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Silber: Die letzte gute Kaufgelegenheit?

26.07.2016  |  Adam Hamilton
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Genau das konnten wir vor Kurzem im Mai beobachten. Anfang des Monats hatten die Futures-Spekulanten die Zahl ihrer Long-Kontrakte auf den damaligen Rekord von insgesamt 134.900 erhöht. Dann allerdings führten Aussagen der US-Notenbank, die auf eine Anhebung der Zinssätze hindeuteten, zu einem Abverkauf im Goldsektor, welcher auch die Trader am Silbermarkt erfasste. Innerhalb der nächsten Wochen liquidierten die Spekulanten 16.900 Long-Kontrakte. Das war nur ein Achtel der Gesamtbestände, reichte jedoch aus, um den Silberkurs 6,7% sinken zu lassen.

Aktuell sind die Trader an den Terminmärkten mit 141.000 Long-Kontrakten noch extremer positioniert. Um das in Perspektive zu rücken: Diese Futures repräsentieren Wetten auf steigende Kurse mit einem Gegenwert von 705 Millionen Unzen Silber! Das entspricht 4/5 der weltweiten Minenproduktion im Jahr 2015! Aufgrund der inhärenten Gefahren des fremdfinanzieren Spekulierens werden diese Positionen sehr schnell aufgelöst werden, sobald der Silberkurs nachgibt.

Im Zeitraum von nur wenigen Wochen könnten die Spekulanten ein Achtel, ein Viertel oder gar ein Drittel ihrer Silber-Futures verkaufen. Das würde den Silberkurs deutlich nach unten drücken. Wenn sie ein Drittel ihrer übertriebenen Long-Positionen abstoßen und schließen würden, blieben insgesamt noch immer 94.000 Kontrakte übrig. Das ist weit mehr als der Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2012, der bei 63.900 ausstehenden Futures lag. Ich verwende diese Zeit als Vergleichszeitraum, weil das die letzten normalen Jahre zwischen dem Crash von 2008 und dem Beginn der durch QE3 verursachten Verzerrungen an den Märkten waren.

Seit dem Beginn der Silberhausse vor 7,0 Monaten haben die Spekulanten an den Terminmärkten in Anbetracht der Kursgewinne von 48,7% auf der Long-Seite 46.600 Kontrakte zugekauft und 22.500 Shorts eingedeckt. Das entspricht Käufen von rund 233 Millionen bzw. 113 Millionen Unzen Silber - eine gewaltige Menge. Sollten diese Trader gezwungen sein, auch nur die Hälfte ihrer neuen Silber-Positionen möglichst schnell abzustoßen, dann entspräche das dem Verkauf von 173 Millionen Unzen Silber, die innerhalb weniger Wochen auf den Markt gelangen.

Eine solche Menge kann von der normalen Nachfrage nicht absorbiert werden. Die jüngsten verfügbaren, allumfassenden Fundamentaldaten beziehen sich auf das Gesamtjahr 2015 und zeigen, dass die weltweite Nachfrage nach Silberinvestments in Form von Münzen und Barren im letzten Jahr die Rekordmenge von 292,3 Millionen Unzen erreichte - im Schnitt also 24,4 Millionen Unzen im Monat. Selbst falls sich die Investitionsnachfrage in diesem Jahr verdoppelt haben sollte - was höchstwahrscheinlich eine viel zu optimistische Einschätzung der Marktlage ist - würde die Höhe der Verkäufe an den Futuremärkten den Bedarf vorübergehend bei Weitem übersteigen.

Dem Silbermarkt stehen derzeit also enorme Verkäufe von Terminkontrakten bevor. Einen vergleichbaren Überhang, der auch am Goldmarkt zu beobachten ist, habe ich vergangene Woche ausführlich diskutiert. Wenn Sie also noch ein tieferes Hintergrundwissen darüber möchten, warum die übermäßigen Long-Positionen der Spekulanten auf kurze Sicht auch während der stärksten Hausse eine Gefahr darstellen, dann sollten Sie diesen Artikel ebenfalls lesen. In allen Bullenmärkten geht es bergauf und bergab, doch die Positionierung der Spekulanten an der Futuremärkten ist oft von entscheidender Bedeutung für das Timing der Preisschwünge.

Die Kurskorrekturen während eines langfristigen Aufwärtstrends sind jedoch sowohl für Investoren als auch für Spekulanten ein Segen. Sie helfen die Marktstimmung auszugleichen und garantieren auf diese Weise, dass der Bullenmarkt sich gesund entwickelt und lange Zeit bestehen bleibt. Zudem bieten die Kursrücksetzer nach Beginn einer Hausse relativ gute Kaufgelegenheiten. Trader, die ihre Investitionen in Silber oder Silberaktien erhöhen wollen, sollten sich über jede Korrektur freuen und sie nutzen, um mehr Kapital in diesem Sektor anzulegen.

Trotz der kurzfristigen Risiken am Silbermarkt aufgrund der übermäßigen Long-Positionen der Futures-Spekulanten und dem potentiellen Rückgang der Kurse auf ein typischeres Sommerniveau nach der jüngsten Rekordrallly, ist die neue Silberhausse noch lange nicht vorüber. Das enorme Aufwärtspotential des Silberkurses wird am besten ersichtlich, wenn wir die Entwicklung des weißen Metalls im Vergleich zum Goldkurs betrachten, dem wichtigsten Preisfaktor am Silbermarkt. Das vielsagende Gold/Silber-Verhältnis ist nach wie vor noch extrem bullisch für Silber.

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Da der Goldkurs den Silberkurs historisch gesehen signifikant beeinflusst, lässt sich sagen, ob Silber gegenüber Gold aktuell über- oder unterbewertet ist. Wenn Silber im Verhältnis zu Gold extrem günstig ist, ist das ein deutliches Kaufsignal. Das ist fraglos auch zur Zeit der Fall. Mitte dieser Woche waren 68 Unzen Silber nötig, um den Wert einer einzigen Unze Gold aufzuwiegen. Damit ist das Gold/Silber-Verhältnis noch immer relativ niedrig.

Bevor die unglaubliche Panik an den Aktienmärkten Silber im Jahr 2008 mit hinein in den Strudel der Angst zog, lag das Verhältnis zwischen den beiden Edelmetallen bei durchschnittlich 1:54,9. Der Silberkurs bewegte sich meist in einer relativen engen Spanne bei etwa 1/55 des Goldpreises. Doch da das weiße Metall eine so spekulative Anlage darstellt und sein Kurs stark von der kollektiven Gier oder Angst der Trader abhängt, wurde es im Zuge des Crashs so weit nach unten gedrückt, dass das Gold/Silber-Verhältnis in den Monaten der Panik im Schnitt nur 1:75,8 betrug. Ich argumentierte damals bereits, dass solch extreme Werte langfristig nicht tragbar seien.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis der Silberkurs gegenüber Gold wieder zulegte. 2011 wurde das weiße Metall sogar so beliebt, dass es zu einer regelrechten Manie kam. Wenn die Investoren und Spekulanten wirklich beginnen, sich für Silber zu begeistern und große Kapitalsummen in diesem Markt investieren, ist das Aufwärtspotential unglaublich. Während der normalen Jahre zwischen 2009 und 2012- nach dem Aktiencrash und vor QE3- lag das Gold/Silber-Verhältnis mit durchschnittlich 1:56,9 noch immer ganz in der Nähe des vor der Krise verzeichneten Wertes.


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