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Wöchentlicher Kommentar: Buffett verlor sein Silber

17.05.2006  |  Theodore Butler
Die kürzliche Enthüllung, dass der weltweit bekannte Investor Warren Buffett sein Silber verkauft hat, war ein Megaevent. Als er das Silber vor etwa acht bis neun Jahren erwarb, war dies eine bedeutende Nachricht, genauso wie der aktuelle Verkauf. Ich werde die mir bekannten Fakten aufzählen und dann erst werde ich spekulieren.

Buffett sagte immer, dass er den Verkauf des Silbers bekannt gibt und er hielt Wort. Auf der Jahrshauptversammlung seines Unternehmens nutzte er die Gelegenheit und teilte es der Öffentlichkeit mit. Während er den exakten Betrag, die Zeit und den Preis des Verkaufs nicht enthüllte, deutete er jedoch an, dass er "zu früh" verkauft hätte und das er aus dem Verkauf keinen Profit gezogen hätte. Ich fand diese Aussage sehr überraschend und zudem sehr ungewöhnlich für Buffett.

Laut der veröffentlichen Meldung hat Warren Buffett Anfang 1998 zu einem günstigen Preis (6 USD) eine größere Menge Silber gekauft (zwischen 90 und 130 Millionen Unzen). Buffett wusste genau, warum er das Silber damals kaufte. Er beschrieb die Fundamentaldaten in derselben Weise wie ich es getan habe und wie ich sie seit dem immer wieder publiziere. In einem damaligen Artikel schrieb ich über Warren Buffett, lobte seinen Geschäftssinn und gratulierte ihm.

Silber hat kürzlich neue Höchststände in einem Umfeld erreicht, in dem sich die Fundamentaldaten genau so entfallen, wie es von Buffett, mir und anderen erwartet wurde. Wieso verkaufte Buffett sein Silber frühzeitig? Warum konnte er von dem spektakulären Preisanstieg in den letzten Wochen nicht im vollem Umfang profitierten? Alles in allem ist dieser Mann eine Investmentlegende.

Hier nun meine Gedanken und Vermutungen, was passiert ist. Ich nehme an, daß Buffett sein Silber nicht freiwillig verkaufte, es wurde ihm genommen. Er verlor es durch die Spekulation mit Derivaten jener Art, die er öffentlich so verunglimpft.

Diejenigen, die den Silbermarkt genau verfolgen, haben die unglaubliche Zuverlässigkeit der Kauf-/Verkaufsmuster von Silberfutures der technisch-orientierten Fonds bzw. der Händler an der COMEX begriffen. Die Muster wurden im wöchentlichen Commitment of Traders Report (COT) dokumentiert, worüber ich in vielen unzähligen Artikeln geschrieben habe.

Ich glaube, dass Warren Buffett (oder seine Berater) ebenfalls begonnen haben, die zwingende Logik und die Kraft der COT-Daten zu nutzen. Vermutlich ist Buffett (oder seine Berater) zu einem Mitglied der "Wolfpacks" Händler geworden, welche den technisch-orientierten Fonds seit Jahren das Hemd ausziehen. Zudem glaube ich, dass Warren Buffetts Beteiligung am regelmäßigen Abzocken der technisch-orientierten Fonds endgültig damit geendet hat, das ihm sein Silber genommen wurde.

Es könnte so abgelaufen sein: Wenn die technisch-orientierten Fonds sich beim Silber auf die Long-Seite warfen, als der Preis durch zahlreiche gleitende Durchschnitte nach oben ausbrach, ist Buffett (oder seine Berater) gegen seine physischen Silberbestände short in Markt gegangen. Fiel der Preis durch die gleitenden Durchschnitte zurück und die technisch-orientierten Fonds haben wieder verkauft, wären diese Shortpositionen von Buffett mit substantiellen Gewinnen zurück gekauft worden.

Das tolle an diesem Schema war, dass diese Shortpositionen von den Regulatoren nicht als "nackt" betrachtet wurden, gleichwohl es viel mehr Angehörige des "Wolfpacks" gab, die ungedeckte Shortpositionen eingingen. (Ob es für jemanden der eine sehr große physische Silberposition besitzt legal ist, den Futureshandel unter dem Vorwand des Hedings zu dominieren, ist eine Frage die ich hier nicht beantworten möchte.)

Aber, das was über viele Jahre funktionierte, die Regelmäßigkeit der Käufe und Verkäufe der technisch-orientierten Fonds bei erwarteten Preispunkten, hörte vor acht Monaten auf zu funktionieren. Die technisch-orientierten Fonds drehten sich im September bei ca. 7,70 USD wieder auf die Long-Seite und die Händler gingen aggressiv short. Aber anstatt, dass der Preis kollabierte, wie er es in der Vergangenheit immer tat, verdoppelte er sich. Und er überraschte viele, inklusive mich. (Nicht bei den Kernpositionen, aber beim spekulativen Trading.) Ich denke, es erwischte Buffett ebenso. So stark, sodass er keine andere Wahl hatte seine Position physischen Silbers abzugeben, um seine Leerverkäufe bei ca. 7,50 USD abzudecken. Er hätte auch bei 12 USD oder 13 USD mit großem Verlust zurückkaufen können, während er sein Silber behalten hätte, aber diese Offenbarung wäre wahrscheinlich beschämend gewesen.

Dies würde erklären, warum Buffett mit dem Silber grundsätzlich gebrochen hat und so früh verkaufte. Ich bin mir sicher, dass er über die Jahre große Gewinne beim Handel gegen die technisch-orientierten Fonds erzielte, aber es liegt bei ihm, dies aufzudecken. Ich muss gestehen, dass ich ein bisschen darüber enttäuscht wäre, wenn meine Spekulation richtig wäre. Ich fühle mich von Buffett angesichts seiner Statements bzgl. Silber und Derivaten im Stich gelassen. Sicherlich wird dies für ihn geringe Konsequenzen haben. Weit bedeutender für ihn ist, dass seine Silberspiel-Derivate verloren gegangen sind. Was sollte man daraus lernen: Niemals sein Silber wegen ausgefallener Dinge auf Spiels setzen!

Es steht außer Frage, das dies ein bullisches Ereignis ist. Das Silber von Buffett hängt nicht länger über dem Markt und weit wichtiger: Das "Silber-Wolfspack" hat einen seiner wichtigsten Mitglieder verloren, wenn nicht sogar seinen Anführer (Ich hänge immer noch an China als Anführer, aber dies ist Spekulation).

Nimmt man die aktuelle günstige Marktstruktur, welche sich durch die COT-Daten definieren, so werden vermutlich die Händlern bei der nächsten Rallye nicht aggressiv leerverkaufen, wie ich kürzlich behauptet habe. Meine neue Spekulation über Buffett bestärkt meine Behauptung nur. Falls ich Recht habe, sollte man nach oben hin aufpassen.


Marginerhöhung

Ich möchte die letzte Runde der Marginerhöhungen an der COMEX für Silberfutures kommentieren. (www.nymex.com)

Treue Leser wissen, dass ich sehr selten Marginveränderungen erwähne. Dies resultiert daher, weil ich glaube, dass nicht alle Marginerhöhungen schlecht sind und zudem nicht automatisch zu Verkäufen auf der Long-Seite führen, wie viele behaupten. Da ich dieses Thema durch meine früheren Brokeraugen betrachte, weiß ich, dass Margins nur aus einem einzigen Grund existieren - um den Broker vor einer ungeschützten Kundenschuld zu schützen. Die Margins werden erhöht, wenn man fühlt, dass die Broker mehr Schutz benötigen und werden reduziert, wenn weniger Schutz benötigt wird.

Manchmal werden die Margins jedoch benutzt, um den Markt zu beeinflussen. Ich fühle, dass dies bei der letzten Runde von Marginerhöhungen der Fall war. Was diese letzte Marginerhöhung ungewöhnlich macht ist, dass die COMEX zum ersten Mal seit 25 Jahren die Marginanforderungen zwischen den vorderen Monaten (bis zum September-Kontrakt) und den weiter entfernten Kontrakten beim Silber unterschied.

Meiner Meinung nach hat die COMEX dies aus einem einzigen Grund getan - sie sahen Lieferprobleme auf Silber zukommen und versuchten so viele aus dem Markt zu räumen wie möglich.

Dies kann man ebenfalls in der Tendenz zur Backwardation erkennen, die sich beim COMEX Silber in den Kontrakten ab Dezember 2006 entwickelt hat. Die COMEX versuchte ihre wirkliche Absicht zu tarnen, indem sie ebenfalls eine Unterscheidung zwischen nahen Goldmonaten und den hinteren Goldkontrakten machte. Ein ernster Marktbeobachter weiß jedoch, dass dies bei Gold ziemlich dumm ist, da es dort kein ein Anzeichen einer Liefersqueeze gibt.

Sie müssen verstehen, dass alle Börsen inklusive der COMEX, die Regeln zugunsten ihrer wichtigsten Mitglieder setzen und auch in deren Sinn operieren und nicht für die breite Masse. In den meisten Fällen sind die wichtigen Mitglieder die leerverkaufenden Commercials. Diese Shortseller wollen so wenig Druck von außen auf die Silberlieferungen wie nur möglich und das ist der Grund warum sie es einfach machen und die Long-Investoren (und möglicherweise sogar außenstehende Shortseller) dazu verleiten, kurzlaufende Kontrakte zu liquidieren und dafür in entfernte Monate zu wechseln. Als generelle Regel kann man sagen, dass wann immer ein Finanzinstitut Sie dazu bringen will etwas zu tun, das grundlegende Motiv der Vorteil für das Institut und nicht für Sie ist. Bitte handeln Sie danach.


Barricks blaues Auge

Eine weitere Entwicklung die ich erwähnen möchte ist der Quartalsbericht von Barrick Gold. Wie erwartet verkündete Barrick wieder einen großen Verlust aus Gold-Shortpositionen. Gleichwohl dieser Verlust tief im Bericht vergraben war, wuchs der kombinierte Verlust der im ersten Quartal realisiert wurde und den offenen Positionen auf 5,5 Milliarden USD. Keine andere Einheit hat jemals so einen großen Verlust berichtet. www.barrick.com

Die Überraschung im Bericht von Barrick war das aggressive Eindecken bzw. die Rückkäufe der Gold-Shortpositionen. Im ersten Quartal wurden 25% der gesamten 20 Millionen Unzen an Goldshortpositionen zurückgekauft und seit dem Ende des ersten Quartals noch mehr. Während die ersten 4,7 Millionen Unzen die im ersten Quartal eingedeckt wurden Barrick 814 USD Millionen oder einen Verlust von 173 USD pro Unze kosteten, mussten sie für die letzten Millionen die am Ende des Quartals zurückgekauft wurde bereits 386 USD Millionen bezahlen bzw. verblüffende 386 USD pro Unze. Neben dem Verkaufen zum absoluten Goldtiefspreis in der letzten paar Jahre und dem Zurückkaufen beim absoluten Hoch, gibt es keinen anderen Weg so viel Geld pro Unze zu verlieren.

Die andere Überraschung im Bericht von Barrick war, dass sie obwohl sie einen großen Verlust durch die Eindeckung einiger Gold-Shortpositionen erlitten haben, immer noch einen Gewinn auswiesen. Dies ist das finanzielle Äquivalent zur Alchemie, die Blei in Gold verwandelt. Falls ich ein finanzielles Interesse an Barrick hätte, dann würde ich mich bei der SEC und dem Gremium für die Bilanzkriterien (Financial Accounting Standards Board) beschweren. Da ich kein solches finanzielles Interesse habe, kann ich mich nur über die Kreativität der Barrick-Buchhalter und -Anwälte wundern, die auf magische Weise Verluste in Gewinne verwandeln können. Ich wünschte mir, ich könnte diese Leute dazu bringen meine Steuererklärung auszufüllen.

Eine Sache, die ich in der Gold-Community noch nicht erwähnt gesehen habe, ist der Effekt der Rückkäufe von Barrick auf den Goldpreis. Das Gold massiv angestiegen ist als Barrick Gold gekauft hat, ist kein Zufall. Die annähernd sechs Millionen Unzen die Barrick kürzlich erworben hat, haben einen Gegenwert von mehr als 3,5 Milliarden USD. Es ist mehr als die Hälfte dessen, was der große Gold-ETF (GLD) hält. Erinnern Sie sich, GLD benötigte ein Jahr um die Hälfte seines Goldes zu kaufen; Barrick benötigt dazu ein paar Monate. Falls irgendjemand eine bessere Erklärung dafür hat warum Gold gestiegen ist, dann würde ich sie gerne hören.


Kein Anstieg in der Silberminenproduktion

Ein Brocken im Bericht von Barrick nachdem ich nicht gesucht habe, war ihre Schätzung für die Silberproduktion im Jahr 2006. Barrick war letztes Jahr der fünftgrößte Silberproduzent der Welt (www.goldsheetlinks.com). Falls ich nicht irgendwas verpasst habe, dann liegt die geschätzte Silberproduktion für 2006 mit 10 Millionen Unzen um 50% unter der kombinierten Produktion von Placer Dome und Barrick mit insgesamt annähernd 21 Millionen Unzen. Ich nehme an, der Grund des Rückganges ist die Erschöpfung einer Reihe von Minen, vor allem aber der Eskay Creek (die Barrick von Homestake Mining erworben hat).

Kombiniert mit dem 20%igen Einschnitt bei der Produktion der weltgrößten Mine, der Cannington in Australien, der vor wenigen Wochen verkündet wurde, ist es schwer zu glauben, dass sich die Silberproduktion dieses Jahr erhöhen wird. Nicht, wenn die Nummer eins und die Nummer fünf der Produzenten so massiv rückgängig sind.


Die ETF-Gewinne

Ich plante diese Woche auf Grund einer großen Anzahl von E-Mails über eine Reihe von unterschiedlichen Themen zu schreiben, aber ich werde diese verschieben, um zwei spezielle Ereignissen zu behandeln: Den Handelsstart des Silber-ETF (Exchange Traded Fund) und dem Silberverkauf von Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Es gibt für mich keinen Zweifel daran, dass beide Ereignisse langfristig hochgradig bullisch für Silber sind.

Seit ich meinen letzten Artikel geschrieben habe, hat der Silber-ETF (AMEX-Symbol: SLV) seinen Handel aufgenommen. In etwas mehr als einer Woche hat er bereits über 48 Millionen Unzen Silber an Bestand aufgenommen. Gleichwohl es kein Geheimnis ist, dass ich skeptisch darüber gestimmt war, ob die Behörden ein Wertpapier mit einem derartigen Einfluss auf den Silberpreis zulassen würden, lag ich falsch. Jedoch lag ich nicht darin falsch, dass es einen großen Einfluss auf den Silberpreis haben würde. Silber hat sich in den acht Monaten seit der Einreichung des ETFs verdoppelt.

Nun ist der Silber-ETF da und läuft, wohin gehen wir jetzt? Zweifellos wird das Akkumulationstempo der ersten Woche nachlassen, aber für einige Zeit anhalten. Wir haben dieses Muster beim Gold-ETF (GLD) gesehen, nämlich, einen Sprint und dann ein Abflachen der Akkumulation, jedoch mit höheren Gesamtständen einundhalb Jahre nach der Auflegung. In der Tat könnte man mit einer höheren proportionalen Akkumulation beim Silber-ETF als bei der Goldversion argumentieren.

Genau wie der große Weiße Hai, der als die perfekte Fressmaschine im Meer beschrieben wird, so ist der Silber-ETF die perfekte "Silber-Vertilgungsmaschine". Ich sage dies, weil der ETF eine Verbindung zwischen der besten Anlagemöglichkeit der Welt und dem größten investierbaren Geldpool der Welt kreiert hat. Bis jetzt investierten institutionelle Investoren überwiegend nicht in Silber. Sehr wenige konnten mit Futures handeln, um die Lieferung zu bekommen oder die echte Ware direkt erwerben. Nun können sie es, da die meisten institutionellen Investoren mit Aktien handeln dürfen und dies die Form des Silber-ETF ist.

Ich glaube, dass sich die Silberwelt am 28. April 2006, als der Silber-ETF den Handel aufnahm und die Silbertür für institutionelle und Pensionskonten geöffnet hat, dramatisch verändert hat. Es ist für mich unfassbar, dass viele institutionelle Investoren das wahre Potential von Silber als Investment und ihre neu geschaffene Fähigkeit daran teilzuhaben, nicht begreifen werden.

Vor Jahren schrieb ich einen Artikel mit dem Namen "Die Silberherausforderung" in welchem ich den Leser ermutigte die Fakten bzgl. Silber genau zu studieren und zu versuchen nicht damit abschließen in Silber zu investieren. Diejenigen welche die Herausforderung annahmen und Silber kauften, wurden und werden weiterhin fürstlich belohnt. Es gibt viele institutionelle Geldverwalter die immer auf der Jagd nach guten Anlagemöglichkeiten sind. Einige davon werden Silber finden. Es gibt andere institutionelle Manager denen bereits die Verdienste des Silbers bewusst sind, aber bisher nicht fähig waren es zu erwerben, weil es ein Metall war und keine Aktie. Dank dem ETF ist Silber nun eine Aktie.


Nachahmer

Zum Abschluss und widerstrebend muss ich wieder einmal das Thema des Plagiats ansprechen. Ich finde es nicht höflich oder amüsant, wenn Leute meine Arbeit ohne Erlaubnis kopieren oder zitieren. Ich gebe mein Wissen und meine Meinung frei und öffentlich wider. Das bedeutet nicht, dass es ohne Anerkennung zu Gunsten der Einnahmen eines andern vervielfältigt werden kann. Lassen Sie mich die Schuldigen daran erinnern, dass Plagiat Diebstahl ist und Diebstahl ist gegen das Gesetz, Moral und die religiösen Grundsätze, die jedem bekannt sind. Sie müssen kein Bibelexperte sein um dies zu wissen, dazu müssen Sie nur die zehn Gebote lesen.


© Theodore Butler

Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 08.05.2006 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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