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Klinkmüller: "Fundamentaldaten sind für Marktprognosen unwichtig!"

18.02.2016  |  Presse
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DEG: Mich stört, dass Sie offenbar Fundamentaldaten in Ihren Analysen vollkommen ignorieren: Wir haben eine erhebliche Edelmetall-Nachfrage in Asien, Russland, Kasachstan, es gibt massive Gerüchte rund um die chinesische Zentralbank, und wir haben mit Gold und Silber die einzigen zwei Anlagegüter, die weltweit gut handelbar sind und keinerlei Kontrahentenrisiko aufweisen - also die einzigen Anlagegüter, auf die man sich noch stürzen kann, wenn ein Finanzsystem unkalkulierbar wird. Es gibt somit fundamental Argumente ohne Ende für Gold und Silber. Lassen Sie solche Argumentationen denn gar nicht zu?

P. Klinkmüller: Sie könnten noch den Zusammenfall ganzer Länder, zum Beispiel Libyen, Geldschwemmen der Zentralbanken und dutzende Kriege hinzufügen. All dies hatte rückblickend null Einfluss. Diese Argumente lassen uns daher gänzlich kalt. Fundamentale Begründungen haben noch nie und werden niemals Märkte nachhaltig bewegen. Sie können höchstens vorhandenes Potential katalysieren. Als Auslöser haben sie aber keinerlei Stellenwert.

Eines der besten Beispiele der jüngsten Vergangenheit ist die Korrektur der VW Aktie. Wir haben dazu auch einen Sonderbericht verfasst. Die Aktie hat sich seit mehreren Jahren in einer Korrektur befunden. Mit dem Hoch im DAX aus dem letzten April hat die VW Aktie dann eine weitere Abwärtswelle gestartet, die bereits bei Bekanntwerden des Diesel Skandals in vollem Gange war. Jetzt erholt sich diese Aktie auf wundersame Weise wieder. Genau wie von uns prognostiziert.


DEG: Kommen wir zu Ihren ganz konkreten Edelmetall-Prognosen: Seit knapp 5 Jahren sprechen Sie von einer Korrektur am Goldmarkt. Jetzt sehen Sie langsam das Ende dieser Korrektur gekommen. Bei welchem Preis können wir, Ihrer Meinung nach, davon ausgehen, dass die Korrektur beim Goldpreis beendet ist?

P. Klinkmüller: Ich nehme an, Sie sprechen das Korrekturziel an. Dieses sehen wir für den Moment im Bereich von 1.001 USD bis 1.025 USD. Dieses steht aber ganz klar im Lichte möglicher Übertreibungen. Der mittlere 900 USD Bereich kann hierbei ohne weiteres noch erreicht werden, bevor es im Anschluss zu einer impulsiven Gegenbewegung kommt, die viele Marktteilnehmer überraschen wird. Wir haben aber bereits deutlich, unseren langfristigen Zielbereich erreicht, sowohl in Gold als auch in Silber.


DEG: Was meinen Sie konkret mit einer „impulsiven Gegenbewegung, die viele Marktteilnehmer überraschen wird“?

P. Klinkmüller: Langfristige Wendepunkte mit einem klaren Wechsel des Sentiments, gehen mit starken Bewegungen einher. Zunächst steigt oder fällt der Markt massiv, was eine starke Panik oder Gier auslöst. Diese wird aber dann vom anderen Extrem abgelöst. Erfahrungsgemäß sind die meisten Investoren auf solch eine Bewegung nicht vorbereitet. Am besten lässt sich das Anhand des Hochs im Silbermarkt aus dem Jahre 2011 festmachen.


DEG: Wann werden wir das, was Sie das Ende der Korrektur nennen, also Ihre Marken zwischen 950 und 1.025 USD erreichen, und wie sieht Ihrer Meinung nach die Situation beim Silber aus?

P. Klinkmüller: So gut wie aktuell sah es in beiden Märkten seit Beginn der Korrektur noch nie aus. Im Silber erwarten wir als Idealziel ein Erreichen des Bereiches von 12,13 USD und 12,74 USD. Der Dreiklang auf dem wir unsere Analyse aufbauen passt zum ersten Mal zusammen. Sowohl die Kursberechnung, die Wellenstruktur, als auch die begleitende Indikatoren-Lage sind auf einer Linie. Damit wäre ein Abschluss der großen Korrektur in 2016 ohne weiteres möglich. Bislang stört uns nur, dass eine richtige Panik am Markt noch ausbleibt. Diese wäre jedoch mit einer kurzen Übertreibung bis in den Bereich von 900 $, wie oben geschildert, auch gegeben - weshalb wir dieses Szenario definitiv mit einplanen.

Wir haben uns aber bereits bei unter1100 $ Gold und unter14 $ Silber klar auf die Long Seite geschlagen. Denn auf unserem langfristigen Chart wurde damit unser Kaufbereich erreicht. Den letzten Dollar müssen wir nach 5 fetten Jahren auf der Short Seite nicht mehr rausquetschen. Wir beobachten den Markt aktuell sehr kritisch, ob sich der Ausbruch etablieren kann oder nicht. Bis dato ist die Bewegung lediglich eine ausgeprägte Korrektur in der Abwärtsbewegung.


DEG: Wenn Sie sagen "vor der nächsten Aufwärtswelle", was meinen Sie konkret damit?

P. Klinkmüller: In Bezug auf die Metalle, sehen wir die beiden Märkte aktuell eine Welle 2 der übergeordneten Zählung abschließen. Dies bedeutet, dass wir im Anschluss in Welle 3, eine jahrelange Aufwärtsbewegung mit neuen Allzeithochs erleben werden.


DEG: Wie weit kann Ihrer Meinung nach eine solche Welle 3 gehen? Und: Wenn ich die Elliott-Wellen richtig verstanden habe, müßte es dann nach Welle 3 wieder eine Korrektur geben und danach eine finale Welle 5 mit einem Extremanstieg, oder wie stellen Sie sich das vor?

P. Klinkmüller: Diese dritte Welle kann uns ohne Weiteres über unsere Lebzeiten begleiten, mit untergeordneten Korrekturphasen, welche dann wiederum jeweils mehrere Jahre andauern können. Richtig ist allerdings, dass Rohstoffe grundsätzlich in fünften Wellen die stärksten Anstiege verzeichnen. Eine untergeordnete fünfte Welle haben wir ja bereits im Jahre 2011 erleben dürfen. Im Mindestmaß sehen wir den nächsten Anstieg übergeordnet in einem Zeitraum von 10 bis 15 Jahren. Bevor eine nachhaltige Korrekturbewegung, wie die aktuelle einsetzt.


DEG: Gut gebrüllt, Löwe … Aber, was machen Sie mit Ihren Elliot-Wellen, wenn morgen das "große Finanzereignis" kommt, Gold und Silber parabolisch nach oben schießen und die meisten Händler innerhalb weniger Stunden ausverkauft sind?

P. Klinkmüller: Dazu möchte ich eine Aussage von Elliott selbst heranziehen. Er prognostizierte im Jahre 1941, bei Beginn des zweiten Weltkrieges und wohl dem Großereignis des letzten Jahrhunderts, eine 70 bis 100 Jährige Hausse an den US Aktien Märkten. Dieser Prognose kamen weder der 2te Weltkrieg noch sonstige Kriege, oder sämtliche dazwischen liegende Finanzkrisen, in den Weg. Die Bewegung hält noch immer an.

Damit die Antwort auf Ihre Frage: Wir werden uns bei einem solchen theoretischen "Finanzereignis", wie Sie es nennen, entspannt zurücklehnen, den Fundamental-Analysten ihre fünf Minuten gönnen und, wie bereits im Jahr 2008, nach zwei Tagen zur Normalität zurückkehren und dem Markt den Spiegel vorhalten. Die letzten Jahre sind gespickt von Krisen und Kriegen in einem stetig rauer werdenden politischen Klima. Unserer Prognosegenauigkeit hat das keinen Abbruch getan. Wir sind vorbereitet.


DEG: Vielen Dank für das Interview. Wir werden Sie weiter kritisch begleiten.


© Waldemar Meyer
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft e.V. (DEG)



Die DEG verfügt über einen breiten Kreis unterschiedlichster Mitglieder, sowohl Privatpersonen, wie auch Firmen, die teilweise über Jahrzehnte lange Erfahrung an den Edelmetallmärkten verfügen. In regelmäßigen Abständen bittet die DEG ausgewählte Mitglieder zum Interview und möchte so interessierte Leser am großen Erfahrungsschatz, der sich im Verein bündelt, teilhaben lassen.

Die Äußerungen in diesem Interview stellen ausschließlich die Meinung des Interviewpartners dar. Sie geben nicht die Meinung der DEG wieder. Alle Angaben ohne Gewähr. Historische Kursentwicklungen sind keine Garantie für zukünftige Kursentwicklungen.




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