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Sollten Sie Anleihen kaufen?

01.08.2006  |  Dr. Marc Faber
Ich persönlich glaube, dass momentan 2jährige-Schatzwechsel, die circa 5,1% abwerfen, eine attraktive Alternative zu Aktien bieten. Dies liegt daran, dass in der Vergangenheit, als die Regierung aufhörte die Zinsen zu erhöhen, Erträge aus 2jährigen-Schatzanleihen über die folgenden sechs Monate durchschnittlich um 120 Basispunkte gefallen sind.

Aktien könnten sich in sehr naher Zukunft in gewisser Weise von den kurzfristig ausverkauften Niveaus erholen, da die Periode zwischen Juli und August durch einige saisonale Stärke charakterisiert ist. Wir würden jedoch jede zusätzliche Stärke als Verkaufsmöglichkeit nutzen, nachdem deren Potential sehr limitiert erscheinen würde, weil sich die grundsätzliche Widerstandslinie des S&P 500 zwischen 1290 und 1325 bewegt.

Während ich gegenüber US-Anleihen und dem US-Dollar auf lange Sicht sehr negativ eingestellt bin, könnten US-Anleihen in den nächsten drei Monaten bessere Performance zeigen als Aktien. Aber warum? Schließlich sind alle amerikanischen Anleihen und auch andere Anleihen weltweit seit dem Sommer 2005 im Kurs gesunken und haben die Performance der Aktien weltweit seit 2003 nicht annähernd erreicht. Außerdem lesen wir jeden Tag in den Medien, dass sich die Inflation beschleunigt wird.

Zwei Beobachtungen! Auf jedes Hoch nach einer Blase folgte ein wirtschaftlicher entsprechender Rückschlag für den betroffenen Sektor. Nach 1989 fiel Japan in eine 14 Jahre dauernde Deflationsperiode und wirtschaftliche Stagnation, der High-Tech-Sektor litt nach dem März 2000 an Überkapazitäten und schwachen Kursen. Können wir nun also einen Einbruch des Immobilienmarktes erwarten?


Verlangsamung bei Immobilien

Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass sich der Immobiliensektor rapide abkühlt und einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft haben könnte. Die Leistbarkeit von Immobilien ist auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren.

Der Grund für die niedrige Erschwinglichkeit von Immobilien ist, dass während die Eigenheimpreise in den letzen fünf Jahren rasch gestiegen sind, die Einkommenszuwächse in einem typischen Haushalt - nicht für die Gruppe der Hedge-Fonds-Manager - entweder stagnierten oder überhaupt gesunken sind.

Darüber hinaus sind, nachdem die Zinsen von 1% in der Fed Fund Rate im Jahr 2004 auf momentan 5,25% gestiegen sind, die Finanzierungskosten eskaliert. Abgesehen von schlechter Leistbarkeit, sind die Bestände an unverkauften Häusern und speziell von Wohnanlagen rapide gestiegen, während die Überlegungen für einen Hauskauf gesunken sind.

Es sollte angemerkt werden, dass in der Vergangenheit steigendes Interesse an Immobilien einer der zuverlässigsten Indikatoren für zukünftige wirtschaftliche Tätigkeit war, weil der Bausektor über einen immensen Multiplikatoreffekt verfügt. Er beeinflusst direkt die Geräte-, Einrichtungs-, Renovierungs-, Konsumentenelektronik- und Baumaterial-Industrie.

Außerdem stimuliert er Finanzvermittlung und Immobilienhandel und erlaubt den Haushalten, Geld zu refinanzieren und aus ihren Häusern herauszuholen, indem sie eine zusätzliche Hypothek aufnehmen – ein großer Teil dessen wurde für den Konsum ausgegeben.


Immobilienmultiplikator

Meine Ansicht wäre deshalb, dass die kommende Verlangsamung oder der Preissturz tatsächlich die Erwartungen signifikant übertreffen und zu allgemeinen wirtschaftlichen Schwächen führen könnten. Vergessen Sie nicht, dass wenn die Immobilienpreise nicht mehr ansprechend sind, die Wertschöpfung aus Immobilien zum Stillstand kommen wird.

Der Konsument wird dann sehr wahrscheinlich wieder beginnen müssen, vom laufenden Einkommen etwas beiseite zu legen. Diese beiden Faktoren würden ganz offensichtlich den Konsum und die Einzelhandelsverkäufe drücken. Noch ein Punkt! Der schwache Verkaufsanstieg bei Wal-Mart scheint zu bestätigen, dass der typische US-Haushalt schon zu kämpfen hat.

Was sind also die Auswirkungen für Investitionen? Alle Indikatoren deuten auf eine wirtschaftliche Verlangsamung hin, aber was wir nicht kennen, ist die Reaktion der Fed auf eine derartige Verlangsamung. Keine weitere Straffung oder Erleichterung von Geldpolitik über mehrere Monate könnte zu weiterer Schwäche des US-Dollar gegenüber Gold führen, weil die Regierung eher gegen wirtschaftliche Schwäche als gegen die Inflation ankämpfen wird.

Das würde für Anleihen offensichtlich nicht von Vorteil sein und wahrscheinlich auch einen negativen Einfluss auf Aktien, gemessen an Gold, haben. Andererseits ist es möglich, dass plötzliche Schwächen in wirtschaftlichen Aktivitäten zu einem weiteren starken Rückgang auf den Märkten für Industrierohstoffe führen könnten und so den Inflationsdruck lockern und die Einstellung gegenüber Anleihen bedeutend verbessern könnten.


© Dr. Marc Faber



Dieser Beitrag wurde von Andrea Wagner exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. Der Originaltext ist am 16. Juli 2006 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.



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