Zinsen ziehen an, Goldpreis fällt
23.11.2016 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
Heute ist der Goldpreis um etwa 2,2 Prozent auf 1.183 USD/oz gefallen. (Seit Jahresbeginn hat er immer noch einen Wertzuwachs von knapp 12%) In Euro gerechnet fiel der Goldpreis um 1,5% auf 1.124 Euro/oz - der Euro gab gleichzeitig gegenüber dem US-Dollar um gut 0,75% nach. (Seit Jahresbeginn bedeutet das immer noch ein Plus von etwa 15%)
Der Grund für den Preisrückgang: Die US-Zinsen sind weiter angestiegen. Die 10-jährige Rendite der US-Staatsanleihen ist weiter auf nunmehr 2,4 Prozent geklettert, die 2-jährige Rendite auf 1,14%. Auslöser dafür waren vermutlich die Wirtschaftszahlen in den USA, die auf eine Belebung der US-Konjunktur hindeuten. So stiegen im September die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter um 0,4% gegenüber dem Vormonat. Auch der Michigan-Stimmungsindex verbesserte sich im Oktober weiter auf 93,8 nach 91,6 im Vormonat.
Nun ist es sehr wahrscheinlich, dass die Fed die US-Leitzinsen im Dezember um 0,25 Prozent auf 0,75% erhöht (vermutlich setzt sie dazu das "Zinsband" herauf von derzeit 0,25-0,50% auf 0,50-0,75%). Steigende Zinsen und verbesserte Konjunkturerwartungen (und damit abnehmende Unsicherheit) wirken sich tendenziell negativ auf den Goldpreis aus.
Ein weiter erstarkender US-Dollar (wie er sich abzeichnet) dämpft die Goldnachfrage und den Goldpreis zusätzlich.
Der Goldpreis (in US-Dollar) mag zwar in der kurzen Frist weiter "Gegenwind“ verspüren. Allerdings ist damit seine langfristige Aufwärtstendenz nicht in Frage gestellt:
(1) Die Zinsen werden vermutlich nicht sehr viel weiter ansteigen. Angesichts der weltweit hohen Verschuldung sind die Zinssteigerungen begrenzt. (Es wäre durchaus im Einklang mit dem langfristigen Abwärtspfad der Langfristzinsen, wenn die 10-jährige Rendite fortan zwischen 2,5 und 3,0% pendelt.)
(2) Die Probleme in der internationalen Geld- und Kreditarchitektur sind nach wie vor ungelöst (sie betreffen insbesondere die hohen Schuldenlasten), und sie werden auch nicht durch einen neuerlichen Boom gelöst. Die Gefahr von neuerlichen Krisen ist also keinesfalls gebannt; ein möglicher "Trump-Boom“ ändern daran nichts.
(3) Der Euro gerät immer stärker unter Druck - denn die innere und äußere Kaufkraft des Euro wird herabgesetzt, indem die EZB die Euro-Staatsschulden monetisiert und ihre Negativzinspolitik fortführt. Das Vertrauen der Investoren in die Einheitswährung wird weiter schwinden.
Zusammengenommen gibt es nach wie vor gute Gründe, Gold als Teil der liquiden Mittel im Portfolio zu halten. Das gilt vor allem für Anleger im Euroraum. Für sie ist Gold eine attraktive Alternative zu mittel- bis langfristigen Euro-Bankeinlagen und Euro-Schuldverschreibungen - und ein Rettungsanker.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH
Der Grund für den Preisrückgang: Die US-Zinsen sind weiter angestiegen. Die 10-jährige Rendite der US-Staatsanleihen ist weiter auf nunmehr 2,4 Prozent geklettert, die 2-jährige Rendite auf 1,14%. Auslöser dafür waren vermutlich die Wirtschaftszahlen in den USA, die auf eine Belebung der US-Konjunktur hindeuten. So stiegen im September die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter um 0,4% gegenüber dem Vormonat. Auch der Michigan-Stimmungsindex verbesserte sich im Oktober weiter auf 93,8 nach 91,6 im Vormonat.
Nun ist es sehr wahrscheinlich, dass die Fed die US-Leitzinsen im Dezember um 0,25 Prozent auf 0,75% erhöht (vermutlich setzt sie dazu das "Zinsband" herauf von derzeit 0,25-0,50% auf 0,50-0,75%). Steigende Zinsen und verbesserte Konjunkturerwartungen (und damit abnehmende Unsicherheit) wirken sich tendenziell negativ auf den Goldpreis aus.
Ein weiter erstarkender US-Dollar (wie er sich abzeichnet) dämpft die Goldnachfrage und den Goldpreis zusätzlich.
Der Goldpreis (in US-Dollar) mag zwar in der kurzen Frist weiter "Gegenwind“ verspüren. Allerdings ist damit seine langfristige Aufwärtstendenz nicht in Frage gestellt:
(1) Die Zinsen werden vermutlich nicht sehr viel weiter ansteigen. Angesichts der weltweit hohen Verschuldung sind die Zinssteigerungen begrenzt. (Es wäre durchaus im Einklang mit dem langfristigen Abwärtspfad der Langfristzinsen, wenn die 10-jährige Rendite fortan zwischen 2,5 und 3,0% pendelt.)
(2) Die Probleme in der internationalen Geld- und Kreditarchitektur sind nach wie vor ungelöst (sie betreffen insbesondere die hohen Schuldenlasten), und sie werden auch nicht durch einen neuerlichen Boom gelöst. Die Gefahr von neuerlichen Krisen ist also keinesfalls gebannt; ein möglicher "Trump-Boom“ ändern daran nichts.
(3) Der Euro gerät immer stärker unter Druck - denn die innere und äußere Kaufkraft des Euro wird herabgesetzt, indem die EZB die Euro-Staatsschulden monetisiert und ihre Negativzinspolitik fortführt. Das Vertrauen der Investoren in die Einheitswährung wird weiter schwinden.
Zusammengenommen gibt es nach wie vor gute Gründe, Gold als Teil der liquiden Mittel im Portfolio zu halten. Das gilt vor allem für Anleger im Euroraum. Für sie ist Gold eine attraktive Alternative zu mittel- bis langfristigen Euro-Bankeinlagen und Euro-Schuldverschreibungen - und ein Rettungsanker.
Goldpreis (USD/oz und Euro/oz) - (Chartquelle: Bloomberg.com)
EURUSD - (Chartquelle: Bloomberg.com)
US-Zinsen in Prozent - 10-Jahre und 2-Jahre - (Chartquelle: Bloomberg.com)
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH