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Die wichtigste Frage fürs Portfolio

28.06.2006  |  Matthias Lorch
- Seite 2 -
Pushing on a String

Die Zentralbanken können nicht einfach sagen, ab heute sind die Zinsen 25 Basispunkte niedriger und das war es. Sie müssen das Geld bereitstellen. Wenn die Banken untereinander Geld verleihen, dann muss das Geld auch da sein. Ist zu wenig da, dann werden, bedingt durch Angebot und Nachfrage, die Zinsen eher steigen.

Die Zentralbank kauft Schuldverschreibungen der Regierung mit digitalem Geld (aus dünner Luft). Diese Schuldverschreibungen sind dann gleichzeitig die Reserven, die sich dadurch ständig erhöhen und für die Zentralbank im Umkehrschluss wiederum das geschaffene Geld sichern. Die Regierung gibt das Geld aus und die Banken, die es zuerst erhalten, erhöhen damit wiederum die Reserven und können durch das fraktionelle Banking bis auf Reservenverpflichtung das Geld durch neu gegebene Kredite wieder vervielfältigen.

Nur weil genug Kreditgeld vorhanden ist, werden durch Angebot und Nachfrage die Zinsen fallen. Jeder, der sich schon früher damit beschäftigt hat, kann sich auf die Notfall-Zinssenkungszeit im Jahre 2001 und 2002 erinnern. Eine oft geäußerte Befürchtung war damals, die FED würde an einem Seil drücken (= "pushing on a String"). Das soll heißen, dass das Anbieten von billigem Geld nicht ausreicht, es muss auch in Anspruch genommen werden.

Was aber, wenn eine Änderung der Preistrenderwartung eingesetzt hat oder sich in Beziehung auf Konsumschulden die Aufnahmefähigkeit der Menschen erschöpft ist? Oder es sich langsam herumgesprochen hat, das man durch Kredite seinen Lebensstandard künstlich erhöhen kann, aber dass durch die Rückzahlungs-Verpflichtung einschließlich anfallender Zinsen sich dieser in Zukunft ganz schnell erniedrigt?


Wenn die Überkapazitäten fallen

In der Schuldeninflation (nicht zwangsläufig Preisinflation) wurden Überkapazitäten und sinnlose Investitionen getätigt, von welchen das Wirtschaftssystem wieder bereinigt werden muss. Die Überkapazitäten enden dann im Preis- und Rabattkrieg und in fallenden Preisen. Wenn dann der Preisverfall einsetzt, werden auch die Investitionen und Ausgaben aufgeschoben, da es Sinn macht zu warten und dies verstärkt wiederum die Spirale. Langsam aber sicher werden dadurch aber immer mehr Menschen vom Sparen wollen zum Sparen müssen gezwungen. Dies hat überall stagnierende oder fallende Preise und dadurch wiederum fallende Sicherheiten der Banken zur Folge. Und so verstärkt sich die Deflationsspirale. Das ist für eine überschuldete Welt ein Alptraum.

Genau dieses muss Bernake, der als absoluter Kenner der Wirtschaftgeschichte um die große Depression bezeichnet werden kann, vermeiden.

In seinem Vortrag "Money, Gold, and the Great Depression" gibt er dem Goldstandard große Schuld und behauptet, dass die Staaten, die sich strikter an diesen hielten, viel länger bräuchten um zu gesunden. Auf die Voraussetzungen für die Krise, die schnell steigende Geldmenge und die damit einhergehende Verschuldungsbereitschaft, die überall Überkapazitäten entstehen ließ, kam er darin nicht zum sprechen. (Anmerkungen von Governor Ben S. Bernanke March 2, 2004)

In diesem Vortrag beschreibt er auch die Aussage "Pushing on a String". Letztendlich bestätigt er aber die Ansicht der Autoren Friedman / Schwarz, auf die er darin Bezug nimmt, dass das Drucken von mehr Geld immer die Lösung wäre.

Der Auslöser des Börsencrashs waren die unnötigen Zinserhöhungen, die im Frühjahr 1928 begannen und die sich bis zum Crash im Oktober 1929 hinzogen.

Die Hauptschuld für die große Depression in den 30 er Jahren geben sowohl Milton Friedmann wie auch FED-Chef Bernanke, der FED, denn es wurde nicht genügende Liquidität bereitgestellt. Sicherlich wurde durch die unglaubliche Liquidität und das Halten der negativen Realzinsen in den Jahren nach dem Börsencrash 2000 dieses verhindert, aber damit wurden bislang eben diese Überkapazitäten nicht abgebaut sondern noch größere geschaffen.


Gründe wieso auch zukünftig Inflation wahrscheinlicher ist

Für ein so aus der Balance gekommenes Finanzsystem kann es nur ein "Weiter-So" geben, eine Möglichkeit zur Rückkehr zu solidem Wirtschaften gibt es schon lange nicht mehr.

Der Abbau der Überkapazitäten des Systems und die damit verbundenen Schmerzen wären für die Demokratien zu groß, denn allein für die mit Zinsen belasteten Schulden muss das Geld irgendwie geschaffen werden. Und letztendlich wird in einer Demokratie immer den Weg des geringsten Widerstandes gegangen und der ist natürlich, den nächsten dafür bezahlen zu lassen (nächste Regierung, nächste Generation, usw.).

Die Zentralbanken können letztendlich alles monetarisieren, also alles aufkaufen und Liquidität ohne Ende schaffen. Sollte niemand mehr interessiert sein sich weiter zu verschulden, dann ist immer noch der Staat da.

Die nötigen Mittel zur Einflussnahme in fast jeder Assetklasse sind schon lange vorhanden. Selbst Ron Paul (Kongress- Abgeordneter aus Texas) glaubt, dass das "plunge protection team" der US- Regierung (mit der Möglichkeit zu gezieltem Kauf von Aktien und Vermögenswerten aller Art) schon öfters zum Einsatz kam.

"President's Working Group on Financial Markets which was established via executive order 12631 in response to the crash of 1987, known on some trading floors as "the plunge protection team"." Quelle: www.safehaven.com

Übersetzung: Die Arbeitsgruppe des Präsidenten für den Finanzmarkt, welcher ins Leben gerufen wurde durch den Ausführungsbefehl 12631 als Reaktion auf den Crash von 1987. Unter den Händlern bekannt als "Sturz-Schutzteam".

Niemand sollte sich über die Möglichkeiten der Einflussnahme der Politik in den Märkten Illusionen machen. Mit solchen Gegenspielern, den Markt zu shorten, ist unter Umständen sehr gefährlich, denn selbst wenn der DOW - wie zwischen 1968 und 1982 - inflationsbereinigt um 70% fiel, nominal hielten die Liquiditätsschübe der 70er Jahre ihn immer noch bei 1.000 Punkten.

Ich glaube nicht, dass die Verantwortlichen die Märkte nominal so einbrechen lassen können, der Dow und der S&P sind schließlich das Aushängeschild der US-Wirtschaft und damit wesentliche Stütze des Dollars. Aber inflationsbereinigt (Dow-Gold-Ratio) sieht es vielleicht für diese Märkte nicht so gut aus.

Ähnlich wird es auch mit den US-Immobilien sein. Alle Kräfte werden vonnöten sein um zumindest nominal die Preise auf einem erträglichen Niveau zu halten.

Warum sollte die FED jetzt, mit einem viel höherem Maß an Verschuldung und höherer Teilnahme der amerikanischen Bevölkerung an dem Immobilien Markt (ca. 70% der Amerikaner sind Eigentümer einer Immobilie) eher als noch nach der New-Economy-Blase, eine Katastrophe riskieren?

Sollte die FED die kurzfristigen Zinssorgen der Anleger und die Belastung für die Kredite aber doch soweit erhöhen, dass der Karren im Graben liegt, dann wird die Rettungsaktion der Wirtschaft zwar sehr schwierig werden, aber die dann geschaffene Geldmenge wird alles davor lächerlich aussehen lassen.

Und je mehr Liquidität bereitgestellt werden muss, um so schlechter sieht es für den Dollar aus und um so besser für den so genannten Antidollar, für Gold.


© Matthias Lorch



Quellenverweis:

(1) Zitiert in David B. Sicilia and Jeffrey L. Cruikshank: "The Greenspan Effect: Words That Move the World's Markets", McGraw-Hill, 2000, Seite 11.




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