenn es die "klassischen Deflationisten" nicht wahrhaben wollen. Deren Theorien stammen noch aus der Zeit des Gold-Standards. Im Fiat-Money-System sieht die Deflation anders aus.
Nachwort in eigener Sache: Bei einem Google-Search habe ich festgestellt, dass viele Finanz-Websites meine Artikel auf www.goldseiten.de verlinken. Das ist erlaubt, aber eine Text-Übernahme erfordert meine Zustimmung. Auch kommen jede Menge von E-mails, besonders auf "Geld-Himmel" und "Realitäts-Verweigerung". Diese Zuschriften liefern wertvolle Anregungen für weitere Artikel - Danke. Meine Kritik der "akademischen Welt" kam besonders gut an. Fast alle Zuschriften sind von Männern, es sind auch einige von freien Finanzberatern dabei. Ein Grossteil kommt von Unternehmern, die haben offenbar mehr Gespür als Angestellte. Fast komplett fehlen bisher Zuschriften von Finanzinstitutionen. Zuschriften von Journalisten oder Jobangebote fehlen überhaupt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich das Establishment primär um die eigene Karriere und nicht um die Zukunft kümmert. Ja nicht an etwas anstreifen, was die heile Welt erschüttern könnte. Hier ist auch eine Bubble, die noch platzen muss.
© Walter K. Eichelburg
walter@eichelburg.com