Immer einen Schritt voraus
17.12.2015 | Captain Hook
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Des Weiteren sollte uns bewusst sein, dass es an der Zeit ist, über die Möglichkeit einer langfristigen Trendwende nachzudenken, falls das SPX/Gold-Verhältnis wieder bis zum gleitenden Durchschnitt der letzten 200 Monate steigen kann. Noch sind wir jedoch nicht an diesem Punkt und ehrlich gesagt wäre eine solche Entwicklung angesichts des Ausmaßes des letzten Crashs auch ziemlich überraschend. Wenn der langfristige Abwärtstrend weiterhin Bestand hat, rechnen wir derzeit also schlimmstenfalls mit einem Test des gleitenden Durchschnitts der letzten 200 Monate. Allerdings kann ein 38,2%-Retracement in solchen Fällen ebenfalls nie ausgeschlossen werden. Die weitere Entwicklung lässt sich daher nicht mit Sicherheit vorhersagen. Klar ist nur, dass eine Abwärtsbewegung bis zu den Tiefs von 1980 zu erwarten ist, sobald das Retracement abschlossen ist. Dann sollte das Verhältnis bis auf unter 0,25 Punkte fallen.
Im Hinblick auf die westlichen Papierpreisbildungsmechanismen, die gemeinhin als "Märkte" bezeichnet werden und an denen erstaunlicherweise noch immer die weltweit geltenden Kurse ermittelt werden, lässt sich feststellen, dass die Entwicklung der COT-Daten bzw. der Stimmung an der COMEX eine Rally des Goldkurses mittlerweile möglich macht. Das Open Interest und die Wetten der Spekulanten am Silbermarkt sind jedoch noch zu bullisch, als das dies den Beginn einer bedeutenden Umkehr darstellen könnte. Jede Rally in den kommenden Tagen sollte daher als etwas Vorübergehendes betrachtet werden.
Solange die großen und kleinen Spekulanten bullische Wetten auf Silber abschließen, müssen wir warten, bis das Open Interest auf unter 150.000 Kontrakte fällt (hoffentlich eher auf etwa 120.000), bevor sich ein Boden bilden kann. Warum tun sie das nur trotz der katastrophalen Entwicklung der Silberkurse in den letzten Jahren noch immer? Der Grund ist wohl das enorme Aufwärtspotential von Silber, aber sie sind dennoch dumm, denn sie spekulieren an einem manipulierten Markt, und gierig, denn sie sollten lieber physische Edelmetalle kaufen, statt kreditfinanzierte Futures, die ihnen Monat für Monat nur Verluste bescheren.
Letztlich könnte sich jede Unze physischen Metalls im Verhältnis von 35:1 gegenüber dem aktuellen Niveau auszahlen, wenn Silber die Gewinne wiederholen kann, die der Kurs zwischen dem Ende der Korrekturbewegung Mitte der 1970er Jahre (1976) und dem Spitzenwert im Jahr 1980 verzeichnete. Ist das nicht eine ausreichende Hebelwirkung? Oder wollen Sie lieber im Irrenhaus landen, weil Sie Ihre kompletten Ersparnisse an den den Terminbörsen verzockt haben, nur um dann fünf Jahre später zu erleben, wie die Rohstoffpreise um das 35fache ansteigen?
Falls Sie in den nächsten Jahren durch die Straßen von New York laufen, sollten Sie sich nicht nur vor Aktienspekulanten in Acht nehmen, die ihrem Leben mit einem Sprung vom Hochhausdach ein Ende setzen, sondern auch vor den Idioten, die ihr Geld an den Papiergold- und Papiersilbermärkten angelegt haben.
Unsere regelmäßigen Stimmungsanalysen im Universum der Edelmetall-ETFs zeigen, dass es in diesem Sektor ähnlich aussieht. Dort liegen die Put/Call-Ratios des Open Interest bei 0,32 für den SLV und bei 0,54 für den AGQ, d. h. es gibt keine Hoffnung auf einen Short Squeeze, solange die Werte nicht auf mindestens 1 steigen.
Aus diesem Grund sollte man für die nahe Zukunft im Bezug auf die Edelmetalle noch nicht zu optimistisch sein, auch wenn die Verhältnisse in den Abbildungen 1 und 2 möglicherweise in der Nähe sehr bedeutsamer Umkehrpunkte notieren. In der ersten Phase einer langfristigen Trendwende kann es durchaus sein, dass nicht nur diese beiden Kurven fallen, sondern dass auch die Rohstoffpreise weiter sinken, wenn auch nicht so schnell wie die Aktien, die von ihren Höhenflügen zurück zur Erde stürzen (eine solche Entwicklung würde eine 'Deflationshysterie' auslösen).
Die Nominalpreise könnten im Rohstoffsektor also noch etwa sechs Monate lang fallen, wenn die Geschichte uns einen guten Anhaltspunkt bietet. Die Deflationshysterie wird schließlich dazu führen, dass die Schwachköpfe bei den Hedgefonds aufhören, so enthusiastisch Edelmetallderivate und die Derivate der Derivate zu kaufen, weil ihnen dann endlich bewusst wird, dass sie das auch nicht nach Elysium bringt.
Doch was ist mit der rasanten Verringerung der physischen Edelmetallvorräte des Westens, der steigenden Nachfrage des Ostens und der zunehmenden Kriegsgefahr - Faktoren, die die Edelmetallnachfrage jederzeit parabolisch anwachsen lassen könnten? Würde das nicht dazu führen, dass die fehlerhaften und betrügerischen Marktmechanismen des Westen ihre Bedeutung für die Preisfindung im Edelmetallsektor verlieren? Die Antwort darauf ist natürlich ein kräftiges "ja" - allerdings gewinnen diese Faktoren derzeit nur sehr langsam an Bedeutung.
Das wird sich erst ändern, wenn der echte Wandel einsetzt - und dann wird es ganz schnell gehen. So ist es immer: Je komplexer die Bürokratie, desto langsamer vollziehen sich Veränderungen und desto größer ist die Überraschung, wenn der Umbruch plötzlich beginnt. Um zu überleben, ist es wichtig, sich durch den Kauf von physischen Edelmetallen, Kryptowährungen usw. rechtzeitig auf Marktschließungen, Währungscrashs, Kapitalkontrollen, Bail-Ins etc. vorzubereiten, denn wenn es wirklich soweit ist, wird es keine Vorwarnung geben.
Auch wenn die Edelmetalle in den kommenden Tagen aufgrund der Saisonalität vielleicht etwas steigen werden (und auch wenn opportunistische Newsletter-Schreiber versuchen werden, sich das zu Nutze zu machen), sollten Sie angesichts der oben genannten Risiken wachsam bleiben. Diese Risiken sind nach wie vor sehr real und werden die Kurse weiterhin beeinflussen, sobald diejenigen, die naiv genug sind, in diesem Sektor zu spekulieren, ohne ihre Hausaufgaben gemacht zu haben, vorerst wieder genug haben.
Die oben diskutierte langfristige Trendwende ist ein Prozess, der sich eine Weile hinziehen kann. Es handelt sich hier um die größten Märkte in der Geschichte der Menschheit - man sollte also beharrlich sein, realistische Erwartungen haben und die Entwicklungen mit einer sachlichen Einstellung verfolgen und messen.
So können Sie einen Schritt voraus bleiben - indem Sie Ihre Erwartungen an das langsame Tempo des Wandels anpassen, das so charakteristisch ist für unsere aufgeblähte, globale Bürokratie.
Frohe Weihnachten!
© Captain Hook
www.treasurechestsinfo.com
Der Kommentar wurde ursprünglich am 30. November 2015 auf www.treasurechestsinfo.com für Abonnenten veröffentlicht und am 14. Dezember 2015 auf www.safehaven.com veröffentlicht, sowie exklusiv für GoldSeiten übersetzt.