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Der silberne Royal Flush

19.12.2016  |  Theodore Butler
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In diesem Jahr hat sich JP Morgan auf Nettobasis mehr als 6.000 Silber-Terminkontrakte in physischer Form ausliefern lassen, alle auf das Eigenhandelskonto. Das entspricht dem Kauf von mehr als 30 Millionen Unzen Silber, die letztlich größtenteils den Weg in das COMEX-Lagerhaus der Bank fanden. Wenn man sich die Daten ansieht, ist es wirklich beachtlich, welche offensichtlich überragende Rolle JP Morgan bei den Silberauslieferungen in diesem und im letzten Jahr hatte.

Kurz nach Beginn der Dezember-Lieferungen in diesem Monat vermutete ich, dass JP Morgan sich diesmal die maximal mögliche Anzahl von 1.500 Silberkontrakten (entspricht 7,5 Millionen Unzen) physisch ausliefern lassen würde. Wie sich herausstellen sollte, hatte die Bank schon bis gestern bei mehr als 1.400 Kontrakten die Auslieferung verlangt. Zuletzt hatte sich JP Morgan im Mai dieses Jahres alle 1.500 Kontrakte in Form von physischem Silber auszahlen lassen, während die Mengen in den vier anderen traditionellen Liefermonaten (außer Dezember) geringer ausfielen. Dies hatte ich darauf zurückgeführt, dass die Bank eine Angebotsverknappung am physischen Großhandelsmarkt verhindern wollte, die die Preise in die Höhe getrieben hätte.

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Quelle: CME Group


Aus diesem Grund war ich dann doch ein wenig überrascht, als offensichtlich wurde, dass JP Morgan sich in diesem Monat so viel Silber ausliefern lassen würde. Dann wurde mir jedoch klar, dass die Bank wusste, dass einer ihrer Kunden in diesem Monat eine große Silbermenge von knapp 700 Kontrakten liefern würde - fast halb so viel, wie sich JP Morgan auf eigenen Namen liefern lässt. Die Bank wusste also zumindest vor allen anderen, dass ein Kunde eine große Menge bereitstellen würde, und dass diese 700 Kontrakte nicht zur Knappheit am physischen Markt beitragen würden. Das gab der Bank grünes Licht, die Auslieferung einer weit größeren Menge zu beantragen als in den letzten Monaten.

Dass JP Morgan im eigenen Namen Silber von einem Kunden kauft, lässt vermuten, dass hier, wie bei so vielen anderen Dingen, ein starker Interessenkonflikt besteht. Es stinkt zum Himmel. Der größte Skandal ist natürlich, dass die Bank an der COMEX die beherrschende Short-Position auf Papiersilber hält und die Preise damit Jahr für Jahr weiter nach unten drückt, ohne jemals ein Verlustgeschäft zu machen, während sie gleichzeitig die meisten physischen Auslieferungen des Edelmetalls einfordert und das niedrige Kursniveau nutzt, um die größten Silberbestände aufzubauen.

Ich gründe meine Schlussfolgerungen wie gesagt auf öffentlich zugängliche Daten, die von der CFTC und der COMEX gemeldet werden. Wenn Sie Fragen dazu haben, können Sie sich gern an mich wenden. Ich frage Sie nun: In welchem weit entfernten Universum würde man die Geschäfte von JP Morgan als anständig oder legal betrachten?

Das Fazit von alldem ist, dass der Silberpreis steigen wird, wenn JP Morgan den Zeitpunkt für gekommen hält. Wir können nichts tun, um den Zeitplan zu beeinflussen, daher ist es kontraproduktiv (aber ganz normal) überhaupt darüber nachzudenken.

Es gibt nur eine vernünftige Methode, mit einem Ereignis umzugehen, dass mit Sicherheit eintreten muss, dessen Zeitpunkt sich jedoch nicht vorhersagen lässt: indem man sich rechtzeitig vorbereitet. Die Abwärtsmanipulationen der Silberpreise, mit deren Hilfe JP Morgan die umfangreichsten Silbervorräte der Geschichte anhäufte, sind eine weitere Garantie für das prognostizierte Endresultat. Die gesamte Manipulation ist (bis zu ihrer vollständigen Untersuchung) ziemlich kompliziert, aber die Vorbereitung auf die Folgen könnte leichter nicht sein: Kaufen und halten Sie Silber.

Die Struktur des Gold- und Silbermarktes der COMEX - der Hauptindikator, den ich verwende - war für den Großteil dieses Jahres bzw. bis etwa letzten Monat bearish. Die riesige Short-Position der Commercials und die entsprechend umfangreiche Long-Position der Hedgefonds erreichte im Sommer einen neuen Rekord und hatte zur Folge, dass ich die Marktstruktur wiederholt als extrem bearish bezeichnete. Ich behauptete nicht zu wissen, wie genau es ausgehen würde. Ich wusste nur, dass diese Situation auf die eine oder andere Art aufgelöst werden musste, und dass die Preise sinken würden, wenn es sich so abspielen würde, wie das in der Vergangenheit immer der Fall war.

Heute kann die Marktstruktur dagegen nicht mehr als extrem bearish oder überhaupt als bearish bezeichnet werden - sie ist im Gegenteil bullisch bis sehr bullisch, je nachdem wie viele Hedgefonds-Trader sich noch dazu entschließen, Long-Position abzustoßen und Short-Positionen aufzubauen. Das bedeutet natürlich nicht, dass es nicht mehr zu Sell-offs wie dem plötzlichen Kurseinbruch am heutigen Tag kommen kann, bei denen man glaubt, die Verkäufe würden niemals aufhören. Doch in Wirklichkeit haben auch diese Verkäufe eine Grenze, und je höher das Handelsvolumen steigt (so wie heute), desto eher wird diese Grenze erreicht.

An den Gold- und Silbermärkten gab es in diesem Sommer steile Rallys, obwohl die Marktstruktur der COMEX bearish war. Doch letztlich sind die Kurse wieder gesunken und die Struktur hat sich umgekehrt. Genauso können die Preise auch momentan stark fallen, obwohl die Marktstruktur mittlerweile bullisch ist. Trotz allem sind die Aussichten auf deutlich höhere Preise immer dann am besten, wenn die Positionierung der Marktteilnehmer an der COMEX bullisch ist, so wie das meiner Meinung nach aktuell der Fall ist. Wenn man dazu noch bedenkt, dass JP Morgan sowohl physisches Silber als auch Futures kauft, dann wird klar, dass man mit einer Wette auf beträchtlich höhere Silberpreise die besten Karten hat.


© Theodore Butler
www.butlerresearch.com



(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.)
Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 15.12.2016 auf der Webseite www.24hgold.com veröffentlicht.



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