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Rückt der Goldstandard unter Trump in greifbare Nähe?

21.11.2016
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Shelton sprach auch die Möglichkeit einer Tagung im Stile der Bretton-Woods-Konferenz an:

"Ich wäre einer neuen Bretton-Woods-Konferenz gegenüber nicht abgeneigt, und wenn sie in Mar-a-Lago stattfindet, wäre mir das auch recht."

Auf der Bretton-Woods-Konferenz 1944 in New Hampshire planten die vertretenen Staaten die Einführung eines durch Gold gedeckten Systems mit festen Wechselkursen, bei dem der Wert des US-Dollars an Gold gebunden war, während die anderen involvierten Währungen an den Dollar gekoppelt wurden. Mar-a-Lago ist ein Hotel und Club in Palm Beach, Florida, der sich im Besitz von Donald Trump befindet.

John Paulson, der Gründer und Leiter des bekannten und erfolgreichen Hedgefonds Paulson & Co Inc., zählt ebenfalls zu Trumps Wirtschaftsberatern. Paulson ist unter anderem für die Investitionen seines Fonds in Gold bekannt. Paulson & Co ist derzeit beispielsweise der fünftgrößte institutionelle Investor in den Gold-ETF SDPR Gold Trust (GLD). Die Berufung Paulsons in den Beraterstab des künftigen US-Präsidenten könnte dessen Standpunkt zu Gold als Teil des Währungssystems zusätzlich stärken.

Nebenbei bemerkt hat Donald Trump in dem Interview mit WMUR-TV vom März 2015 auch seine Meinung zu einer Bilanzprüfung der US-Notenbank Federal Reserve geäußert. Es wird interessant sein zu sehen, ob er seinen Standpunkt auch nach dem Antritt des Präsidentenamtes beibehält:

Frage: "Ich habe eine Frage zur Federal Reserve. Würden Sie an der Notenbank etwas ändern und wenn ja, was? Denken Sie, dass die Federal Reserve einer regelmäßigen Bilanzprüfung unterzogen werden sollte?"

Trump: "Ja, absolut. Ich denke, man kann sie [die Notenbank] haben oder auch nicht. Viele Leute finden sie gut, auch viele Konservative. Sie denken, dass so die Zinsen und andere Dinge angepasst werden können. Ich bin allerdings kein Fan. Ich bin kein großer Fan. Aber sie sollte definitiv geprüft werden."



Keynes, Greenspan und Bernanke

Wann immer der Goldstandard thematisiert wird - und auch, als Trump das Konzept im letzten Jahr erwähnte - wird von einem Teil der Finanzmedien unweigerlich das alte, falsche Zitat des Ökonomen John Maynard Keynes hervorgeholt und die Kommentatoren schreiben, Keynes hätte Gold als barbarisches Relikt bezeichnet. Selbst Dr. Shelton scheint ihn falsch zu zitieren.

Keynes hat allerdings nie gesagt, dass das Edelmetall selbst ein barbarisches Relikt ist. In Kapitel 4 seines 1924 erschienenen Buches "A Tract on Monetary Reform" schreibt er: "Der Goldstandard ist bereits ein barbarisches Relikt." Dabei diskutierte er speziell das Für und Wider einer Rückkehr Großbritanniens zu einem Gold-basierten Währungssystem. Das Vereinigte Königreich führte den Goldstandard 1925 wieder ein, entgegen dem Rat von Keynes.

Keynes bezog sich dabei wohl auf die Entscheidung einiger Staaten, nach dem Ersten Weltkrieg erneut einen Goldstandard zu etablieren. Selbst wenn er mit seinen Ausführungen nur den klassischen Goldstandard meinte, der zwischen 1821 und 1914 gültig war, war Keynes persönlich ganz einfach davon überzeugt, dass ein solches System das in seinen Augen "moderne" Wirtschaftsgeflecht zu stark einschränken würde. Keynes trat damals im Grunde genommen für eine Abwertung der Währung ein, auch wenn er andere Worte verwendete. Wenn wir nun 100 Jahre in die Zukunft springen ist es offensichtlich, dass die Fiatwährungen seitdem stark an Kaufkraft verloren haben und sich ihr Wert gegenüber der Zeit des Goldstandards drastisch verringert hat.

Zeitgenössische Unterstützungsbekundungen für den Goldstandard sind in Wirklichkeit gar nicht so selten und die Idee ist bei Weitem nicht so absurd und radikal, wie manch einer behaupten mag. Zudem beschränkt sich diese Sichtweise keineswegs nur auf Donald Trump und sein Team. Das Konzept eines Gold-gedeckten Währungssystems wird auch von seriösen und zum Mainstream zählenden Ökonomen und Geldexperten diskutiert und zum Teil auch befürwortet. Alan Greenspan, ein früherer Vorsitzender der Federal Reserve, kommentierte den Goldstandard im Juni dieses Jahres in einem Interview mit Bloomberg, in dem es um die Folgen des EU-Austritt Großbritanniens ging, beispielsweise wie folgt:

"Wenn wir zum Goldstandard zurückkehren und dabei die Struktur übernehmen würden, die er bis etwa 1913 hatte, wäre das in Ordnung. Vergessen Sie nicht, dass die Vereinigten Staaten in der Zeit zwischen 1870 und 1913 in wirtschaftlicher Hinsicht eine ihrer aggressivsten Wachstumsphasen erlebten. Das war auch das goldene Zeitalter des Goldstandards."

Selbst der ehemalige Fed-Vorsitzende Ben Bernanke, der Gold immer widerwillig, aber zumindest teilweise zu befürworten schien, sagte in seiner Rede "Money, Gold, and the Great Depression" im März 2004 Folgendes:

"Von etwa 1870 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahr 1914 schien der Goldstandard ein äußerst erfolgreiches System zu sein. Während der sogenannten klassischen Periode des Goldstandards verzeichneten der internationale Handel und die Kapitalflüsse ein bemerkenswertes Wachstum und die Zentralbanken konnten relativ problemlos sicherstellen, dass ihre Währungen den gesetzlichen Wert behielten. Im Zuge des Ersten Weltkrieges wurde der Goldstandard jedoch vorübergehend aufgegeben, weil der Handel und die internationalen Kapitalflüsse durch den Krieg beeinträchtigt wurden, und weil die Staaten eine größere finanzielle Flexibilität benötigten, um ihre Kriegsanstrengungen zu finanzieren."

Mit Trump an der Spitze des Weißen Hauses liegt es nun nicht mehr im Bereich des Unmöglichen, dass die Optionen zur Einbindung von Gold in das US-Währungssystem in den kommenden vier Jahren ausgelotet werden. Wer weiß, womöglich konsultieren Trump und seine Berater sogar Greenspan und Bernanke - aber wahrscheinlich nur, wenn Trump von einer Prüfung der US-Notenbank absieht.


© Torgny Persson


Der Artikel wurde am 9. November 2106 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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