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Gold zwischen BoJ und Fed

21.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Ölmarkt bleibt man in Wartestellung: Der Preis für ein Barrel Brentöl konnte sich gestern immerhin im späten Handel vom unteren Rand seiner Handelsspanne zwischen 45 und 50 USD wieder absetzen. Auftrieb gaben nicht nur wie in den letzten Wochen üblich die Äußerungen wichtiger Vertreter der Ölindustrie im Vorfeld des Treffens in Algier. Hinzu kam die Meldung des American Petroleum Institutes, dass die US-Rohölvorräte in der letzten Woche überraschend deutlich um 7,5 Mio. Barrel gefallen sind.

Der Markt geht bislang nach den starken sturmbedingten Verzerrungen Anfang des Monats für die heutigen offiziellen Daten von einem deutlichen Aufbau der Vorräte aus, zumal üblicherweise im Herbst eine sinkende Raffinerieverarbeitung die Rohölvorräte steigen lässt. Dennoch: Unabhängig von den wöchentlichen "Wasserstandsmeldungen" in den USA, stehen die Vorzeichen wegen der aller Ortens hohen Produktion klar auf Überversorgung.

Selbst die von Instabilität geplagten afrikanischen Länder Libyen und Nigeria konnten zuletzt Produktionserfolge melden: In Nigeria sollen derzeit wieder täglich 1,75 Mio. Barrel gefördert werden, nach nur 1,44 Mio. Barrel pro Tag im August.

Auch in Libyen wurde die Produktion in zwei Feldern hochgefahren, nachdem wichtige Ölhäfen im Osten des Landes wieder geöffnet wurden. Für die dortigen Produktionsperspektiven bleiben wir zwar grundsätzlich skeptisch, aber mit oder ohne Produktionserfolge in Libyen droht eine längere Überversorgung. Die Gefahr einer Preiskorrektur nach dem Treffen ist somit groß.


Edelmetalle

Gold handelt am Morgen etwas höher bei 1.320 USD je Feinunze und ignoriert damit den festeren US-Dollar. Die mit Spannung erwartete Sitzung der Bank von Japan (BoJ) mit der angekündigten "grundsätzlichen Neubewertung" der Geldpolitik war unseres Erachtens zwar eine Enttäuschung. Denn die BoJ setzt in ihrer neuen Strategie auf alte Instrumente – ungeachtet deren Wirkungsweise. Kern der neuen Strategie der BoJ ist zum einen die Kontrolle des kurz- und langfristigen Zinsniveaus.

Zum anderen hat sie das Versprechen abgegeben, die Geldbasis so lange auszuweiten, bis die Inflation über dem 2%-Ziel liegt. Die Geldpolitik bleibt aber damit äußerst expansiv, wovon Gold als wertstabile Anlage profitieren sollte. Der Fokus der Marktteilnehmer wird sich nun wohl auf die Sitzung der US-Notenbank Fed heute Abend richten.

Wir gehen wie die meisten Marktteilnehmer nicht davon aus, dass die Fed heute schon die Zinsen erhöht. Laut Fed Fund Futures liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt heute Abend auch nur bei 22%. Wir halten die Dezember-Sitzung nach wie vor als den wahrscheinlichsten Termin für die nächste Zinsanhebung.

In Südafrika hat gestern auch die zweitgrößte Gewerkschaft in der Platinindustrie, NUM, die Tarifverhandlungen mit Anglo American Platinum für gescheitert erklärt. Schon Anfang des Monats waren die Gespräche mit AMCU, der größten Gewerkschaft, zum Stillstand gekommen. Damit rückt ein möglicher Streik in der südafrikanischen Platinindustrie näher.


Industriemetalle

Die Metallpreise profitieren heute Morgen nicht von freundlichen asiatischen Aktienmärkten und geben belastet durch einen etwas festeren US-Dollar in der Breite nach. Auch Aussagen des chinesischen Premierministers Li auf einem Wirtschaftsforum in New York, wonach die chinesische Wirtschaft bis zum Jahresende das stabile Wachstumsmomentum des ersten Halbjahres beibehalten wird, unterstützen die Preise nicht.

Einzig Aluminium zeigt sich mit rund 1.580 USD je Tonne stabil, obwohl die Aluminiumproduktion im August wieder deutlich ausgeweitet wurde. Daten des International Aluminium Institute (IAI) zufolge wurden im letzten Monat auf globaler Ebene 4,944 Mio. Tonnen Aluminium hergestellt. Dies war die höchste Produktionsmenge seit einem Jahr. Die Ausweitung der Produktion ist fast ausschließlich auf China zurückzuführen, wo mit 2,713 Mio. Tonnen so viel Aluminium wie seit elf Monaten nicht mehr produziert wurde.

Die chinesische Aluminiumproduktion liegt damit auch wieder in Reichweite des Allzeithochs vom Juni 2015. Sowohl an der LME in London als auch an der SHFE in Shanghai war der Aluminiumpreis im August auf mehrmonatige Höchststände gestiegen, was offenbar vor allem in China Anreize zur Produktionsausweitung gab. Die hohe Produktion machte sich wieder einmal in gestiegenen Aluminiumexporten Chinas bemerkbar, so dass der globale Aluminiummarkt ausgehend von China unseres Erachtens gut versorgt bleibt. Dies dürfte zugleich merklich steigenden Aluminiumpreisen entgegenstehen.

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Agrarrohstoffe

In Ermangelung offizieller Daten sind die Beobachter des Kaffeemarkts noch auf Schätzungen zur brasilianischen Kaffeeernte angewiesen, obwohl diese nun so gut wie abgeschlossen ist. Eine Reuters-Umfrage unter 11 Exporteuren, Händlern und Analysten ergab, dass diese die Kaffeeernte Brasiliens 2016/17 im Durchschnitt auf 54,1 Mio. Sack schätzen. Dabei liegen die Schätzungen mit einer Bandbreite von 47,8 bis 60 Mio. Sack recht weit auseinander - dies war bereits über die gesamte Erntezeit auch in anderen Befragungen und Stellungnahmen zu beobachten.

Eine Ernte in dieser Höhe wäre durchaus als sehr gut zu bezeichnen, was aber über die großen Unterschiede zwischen den Sorten nicht hinwegtäuschen sollte: Die Arabica-Ernte wird auf durchschnittlich 43,8 Mio. Sack taxiert, was ein neuer Rekord wäre. Es besteht dagegen Einigkeit, dass die Robusta-Ernte trockenheitsbedingt nochmals schlecht war. Sie wird im Durchschnitt auf 10,7 Mio. Sack geschätzt.

Mit Spannung wird nun erwartet, welche Zahlen die staatliche Prognosebehörde Conab heute bekanntgeben wird. Auch zum Ausblick auf die nächste Ernte wurden die Teilnehmer von Reuters befragt. Während einige aufgrund des ertragsschwächeren Jahres im zweijährigen Zyklus dann eine deutlich niedrigere Arabica-Ernte erwarten, äußern andere nach den Regenfällen der letzten Zeit Hoffnung auf günstige Witterung und eine weitere hohe Ernte 2017/18.



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