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Der Brexit: Ursachen, Konsequenzen und voreilige Schlüsse

02.07.2016  |  The Gold Report
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Welche Ausmaße kann die Dummheit annehmen? Wenn wir bereits wissen, dass eine gesamte Organisation dysfunktional ist? Sehen Sie sich den einstündigen Film an. Im Nachhinein betrachtet ist er sogar noch besser.

Es gibt beispielsweise fünf EU-Richtlinien für Kissenbezüge. Der eine oder andere mag das vielleicht schon ein wenig übertrieben finden, aber nur bis man erfährt, dass es 109 Verordnungen gibt, die die Kissenfüllung regeln. Diese Zahl erscheint allerdings auch nur so lange absurd, bis man die 225 Bestimmungen liest, die zum Thema Brillen verfasst wurden.

Es gibt zehn Gesetze über Bettdecken und 39 über Bettlaken. Für Zahnbürsten waren 31 Richtlinien notwendig. Spiegel sind da schon eine viel ernstere Angelegenheit, denn dazu hat die EU 172 Regelungen verabschiedet. Haarwaschmittel kommen dagegen mit nur 118 aus, während Handtücher nach 454 Vorschriften verlangten. Um alle Einzelheiten zu klären, die Brot betreffen, waren unglaubliche 1.246 Regeln nötig, für Toaster wiederum nur 52. Milch ist andererseits ein wirklich schwieriges Thema und verlangt nach 12.653 einzelnen Bestimmungen. Für Schüsseln waren 99 ausreichend, aber damit die Europäer wissen, wie man Löffel herstellt und benutzt, wurden 210 Gesetze benötigt.

Die Mehrheit der britischen Wähler, die sich beim Referendum für den EU-Austritt entschieden haben, haben gegen die übermächtige Regierung, gegen die fehlende Rechenschaftspflicht, gegen die Diktatur der Lobbyisten und für ein Regierungskonzept gestimmt, das die staatlichen Eingriffe so gering wie möglich hält. Die EU ist unkontrolliert gewachsen. Sie ist das aufgeblähte Nonplusultra des Regierens durch Ausschüsse. Dieser bürokratische Koloss kann nicht funktionieren, und je eher ihn jemand zu Fall bringt, desto eher können Europa und der Rest Welt wieder aufstehen und sich erholen.

Damit der geneigte Leser nun nicht auf die Idee kommt, die US-Regierung wäre in irgendeiner Weise besser als die EU, möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass die Vereinigten Staaten nach 1991 die heutige unipolare Welt geschaffen haben. Als es an der Zeit gewesen wäre, die NATO zu Grabe zu tragen und eine Friedensdividende zu erklären, haben die, die in den USA hinter den Kulissen die Fäden ziehen, das Land stattdessen von einem unbegreiflich dummen Krieg zum nächsten getrieben.

Für das Debakel, das wir Irakkrieg nennen, wurde niemand je zur Rechenschaft gezogen. Afghanistan befindet sich seit dem Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001 im Kriegszustand. Wenn es Alexander der Große nicht geschafft hat, das Land einzunehmen, was hat Bush und Obama dann auf die Idee gebracht, dass es ihnen gelingen würde?

Wenn ein Land einen Krieg beginnt, der 15 Jahre später noch immer andauert, dann sollte es eine Art internationale Regel geben, die besagt, "Ihr habt verloren, findet euch damit ab." Die die US-Generäle sind entweder so ahnungslos oder sie freuen sich so sehr auf den schönen Job, den sie nach ihrem Ausscheiden aus dem Militärdienst bei einem großen Rüstungskonzern annehmen können, dass sie weiter Geld in ein aussichtsloses Unterfangen stecken. Das einzige, was sie in diesen Jahren erreicht haben, ist ein Anstieg der Opiumproduktion um 1.500% gegenüber der Zeit unter den Taliban.

Wenn man 1 Billion $ für ein schickes neues Kampfflugzeug ausgibt, das schon zehn Jahre überfällig ist und dessen Software nicht funktioniert, und wenn das vorherige Modell schon verschrottet ist und in einem Luftkampf ohnehin keine Chance hätte, dann sollte man vielleicht zugeben, dass es sich um die reinste Zeit- und Geldverschwendung handelt. In den USA geht das aber nicht, weil der Rüstungskonzern Raytheon in 45 Bundesstaaten Verträge abgeschlossen hat. Der Kongress kann das völlig überzogene Programm nicht einfach stoppen, weil die Politiker wissen, dass sie dann weniger finanzielle Unterstützung für ihre Kampagnen bekämen.

Die Amerikaner sind heute das am besten überwachte Volk der Geschichte. Das ist die direkte Konsequenz aus den Anschlägen vom 11. September, den aufgeblähten US-Geheimdiensten und der Abschaffung jeglichen Schutzes, den die Bürger vor einer übermächtigen Regierung einmal besaßen. Die Stasi und die Gestapo wären begeistert gewesen, wenn sie auch nur über die Hälfte der Möglichkeiten und Macht verfügt hätten, die die NSA heute hat. Jedes Telefongespräch kann überprüft werden, jede E-Mail wird für die Nachwelt aufgezeichnet. Wenn Sie ein Bild ihres neugeborenen Kindes in den sozialen Medien hochladen, weiß das NSA-Hauptquartier in Maryland eher Bescheid, als Ihre Eltern. Wenn Sie zu Hause eine Sicherheitskamera installiert haben, damit Sie vom Büro aus überprüfen können, ob alles in Ordnung ist, dann kann die NSA das auch. (Tipp: Vielleicht sollten Sie diese Kamera lieber auf eine Schranktür als auf das Bett richten. Wie wollen die Zuschauer ja nicht von ihrer Arbeit ablenken.)

Sind die Vereinigten Staaten dadurch sicherer geworden? Ich denke nicht. Die Polizei kann im ganzen Land machen, was sie will. In Baltimore können sechs Polizeibeamte einen Verdächtigen in Handschellen in ihren Transporter werfen und lachend zusehen, wie der Fahrer immer wieder beschleunigt und dann abrupt auf die Bremsen tritt. Als sie auf der Polizeiwache ankommen und den halbtoten Verdächtigen aus dem Auto zerren, merken sie, dass sein Genick gebrochen ist. So etwas passiert auf der ganzen Welt, aber in den USA wird niemand zur Verantwortung gezogen. Es gibt Gesetze für die normalen Bürger und es gibt Gesetze für Polizisten und zwischen beiden gibt es keine Überschneidungen.

In den Jahren vor 2008 und auch noch danach wurden in den USA Billionen von Dollar durch Betrug und unverblümten Diebstahl abgezweigt und niemand musste dafür ins Gefängnis. Heute ist es nicht anders. Das gesamte globale Finanzsystem ist ein Ponzi-System, ein Kartenhaus, das nur auf den ersten Windzug wartet. Die US-Regierung hat dieses Problem weiter verstärkt und die Kosten dafür, es zu beheben, sind enorm angewachsen.

Als ich im November das Buch "The Art of Peace" schrieb, sagte ich eine weltweite Revolution voraus, nach deren Abschluss unsere Welt viel besser sein wird, weil die Regierungen über weniger Macht verfügen. Je weiter die Macht, Entscheidungen zu treffen, von denjenigen entfernt ist, deren Leben von diesen Entscheidungen beeinflusst wird, desto dümmer werden die Beschlüsse. Aus diesem Grund leisten die Schulämter in den USA ziemlich gute Arbeit, während das Bildungsministerium eine relativ nutzlose Einrichtung ist, die der Bildung höchstens im Wege steht. Wenn die Entscheidungen so lokal wie möglich getroffen werden, funktioniert das praktisch immer.

Am Donnerstag, den 23. Juni 2016, stimmten die Wähler im Vereinigten Königreich dafür, dem größten politischen Sumpf der Geschichte ein Ende zu bereiten. Es ist gar nicht wichtig, was nun getan wird. Das Läuten der Glocke lässt sich nicht rückgängig machen. Wie viele meiner Bekannten glaubte auch ich, dass die Behörden in Großbritannien sich bei einer so knappen Abstimmung einfach ein Beispiel an dem nehmen würden, was in den USA bei Wahlen üblich ist: sie so zu manipulieren, wie es ihnen am besten passt. Doch das haben sie nicht getan. Das Volk hat gesprochen und es wird gehört werden.


Wir brauchen eine Verkleinerung der Regierungen. Wir können dieses Ziel auf einem angenehmen oder einem weniger angenehmen Weg erreichen, aber wir werden es erreichen.


© Bob Moriarty
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 26. Juni 2016 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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