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Treibstoff für die Gold-Hausse 2016

11.01.2016  |  Adam Hamilton
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Beginnen wir mit den ersten Käufern, den Spekulanten an den Futures-Märkten, die nötig sind, um Bewegung in den Goldpreis zu bringen und ihn lang genug steigen zu lassen, dass auch die Investoren zur Rückkehr an die Edelmetallmärkte motiviert werden. Der folgende Chart zeigt die wöchentlichen Long- und Short-Positionen der amerikanischen Futures-Spekulanten am Goldmarkt während der letzten Jahre. Diese Trader haben so irrsinnig viele bearishe Wetten abgeschlossen, dass man sich nur wundern kann. Der einzige Ausweg aus dieser Situation ist für sie der Kauf enormer Mengen an Gold-Futures.

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Die Positionierungen der US-amerikanischen Spekulanten am Gold-Terminmarkt werden jeden Freitagnachmittag im Commitment of Traders Report (COT-Report) der CFTC veröffentlicht und zeigen den Umfang der Long- und Short-Positionen des jeweils vorhergegangenen Dienstags. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Essays stammten die aktuellsten Daten vom 22. Dezember. Das war die Woche nach der Anhebung des US-Leitzinses, die den Goldpreis nach Meinung der meisten Analysten eigentlich zum Absturz bringen sollte. Doch da dies nicht geschah, deckten die Spekulanten ihre Shorts schnell ein.

In dieser Woche kauften sie 15.500 Gold-Futures und verringerten die Gesamtzahl ihrer Short-Positionen damit auf 167.500 Kontrakte, nachdem diese zuvor fast einen Rekordwert erreicht hatte. Gemessen an allen historischen Daten ist das noch immer extrem hoch und gar nicht so weit vom absoluten Höchstwert von 202.300 Kontrakten zu Anfang August 2015 entfernt. Obwohl die Marktsituation in den letzten Jahren durch die Geldpolitik der Fed manipuliert wurde, bewegte sich die Zahl der Shorts normalerweise im Bereich von 75.000 bis 150.000 Kontrakten.

Allein um die Zahl der Short-Kontrakte wieder auf 75.000 zu begrenzen, wo sie eine Unterstützung hat, zu der sie seit 2013 viermal zurückgekehrt war, müssten die Trader 92.500 Gold-Futures kaufen, um damit ihre Shorts einzudecken. Zwischen 2009 und 2012, also in den Jahren vor der künstlich erzeugten Aktienhausse, lag das Niveau der Short-Positionen am Gold-Terminmarkt im Schnitt bei 65.400 Kontrakten. Um zu diesem Durchschnitt zurückzukehren müssten die Spekulanten ganze 102.100 Kontrakte kaufen. Das entspricht einer unglaublichen Menge an Gold!

Jeder Gold-Terminkontrakt entspricht 100 Unzen des Edelmetalls, d. h. schon allein das Eindecken der Shorts wäre gleichbedeutend mit dem Kauf von 317,6 Tonnen! Damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, wie viel das ist: In den ersten drei Quartalen 2015 belief sich die globale Nachfrage nach Gold zu Anlagezwecken auf durchschnittlich 228 Tonnen. Wir sprechen hier also von einem Anstieg der gesamten Investitionsnachfrage um 139% innerhalb weniger Monate - und das allein durch die Glattstellung der Short-Positionen durch die Spekulanten!

Das Short-Covering vollzieht sich so rasend schnell, weil die Trader dazu verpflichtet sind, das Gold zurückzuzahlen, das sie sich geliehen haben, um es zu verkaufen. Und der Anteil der Fremdfinanzierung ist bei den Gold-Futures so hoch, dass die Trader es sich nicht leisten können, mit dem Glattstellen ihrer Positionen zu warten, bis der Goldpreis steigt. Bei einem Kurs von 1.070 USD kontrolliert ein einziger Kontrakt Gold im Wert von 107.000 USD. Allerdings ist nur eine Sicherheitsleistung in Höhe von 3.750 USD nötig, d. h. die Hebelwirkung beträgt 28,5!

Bei einem solchen Leverage-Effekt würde schon eine Goldpreis-Rally um 3,5% genügen, um das gesamte eingesetzte Kapital zu vernichten, wenn der Spekulant den vollen Kredit zur Finanzierung der Futures in Anspruch genommen hat. Eine Short-Covering-Rally verstärkt sich also rasch selbst, wenn all die Käufe zum Eindecken der Short-Kontrakte den Goldpreis in die Höhe treiben, denn ein steigender Kurs zwingt immer mehr Spekulanten dazu, ihre Positionen ebenfalls glattzustellen. Je mehr Shorts eingedeckt werden, desto schneller klettert der Goldpreis. Und je schneller der Goldpreis steigt, desto mehr Shorts müssen eingedeckt werden.

Wenn das Short-Covering sich schließlich erschöpft, beginnen die Spekulanten bereits damit, Long-Kontrakte zu erwerben. Im Moment haben sie nur sehr wenige Wetten auf einen steigenden Kurs abgeschlossen, d. h. auch hier werden künftig große Goldmengen gekauft werden, bis die Long-Positionen wieder ein normales Niveau erreichen. Nach Angaben des letzten COT-Berichts vom 22. Dezember hielten die amerikanischen Spekulanten am Gold-Terminmarkt nur 189.700 Long-Positionen, d. h. so wenig wie seit April 2014 nicht mehr.

In den letzten normalen Jahren zwischen 2009 und 2012 lag die Zahl der Long-Positionen bei den Gold-Futures im Schnitt bei 288.500. Selbst wenn die sich die Positionierung der Marktteilnehmer nur wieder diesem normalen Niveau annähern würde, ohne darüber hinauszuschießen, würde das den Kauf von weiteren 98.800 Kontrakten implizieren. Dies entspräche einer Menge von weiteren 307,2 Tonnen Gold! Insgesamt müssen die Spekulanten an den amerikanischen Terminbörsen also Kontrakte im Wert von 624,8 Tonnen Gold kaufen, damit sich am Markt nach den Extremen der letzten Zeit wieder der Normalzustand einstellt.

Setzen wir das ins Verhältnis zur weltweiten Goldinvestmentnachfrage: Diese belief sich dem World Gold Council zufolge 2013 auf 784,8 Tonnen und 2014 auf 819,1 Tonnen. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2015 erreichte sie 684 Tonnen. Wenn man den letzten Wert auf das Gesamtjahr hochrechnet und dann den Durchschnitt bildet, erhält man eine durchschnittliche jährliche Investitionsnachfrage von 838,6 Tonnen. Die amerikanischen Futures-Spekulanten werden 2016 mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zusätzlich zur normalen Nachfrage noch einmal 3/4 dieser Menge kaufen!


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