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Spannungen im Mittleren Osten treiben Öl und Gold

04.01.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starteten mit Gewinnen von bis zu 2% in das neue Jahr. Brent stieg in der Spitze auf 38,5 USD je Barrel, WTI auf 38,3 USD je Barrel. Mittlerweile handeln beide Ölsorten allerdings deutlich unter 38 USD je Barrel. Auslöser für den Preissprung zum Handelsauftakt waren die zunehmenden Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Saudi-Arabien hat die diplomatischen Beziehungen zu Teheran abgebrochen und die iranischen Botschaftsangehörigen zum Verlassen des Landes aufgefordert.

Am Wochenende war es zum Sturm der saudi-arabischen Botschaft in Teheran gekommen, nachdem Saudi-Arabien 47 Personen hatte hinrichten lassen, darunter auch einen schiitischen Geistlichen. Der Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten in der Region, während in Saudi-Arabien eine besonders strenge Auslegung des sunnitischen Islam praktiziert wird. Saudi-Arabien und der Iran führen bereits Stellvertreterkriege im Jemen und in Syrien.

Eine direkte militärische Auseinandersetzung der beiden Hegemonialmächte des Mittleren Ostens hätte gravierende Auswirkungen auf das globale Ölangebot. Denn in der Region rund um den Persischen Golf werden knapp 30% des weltweiten Ölangebots gefördert. Eine gewisse Risikoprämie auf den Ölpreis ist daher gerechtfertigt, selbst wenn aktuell deutlich zuviel Öl auf dem Markt ist.

Zum aktuellen Überangebot trägt auch Russland bei, welches seine Ölproduktion im Jahr 2015 auf ein Rekordhoch von 10,73 Mio. Barrel pro Tag gesteigert hat. Für 2016 wird mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Denn der schwache Rubel macht einen Teil des Ölpreisverfalls wett.


Edelmetalle

Gold legt zum Auftakt des neuen Handelsjahres um gut 1% auf 1.075 USD je Feinunze zu und profitiert damit von den geopolitischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran (siehe Energie). In Euro gerechnet fällt der Preisanstieg verhaltener aus, da der US-Dollar heute Morgen abwertet. Mit über 980 EUR je Feinunze handelt Gold aber auf dem höchsten Stand seit dem 28. Dezember.

Gute Konjunkturdaten in den USA, die im Wochenverlauf veröffentlicht werden, dürften dem US-Dollar aber wieder Aufwind verleihen, was den Goldpreis in Euro unterstützen sollte.

Silber zieht im Fahrwasser von Gold mit an und handelt zeitweise über der Marke von 14 USD je Feinunze. Dagegen stehen Platin und Palladium im Einklang mit den Industriemetallpreisen unter Druck und verlieren 2% bzw. 3,5%. Für die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs war 2015 das dritte Jahr in Folge mit Abflüssen:

Die Bestände wurden um rund 133 Tonnen bzw. 8,3% abgebaut, was vor allem in der zweiten Jahreshälfte ein großer Belastungsfaktor für den Goldpreis war. Die von uns erwartete Rückkehr der Investoren sollte den Preis im Jahresverlauf unterstützen. Der Abbau der Silber-ETF-Bestände von 494 Tonnen bzw. 2,6% fiel dagegen kaum ins Gewicht.

Anders die Lage bei Platin und Palladium, wo der Rückzug der Investoren ähnlich wie bei Gold ein großer Belastungsfaktor war. Die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs verloren im letzten Jahr 332 Tsd. Unzen bzw. 12%, bei den Palladium-ETFs standen Abflüsse von 723 Tsd. Unzen bzw. 24% zu Buche.


Industriemetalle

Das erste bestimmende Thema des neuen Jahres an den Metallmärkten ist ein altbekanntes: Sorgen über China. Denn nach schwachen Konjunkturdaten sind Chinas Aktienmärkte heute eingebrochen. Gemessen am CSI 300 haben sie den maximal möglichen Tagesverlust von 7% erlitten. Die schwachen chinesischen Aktienmärkte ziehen nicht nur die anderen asiatischen Aktienmärkte mit nach unten, sondern wirken sich auch entsprechend negativ auf die Metallpreise aus. Diese geben zum Jahresauftakt um teilweise mehr als 3% nach.

So handelt Nickel bei rund 8.500 USD je Tonne, Kupfer kostet gut 4.600 USD je Tonne und Aluminium notiert unter 1.500 USD je Tonne. Während der vor drei Tagen veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) für Dezember noch im Rahmen der Erwartungen lag, enttäuschte dagegen der heute von Caixin erhobene PMI. Dieser fiel entgegen den Erwartungen auf ein 3-Monatstief von 48,2 und blieb damit den zehnten Monat in Folge unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt.

Der Industrie schlägt offenbar weiter starker Wind entgegen. Zumal die chinesischen Behörden bestrebt sind, die Überkapazitäten am Häusermarkt und in vielen Industriesektoren abzubauen. Dies könnte einer kurzfristigen Erholung der Metallpreise entgegenstehen. Mittel- bis langfristig erwarten wir aber deutlich höhere Notierungen, da wegen der aktuell niedrigen Preise die Produktion vielerorts wohl stark gekürzt wird.

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Agrarrohstoffe

Die Getreide- und Sojabohnenpreise haben ihre Gewinne von Ende Dezember bereits wieder abgegeben. Diese resultierten aus ergiebigen Regenfällen, Stürmen und Überflutungen im Mittleren Westen der USA. Dadurch mussten zahlreiche Wasserstraßen vorübergehend geschlossen werden, was zu Angebotsunterbrechungen geführt hat. Eine dauerhafte Angebotsverknappung ist angesichts üppiger Ernten und reichlicher Lagerbestände nicht zu befürchten, so dass der Preissprung nur von kurzer Dauer war.

Ein Fragezeichen steht allerdings hinter dem heranwachsenden Winterweizen, dessen Zustand durch die ungünstigen Wetterbedingungen gelitten haben dürfte. Hier könnte sich der Preisrückgang als verfrüht erweisen. In Brasilien haben sich die Ernteaussichten nach den jüngsten Regenfällen verbessert, was insbesondere den Sojabohnenpreis belastet. Zudem blieben die US-Sojabohnenexporte in der Woche zum 24. Dezember unter den Erwartungen.

Indien könnte in diesem Jahr erstmals seit 16 Jahren wieder Mais importieren. Regierungskreise sprechen von einem Importbedarf von 500 Tsd. Tonnen. Ob dies zu einem Anstieg der Weltmarktpreise führen wird, ist angesichts weltweiter Lagerbestände von mehr als 200 Mio. Tonnen allerdings fraglich. Da aber nur nicht-genveränderter Mais importiert werden soll, könnte der Maispreis in Paris profitieren.



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