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Silber: Der ignorierte bullische Preisfaktor

10.06.2016  |  Theodore Butler
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JPMorgan wusste, dass die Menge des weltweit verfügbaren physischen Silbers durch eine Reihe unabänderlicher Faktoren begrenzt wird, insbesondere dadurch, dass es ganz allgemein nicht gerade viel Silber gibt (rund 1,3 Milliarden Unzen in Form von 1.000-Unzen-Barren), und dass davon nur ein geringer Anteil - nicht mehr als wenige Prozent - zum aktuellen Marktpreis verkäuflich ist.

Erschwert wird die Situation zusätzlich durch die Gewissheit, dass nicht nur die bestehenden, verfügbaren Reserven extrem gering sind, sondern dass auch der Großteil des neu geförderten und gewonnen Silbers bereits für die Industrie reserviert ist, die das Edelmetall für die verschiedensten Fertigungsprozesse benötigt. Die Investitionsnachfrage konkurriert folglich mit allen anderen Formen der Silbernachfrage, wodurch am Silbermarkt eine einzigartige Situation entsteht. In den letzten Jahren waren nach Abzug des übrigen Silberbedarfs jährlich weniger als 100 Millionen Unzen Silber zur Deckung der Investmentnachfrage verfügbar.

Innerhalb der letzten fünf Jahre wurden von denen, die über substantielle Silbervorräte verfügen, keine großen Mengen verkauft. Andererseits haben auch weder diese noch andere Investoren große Silberkäufe getätigt. Da die Investoren in den letzten fünf Jahren praktisch weder Silber kauften noch verkauften, konnte JPMorgan nur die "Reste" aufsammeln, d. h. den Teil des neu produzierten Silbers, der nicht von der Industrie nachgefragt wurde. Es dauerte fünf Jahre, bis JPM seine 500 Millionen Unzen Silber angehäuft hatte. Mehr konnte die Bank nicht kaufen, ohne die Preise in die Höhe zu treiben.

Wie ich schon in früheren Artikeln beschrieben habe, verwendete JPM verschiedene Strategien, um seine enormen Silberreserven anzulegen. Als führender Marktteilnehmer und größtes Lagerhaus der COMEX und in seiner Rolle als offizieller Verwalter und tonangebender Market Maker des weltweit bedeutendsten Silber-ETFs SLV war JPMorgan in einer privilegierten Position und in der perfekten Ausgangslage, um praktisch die gesamte neu verfügbare Silberproduktion der letzten fünf Jahre aufzukaufen. Trotz aller Bestrebungen, diese Silberkäufe vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, sind einige wichtige Hinweise zum Vorgehen von JPM seit dem April 2011 ans Licht gelangt.

Dazu zählt unter anderem die Eröffnung von JPMorgans Silberlagerhaus für den Handel an der COMEX im April 2011, sowie der Beginn beispielloser physischer Umsätze in den Silberbeständen der Bank, die bis zum heutigen Tag anhalten. Durch die zahlreichen wöchentlichen Änderungen konnte JPM hunderte Millionen Unzen Silber abzweigen, die im COMEX-Lagerhaus oder in anderen nicht öffentlichen Tresoren der Bank gelagert werden. Während JPMorgan noch vor fünf Jahren nicht eine einzige Unze Silber besaß, verfügt die Bank heute über die größten Silberbestände der COMEX. 70 Millionen Unzen, fast die Hälfte des gesamten COMEX-Silbers, werden in ihren Tresoren verwahrt.

2012 hat JPM 100 Millionen Unzen Silber, die die Bank im Auftrag der Anteilseigner des SLV verwahrte, aus einem ihrer Londoner Depots entfernt und an einen anderen Ort transferiert, um Platz für ihr eigenes Silber zu schaffen. Trotz seiner enormen Short-Positionen an den Papiermärkten hat das Unternehmen begonnen, sich Silber-Futures in Form von physischem Metall ausliefern zu lassen. Allein im letzten Jahr hat JPM auf diese Weise insgesamt 45 Millionen Unzen Silber erworben und dabei die erlaubte Höchstmenge Monat für Monat fast oder gänzlich ausgereizt. Zu sagen, dass JPMorgan fast der einzige Marktteilnehmer an der COMEX war, der sich physisches Silber ausliefern ließ, ist nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt.

Die cleverste Methode der Bullionbank, ihre physischen Silberbestände aufzustocken, war es vielleicht, in den letzten fünf Jahren als führender Käufer für frisch geprägte Silver-Eagle- und Maple-Leaf-Münzen aufzutreten. Insgesamt hat JPM in dieser Zeit mehr als 100 Millionen Silver Eagles von der U.S. Mint und mindestens 50 Millionen Silver Maple Leafs von der Royal Canadian Mint gekauft - vielleicht auch viel mehr. Wie ich bereits früher erklärt habe, glaube ich, dass JPMorgan diese Münzen eingeschmolzen und zu 1.000-Unzen-Barren gegossen hat, um sie letzten Endes besser wieder verkaufen zu können.

Der bemerkenswerteste Aspekt beim Anlegen der enormen physischen Silberreserven durch JPMorgan ist jedoch, dass die Bank ihren Plan im Umfeld beständig sinkender Silberpreise verfolgen konnte, denn wie Sie wissen, ist der Silberkurs seit dem Hoch bei knapp 50 $ vor fünf Jahren stark zurückgegangen. Wie zum Teufel gelang es JPM bei kontinuierlich fallenden Preisen 500 Millionen Unzen Silber zu beschaffen, ohne dass es zumindest leichte Preissteigerungen gab?

Ganz einfach - während die Bullionbank echtes Silber kaufte und einlagerte, drückte sie gleichzeitig an der COMEX den Preis nach unten, indem sie ihre manipulativen Short-Positionen behielt und entsprechend der Marktsituation anpasste. Das ist das perfekte Verbrechen: JPM manipuliert den Preis mit Hilfe von Leerverkäufen am Papiermarkt der COMEX nach unten und kann dadurch am physischen Markt billig einkaufen. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der das besser durchführen könnte, als JPMorgan, die mächtigste und einflussreichste Bank der USA.

Die Bullionbank hat nun die größten physischen Silberreserven der Geschichte angelegt und wird bei einem sprunghaften Anstieg des Silberpreises auch die größten Gewinne der Geschichte verzeichnen. Was also kann sie tun, um diese Entwicklung zu beschleunigen? Faszinierenderweise muss JPM nun gar nichts tun, um am Silbermarkt einen höheren Gewinn zu erzielen als jeder Investor und jedes andere Unternehmen zuvor. Das haben Sie richtig gelesen.

Um zu garantieren, dass der Silberpreis auf astronomische Höhen steigt, braucht die Bank gar nichts zu tun. Insbesondere sollte sie bei der nächsten großen Rally keine Silber-Futures an der COMEX leerverkaufen. In den vergangenen fünf Jahren war es immer die Bullionbank, die die Silberrallys deckelte, damit sie ihre gewaltigen physischen Vorräte zu günstigen Preisen weiter aufstocken konnte. Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass der Silberpreis in die Höhe schießen wird, wenn die Bank beschließt, dass in ihren Tresoren genügend Silber liegt, und wenn sie darauf verzichtet, ihre Short-Position an der COMEX weiter auszubauen. Ich schätze, dass dieser Tag bald kommen wird.

Diese spannende Geschichte ist bislang fast völlig unbekannt, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie entdeckt wird. Das Beste daran ist, dass sie der Schlüssel zu einer einmaligen Investitionsgelegenheit ist. Man muss nur das Gleiche tun wie JPMorgan Chase: so viel Silber kaufen, wie man kann, und dann darauf warten, dass die Bank sich selbst hilft. Dazu sind weder komplizierte Trading-Strategien noch riskante, fremdfinanzierte Finanzprodukte nötig. Kaufen Sie einfach echtes Silber, bezahlen Sie in bar und warten Sie ab. Immerhin hat JPMorgan nichts anderes getan und da bereits fünf Jahre vergangen sind, werden wir uns wohl nicht mehr allzu lange gedulden müssen.


© Theodore Butler
www.butlerresearch.com



(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)
Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 3.6.2016 auf der Webseite www.24hgold.com veröffentlicht.



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