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Der arme Bernanke kann nicht gewinnen!

19.05.2006  |  Dr. Marc Faber
Wäre ich früher Lektor an einer Universität gewesen und hätte ich zu dieser Zeit die Möglichkeit gehabt den Studenten Ben Bernanke zu benoten, dann hätten wir heute einen anderen Vorsitzenden der Fed. Ich hätte ihn durch seine letzte Prüfung fallen lassen. Ich hätte ihm erklärt, dass er besser den Beruf des Druckers erlernen sollte als den des Ökonomen.

In einer Druckerei hätte er alles drucken können, aber er wäre der Welt zumindest in der amerikanischen Federal Reserve erspart geblieben. In der Fed wird er unweigerlich den Fußstapfen seines Vorgängers Greenspan folgen und weiterhin Geld drucken.

Unter ihm wird der US-Dollar damit fortfahren zunehmend seine Kaufkraft gegenüber Waren und Anlagenwerte zu verlieren, wie er es seit der Gründung der amerikanischen Federal Reserve im Jahr 1913 getan hat. Es ist wahr, dass die Fed die kurzfristigen Zinsen seit Juni 2004 von 1% auf 4,75% angehoben hat, aber nur in kleinen Schritten und zur gleichen Zeit ohne wirkliche Verknappung.

Die Anleihenrenditen lagen zwischen 1962 und 1979 unter dem nominalen Wirtschaftswachstum. Dies war ebenfalls eine Periode in der sich die Inflation beschleunigte und der Goldpreis von 35 USD in den 60ern auf 850 USD im Januar 1980 anstieg. Am Ende der 1970er erhöhte Volcker, der einzige solide Zentralbanker den die USA in den vergangenen 50 Jahren aufweisen kann, die Zinsen massiv und quetschte die Wirtschaft aus.

Danach lagen die Anleiherenditen bis in die späten 1990er über dem nominalen Wirtschaftswachstum, was uns eine Periode der Disinflation bescherte. Aber nun liegen aktuell und seit einigen Jahren, die Renditen für US-Anleihen nicht nur unter dem nominalen Wirtschaftswachstum, sondern auch unter der Inflationsrate. Dies ist offensichtlich inflationär. Die Marktteilnehmer sind jedoch nicht vollkommen verblödet.

Während Herr Bernanke so viel Geld drucken kann wie wer möchte und damit den inflationierten amerikanischen Aktien- und Häusermarkt stützt, kann er die amerikanischen Anlagen nicht davor schützten gegenüber Gold zu fallen und über die letzten ein und fünf Jahren betrachtet, hat Gold die amerikanischen Aktien signifikant outperformed.


Gold stieg um 50%

In der Tat ist Gold seitdem Bernanke zum Fed-Vorsitzenden berufen wurde um fast 50% gestiegen. Des Weiteren ist Gold, während der S&P und der NASDAQ seit Jahrsanfang um 5% in US-Dollar gestiegen sind, um mehr als 20% angestiegen. (Ich füge vielleicht hinzu, dass durch den gesunden Singapur Dollar und den Schweizer Franken, der S&P500 sowie die NASDAQ in diesen Währungen in diesem Jahr sehr flau verliefen).

Wir können also sehen, dass während Bernanke in der Tat so viel Geld drucken kann wie er möchte, der Wert von US-Dollar-Anlagen einfach weiterhin gegenüber Gold und weniger überstrapazierten ausländischen Währungen an Wert verlieren werden. Es ist wichtig hinzuzufügen, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass in den nächsten Tagen alle Anlagemärkte, inklusive Gold und Silber eine substantielle Korrektur erleben werden.

Jedoch erwarte ich, dass die asiatischen Zentralbanken, speziell die chinesische Zentralbank, bei jeder Korrektur ihre Goldreserven ausweiten werden. Bitte beachten Sie, dass die prozentuellen Goldreserven der chinesischen Zentralbank nicht fielen, weil sie Gold verkauften, sondern weil ihre Dollarreserven in den letzten 10 Jahren massiv angestiegen sind. In der Tat besitzen alle asiatischen Zentralbanken kaum Gold.

Somit werden irgendwann all jene die nicht über so viel Voraussicht verfügen, sogar die asiatischen Zentralbanker, realisieren, dass Investments in amerikanische Staatsanleihen nicht der klügste Weg sind um ihre Reserven zu verwalten. Und wenn dies dann schlussendlich eintrifft - ich nehme an wenn Gold über 1.000 steht USD - dann werden zusätzliche Goldkäufe den Goldpreis scharf nach oben treiben!


Die Verschuldung ist zu hoch

Es gibt noch einige andere Punkte zu beachten. Meiner Meinung nach wird es für Bernanke in der Zukunft niemals möglich sein, eine Verknappung wie Volcker von 1979 bis 1980 durchzuführen und dies sogar dann, wenn die Umstände nach solch einer Aktion schreien! Warum? Weil zu jener Zeit, als Paul Volcker eine wirklich knappe Geldpolitik einführte, die Verschuldung in Prozent des BIP bei gerade einmal 120% lag und die Vermögenspreise bei Eigenheimen und Aktien am Boden lagen.

Aber heute hätte eine knappe Geldpolitik wie bei Volcker, bei einer Gesamtverschuldung von über 320% des BIP und mit Vermögenspreisen die böse inflationiert sind, eine tödliche Auswirkung auf den amerikanischen Konsum. Dieser ist dank der Geldgewinnung durch die gestiegenen Eigenheimpreise der einzige Antrieb der Wirtschaft. Ich glaube tatsächlich, dass Herr Bernanke angesichts des aktuellen amerikanischen Schuldenniveaus wirklich keine andere Wahl hat, als mehr und mehr Geld zu drucken, sofern er eine deflationäre Rezession/Depression vermeiden will.

Gleichwohl die Fed die kurzfristigen Zinsen seit Juni 2004 in kleinen Schritten angehoben hat, ist das Geld einfach nicht knapp. Im vierten Quartal 2005 stieg die Verschuldung im Finanz- und Nicht-Finanz-Bereich um 39% stärker an, als noch im zweiten Quartal 2004, als die Fed begann die kurzfristigen Zinsen zu erhöhen.

Während der Fed-Funds-Satz jetzt 4,75% beträgt, im Gegensatz zu 1% damals, liegt die wahre Preisinflation (nicht die vom "Wahrheitsministerium") zwischen 5 und 6%, so daß sich die Kreditaufnahme weiter lohnt, solange die realen Sätze negativ bleiben.


Übermäßiges Vertrauen

Ich möchte ebenfalls anfügen, dass es keinen Ökonomen mit einer Menge an Titeln benötigt, um zu sehen, dass die Vermögenspreise wenn Geld "knapp" wäre nicht steigen würden und nicht eine ungezügelte Spekulation in allen Märkten um sich greifen würde. Was mich in der Tat überrascht, ist, wie viele Investoren sich darüber sorgen machen, wie weit der Goldmarkt von gut und böse entfernt sei, aber zuversichtlich für Investments in amerikanische Aktien sind.

Jedoch ist die Spekulation in Aktien mindestens so weit verbreitet wie an den Rohstoffmärkten und daher werden, wenn alle Anlagemärkte schlussendlich korrigieren, was ich in kürze erwarte, alle Anlagemärkte zur selben Zeit einen Ausverkauf erleben. Genau in derselben weise, wie alle im Einklang seit Oktober 2002 angestiegen sind. Es ist nicht notwendig zu betonen, dass solch eine Korrektur zu einem kurzfristigen Rückschlag der Anleihenkurse führen könnte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass je höher der S&P500 steigt, desto mehr wird der US-Dollar an Wert gegenüber Gold und ausländischen Währungen verlieren. Meiner Meinung nach wird die Underperformance von amerikanischen Anlagen gegenüber ausländischen Anlagen und Edelmetallen, welche im Jahr 2002 begann, soweit ich sehen kann weitergehen.


© Dr. Marc Faber



Der Originaltext ist am 15. Mai 2006 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.



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