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Zweifel am Umsetzungswillen der OPEC

30.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach dem kräftigen Preissprung am Vortag ging der Rally am Ölmarkt bereits gestern etwas die Luft aus. Bremsend wirkt die Skepsis, dass es der OPEC auf ihrem regulären Treffen Ende November gelingen wird, das avisierte Produktionsziel von 32,5 bis 33 Mio. Barrel pro Tag in Länderquoten herunterzubrechen.

Die Beschwerde des kürzlich ernannten irakischen Ölministers al-Luaibi, die Produktionsschätzungen aus sekundären Quellen stimmten nicht mit denen der Regierung überein, zeigt nur eines der vielen Hindernisse, die noch zu überwinden sind. In den kommenden zwei Monaten wird sich der Markt also wieder mit den üblichen Angebots- und Nachfrageindikatoren begnügen müssen. Die ab heute zur Veröffentlichung anstehenden OPEC-Produktionsschätzungen für September der Nachrichtenagenturen werden wohl eine vorerst reichliche Versorgung des Marktes bestätigen und damit keinen Impuls zur Fortsetzung der Rally geben.

Während die Ölpreise seit dem Frühjahr seitwärts pendeln, eilen die Energiekohlepreise von einem Hoch zum nächsten. Die wichtigsten Gründe dafür sind wohl eine relativ starke Nachfrage einerseits und die gleichzeitigen Produktionsrückgänge in China wegen der Produktionskapazitätseinschränkung der Regierung andererseits.

Die Binnenproduktion kann den massiven Anstieg der (noch immer zumeist kohlebasierten) Stormerzeugung nicht befriedigen (Grafik des Tages), weshalb sich die monatlichen Kohleimporte Chinas (Stein- und Braunkohle) seit dem Tief im Februar bis August auf über 26,5 Mio. Tonnen fast verdoppelt haben. Wir sind überzeugt, dass sich die Angebotssituation in China demnächst wieder entspannen wird, auch weil die Regierung nun Gegenmaßnahmen ergreift. Daher rechnen wir mit einem stetigen Preisrückgang bei Kohle in den kommenden Monaten.

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Edelmetalle

Gute US-Konjunkturdaten - die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal stärker gewachsen als bislang geschätzt und das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal dürfte nahe 3% liegen - haben den Goldpreis zwischenzeitlich erneut unter 1.320 USD je Feinunze gedrückt. Schwächere Aktienmärkte, die eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer ausdrückten, gaben dem Goldpreis im späten Handel aber wieder Unterstützung.

Offenbar kommen bei einigen Marktteilnehmern Sorgen über eine neue Bankenkrise auf. Gold bewegt sich seit nunmehr drei Monaten in einem Seitwärtskorridor zwischen 1.300 USD und 1.350 USD je Feinunze. Dagegen zeigt Platin relative Schwäche: Es hat in den letzten zwei Monaten rund 10% verloren und nähert sich der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie, die bei 1.000 USD je Feinunze verläuft.

Der Preisabschlag von Platin zu Gold beträgt mittlerweile fast wieder 300 USD je Feinunze, so viel wie zuletzt Mitte des Jahres. Angesichts der robusten Autokonjunktur und der möglicherweise drohenden Streiks in Südafrika im Rahmen der Tarifverhandlungen in der dortigen Platinindustrie ist die Preisschwäche für uns nicht ganz nachvollziehbar. Neben ETF-Abflüssen - die Bestände wurden in diesem Quartal um 84 Tsd. Unzen abgebaut - dürfte der Verkaufsdruck wohl über den Futures-Markt kommen. Die spekulativen Finanzinvestoren ziehen sich bereits seit sechs Wochen aus Platin zurück.


Industriemetalle

Der Bleipreis ist gestern zeitweise um 3,5% auf 2.070 USD je Tonne nach oben gesprungen und hat erstmals seit Mai 2015 wieder die Marke von 2.000 USD überwunden. Dies hat zugleich zu technisch bedingten Anschlusskäufen geführt, die den Preisanstieg noch verstärkten. Blei vollzieht damit offenbar jetzt den Preisanstieg des Schwestermetalls Zink nach. Zu Zink weist Blei aber noch immer eine Preisdifferenz von rund 290 USD je Tonne auf.

In der Spitze Anfang August belief sich der Abschlag allerdings auf fast 500 USD. Seit Jahresbeginn hat sich Blei nunmehr um 15% verteuert. Bis vor wenigen Wochen wies Blei noch fast die schlechteste Preisentwicklung unter den Industriemetallen auf. Neben dem deutlich aufgehellten technischen Bild dürfte zum jüngsten Preisanstieg auch die Erwartung einer steigenden Nachfrage beigetragen haben. Denn mit dem Winter auf der nördlichen Halbkugel steht die saisonbedingt starke Bleinachfragezeit bevor, in der der Ersatzbedarf an Batterien groß ist.

Die Batterieindustrie ist mit einem Anteil von etwa 80% der bedeutendste Konsument von Blei. Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben zuletzt wieder etwas stärker auf steigende Bleipreise gesetzt und ihre Netto-Long-Positionen an der LME sogar auf den höchsten Stand seit 16 Monaten ausgeweitet. Dies birgt allerdings auch Korrekturpotenzial, sollten diese kurzfristig orientierten Marktteilnehmer Gewinne mitnehmen.


Agrarrohstoffe

Das Analysehaus The Rubber Economist rechnet damit, dass es 2016 erstmals seit vielen Jahren zu einem Defizit am Kautschukmarkt kommt. Denn mit einem Zuwachs von 2,6% gegenüber 2015 dürfte nun die Nachfrage das Angebot übersteigen, das in diesem Jahr nur schwach um 1,1% steigen soll. The Rubber Economist schätzt das Defizit allerdings auf moderate 45 Tsd. Tonnen. Zuvor hatten jahrelange Überschüsse die Preise auf Talfahrt bis auf ein 12-Jahrestief früh in 2016 geschickt.

Erst die Aussicht, dass das Angebot 2016 daraufhin gedrosselt werden dürfte, sorgte dann für eine Preiserholung. Der Preis für Kautschuk in Singapur stieg in der zweiten Septemberhälfte bis auf 146 US-Cents je Kilogramm - zusätzlich unterstützt durch regenbedingte Ernteunterbrechungen in Thailand und erstmals seit Langem leicht rückläufige Lagerbestände in China. Zuvor waren die Bestände an der Börse in Schanghai allein seit Jahresbeginn um fast 45% gestiegen. Zuletzt fiel der Kautschukpreis in Singapur allerdings wieder unter die Marke von 140 US-Cents je Kilogramm.

Für das nächste Jahr rechnet The Rubber Economist bereits wieder mit einem starken Produktionsanstieg um 5%, der in einem Überschuss am Kautschukmarkt von 214 Tsd. Tonnen resultieren soll. Hinzu kommt die Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Rohölpreises - einer Schlüsselgröße für die Konkurrenzfähigkeit von Naturkautschuk gegenüber synthetischem Kautschuk.



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