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Rohstoff Express: Akute Crash-Gefahr beim Öl?

17.08.2006  |  Redaktion
Eigentlich gehöre ich - zumindest bis zum kommenden Herbst - ja auch zu den erklärten "Öl-Bullen". Letzte Woche allerdings habe ich meine Einschätzung zum ersten Mal seit Monaten ernsthaft überdacht. Angesichts der jüngsten Nachrichten hätte das "schwarze Gold" eigentlich eine "Rallye" hinlegen müssen, die ihresgleichen sucht. Aber genau das geschah nicht! Stattdessen prallte Brent Oil in der September-Lieferung einmal mehr an seiner Widerstandsmarke bei 78,50 US-Dollar heftig nach unten ab und notiert zur Stunde sogar leicht unter seinem Support bei 75 US-Dollar. Insofern muss man sich tatsächlich die Frage stellen: War es das erst einmal mit der "Öl-Hausse" und droht nun ein massiver Preisverfall?


Gute News nicht gut genug!

Fakt ist, dass "bullische" News momentan nicht ausreichen, um die Kurse über die 80-US-Dollar-Marke zu hieven. Lassen wir kurz die Meldungen der vergangenen Woche Revue passieren: Der Iran hat angekündigt, seine Uran-Anreicherung ausweiten zu wollen und bezeichnet die UN-Resolution ausdrücklich als für ihn nicht bindend. Im Nahen Osten herrscht nach wie vor Krieg, auch wenn die Waffen derzeit "schweigen". BP musste auf Grund eines Pipeline-Lecks die Produktion auf seinem größten amerikanischen Ölfeld vorläufig einstellen, was einen täglichen Förderausfall von 400.000 Barrel zur Folge hat. Die US-Lagerbestände sind durch die Bank unerwartet stark zurückgegangen. Und in London konnten neue Terroranschläge in letzter Minute gerade noch verhindert werden. Vor diesem Hintergrund grenzt der aktuelle Rückgang des Ölpreises fast schon an ein Wunder. Oder gibt es dafür vielleicht doch eine ganz rationale Erklärung?


Warnsignale nehmen zu!

Zumindest haben die Warnsignale, die gegen einen weiteren ungebremsten Anstieg der Rohöl-Notierungen sprechen, zuletzt merklich zugenommen. Die kommerziellen Händler am New Yorker Terminmarkt haben mittlerweile die höchsten Netto-Short-Positionen in diesem Jahr aufgebaut. Das Open Interest ist mittlerweile bei unglaublichen 1,16 Millionen Kontrakten angelangt. Derartige Konstellationen deuten häufig auf eine bevorstehende Trendwende hin. In jedem Fall aber lassen sich deutliche Überhitzungs-Tendenzen nicht leugnen.

Extrem bedenklich finde ich persönlich auch die überaus positive Erwartungshaltung der absoluten Mehrheit von Börsianern und Analysten hinsichtlich immer neuer Höchststände beim "Schmierstoff der Weltwirtschaft". Momentan scheint an allen "Fronten" ein breiter Konsens dahingehend zu herrschen, dass Öl in absehbarer Zeit dreistellige Notierungen erreicht. Nun, wir werden sehen. Auf jeden Fall aber liegt die Mehrheit mit ihrer Meinung an den Finanzmärkten meistens falsch.


Fazit

Solange die Unterstützung bei 73 US-Dollar nicht nachhaltig unterschritten wird, ist - wenigstens aus technischer Sicht - nach wie vor alles im "grünen Bereich". Die Saisonalität spricht bis Mitte Oktober noch für hurrikanbedingt anziehende Ölpreise. Sollten die Förderanlagen im Golf von Mexiko in diesem Jahr allerdings weitgehend von "Monsterstürmen" verschont bleiben und sich die geopolitische Lage entspannen, könnte der Kursabschwung durchaus schon früher einsetzen als im Spätherbst. Vorsicht erscheint daher bei Long-Engagements im Öl durchaus angebracht.


© Marc Nitzsche

Quelle: Derivate Magazin






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