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Wohlstandsgefälle und Spekulationsblasen: Vom Versagen des Systems

05.10.2016  |  Chris Martenson
- Seite 3 -
"Das gewaltige Programm der Europäischen Zentralbank zum Kauf von Anleihen sowie die weiteren Maßnahmen zur Lockerung der Geldpolitik haben die Ungleichheit in der Eurozone wahrscheinlich nicht weiter verstärkt, sagte die Bundesbank am Montag und wies damit Bedenken zurück, denen zufolge die Zentralbanken durch die Umverteilung von Vermögen eine zunehmend politische Rolle einnähmen.

In einem Bericht argumentierte die Bundesbank, dass der derzeitige Kurs der EZB zwar zur Erhöhung der Aktien- und Immobilienpreise beigetragen, aber auch das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigungsrate unterstützt habe und dadurch ärmeren Bevölkerungsschichten zu Gute gekommen sei.

'Es scheint äußerst zweifelhaft, dass die besonderen Maßnahmen [der EZB] der letzten Jahre die Ungleichheit in einem allgemeinen Kontext verstärkt haben', schrieb die Bundesbank."


Ich hatte noch nie zuvor das Bedürfnis, einem Satz körperliche Gewalt anzutun - jetzt allerdings schon. Ich kann einfach nicht glauben, wie ignorant und entfremdet von der unbestreitbaren Realität dieser neue Bericht der Bundesbank ist. Ich denke, die pedantische und sinnentleerte Phrase "in einem allgemeinen Kontext" hat das Fass zum Überlaufen gebracht.

Wir sollen also glauben, dass die massiven Vermögenszugewinne der obersten Klassen ein fairer Tausch dafür seien, dass die Armen ihren Job nicht verlieren? Ich frage mich, ob die Mitarbeiter der Bundesbank Zugang zum Internet haben, so wie wir:

"Boni der Wall Street höher als das Gehalt aller Angestellten mit Mindestlohn

12. März 2013
Neue Zahlen zeigen, dass der Bonus-Geldsegen im Jahr 2013 wahrlich keine Enttäuschung war. Wie die Wirtschaftsprüfbehörde des Bundesstaates New York mitteilte, haben die Unternehmen der Wall Street ihren 165.200 Angestellten im letzten Jahr Boni in Höhe von 26,7 Milliarden US-Dollar ausgezahlt, 15% mehr als im Vorjahr. Damit handelt es sich um die dritthöchste Summe, die je verteilt wurde.

Mit den 26,7 Milliarden Dollar, die die Banker und Finanzdienstleister in ihre eigene Tasche gesteckt haben, ließen sich die Kosten für die Verdopplung der Gehälter aller 1.085.000 US-Bürger decken, die zum derzeitigen staatlichen Mindestlohn von 7,25 Dollar pro Stunde Vollzeit arbeiten - und es wäre sogar noch etwas übrig."




Das haben Sie richtig gelesen. Allein die Boni der Wall Steet waren 2013 doppelt so hoch wie das gesamte Einkommen (vor Steuerabzug natürlich) aller Menschen, die in jenem Jahr in den Vereinigten Staaten für den Mindestlohn arbeiteten. Es ist wirklich ziemlich absurd und völlig inakzeptabel, wenn die Bundesbank, die Fed und Konsorten behaupten wollen, alle Schichten der Gesellschaft hätten "in einem allgemeinen Kontext" gleichermaßen von der Geldpolitik der Zentralbanken profitiert. Nein, mit Sicherheit nicht. Die ergriffenen Maßnahmen waren in einem vollkommen unangemessenem, extremen Maße unfair und das Erstarken populistischer Bewegungen in der jüngsten Vergangenheit sollte ihnen genau das vor Augen führen.

Die Zentralbanken haben selbstverständlich Zugriff auf die gleichen zahllosen Charts wie alle anderen auch. Es kann in dieser Frage keine Diskussion geben: Die Preisinflation der finanziellen Vermögenswerte hat hauptsächlich denen genützt, die an der obersten Spitze der Vermögenspyramide stehen - und zwar auf Kosten der unteren Schichten. Warum es so lange gedauert hat, bis sich die Wut der Menschen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene Bahn brach, entzieht sich meinem Verständnis. Aber nun ist sie offenkundig und die Zentralbanken bekommen das zu spüren.

In dem oben zitierten Artikel zur Bundesbank heißt es weiter:

"Der Bericht vom Montag kennzeichnet die jüngsten Bemühungen der Bundesbank, die EZB und deren Unabhängigkeit gegenüber den von verschiedenen Politikern geäußerten Bedenken zu verteidigen, die extrem niedrigen Zinssätze der letzten Jahre schadeten den Sparern und Rentnern."

Die von den Null- und Negativzinsen angerichteten Schäden gehen weit über die Probleme der Sparer und Rentner hinaus und betreffen vielmehr alle Bereiche der Gesellschaft und alle zu den unteren 99% zählenden Menschen. Diese breite Masse wird nun immer wütender und ist immer weniger gewillt, einfach mitzuspielen.

Die Tatsache, dass die Zentralbanken ihren Kurs mittlerweile gegen Kritiker verteidigen, die die Maßnahmen als unfair anprangern, sagt uns, dass der zweite Akt dieses Dramas begonnen hat. Im ersten Akt wurde das Problem ignoriert und man leugnete seine Existenz. Der zweite Akt ist die Verteidigung des Status Quo. Wenn die Notenbanker beginnen zuzugeben, dass die Probleme real und Veränderungen notwendig sind, werden wir wissen, dass der dritte Akt begonnen hat.

Das aktuelle System wird alles in seiner Macht Stehende tun, um den dritten Akt hinauszuzögern, denn er wird einhergehen mit dem völligen Verlust jeglicher Glaubwürdigkeit der Zentralbanken sowie mit einer heftigen Korrektur der absurd hohen Assetpreise. Das Problem der Zentralbanken im zweiten Akt besteht darin, dass ihre lächerlich realitätsfremden Statements die Erosion ihrer Glaubwürdigkeit nur weiter beschleunigen und damit auch den Beginn des dritten Aktes näherrücken lassen.

Die Federal Reserve hat schon jetzt ein Glaubwürdigkeitsproblem. Unsere Notenbank-Hohepriester und -Hohepriesterinnen führen ihren Regentanz seit einer unbehaglich langen Zeit auf, doch es fällt noch immer kein Regen. Normale Leute und sogar die Notenbank-Fans in den Mainstreammedien beginnen davon Notiz zu nehmen. Rechnen Sie mit der weiteren Zunahme des Unbehagens. Es wird nicht lange dauern, bis jemand Sie bei einer Cocktailparty beiseite nimmt, um sich über die Politik der Fed zu beschweren.


Das Tor der Hölle

All das ist von enormer Bedeutung, denn wenn das Vertrauen in die Zentralbanken dahin ist, ist es auch um ihre Macht geschehen, den deflationären Tag der Abrechnung weiter hinauszuzögern. Die gigantischen Schuldensummen, die mit Hilfe der Notenbanken seit 2008 über dem Finanzsystem aufgetürmt wurden, können nicht beglichen werden. Eines Tages werden die Zahlungsausfälle beginnen und dann zählt nur noch die Frage, wer die Verluste tragen muss.

Die hübsche Kette von Spekulationsblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten sowie die Mutter aller Blasen an den Anleihemärkten werden platzen und weitere Verluste auslösen. All das wird die ohnehin bereits schwächelnde Wirtschaft und das schwerfällige Wachstum zusätzlich belasten und uns die nächste Rezession bescheren - wenn nicht gar Schlimmeres.

Im zweiten Teil dieses Artikels (für Abonnenten) zeigen wir auf, wo es wahrscheinlich zu den größten Verlusten kommen wird und gegen welche Risiken Sie sich unbedingt schützen sollten. Eine weltweite Deflation bringt äußerst beängstigende Konsequenzen mit sich und nichts scheint mehr sicher. Es ist daher von größter Bedeutung, dass Sie sich bereits im Vorfeld einen Plan zur Sicherung Ihres Vermögens überlegen und entsprechende Vorkehrungen treffen. Andernfalls wird es Sie teuer zu stehen kommen.


© Chris Martenson


Der Artikel wurde am 23. September 2016 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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