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Gold mit stärkstem Tagesrückgang seit drei Jahren

05.10.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Ölmarkt setzt sich der Höhenflug fort: Mit gut 51,5 USD kostet ein Barrel Brentöl heute Morgen so viel wie zuletzt beim Jahreshoch Anfang Juni. Nachdem der Rally im gestrigen Handelsverlauf zunächst die Luft auszugehen schien, ließ der vom American Petroleum Institute gemeldete kräftige Abbau der US-Rohölvorräte um 7,6 Mio. Barrel die Preise weiter steigen.

Erwartet wurde dagegen ein Anstieg der US-Rohölvorräte. Würde der Rückgang heute in den offiziellen Daten des US-Energieministeriums (DoE) bestätigt werden, wäre es der fünfte Abbau in Folge. Ausschlaggebend für den Abbau letzte Woche waren abermals die Importe, die um gut 850 Tsd. auf nur noch 7 Mio. Barrel pro Tag zurückgefallen sind.

Auch wenn die letzte Zahl eher ein Ausreißer nach unten ist, deuten die letzten Wochen im Trend doch auf wieder abnehmende Einfuhren in den USA hin. Denn nachdem diese mit dem Beginn des Schieferölbooms zunächst massiv gefallen waren, hatten sie in den letzten anderthalb Jahren wieder deutlich angezogen. Damit haben sie zu den überdurchschnittlich gut gefüllten Rohöltanks in den USA beigetragen, die laut DoE-Daten per 23. September noch immer mehr als 30% höher sind als im 5-Jahresdurchschnitt.

Solange die fallenden US-Rohölvorräte aber nur auf geringere Importe zurückzuführen sind, bedeuten diese noch lange keinen Abbau der weltweiten Überversorgung: Vielmehr dürfte das Öl andernorts auf den Markt drücken. Die Produktionskürzungen der OPEC bleiben also dringend notwendig. Und für die Preise wird entscheidend sein, ob sich eine Umsetzung der Ankündigung abzeichnet.


Edelmetalle

Die Edelmetalle und hier allen voran Gold und Silber kamen gestern stark unter die Räder. Gold verlor auf Schlusskursbasis 3,4% bzw. über 40 USD und fiel unter 1.270 USD je Feinunze. Es markierte damit den tiefsten Stand seit dem Brexit-Referendum Ende Juni. Der nächstfällige Gold-Futures-Kontrakt verzeichnete den größten Tagesverlust seit fast drei Jahren.

Das aggregierte Handelsvolumen im Futures-Markt war dabei mehr als doppelt so hoch wie zuletzt im Durchschnitt. Steigende Zinserwartungen hatten gestern den US-Dollar beflügelt, nachdem sich zwei FOMC-Mitglieder - Jeffrey Lacker (Präsident der Fed in Richmond) und Loretta Mester (Präsidentin der Fed in Cleveland) - falkenhaft geäußert und recht deutlich für eine baldige Zinserhöhung der US-Notenbank ausgesprochen hatten. Dies hat neben dem festen US-Dollar zu höheren Anleiherenditen geführt, was die Attraktivität von Gold als Anlagealternative schmälerte und woraufhin die Verkäufe im Goldmarkt einsetzten.

Das Unterschreiten der 100-Tagelinie und der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 USD je Feinunze hat anschließend zu umfangreichen Liquidationen von Long-Positionen geführt, was den Preisrückgang letztlich verstärkte. Das aktuell niedrigere Preisniveau dürfte unseres Erachtens Käufer anlocken, so dass wir nicht von einem weiteren deutlichen Preisrückgang ausgehen. Silber konnte sich dem Abwärtssog von Gold nicht entziehen und gab überproportional um 5,4% nach. Mit 17,7 USD je Feinunze wurde auch hier der niedrigste Wert seit Ende Juni erreicht.

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Industriemetalle

Der feste US-Dollar hat gestern auch die Industriemetallpreise belastet. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen fort. Kupfer handelt wieder unter 4.800 USD je Tonne auf einem Wochentief. Nickel fällt erstmals seit Mitte September zeitweise wieder unter die Marke von 10.000 USD je Tonne.

Neben der aufwertenden US-Währung dürften auch die spekulativen Finanzinvestoren zum Preisrückgang beitragen, die sich wohl bei Metallen zurückziehen. In der letzten Woche haben sie laut LME-Statistik ihre Netto-Long-Positionen bei allen Metallen noch (teilweise deutlich) aufgebaut, so dass von dieser Seite her Korrekturpotenzial bestand. Mit einem Minus von 2,6% war Nickel gestern der größte Verlierer.

Die philippinische Regierung gewährt den von der Schließung bedrohten 20 Minen, darunter 12 Nickelminen, offenbar mehr Zeit, um die im Rahmen der zweimonatigen Überprüfung aufgedeckten Mängel zu beheben. Zudem seien einige Verstöße nur minimal. Damit rückt die Regierung anscheinend von ihrer bislang sehr harten und starren Haltung etwas ab.

Das Nickelangebot könnte daher möglicherweise nicht ganz so stark eingeschränkt werden. Auch aus Indonesien könnte dem Markt wieder mehr Nickel zur Verfügung stehen. Die Regierung dort wird wohl die im Januar auslaufende Genehmigung für Exporte von Konzentraten um drei bis fünf Jahre verlängern. Zudem könnte die Ausfuhr von qualitativ geringwertigen Nickelerzen erlaubt werden.


Agrarrohstoffe

Die Zuckerrohrverarbeitung im wichtigsten Zuckergebiet Brasiliens, Center-South, wird 2016/17 durch ein schwaches Ende enttäuschen. Zuletzt liegen die Prognosen im unteren Bereich der zu Saisonbeginn im April von der Zuckerindustrievereinigung Unica erwarteten 605-630 Mio. Tonnen, häufig sogar unter den 617 Mio. Tonnen des Vorjahres. Da mehr Zuckerrohr zu Zucker verarbeitet wird, dürfte die Zuckerproduktion aber steigen. Meist werden hier rund 35 Mio. Tonnen erwartet, so auch jüngst von Unica selbst, das damit am oberen Ende seines Korridors aus dem April liegt.

Keine Einigkeit besteht darüber, ob die nächste Saison eine steigende oder fallende Zuckerproduktion bringt. Volatilität am Zuckermarkt ist somit vorprogrammiert. Gestern stieg der Preis um 2,6% auf 23,3 US-Cents je Pfund, auch getrieben durch Nachrichten aus Indien. Dort sind die Niederschläge in diesem Jahr regional sehr unterschiedlich. Im wichtigsten Anbaustaat Maharashtra können wegen starker Regenfälle die Erntearbeiten möglicherweise erst im Dezember beginnen, normalerweise starten sie im Oktober. Die dortige Zuckerproduktion dürfte zudem deutlich unter dem Vorjahresniveau bleiben. Dies gilt auch für Gesamtindien.

Die Zuckermühlenvereinigung ISMA erwartet 23,4 Mio. Tonnen nach 25,1 Mio. Tonnen im Vorjahr, die Teilnehmer einer Bloomberg-Umfrage im Median sogar nur 22,5 Mio. Tonnen. Wegen ausreichender Bestände hält ISMA Importe dennoch für nicht nötig. Diese Einschätzung teilen allerdings nicht alle Beobachter.



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