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Vortrag vor dem Konstanzer Kreis: Gedeckte private Parallelwährungen

21.07.2004  |  Reinhard Deutsch
Liebe Goldfreunde,

Ich möchte zunächst Friedrich Tiggemann dazu gratulieren, dass es ihm gelungen ist, einen so illustren Kreis von Goldexperten hier zu versammeln. Die meisten Argumente zu Gold und Silber dürften in diesem Kreis wohl bekannt sein und ich möchte ich mich daher nur auf einen Punkt konzentrieren, nämlich der Frage, kann Gold und Silber wieder allgemeines Zahlungsmittel werden und wie könnte das praktisch auch bei uns geschehen.

Bei der Diskussion dieser Frage denken Viele sofort an eine Rückkehr zum Goldstandard. Deshalb hier gleich einmal die Frage an das Publikum, wer hier im Saal würde eine Rückkehr zum Goldstandard befürworten? Das ist offensichtlich die Mehrheit, aber ich möchte gleich etwas Wasser in diesen Wein gießen.

Eine Rückkehr zum Goldstandard würde ja wieder eine Reform von Oben bedeuten. Aber wenn der Staat von Oben den Goldstandard wieder einführt, kann er ihn genau so auch jederzeit wieder abschaffen oder die Parität willkürlich verändern. In der Vergangenheit hat der Staat immer dann, wenn es gerade darauf ankam, sich an die Disziplin des Goldstandard zu halten, genau diesen Weg gewählt und den Goldstandard einfach wieder abgeschafft.

Es ist wahrscheinlich viel besser, wenn Gold von Unten wieder als Geld in das System eingeführt wird. Das hieße praktisch den historischen Prozess zu wiederholen, mit dem sich auch früher Gold im Markt als internationales Tauschmittel entwickelt und durchgesetzt hat. Dabei würden sich über eine längere Zeit im Markt gedeckte Parallelwährungen entwickeln können, im Wettbewerb zu staatlichem fiat money. Im Markt müsste sich dann zeigen, welches Geld sich im Wettbewerb durchsetzt, und von den Menschen bevorzugt wird.

Mit einer solchen Entwicklung verbindet sich sogar eine gewisse Hoffnung auf ein sog. soft landing, dass es also nicht zu einem schlagartigen Zusammenbruch des Geldsystems kommt, sondern ein irgendwie gestalteter, allmählicher Übergang zu einem besseren Geldsystem gelingt. Allan Greenspan und auch amerikanische Währungsbehörden haben klar signalisiert, dass man diese Entwicklung nicht behindern solle - man könne nicht wissen, wie es sich entwickelt und wofür es vielleicht einmal gut sein könne - sagt Greenspan.

Nun - diese Entwicklung vollzieht sich derzeit bereits weltweit vor unseren Augen, vor allem in Amerika aber sie wird bei uns hier bisher kaum zur Kenntnis genommen. Ich will deshalb hier mal einige dieser Projekte kurz mit ein paar Stichworten beschreiben und versuchen, damit gerade auch in diesem Kreis Mut und Lust zu machen, sich praktisch zu engagieren. Vielleicht hat der Eine oder Andere ja eine Idee, wie man ein solches Projekt auch bei uns in die Praxis umsetzen kann. Die erste Bank oder Sparkasse, die ein solches Giralgoldprojekt bei uns aufgreift, hätte einen enormen Wettbewerbsvorsprung. Es ist nicht sehr schwer, einfach weil alles schon praktisch erprobt ist. Man muss es nur kopieren. Hier also einmal ein paar Stichworte und Daten zu einzelnen Firmen und Projekten der sog. DGC (digital gold currencies). Da ist zunächst das "älteste" und größte Unternehmen E-Gold.


E-Gold

E-Gold wurde bereits 1996 gegründet, von einem Arzt und einem Rechtsanwalt in Florida. Man kann bei e-gold Girokonten in allen 4 Edelmetallen, also Gold, Silber, Platin und Palladium führen. E-gold hat heute etwa 1,3 Mio. Konten und es kommen etwa 6.000 neue Konten pro Woche dazu. Der Goldbestand beträgt 150 Barren a 12,5 Kg also etwa 1,7 Tonnen, die in London, Zürich und Dubai liegen. Das ist zwar noch nicht sehr viel, aber damit wird immerhin bereits ein Umsatz von ca. 1,5 Mio. Dollar pro Tag abgewickelt, also etwa 100-120 Kg. täglich bewegt, wenn auch überwiegend in kleineren Beträgen. Um mal ein praktisches Beispiel zu beschreiben, ich habe letztens mein Buch nach Tokio verkauft. Der Kunde hat mir 2 Gramm Gold übertragen und ich ihm das Buch per eMail als zip-Datei. Nach etwa 10 Minuten war die ganze Transaktion über die Bühne. Ich hatte mein Geld und er sein Buch. Das Ganze funktioniert wirklich sehr schnell, billig und zuverlässig. Als nächstes haben wir GoldMoney.

Im Internet: www.e-gold.com


GoldMoney

GoldMoney wurde 2000 in London von James Turk gegründet, mit Sitz auf den Kanalinseln. Gold Money hat etwa 12.000 Konten und ca. 100 Barren a 12,5 Kg. bei der London Metal Exchange liegen. Die südafrikanische Goldmine Durban Deep hat sich für 1,8 Mio. Dollar zu 14% an GoldMoney beteiligt. Bei GoldMoney muss man mindesten 5000 Dollar einzahlen, was die geringere Kontenzahl erklärt. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Gold nicht in Sammelverwahrung sondern in allocatet storage, also Einzelverwahrung gehalten wird. Ein ganz anderes hochinteressantes Projekt ist der

Im Internet: www.goldmoney.com


Libertad

Libertad von Hugo Salinas Price, einem Geldreformer in Mexiko. Salinas Price betreibt eine Ladenkette mit Elektrogeräten in Mexiko und verkauft über diese Kette etwa 30.000 Libertad Silbermünzen pro Monat. Diese Münze wird von der staatlichen mexikanischen Münze geprägt und enthält eine Unze Silber 999 fein. Sie gilt als eine Art gesetzliches Zahlungsmittel, ähnlich wie der kanadische Maple Leaf, oder der amerikanische Silvereagle. Eine Besonderheit bei der Libertad ist allerdings, dass kein Nennwert aufgeprägt ist. Ich lasse eine solche Münze mal hier rum gehen. Es sind immerhin bereits etwa 20 Millionen dieser Münzen in den Händen der mexikanischen Bevölkerung. Auf dieser Tatsache baut Salinas Price nun einen hochinteressanten Vorschlag an die mexikanische Regierung für eine Geldreform auf. Er schlägt vor die Libertad in Mexiko als Parallelwährung einzuführen. Sein, wie ich meine, genialer Plan beruht auf nur drei Punkten.

1.) Die Münze darf keinen Nennwert tragen (was bei der Libertad ja der Fall ist)
2.) Die mex. Zentralbank veröffentlicht täglich einen Wert für die Münze in Peso
3.) Dieser veröffentlichte Wert als ges. Zahlungsmittel darf nur steigen, nicht fallen

Salinas Price nennt die Münze eine Hybridmünze, weil sie ein Zwitter zwischen gesetzlichem Zahlungsmittel und reinem Warengeld ist. Die Münze ist nach unten abgesichert - wie jeder Pesoschein, dessen Nominalwert ja auch nicht fallen kann, sie wird aber nach oben im Preis angepasst, wenn der Silberpreis im Markt steigt. Die Mexikaner können also mit der Münze zum jeweiligen Tageskurs wie mit Peso als gesetzlichem Zahlungsmittel bezahlen. Papierpeso als fiat money und Silberpeso würden parallel umlaufen.

Die Vorteile für Mexiko sind offensichtlich. Das Silber bleibt im Land und wird nicht mehr als billiger Rohstoff exportiert. Der Dollar als Sparmedium und Währung für Importe wird vom Silberpeso abgelöst. Die Mexikaner können mit ihrem eigenen Geld - dem Silberpeso - Waren importieren, ins Ausland reisen und international bezahlen. Als letztes will ich noch auf den

Im Internet: www.plata.com.mx


American Liberty Dollar

American Liberty Dollar der Firma Norfed kurz eingehen. Norfed wurde auch schon bereits 1998 in Amerika gegründet von Bernard von NotHaus, der vorher Münzmeister in Hawai war. Norfed ist das einzige Unternehmen, das ein komplettes Programm von privatem Alternativgeld anbietet. Von der eigenen Münze, über Papierscheine, elektronischer Übertragung, bis zur Debitkarte und sogar zum Scheck.

Basis ist zunächst einmal die Münze ALD (American Liberty Dollar). Ich lasse auch sie mal herumgehen, damit jeder sie einmal in der Hand gehalten hat. Statt der Münzen, die bei größeren Beträgen ja unpraktisch wären, kann man die Zertifikate benutzen, die es zu 1,- 5,- 10,- und 500 Dollar gibt. Ich lasse auch einmal einen solchen Schein herumgehen. Anders als bei fiat money handelt es sich hier nicht um einen ungedeckten, undefinierten Zettel, sondern um einen Lagerschein. Für jeden 10,- Dollar Schein ist eine Silbermünze zu einer Unze bei der Sunshine Mint in Kanada deponiert. Der Lagerbestand wird regelmäßig überprüft und die Kunden können an der Prüfung sogar teilnehmen.

Münzen und Scheine werden über Wechselstuben, sog. redemption center vertrieben, wo man Münzen und Scheine gegen staatliches Papiergeld kaufen und auch wieder in staatliches Papiergeld zurücktauschen kann. Es gibt in Amerika bereits etwa 1000 solcher redemption center. Etwa 5 Millionen ALD sind im Umlauf bei etwa 100.000 Nutzern. Neben Münzen und Scheinen gibt es auch den Giroverkehr, ähnlich wie bei e-Gold und GolMoney. Daneben besteht auch die Möglichkeit, sich das Edelmetall auf eine Debitkarte zu laden, um damit weltweit zu bezahlen oder sich damit das jeweilige Landesgeld am Automaten zu ziehen. Eine Besonderheit bei Norfed ist die Tatsache, dass man sich sogar Schecks über einen beliebigen Betrag am eigenen Computer ausdrucken kann, mit denen man seine Stromrechnung, oder die Steuerschuld beim Finanzamt bezahlen kann. Es gibt sogar bereits eine Börse (sfbot) an der man die verschiedenen gedeckten Privatwährungen untereinander handeln kann, wie an der Devisenbörse. Das System der DGC ist also schon voll in den internationalen Zahlungsverkehr integriert.

Die Entwicklung ist, wie Sie sehen, bereits recht weit fortgeschritten. Ich bin überzeugt, dass hier in kurzer Zeit wieder weltweit funktionierende private Parallelwährungen entstehen werden, auf der Basis einer Edelmetalldeckung. Das Konzept funktioniert, ist schnell zuverlässig und preiswert. Leider wird die Entwicklung bei uns in Deutschland noch weit gehend ignoriert. Ich kenne bisher nur drei zaghafte Versuche von Privatleuten, so etwas auch bei uns zu beginnen. Sobald eine Bank oder Sparkasse, oder auch ein größeres Unternehmen ein solches Konzept hier aufgreift, hätte sie zunächst einen enormen Wettbewerbsvorsprung und könnte ein interessantes zusätzliches Geschäftsfeld eröffnen. Es ist wie gesagt, wirklich nicht schwer, einfach weil alles schon entwickelt und ausprobiert ist. Man muss es nur noch anpacken.

Im Internet: www.norfed.org

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.


© Dipl.-Kfm. Reinhard Deutsch

Quelle: Das Referat wurde anläßlich zum 3. Treffens des "Konstanzer Kreis" gehalten.



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