Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ist der Edelmetall-Boom zu Ende?

16.06.2006  |  Dr. Dietmar Siebholz
Das Telefon steht nicht still und viele meiner Gesprächspartner stellen mir die oben zitierte Frage - und sie erwarten von mir als langjährigen Beobachter dieser Märkte einen Ratschlag.


Meine Antworten sind schlicht und einfach: Erstens, ich bin kein Anlageberater und auch kein Hellseher, aber noch mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet. Daher meine ich, aus der Distanz lassen sich klare strategische Ratschläge geben und die sind: Kaufen Sie Edelmetalle, greifen Sie mit vollen Händen zu. Diese Chance, zu extrem reduzierten Preisen wahres Geld (natürlich nicht das, was die Bank of Japan, die EZB und die schlimmste aller Notenbanken, die private FED in den USA täglich in Milliarden an Papieren neu in den Umlauf bringen, um das Knirschen in den Fundamenten der Finanz- und Wirtschaftssystemen zu mindern) sich als Versicherung gegen die Folgen der Papiergeld-Mengen-Produktion hinzulegen, wird nicht lange bestehen bleiben.

Meine Mitwirkung bei der GATA (Gold-Anti-Trust Action Committee), die seit Jahren die Beeinflussung des Goldmarktes durch staatliche und halbstaatliche Organisationen aufzeigt, hat mich natürlich geprägt, aber nicht meine Wahrnehmungsfähigkeit getrübt, wie es vielen geht, die sich sehr intensiv und langfristig mit einer Materie auseinandersetzen. Ich erkläre mit allem Nachdruck, dass die Edelmetallmärkte nachhaltig von diesen Stellen beeinflusst werden. Damit es klar ist, ich meine damit keine obskure Verschwörung, sondern schlicht den Versuch der Regierungen und deren Notenbanken weltweit, ihren Bürgern den klaren Blick auf die Fakten zu vernebeln.

Sie werden mich fragen, warum diese staatlichen Aktionen? Die Antworten sind denkbar einfach. Ich gebe Sie Ihnen in zwei Versionen, die eine mehr heiter, die andere ernst und seriös. Vorab eine Begriffsbestimmung: Sehen Sie, seit Tausenden von Jahren kämpfen ehrliches Geld und Papier-Geld gegeneinander, also Geld, das durch harte Arbeit erwirtschaftet wird, das langfristig als Aufbewahrungsmittel für das Alter und als Risikovorsorge dienen muss, und das andere Geld, das Fürsten, Könige, Diktatoren, demokratische Regierungen mit Hilfe der Banken und Notenbanken in Umlauf bringen, um den nationalen und internationalen Zahlungsverkehr sicherzustellen (so sagen sie), aber in Wahrheit meinen sie damit, um ihre eigenen Ziele, ihre Kriege und ihre Bestechungen (in den Wahldemokratien nennt man dies "Wahlversprechen") für die Bürger zu finanzieren.

Dieses Kunst-Geld, die Amerikaner nennen es "Fiat Money" nach dem Lateinischen "Fiat Lux" ("es werde Licht") wird ohne Gegenleistung der Bürger von den staatlichen Institutionen geschaffen, es entwertet die Leistungen seiner Bürger, die ja dieses Geld nicht drucken dürfen (da stellt sich schon die Frage, warum Falschmünzer so hart bestraft werden, wenn sie doch nur das Gleiche tun wie unsere Regierungen und deren willfährige Helfer) und führt, wenn zuviel Geld im Vergleich zu der Wirtschaftsleistung eines Staates in Umlauf sind, zu Kostensteigerungen. Die Volkswirte nennen dies schlicht "Inflation".

Inflation aber ist die gemeinste Art der Enteignung: Der Bürger schafft durch Leistung Vermögen, das er erst versteuern muss und dann aufbewahrt, in der Regel in Form von Sparguthaben, Anleihen und anderen bekannten Assets und meint, er habe für sich, für seine Familie und fürs Alter vorgesorgt. Unsere Volksvertreter und deren Erfüllungsorgane verweigern ihre Mitwirkung bei der Kontrolle der Notenbanken, die Ausgangspunkt der Geldschöpfung sind. Da Geld als Ergebnis wirtschaftlichen Schaffens aber erst nach Erfüllung einer Leistung entsteht, das vom Staat künstlich und zusätzlich geschaffene Geld ohne Gegenleistung aber immer aus neuer Schuldaufnahme entsteht, so bedeutet die ungebremste Geldschöpfung gleichzeitig die Entwertung der Leistung der Bürger und die daraus resultierende Inflation der Spar- und Anlageguthaben.

Nun zurück zu den beiden Antworten, nach dem Warum der staatlichen Eingriffe. Die ernste zuerst.

Glauben Sie, dass unsere Volksvertreter sich das Recht nehmen lassen, über die direkte Geld-schöpfung Wohltaten (an sich und andere - manche nennen es "Sozialstaat") zu verteilen? Glauben Sie wirklich, dass diese Verantwortlichen Ihnen einen Maßstab für den Wert des von ihnen verwässerten (Papier-)Geldes überlassen? Gold und Silber sind nämlich nichts anderes als dieser Maßstab. Wenn die Papierflut zu groß wird, steigt der Wert für diese nicht durch einen Pinselstrich zu schaffenden Werte. Jeder in Regierungsverantwortung muss daran interessiert sein, dass der Bürger diese Zusammenhänge nicht so schnell begreift und dann nach diesen Erkenntnissen handelt.

So sind Einflussnahmen auf die Edelmetallpreise schon seit Jahrhunderten die Regel, angefangen von Verboten (die Metalle zu besitzen oder zu handeln) bis hin zu den feineren Methoden der Neuzeit, als da wären:
  • Veränderungen der Inflationsstatistiken durch diverse Rechenfaktoren (Adam Riese ist schon lange tot und wer heute noch an die Richtigkeit von Statistiken glaubt, tut mir aufrichtig leid),

  • verdeckte Verkaufsaktionen der Notenbanken für Gold (die bekannte Goldleihe) bis hin zur

  • angeordneten Bilanzmanipulationen (der IWF hat im Jahre 1998 die Notenbanken aufgefordert, verliehenes Gold, das dann sofort von den Leihern verkauft wurde, in den Bilanzen der Notenbanken als Goldbestand weiterzuführen) kaschiert durch die Umbenennung der davon betroffenen Bilanzpositionen von "Gold" in "Gold und Goldforderungen"


Diese Bilanzierungstricks (bei einem der normal Sterblichen würde dies als Bilanzbetrug gewertet) führen zu unklaren Abschlüssen und trüben das sonst ziemlich klare Bild der aktuellen Lage an den Finanzmärkten. Im Übrigen hat ein Mitglied der GATA-Gruppe kürzlich einen aktuellen internen Aufsatz des IWF ausgegraben, in dem ein Fachmann aus dem Kreise des IWF darauf hinweist, dass aufgrund der aus seiner Sicht nicht Bilanzierungs-Richtlinien konformen Verbuchung von Gold-Leihe- und Gold-Swap-Geschäften der dringende Verdacht besteht, dass das gleiche Gold bei Notenbanken zweimal als Aktivum erfasst sein könnte. Eine durchaus korrekte Darstellung, die GATA schon seit Jahren als Risiko für die Berichterstattung über die wahren Gold-Bestände der Notenbanken vertritt.

Wenn also die Notenbank, die Gold gegen Devisen mit einer anderen Notenbank "swapt", gemäß "Empfehlung" des IWF dieses im Prinzip schon aus der eigenen Verfügungsgewalt heraus gelöste Gold noch als Bestand bilanziert, die andere Notenbank aber das empfangene Gold (aus meiner Sicht zu recht) als Bestand bilanziert, haben beide Notenbanken einen "physischen Goldbestand", der real aber nur einmal vorhanden ist. Dass die eine Notenbank eine Passivposition, die aber nicht "Goldverbindlichkeit" heißt (denn dann würde man sie ja entdecken), eingebucht hat, ist nach den Regeln der doppelten Buchführung zu erwarten. Dennoch ist die Handhabung nicht korrekt, denn sie suggeriert wesentlich höhere Goldbestände bei den Notenbanken, als tatsächlich vorhanden sind. Wahrscheinlich ist es genau der Effekt, der mit diesen Manipulationen gewünscht wird. Die Drohung der Notenbanken, bei extremen Goldpreisentwicklungen am Markt (offiziell) zu intervenieren, würde ja als die eines zahnlosen Tigers gewertet werden, wenn die gesamte Finanzwelt wüsste, über wie viel Gold die interventionsgetriebenen Notenbanken eigentlich noch verfügen. Ich erinnere an die stets wiederholte und inzwischen schon mehrfach bestätigte GATA-Aussage, dass die Notenbanken bei weitem nicht mehr über die von ihnen behaupteten Goldvorräte verfügen, weil eine recht große Menge des Notenbank-Goldes (GATA schätzt die Hälfte des behaupteten Goldes) bereits verliehen, verkauft oder gegen Devisen geswapt wurde.

Zu diesem Thema wird der Chairman der GATA Bill Murphy anlässlich der von GoldSeiten.de initiierten Edelmetall- & Rohstoffmesse in München am 3.+4. November 2006 auf meinen Wunsch hin das Publikum persönlich unterrichten.

Mein Kommentar: Die beiden Verantwortlichen bei ENRON werden wohl lebenslänglich für ihre Taten des "cooking the books" - also der Bilanz- und Buchhaltungsfälschung - bekommen, aber Mr. Greenspan wurde von der britischen Krone geadelt. Ja soweit sind wird schon, dass die ehernen Regeln der Buchführung nicht nur von Verbrechern sondern von den demokratisch Gewählten oder von deren Gehilfen gebrochen werden.

Nun aber die heitere Interpretation des ewigen Krieges der Bürokraten gegen ihre Bürger und ihrer Motivation zur Beeinflussung der Edelmetallmärkte. Einige werden diesen Spruch von mir schon kennen, aber er ist immer noch gültig und erklärt als Aphorismus das Problem der Regierungen und der Notenbanken mit dem Gold recht einfach. Meine Spaß-Aussage dazu ist: "Ich verstehe meine Frau wirklich nicht: Die schönsten Mädchen kann ich nach Hause bringen, aber glauben Sie mir, an jeder hat meine Frau irgendetwas auszusetzen..."

So ist es auch mit dem Gold; an Gold können sich weder Notenbanken noch Regierungen messen, immer werden Politik und Notenbanken gegen das Gold verlieren. Gold ist ehrlich, treu und unvergänglich, was man bei allem Respekt von unseren Volksvertretern nicht sagen kann.

Zum Schluss noch eine ernst gemeinte Scherzfrage: Was verkauft ein Staubsaugervertreter? Richtig: Staubsauger. Was verkauft ein Versicherungsvertreter? Ja, Versicherungen natürlich. Und was verkauft ein Volksvertreter?....

Denken Sie nach und bedenken Sie auch den folgenden Rat (der im Übrigen im Original von einem US-Kollegen - Don Stott - stammt): Nachdenken und sich schützen; greifen Sie bei Edelmetallen jetzt zu!… ("Protect yourself, buy precious metals!")


© Dietmar Siebholz




Nachsatz 1: Wenn Sie zu meinen Aussagen irgendwelche Fragen haben sollten, schreiben Sie mir unter wthlz1@freenet.de. Ich kann meine Aussagen belegen.

Nachsatz 2: Mein Verwaltungsratskollege beim SAFEPORT Gold- und Silber-Fonds Dr. Jürg Schatz aus Liechtenstein hat einen kurzen aber sehr prägnanten aktuellen Artikel verfasst, den sie hier lesen können. Viel Vergnügen bei der folgenden Lektüre.








Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"