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Philip Barton: "Gold ist kein Geld" - Oder doch?

30.11.2015
Mit zwei unter diesem Titel veröffentlichten Artikeln hat Steve Saville (siehe hier und hier) in ein Wespennest gestochen, indem er seine Leser dazu aufforderte, die Sache realistisch zu betrachten und sich zu fragen, ob Gold in irgendeiner modernen Wirtschaft tatsächlich eine Geldfunktion erfüllt. Er schreibt, dass in den Reaktionen darauf oft die Behauptung aufgestellt wurde, dass es einen Unterschied zwischen Währung und Geld gebe und dass Gold noch immer Geld sei, auch wenn es nicht mehr als Währung verwendet wird.

Der Gedankengang dahinter scheint zu sein, dass eine Währung ein Tauschmittel ist, das den Besitzer wechselt, um verschiedene Transaktionen auszuführen, während Geld ein vergleichsweise schwer greifbares Konzept darstellt. Das scheint mir allerdings keine nützliche Art zu sein, Geld und Währungen zu betrachten. Es sieht vielmehr nach dem Versuch aus, die Realität zu ignorieren.

In seinen Artikeln gelingt es Saville ziemlich gut, verschiedene große Gedanken der Wirtschaftslehre zu zitieren und zusammenzufassen - wenn auch nur, um sie anschließend zu verwerfen. Im aktuellen Fall erweckt er den Eindruck einer gewissen Frustration angesichts all derer, die einfach nicht akzeptieren können, dass die Dinge nun einmal sind, wie sie sind, wenn es um Geld geht. Alternative Definitionen bezeichnet er als "esoterisch" - ein Vorwurf, dem jede logische Grundlage fehlt. Er trommelt eine eindrucksvolle Armee aus Strohmännern zusammen, die seine Opposition darstellen, und von denen manche leichter zu besiegen sind, als andere. Seinen eigenen Angaben nach hat Saville mit diesen Artikeln in ein großes Nest voller Gold-vernarrter Wespen gestochen.


Bleiben wir realistisch

Ich beantworte zuerst die in Savilles Artikel eingangs geäußerte Herausforderung "Wo ist Gold als Zahlungsmittel im Umlauf?" mit dem romantischen "wo immer freie Menschen Handel treiben". Allerdings gibt es heutzutage keinen Ort mehr, an dem diese Freiheit geschützt wird, an dem auf Bestimmungen zu gesetzlichen Zahlungsmitteln und die damit einhergehenden Hindernisse verzichtet wird, die Gold als Tauschmittel verdrängen.

Es gibt allerdings auch eine pragmatische Antwort auf diese Frage: 2010 schätzte der World Gold Council, dass weltweit jeden Tag rund 80 Mio. Unzen Gold den Besitzer wechseln. Wenn der Goldmarkt ein Land wäre, läge seine Wirtschaftskraft im globalen Vergleich an 60. Stelle und damit deutlich über dem Durchschnitt.

Wäre der Goldhandel ein Unternehmen, wäre seine Marktkapitalisierung zehnmal so hoch wie die von Apple. Nur die Vereinigten Staaten und Japan wagen es, (zum großen Teil monetarisierte) Staatsschulden anzuhäufen, die die weltweiten Goldbestände um ein Vielfaches übersteigen und auch die Marktkapitalisierung ihrer jeweils einhundert größten Unternehmen übertreffen. Diese riesigen Goldmengen, die permanent in Bewegung sind, können nur eine monetäre Funktion erfüllen.


Werte und Währungen

Es besteht ein sehr realer und in der Praxis bedeutsamer Unterschied zwischen einem Tauschmittel und dem wirtschaftlichen Wert, den es kontrolliert. Werte werden in jeder Währung gehandelt und wir messen diese Werte jeweils in der Einheit, die wir persönlich als Geld verwenden. Verrechnungseinheiten sind mathematische Werkzeuge, die wir entlang der Preis-Achse von analytischen Charts oder im Rahmen unserer eigenen, persönlichen Preisbewertungen verwenden.

Mathematiker würden sagen, dass Geld einen metrischen Raum definiert. In den Geschäftsbüchern, die wir vielleicht führen, werden die Posten den Konventionen entsprechend im jeweiligen gesetzlichen Zahlungsmittel abgerechnet. Für uns selbst bewerten wir die Posten und Preise jedoch unterschiedlich - der übliche Gedanke dahinter ist "Geld ist nicht alles."

Die Wechselkurse der modernen Währungen schwanken Stunde um Stunde. In jeder Währung sehen sie Preischarts etwas anders aus, selbst wenn man die gleiche Ware zur selben Zeit an einem bestimmten Lieferort betrachtet. Die Vielfalt dieser schwer fassbaren Ausprägungen von "Geld" und der Aufwand, der an den Devisenmärkten betrieben wird, um die Währungen untereinander und gegenüber den Kapitalströmen zwischen ihren jeweiligen Handelszonen auszubalancieren, führt die Behauptung ad absurdum, sie würden die ideale Form von Geld darstellen.

Die an den Devisenmärkten gehandelten Kapitalsummen entsprechen etwa 4,4 Milliarden Unzen Gold, d. h. ihr Handelsvolumen ist 55 Mal so hoch wie das der globalen Goldmärkte an einem beliebigen Tag. Und die Devisenmärkte müssen jeden Tag geräumt werden, um all diese Währungskurse ins Gleichgewicht zu bringen.

Für den Goldpreis gibt es in jeder wichtigen Währung einen gesonderten Chart. Wenn Gold stattdessen das übliche Zahlungsmittel wäre, würden all diese Charts auf eine einzige monotone, flache Preislinie reduziert!

Als geeignetes Tauschmittel sehen wir etwas an, das einen indirekten Handel ermöglicht und und den kleinstmöglichen Wertverlust bietet. Indirekter Tausch verursacht immer Kosten in Form der Geld-Brief-Spanne; wir verkaufen, was wir produzieren, und kaufen, was wir benötigen. Indirekte Kredite (in Form von Papiergeld) senken diese Kosten und gesetzliche Bestimmungen bezüglich der zulässigen Zahlungsmittel verteilen sie auf die Gesellschaft, aber sie sind dennoch nicht gleich Null. Nichts ist umsonst.

Wenn schnell abgewickelte Geschäfte auf lokaler Ebene die gesamte Wirtschaft ausmachen würden, wären die modernen Währungen zweifellos die passende Lösung. Doch die Äquivalenz oder Gleichheit von Geld und Währung bricht zusammen, sobald eine Währung über einen längeren Zeitraum anstelle der wirtschaftlichen Güter gehalten werden muss, die sie kontrollieren soll, oder sobald sie die Grenzen ihrer ursprünglichen Handelszone überschreitet.

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