Haben Sie Angst vor dem Hindenburg-Omen? - von Roland Leuschel
02.08.2006 | Redaktion
Dieser Artikel von Roland Leuschel erschien am 3. August in "Trends Cash", dem größten Wirtschafts- und Finanzmagazin Belgiens, in dem der Autor als Kolumnist regelmäßig seine Meinung zu den Finanzmärkten veröffentlicht.
Am 14. August 1987, also rund acht Wochen vor dem Börsencrash vom 19. Oktober, erschien zum fünften Mal in Reihe das Hindenburg-Omen. Der Dow Jones stieg anschließend im September 1987 noch einmal kräftig an, bis dann der berühmt gewordene Montag, der 19. Oktober kam. An diesem denkwürdigen Tag verlor der Aktienindex in wenigen Stunden rund 23%. Am folgenden Dienstag knickte er in der Spitze um weitere 19% ein, so dass die Aktien des Dow Jones innerhalb von nur zwei Tagen rund 40% ihres Wertes verloren hatten.
Am 21. April diesen Jahres trat ebenfalls das Hindenburg-Omen auf und wurde anschließend viermal bestätigt. Im Klartext bedeutet das für die Börsen: Gefahr ist im Verzug; denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, in den darauf folgenden vier Monaten (also bis September) an den Aktienbörsen hohe Verluste einzufahren. In den vergangenen 21 Jahren (1985 bis 2006) gab es insgesamt 24 bestätigte Hindenburg-Omen, und in 21 Jahren folgte in der Tat ein scharfer Kursrückgang. Bisher fiel der Dow Jones von 11.600 im Mai auf 11.000, also nicht nennenswert.
Was ist nun das Hindenburg-Omen? Es ist eine Konstellation verschiedener technischer Indikatoren, benannt nach dem Stolz der deutschen Luftfahrt, dem 245 Meter großen Luftschiff. Jeder kennt die Geschichte und weiß, wie dieses Luftschiff an einem Frühlingsabend im Mai 1937 in Lakehurst in Flammen aufging, eine Katastrophe, die Angst und Schrecken verbreitete.
Der Grundgedanke des Hindenburg-Omens ist einfach: Wenn an einem Handelstag an der Börse viele Aktien ein neues Hoch und gleichzeitig viele Aktien ein neues Tief erreichen (mindestens 2% der Gesamtaktien), dann ist das ein Zeichen für die Zerrissenheit des Marktes. Es gibt noch zusätzliche Bedingungen, die erfüllt sein müssen. Beispielsweise muss der gleitende 10-Wochen-Durchschnitt der Börsenkurse steigen und die Differenz zwischen der Zahl der täglich steigenden und fallenden Aktien muss negativ sein. Und wie gesagt muss eine solche Konstellation sich wiederholen, das heißt bestätigt werden, innerhalb von 30 Tagen.
In den letzten Wochen geisterte dieses Hindenburg-Omen durch die Börsensäle. Seit dem Erscheinen des letzten bestätigten Hindenburg-Omens verlor der NASDAQ Index 16%; und es gibt eine Reihe von Experten, die daraus einen bevorstehenden Börsencrash ableiten.
Bemerkenswert ist die Parallelität zu den Ereignissen von 1987. Nach dem Erscheinen des Hindenburg-Omens kam es damals zu einer Rallye, und wir stellen auch heute fest, dass seit Mitte Juni die Aktienkurse sich weltweit erholen. Ob dies allerdings ausreicht, um einen Crash abzuleiten, ist fraglich. Natürlich wünschen sich viele Analysten ein Instrument der Vorhersage, das ihnen erlaubt, präzise Prognosen zu machen. Ich sage dies als jemand, der den Crash 1987 bereits im August vorausgesagt hat, ohne damals das Hindenburg-Omen zu kennen. Aber ich erinnere mich auch, dass es reine "Glückssache" war, dass meine Prognose in so kurzer Zeit aufging. Denn Mitte der 90er Jahre machte ich eine ähnliche Vorhersage, und es dauerte immerhin fünf Jahre, bis die Börsen weltweit einen Crash erlebten.
Bei der Beurteilung der kommenden Börsenentwicklung muss ein Analyst fundamental vorgehen und sich vor allen Dingen Gedanken machen über die weitere Gewinnentwicklung der Unternehmen; denn deren Aktien sind nun einmal an der Börse notiert, und die Kurse tragen - und dies ist wissenschaftlich nachgewiesen - langfristig der Gewinnentwicklung Rechnung. Die Frage ist also: wie werden sich die Gewinne der amerikanischen Unternehmen im nächsten Jahr entwickeln? Ich befürchte, wir werden in Amerika eine Rezession erleben. Und die besten Vorzeichen dafür kann man an der Kursentwicklung der Indizes der Immobilien- und Konsumgüteraktien ablesen, und die sind auf Talfahrt (minus 15% bis minus 30%). Da nun einmal in Amerika rund 75% der Wirtschaft von diesen beiden Sektoren abhängen, sagt die Kursentwicklung dieser Kategorie von Aktien einen Einbruch nicht nur in diesen Sektoren voraus, sondern in der ganzen Wirtschaft. Damit hätten wir in Amerika eine Rezession, die natürlich alle Märkte der Welt erschüttern wird.
Das Fazit für den Anleger: Halten Sie eine hohe Cashposition, und vergessen Sie nicht, mindestens 10% ihres Vermögens in physischem Gold zu halten. Ein Ratschlag, den ich nun schon seit drei Jahren wiederhole, gemäß den strategischen Anlagevorschlägen des inzwischen in der 3. Auflage erschienenen Buchs "Das Greenspan Dossier". Seien Sie also vorsichtig, mit oder ohne Hindenburg-Omen. Es ist eine seriöse Warnung.
© Roland Leuschel
Am 14. August 1987, also rund acht Wochen vor dem Börsencrash vom 19. Oktober, erschien zum fünften Mal in Reihe das Hindenburg-Omen. Der Dow Jones stieg anschließend im September 1987 noch einmal kräftig an, bis dann der berühmt gewordene Montag, der 19. Oktober kam. An diesem denkwürdigen Tag verlor der Aktienindex in wenigen Stunden rund 23%. Am folgenden Dienstag knickte er in der Spitze um weitere 19% ein, so dass die Aktien des Dow Jones innerhalb von nur zwei Tagen rund 40% ihres Wertes verloren hatten.
Am 21. April diesen Jahres trat ebenfalls das Hindenburg-Omen auf und wurde anschließend viermal bestätigt. Im Klartext bedeutet das für die Börsen: Gefahr ist im Verzug; denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, in den darauf folgenden vier Monaten (also bis September) an den Aktienbörsen hohe Verluste einzufahren. In den vergangenen 21 Jahren (1985 bis 2006) gab es insgesamt 24 bestätigte Hindenburg-Omen, und in 21 Jahren folgte in der Tat ein scharfer Kursrückgang. Bisher fiel der Dow Jones von 11.600 im Mai auf 11.000, also nicht nennenswert.
Was ist nun das Hindenburg-Omen? Es ist eine Konstellation verschiedener technischer Indikatoren, benannt nach dem Stolz der deutschen Luftfahrt, dem 245 Meter großen Luftschiff. Jeder kennt die Geschichte und weiß, wie dieses Luftschiff an einem Frühlingsabend im Mai 1937 in Lakehurst in Flammen aufging, eine Katastrophe, die Angst und Schrecken verbreitete.
Der Grundgedanke des Hindenburg-Omens ist einfach: Wenn an einem Handelstag an der Börse viele Aktien ein neues Hoch und gleichzeitig viele Aktien ein neues Tief erreichen (mindestens 2% der Gesamtaktien), dann ist das ein Zeichen für die Zerrissenheit des Marktes. Es gibt noch zusätzliche Bedingungen, die erfüllt sein müssen. Beispielsweise muss der gleitende 10-Wochen-Durchschnitt der Börsenkurse steigen und die Differenz zwischen der Zahl der täglich steigenden und fallenden Aktien muss negativ sein. Und wie gesagt muss eine solche Konstellation sich wiederholen, das heißt bestätigt werden, innerhalb von 30 Tagen.
In den letzten Wochen geisterte dieses Hindenburg-Omen durch die Börsensäle. Seit dem Erscheinen des letzten bestätigten Hindenburg-Omens verlor der NASDAQ Index 16%; und es gibt eine Reihe von Experten, die daraus einen bevorstehenden Börsencrash ableiten.
Bemerkenswert ist die Parallelität zu den Ereignissen von 1987. Nach dem Erscheinen des Hindenburg-Omens kam es damals zu einer Rallye, und wir stellen auch heute fest, dass seit Mitte Juni die Aktienkurse sich weltweit erholen. Ob dies allerdings ausreicht, um einen Crash abzuleiten, ist fraglich. Natürlich wünschen sich viele Analysten ein Instrument der Vorhersage, das ihnen erlaubt, präzise Prognosen zu machen. Ich sage dies als jemand, der den Crash 1987 bereits im August vorausgesagt hat, ohne damals das Hindenburg-Omen zu kennen. Aber ich erinnere mich auch, dass es reine "Glückssache" war, dass meine Prognose in so kurzer Zeit aufging. Denn Mitte der 90er Jahre machte ich eine ähnliche Vorhersage, und es dauerte immerhin fünf Jahre, bis die Börsen weltweit einen Crash erlebten.
Bei der Beurteilung der kommenden Börsenentwicklung muss ein Analyst fundamental vorgehen und sich vor allen Dingen Gedanken machen über die weitere Gewinnentwicklung der Unternehmen; denn deren Aktien sind nun einmal an der Börse notiert, und die Kurse tragen - und dies ist wissenschaftlich nachgewiesen - langfristig der Gewinnentwicklung Rechnung. Die Frage ist also: wie werden sich die Gewinne der amerikanischen Unternehmen im nächsten Jahr entwickeln? Ich befürchte, wir werden in Amerika eine Rezession erleben. Und die besten Vorzeichen dafür kann man an der Kursentwicklung der Indizes der Immobilien- und Konsumgüteraktien ablesen, und die sind auf Talfahrt (minus 15% bis minus 30%). Da nun einmal in Amerika rund 75% der Wirtschaft von diesen beiden Sektoren abhängen, sagt die Kursentwicklung dieser Kategorie von Aktien einen Einbruch nicht nur in diesen Sektoren voraus, sondern in der ganzen Wirtschaft. Damit hätten wir in Amerika eine Rezession, die natürlich alle Märkte der Welt erschüttern wird.
Das Fazit für den Anleger: Halten Sie eine hohe Cashposition, und vergessen Sie nicht, mindestens 10% ihres Vermögens in physischem Gold zu halten. Ein Ratschlag, den ich nun schon seit drei Jahren wiederhole, gemäß den strategischen Anlagevorschlägen des inzwischen in der 3. Auflage erschienenen Buchs "Das Greenspan Dossier". Seien Sie also vorsichtig, mit oder ohne Hindenburg-Omen. Es ist eine seriöse Warnung.
© Roland Leuschel