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Interview mit Frederic Panizzutti: "Es ist trendy Gold zu besitzen"

25.05.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
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V.R: In Deutschland konnte man in den vergangnen Monaten von Edelmetallhändlern hören, dass kleinere Silberbarren bei den Herstellern ausverkauft waren. Somit konnte teilweise nur 60-70% der Nachfrage nach diesen Produkten gedeckt werden. Bestehen hier wirklich schon Engpässe am Markt oder sind die Barrenhersteller nur zu spät auf den Trend aufgesprungen? Besteht beim verarbeiteten Silber wirklich ein Trend zu Knappheit?

F.P: Dies trifft sowohl für Silber als auch für Gold zu. In den letzten vier Monaten ist mit dem Preisanstieg viel Material aus Asien und dem Mittleren Osten zurück in die Raffinerien gekommen. Jeder wollte opportunistisch die hohen Preise nutzen, um seine Bestände zu verkaufen. Aktuell aber wird wieder verstärkt Gold und Silber nachgefragt, denn die Hochzeitsperiode in Indien hat begonnen sowie die Schmuckproduktion in der Türkei und in Italien für die Sommersaison. Man stellte plötzlich fest, dass die Bestände, die für den kurzfristigen Zugriff lokal vorhanden waren, verarbeitet waren.

Die Edelmetalle liegen jetzt nur noch in Form von großen Standardbarren in London und Zürich vor. Wir sehen aktuell überall eine riesige Nachrage nach Gold- und Silberprodukten. Es gibt aktuell genug Gold und Silber, es ist jedoch nicht am richtigen Ort und nicht in der richtigen Form. Es muss erst wieder umgewandelt werden von großen in kleine Barren. Hier haben wir aktuell eine solch große Nachfrage, dass es bereits eine Warteliste gibt. Darum finden Sie aktuell einige Produkte so schwierig auf dem Markt, weil das Material einfach nicht in der richtigen Form am richtigen Ort vorhanden ist. Sollte der Preis und die Nachfrage noch weiter ansteigen, dann könnte es im Juni im physischen Bereich zu einer kleinen Squeeze kommen.


V.R: Das bedeutet für den Investor also, dass er einfacher einen Silberstandardbarren als die gleiche Menge in Maple Leaf bekommt?

F.P: Maple Leaf nicht unbedingt, aber bei kleine Barren trifft dies zu.


V.R: Würden Sie damit auch sagen, dass ein Trend zur Enthortung, der bereits bestanden hat, schon wieder nachgelassen hat? Das also die Kleinanleger, die sich in den 1970er Jahren mit Silber eingedeckt haben bereits ihre Bestände abbauen bzw. die Tendenz besteht, das diese bei steigenden Kursen ihre Positionen abbauen?

F.P: Ich glaube, dass die meisten langfristigen Positionen bereits zwischen 500 und 700 US$ abgebaut wurden. Wir haben in den letzten Jahren viel Material zum umschmelzen bekommen. Das was wir jedoch in der letzten Zeit bekommen haben, ist Restmaterial von professionellen Akteuren, also beispielsweise aus der Schmuckindustrie. Was die Privaten hatten, ist also bereits verkauft worden bzw. diejenigen die noch nicht verkauft haben, werden es auch nicht mehr verkaufen. Die Positionen, die jetzt bestehen sind neue Positionen die bei 500, 600 oder 700 US$ eingegangen worden sind. Das ist der Grund warum wir davon ausgehen, dass es möglich ist, dass Gold und Silber weiter ansteigen.


V.R: Das bedeutet nun also, dass die ängstlichen Hände bzw. das dumme Geld aus dem Markt verschwunden ist? Wenn also diese ängstlichen Hände in den Markt zurückkehren würden, dann gäbe es ja schon fast kein Gold mehr für diese? Wenn also die Privatanleger massiv auf diesen Zug aufspringen, dann könnte es auch bei Gold zu einer Knappheit kommen?

F.P: Es könnte zu einer kurzfristigen Knappheit kommen, da es momentan noch genügend Gold und Silber gibt. Die Frage ist nur wo es ist und wie es gelagert wird. Man muss es transformieren und das benötigt Zeit. Es ist am physischen Markt nun mal so, dass alle im gleichen Moment kommen und dasselbe möchten.


V.R: Es wäre also im Falle, dass der Goldpreis auf 870 US$ steigt, damit ein neues Allzeithoch markiert und die Massen an die Bankschalter rennen, wirklich möglich, dass es einfach nichts mehr gibt? So wie beispielsweise während der Silberhausse in den 1980ern als die Wartezeit für Silbermünzen drei Monate betrug?

F.P: Es könnte unter gewissen Umständen passieren, aber ich glaube nicht das es kommt. Aber es wäre durchaus im Bereich des Möglichen.


V.R: Aber zumindest die Gefahr weiterer Enthortung wäre angesichts dieser Tatsache zu vernachlässigen?

F.P: Ja, aber ich glaube die physische Nachfrage ist nur eine Komponente des Preises. Die Investoren und Spekulanten haben einen viel größeren Einfluss, weil sie viel größere Volumen bewegen. Die physische Nachfrage kommt nach und hilft den Trend zu festigen, aber es sind großteils große Investoren und Fonds die den Preis bestimmen.

V.R: Das heißt, der Trend wird eigentlich vom Terminmarkt vorgegeben, obwohl die Fundamentaldaten nur vom physischen Markt beeinflusst werden?

F.P: Ja, genau!


V.R: Vielen Dank, das Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben.


Das Interview wurde am Rande des Rohstoff & Goldkongress 2006 am 13. Mai 2006 in München geführt.



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