Frühlingserwachen bei Silber
28.04.2016 | Eugen Weinberg
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Die Silbernachfrage scheint in der Tat auch außerhalb der Investmentnachfrage anzuziehen. Laut Metals Focus soll die Industrienachfrage das vierte Jahr in Folge zulegen und auf das höchste Niveau seit fünf Jahren steigen. Treiber ist die anziehende Nachfrage aus dem Bereich Photovoltaik (PV). Diese soll um 10% auf ein Rekordniveau von 2.600 Tonnen steigen und damit 17% der globalen Industrienachfrage ausmachen.
Einige Faktoren, welche die Silbernachfrage aus der PV-Industrie in den letzten Jahren gebremst haben, sind ausgelaufen bzw. haben an Bedeutung verloren. So ist die hohe Abhängigkeit der PV-Industrie von Europa nicht mehr gegeben. Lag der Anteil Europas an den globalen PV-Installationen im Jahr 2010 noch bei 80%, so betrug er im letzten Jahr nur noch 16%. Zum einen hat Europa seine Subventionen für PV aufgrund der Wirtschaftskrise und von Haushaltskürzungen stark reduziert. Zum anderen haben andere Länder, insbesondere China, Japan und Indien, stark in PV investiert und wollen dies auch weiterhin tun. Die geringere Abhängigkeit von Europa und die zunehmende Bedeutung von Wachstumsmärkten in Asien sollten sich positiv auf die PV-Nachfrage auswirken.
Ein weiterer positiver Faktor ist, dass der Rückgang der Energiepreise und somit auch der Rückgang der Opportunitätskosten für die Erzeugung von Solarenergie gestoppt scheinen. So ist der Ölpreis von seinem Tief im Januar um mehr als 50% gestiegen. Außerdem sollte die Verdrängung von Silber in den Solarzellen allmählich auslaufen, welche mit dem Silberpreisanstieg auf 50 USD je Feinunze vor fünf Jahren einsetzte und trotz des seither erfolgten Preisrückgangs um bis zu 70% bis zuletzt andauerte.
Wir sehen nach dem starken Preisanstieg in den letzten Wochen Korrekturpotenzial bei Silber, da dieser stark spekulativ getrieben war. Der Silberpreis dürfte zusammen mit Gold nochmals unter Druck geraten, wenn Fed-Zinserhöhungserwartungen in den Markt zurückkehren und der US-Dollar deswegen aufwertet (Grafik 5).
Der Silberpreis könnte dann nochmals bis auf 15 USD je Feinunze nachgeben. Die robuste physische (Investment-)Nachfrage dürfte einem stärkeren Preisrückgang entgegenstehen, auch wenn sich die ETF-Zuflüsse kaum im gegenwärtigen Ausmaß fortsetzen werden. Mittel- bis langfristig sehen wir aufgrund der anziehenden Industrienachfrage weiterhin Aufwärtspotenzial bei Silber und revidieren unsere Preisprognose für Ende 2016 auf 18 USD je Feinunze nach oben (bisher 17 USD). Das Gold-Silber-Verhältnis fällt daraufhin bis zum Jahresende auf 70 (von zuvor 74).
Auf einen Blick