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Die größte Lüge in der Geschichte der Edelmetallmärkte

22.07.2016  |  Theodore Butler
Wenn man etwas als "größte Lüge" bezeichnet, sollte es sich schon um etwas wirklich Bedeutendes handeln - sowohl in Bezug auf die Sache selbst, als auch auf den Lügner. Die Lüge betrifft in diesem Fall den Kern der Manipulationen am Silbermarkt und ist meiner Ansicht nach der wichtigste Preisfaktor des weißen Edelmetalls. Ein entscheidender Punkt ist, dass die Lüge von der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) selbst verbreitet wurde, der offiziellen Regulierungsbehörde für Future- und Optionsmärkte in den USA, der auch die Aufsicht über den Silbermarkt obliegt.

Die gute Nachricht ist, dass Sie selbst nachprüfen können, ob meine Behauptungen stichhaltig sind, da die Beweise praktisch unbestreitbar sind. Die beste Nachricht ist, dass es sich positiv auf den Silberkurs auswirken sollte, wenn die Lüge endlich allgemein bekannt wird.

Der Schlüsselfaktor am Silbermarkt - und aktuell auch am Goldmarkt - ist die konzentrierte Short-Position an der New Yorker Terminbörse COMEX. Ich bin nicht nur überzeugt, dass die starke Konzentration auf der Verkäuferseite das Hauptproblem am Silbermarkt der COMEX ist, sondern auch, dass es die Befreiung des Silberkurses bedeuten würde, wenn diese Tatsache allgemein bekannt wird. Wenn die immer zahlreicher werdenden Analysten und Investoren, die die Bedeutung der Commitments of Traders (COT) Reports und der Marktstruktur für die Gold- und Silberpreise entdeckt haben, noch einen kleinen Schritt weiter gehen und auch die Daten zur Marktkonzentration mit einkalkulieren, könnte dies meiner Ansicht nach tiefgreifende Auswirkungen haben.

Lassen Sie mich zuerst die Konzentration an den Gold- und Silbermärkten beschreiben und erklären, warum dieses Thema so wichtig ist. Dabei werde ich auch auf die historische Entwicklung und den aktuellen Status der großen Lüge eingehen. Wenn viele verschiedene Trader die Gold- und Silber-Kontrakte an der COMEX shorten und insgesamt sehr große Short-Positionen halten, dann ist das bei genauerem Hinsehen kein Problem, denn so sind freie Märkte nun einmal strukturiert - es gibt zahlreiche voneinander unabhängige Käufer und Verkäufer. Wenn es auf der Seite der Short-Seller keine Marktkonzentration gäbe, würden Sie diesen Artikel gar nicht lesen, denn dann hätte ich nie damit begonnen, über den Silbermarkt zu schreiben und meine Kommentare zu veröffentlichen.

Das Problem ist die Struktur des New Yorker Silbermarktes: Nur sehr wenige Trader halten an der COMEX Short-Positionen auf Silber. Nur acht Marktteilnehmer haben so viele Kontrakte leerverkauft, dass das praktisch der gesamten Netto-Anzahl an Short-Positionen entspricht - und bei diesen Marktteilnehmern handelt es sich größtenteils um Banken. Gemessen an der tatsächlichen weltweiten Minenproduktion an Silber und an den überirdischen Lagerbeständen ist die konzentrierte Short-Position am Silbermarkt zudem größer als an jedem anderen Rohstoffmarkt. Verglichen mit anderen Rohstoffen erscheint die Situation am Silbermarkt unglaublich verzerrt.

Bei Mais und Rohöl entsprechen die konzentrierten Shorts beispielsweise jeweils der weltweiten Produktionsleistung einiger Tage, während es bei Silber mehr als 200 Tage sind. Das Erstaunlichste ist jedoch, dass sich nur sehr wenige Silberunternehmen an den Terminmärkten gegen einen Preisverfall absichern - die an der COMEX gehandelten Shorts sind praktisch rein spekulativer Natur.

Es wichtig, den Unterschied zu verstehen zwischen einer großen Anzahl an Short-Positionen (oder Long-Positionen), die von vielen verschiedenen Tradern gehalten werden, und einer großen Anzahl an Short-Positionen, die sich in den Händen einiger weniger befinden. Hunderte oder tausende verschiedene Marktteilnehmer können unmöglich ein Komplott zur Manipulation der Preise schmieden.

Die breite Masse mag zwar manchmal irrational handeln, aber mit der vorsätzlichen Beeinflussung des Preisniveaus hat das nichts zu tun. Manipulation ist nur möglich, wenn eine Handvoll Trader Absprachen trifft. Die Rohstoffgesetze der USA erkennen diese Tatsache auch durchaus an. Aus diesem Grund beobachtet die CFTC die Marktkonzentration an den Börsen und macht die entsprechenden Daten öffentlich. Beobachtung und die Veröffentlichung von Statistiken sind in der Praxis aber natürlich etwas ganz anderes als das Verhindern von Manipulationen und die Zerschlagung von existierenden Komplotten.

Die Idee, der Entstehung von Marktkonzentrationen vorzubeugen, bildet gemeinhin die Grundlage der Kartellgesetze und aller antimonopolistischen Bestimmungen. Das Konzept ist zwar simpel, doch um zu verstehen, warum die konzentrierte Short-Position am Silbermarkt der Schlüssel zu den Preismanipulationen ist, ist eine etwas ausführlichere Beschäftigung mit diesem Thema erforderlich.

Mir persönlich ging ein Licht auf, als ich vor 30 Jahren entdeckte, dass die Manipulationen des Silberpreises an der COMEX mit der Höhe des Open Interest zusammenhingen. Verglichen mit anderen Rohstoffen war die Zahl der ausstehenden Kontrakte am Silber-Terminmarkt im Verhältnis zur jährlichen Minenproduktion viel zu hoch. Jahre später, Mitte der 1990er, wurde mit dann bewusst, dass nicht das Open Interest an sich der ausschlaggebende Faktor war, sondern vielmehr die geringe Anzahl der Trader, die Leerverkäufe tätigten. Die Marktkonzentration auf der Seite der Shorts ist der Schlüssel zum Silbermarkt der COMEX und ich begann, die CFTC bezüglich dieser speziellen Situation unter Druck zu setzen. Das hat letztlich zur Entstehung der größten Lüge in der Geschichte der Marktregulierung geführt.

Da das Problem der Marktkonzentration im Zentrum aller Bemühungen der Börsenaufsicht steht, war die CFTC praktisch gezwungen, meine Schreiben zu beantworten, insbesondere, wenn zahlreiche meiner Leser sich anschlossen. Die Regulierungsbehörde hat auf meine Bedenken hinsichtlich der starken Konzentration auf der Verkäuferseite am Silbermarkt der COMEX nicht nur wiederholt geantwortet, sondern im Mai 2004 und 2008 auch öffentlich Stellung genommen, auf jeweils 15 Seiten. Selbstverständlich hat die CFTC beide Male vehement geleugnet, dass es infolge der Marktkonzentration an der Silber-Terminbörse zu Preismanipulationen gekommen war.

Das Problem wurde nicht einmal ansatzweise gelöst und ist im Gegenteil heute von größerer Bedeutung denn je, da die konzentrierte Short-Position am Silbermarkt (und am Goldmarkt) noch nie zuvor so hoch war wie zur Zeit. Doch kommen wir zuerst zur größten Lüge überhaupt. In ihrem öffentlichen Statement aus dem Jahr 2008 hat die CFTC nach Strich und Faden gelogen. Ich habe mehr als eineinhalb Jahre gebraucht, um die Lüge zu durchschauen, weil damals einfach nicht genügend Daten verfügbar waren. Ich versuche es zu vermeiden, ständig frühere Artikel von mir zu verlinken, aber für diesen hier werden Sie nicht viel Zeit benötigen.


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