Vorsicht vor boomenden Anlagemärkten!
04.09.2006 | Dr. Marc Faber
Das Upside-Potential für Aktien scheint trotz der Erwartung, dass die Fed den Leitzins bei ihrem August-Meeting nicht anheben wird, sehr begrenzt zu sein. Für den S&P 500 gibt es starken Widerstand zwischen 1290 und 1320 und die technischen Umstände sprechen nicht für eine starke und nachhaltige Rallye.
Ich glaube auch, dass sich Investoren mehr auf die Gewinne der Unternehmen, die wahrscheinlich enttäuschen, als auf die Geldpolitik konzentrieren werden.
Für Investoren, die Aktien besitzen müssen, würde ich, wie auch schon in der Vergangenheit vorschlagen, sich in relativ antizyklischen Aktien mit großer Marktkapitalisierung zu positionieren. Hierzu zählen zum Beispiel Pharma-Unternehmen wie Merck (MRK), Schering Plough (SPG), Pfizer (PFE), Bristol-Myers (BMY) und Johnson & Johnson(JNJ). Ich würde mich in dieser Phase des Zyklus auch mit Citigroup wohler fühlen, deren Aktie sich in den letzten paar Jahren nicht bewegt hat, als mit Brokerfirmen, deren Schicksal sich bald ändern wird.
Im Moment bleibe ich aber bei der Ansicht, zu der ich mich letzten Monat bekannte. Zweijährige US-Staatsanleihen mit knapp 5% Ertragserwartung (die Erträge sind während der letzten 2 Monate um 35 Basispunkte gesunken) bieten für die nächsten drei Monate eine gute Alternative zu den Anlagemärkten.
Seit 1981 wurde der langfristige Bullenmarkt bei den Brokerfirmen von einem säkularen Rückgang der Zinsen begleitet. In letzter Zeit sind aber die Zinsen gestiegen und nur eine sehr straffe Geldpolitik, die wiederum den aktuellen Boom in der Weltwirtschaft bremsen würde, könnte in einen Abwärtstrend zurückführen. Tatsächlich illustrieren der 17. kleine Zinsschritt der Fed auf 5,25% am 29. Juni und die entsprechenden Marktreaktionen am 29. und 30. Juni das Dilemma der Fed auf perfekte Weise.
Dollarabwertung
Am 29. Juni stiegen alle Anlagemärkte, zugegebenermaßen von einem kurzfristig extrem ausverkauften Niveau, rasch an. (Sogar Anleihen verzeichneten eine minimale Erholung.) Jedoch verlor der Dollar am 29. und 30. Juni gegen Gold und gegen den Schweizer Franken, was dazu führte, dass der S&P 500 zum Schlusskurs vom 30. Juni in Gold und Schweizer Franken bewertet nicht gestiegen sondern stattdessen zurückgefallen war! Eine ähnliche Situation ereignete sich in den letzten Julitagen. Zu dieser Zeit stiegen Aktien und sogar Anleihen an, aber der Dollar verlor.
Die Bullen im Finanzsektor werden nun argumentieren, dass der Finanzsektor von einer schwächer werdenden Wirtschaft profitieren wird, aber ich sehe das anders. Ich denke, dass Brokerfirmen genauso verlieren könnten, wie die Baufirmen über die letzten 12 Monate. Beachten Sie bitte, dass die Aktien von Baufirmen weiter gefallen sind als der Homebuilding-Index, da dieser Index auch andere mit dem Wohnbau verbundene Unternehmen enthält. Die Aktien von Brokerfirmen scheinen einen ähnlichen Rückgang hinter sich zu haben wie die Baufirmen zwischen Juli und Oktober 2005.
Warum sollten aber Brokerfirmen viel weiter fallen? Bei den ersten Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche wird die Fed den Leitzins erneut senken, was sich langfristig noch inflationärer auswirken wird. Der Punkt ist, dass trotz Erhöhungen der kurzfristigen Zinsen seit Juni 2004 und erneut am 29. Juni 2006 noch keine wirkliche Straffung zu erkennen ist, denn bei einer wirklich straffen Geldpolitik wäre der Dollar rasch angestiegen und die Anlagemärkte wären noch viel weiter zurückgefallen.
Kein Ausweg!
Nun wird die Fed entweder ein noch schnelleres Wachstum der Verschuldung zulassen, um das Wachstum im Konsum (Wirtschaftswachstum) zu erhalten, was im Lauf der Zeit zu viel höheren Inflationsraten und Zinsen sowie zu Stagflation führen wird, oder sie beginnt, ihre Geldpolitik zu straffen, um das Wachstum der Verschuldung einzudämmen. Es sollte aber klar sein, dass weder die eine noch die andere Option für den überschuldeten Finanzsektor besonders vorteilhaft ist.
Vor einem Jahr drehte unsere Einstellung gegenüber dem Homebuilding-Sektor stark ins Negative. Wir bemerkten damals, dass trotz positiver Überraschungen in den Gewinnen und einem regen Markt die Aktien der Baufirmen zu fallen begonnen hatten. (Sie sind bisher seit ihrem Höchstwert um 45% gesunken.)
Dasselbe dürfte kürzlich mit den Aktien der Brokerfirmen passiert sein. Trotz sehr solider Gewinne im ersten Quartal zeigen sich die Aktien von Brokern und lnvestmentbanken schwächer. Schließlich erinnert mich die Unruhe über hohe Übernahmeangebote unter den notierten Aktienbörsen an die zahllosen Übernahmen, die wir im TMT-Sektor (Telekommunikation, Medien und Technologie) vor seinem Spitzenwert im März 2000 erlebten.
© Dr. Marc Faber
Dieser Beitrag wurde von Hermann Wagner exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. Der Originaltext ist am 23. August 2006 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.
Ich glaube auch, dass sich Investoren mehr auf die Gewinne der Unternehmen, die wahrscheinlich enttäuschen, als auf die Geldpolitik konzentrieren werden.
Für Investoren, die Aktien besitzen müssen, würde ich, wie auch schon in der Vergangenheit vorschlagen, sich in relativ antizyklischen Aktien mit großer Marktkapitalisierung zu positionieren. Hierzu zählen zum Beispiel Pharma-Unternehmen wie Merck (MRK), Schering Plough (SPG), Pfizer (PFE), Bristol-Myers (BMY) und Johnson & Johnson(JNJ). Ich würde mich in dieser Phase des Zyklus auch mit Citigroup wohler fühlen, deren Aktie sich in den letzten paar Jahren nicht bewegt hat, als mit Brokerfirmen, deren Schicksal sich bald ändern wird.
Im Moment bleibe ich aber bei der Ansicht, zu der ich mich letzten Monat bekannte. Zweijährige US-Staatsanleihen mit knapp 5% Ertragserwartung (die Erträge sind während der letzten 2 Monate um 35 Basispunkte gesunken) bieten für die nächsten drei Monate eine gute Alternative zu den Anlagemärkten.
Seit 1981 wurde der langfristige Bullenmarkt bei den Brokerfirmen von einem säkularen Rückgang der Zinsen begleitet. In letzter Zeit sind aber die Zinsen gestiegen und nur eine sehr straffe Geldpolitik, die wiederum den aktuellen Boom in der Weltwirtschaft bremsen würde, könnte in einen Abwärtstrend zurückführen. Tatsächlich illustrieren der 17. kleine Zinsschritt der Fed auf 5,25% am 29. Juni und die entsprechenden Marktreaktionen am 29. und 30. Juni das Dilemma der Fed auf perfekte Weise.
Dollarabwertung
Am 29. Juni stiegen alle Anlagemärkte, zugegebenermaßen von einem kurzfristig extrem ausverkauften Niveau, rasch an. (Sogar Anleihen verzeichneten eine minimale Erholung.) Jedoch verlor der Dollar am 29. und 30. Juni gegen Gold und gegen den Schweizer Franken, was dazu führte, dass der S&P 500 zum Schlusskurs vom 30. Juni in Gold und Schweizer Franken bewertet nicht gestiegen sondern stattdessen zurückgefallen war! Eine ähnliche Situation ereignete sich in den letzten Julitagen. Zu dieser Zeit stiegen Aktien und sogar Anleihen an, aber der Dollar verlor.
Die Bullen im Finanzsektor werden nun argumentieren, dass der Finanzsektor von einer schwächer werdenden Wirtschaft profitieren wird, aber ich sehe das anders. Ich denke, dass Brokerfirmen genauso verlieren könnten, wie die Baufirmen über die letzten 12 Monate. Beachten Sie bitte, dass die Aktien von Baufirmen weiter gefallen sind als der Homebuilding-Index, da dieser Index auch andere mit dem Wohnbau verbundene Unternehmen enthält. Die Aktien von Brokerfirmen scheinen einen ähnlichen Rückgang hinter sich zu haben wie die Baufirmen zwischen Juli und Oktober 2005.
Warum sollten aber Brokerfirmen viel weiter fallen? Bei den ersten Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche wird die Fed den Leitzins erneut senken, was sich langfristig noch inflationärer auswirken wird. Der Punkt ist, dass trotz Erhöhungen der kurzfristigen Zinsen seit Juni 2004 und erneut am 29. Juni 2006 noch keine wirkliche Straffung zu erkennen ist, denn bei einer wirklich straffen Geldpolitik wäre der Dollar rasch angestiegen und die Anlagemärkte wären noch viel weiter zurückgefallen.
Kein Ausweg!
Nun wird die Fed entweder ein noch schnelleres Wachstum der Verschuldung zulassen, um das Wachstum im Konsum (Wirtschaftswachstum) zu erhalten, was im Lauf der Zeit zu viel höheren Inflationsraten und Zinsen sowie zu Stagflation führen wird, oder sie beginnt, ihre Geldpolitik zu straffen, um das Wachstum der Verschuldung einzudämmen. Es sollte aber klar sein, dass weder die eine noch die andere Option für den überschuldeten Finanzsektor besonders vorteilhaft ist.
Vor einem Jahr drehte unsere Einstellung gegenüber dem Homebuilding-Sektor stark ins Negative. Wir bemerkten damals, dass trotz positiver Überraschungen in den Gewinnen und einem regen Markt die Aktien der Baufirmen zu fallen begonnen hatten. (Sie sind bisher seit ihrem Höchstwert um 45% gesunken.)
Dasselbe dürfte kürzlich mit den Aktien der Brokerfirmen passiert sein. Trotz sehr solider Gewinne im ersten Quartal zeigen sich die Aktien von Brokern und lnvestmentbanken schwächer. Schließlich erinnert mich die Unruhe über hohe Übernahmeangebote unter den notierten Aktienbörsen an die zahllosen Übernahmen, die wir im TMT-Sektor (Telekommunikation, Medien und Technologie) vor seinem Spitzenwert im März 2000 erlebten.
© Dr. Marc Faber
Dieser Beitrag wurde von Hermann Wagner exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. Der Originaltext ist am 23. August 2006 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.