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Gold: 520 oder 800 Dollar - es wird sich bald entscheiden

05.09.2006  |  Jochen Steffens
Heute ist nicht viel los an den Börsen, es fehlen einfach die Impulse aus den USA. Das sind normalerweise immer die Tage, an denen ich den ganzen Mist erledige, der sich seit Wochen und Monaten angestaut hat. Heute habe ich allerdings die zaghaften Sonnenstrahlen bevorzugt, die nach wochenlang grau verhangenen Himmel Labsal für die Seele waren. Ich mag diese Börsentage hier in Europa nicht, wenn in den USA nicht gehandelt wird. Zu wenig Umsatz, zu wenig Bewegung - zum Daytrading wenig geeignet - langweilig.


Saisonalität in aller Munde

Mittlerweile ist der "saisonale Verlauf" von Indizes ein weitverbreitetes Thema hier in Deutschland geworden. Alle sprechen zum Beispiel von der "September-Schwäche" und ich schätze, bald wird auch vor dem "Crash-Oktober" gewarnt. Immer wenn Themen derart Überhand nehmen, muss man sehr aufpassen. Dann kann es nämlich gut sein, dass der normale und allgemein erwartete Verlauf nicht eintritt. In den letzten Wochen haben sich die Indizes für viele überraschend stark gezeigt. Dabei waren doch alle derart bearish, an den Tiefs. Sie sehen, wieder einmal hat antizyklisches Denken und Handeln funktioniert.


Skepsis ist gut

Im Moment zeichnet sich ein Stimmungswechsel ab: Während vor wenigen Wochen noch alles super bearish war, ist die Hoffnung zurückgekehrt. Zum Glück sind, wie gesagt, noch viele sehr skeptisch, was den September anbetrifft- Skepsis ist gut und somit mache ich mir wenig Sorgen, dass die Stimmung zu bullish wird. Dass so viel über den saisonal schwachen September geschrieben wird, könnte also dazu führen, dass auch er überraschend stark ausfällt. Wenn dann noch alle vor einem Oktobercrash warnen - Perfekt!


Gold aus dem Fokus der Anleger?

Erscheint es nur mir so, oder ist Gold gerade etwas aus dem Fokus der Anleger gerutscht? Verwunderlich wäre es nicht, denn schließlich notiert der Goldpreis unter schwächer werdenden Schwankungen seitwärts. Es ist gut, dass es um Gold ruhiger geworden ist, aber auch verwunderlich, denn gerade jetzt stehen doch die saisonal stärksten Monate an. Schauen wir uns dazu einmal den aktuellen Goldchart 2006 in Bezug zu dem saisonalen Chart der letzten 35 Jahre an:

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Quellen: www.tradesignal.com & www.seasonalcharts.com


Am Anfang 2006 haben wir im Gold eine Entwicklung gesehen, die dem saisonalen Verlauf sehr ähnelt: Seitwärts. Zum Mai/Juni 2006 hin kam es zu einer Stärke, die sich auch im saisonalen Verlauf widerspiegelt. Zu beachten ist jedoch, dass die Mai Rallye 2006 deutlich stärker ausgefallen ist, als es der saisonale Chart erwarten lies. Das Zwischentief Juni/Juli ist wiederum identisch, anschließend kommt es in beiden Charts zu einer Seitwärtsbewegung.

Nun scheinen sich die beiden Charts allerdings aus der Konformität zu verabschieden. Im langjährigen Mittel startet im August eine starke Aufwärtsbewegung, der Chart 2006 scheint hingegen einzuschlafen.

Sollte Gold in der zweiten Jahreshälfte keine Aufwärtsdynamik zeigen, wird es gefährlich. Viele Anleger, insbesondere institutionelle, setzen auf diese Stärke zum Jahresende. Zeigt sich, dass diese Stärke ausbleibt, werden nach und nach immer mehr Anleger ihre Goldpositionen abbauen, es könnte dann zu einem stärkeren Einbruch kommen.

Auf der anderen Seite hat natürlich die Mai-Rallye einiges an Dynamik vorweggenommen, so dass eine etwas längere Erholungsphase durchaus normal ist. Der wirklich starke Monat ist der September, spätestens bis Ende September sollte sich also Aufwärtsdynamik im Gold entwickeln! Ansonsten wird es, wie gesagt, gefährlich.


Gold aus charttechnischer Sicht

Schauen wir uns dazu den langfristigen Gold-Chart aus charttechnischen Gesichtspunkten an:

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Gold befindet sich in einer Art Dreiecksformation, die jedoch nicht mustergültig ausgebildet wurde. Dreiecksformationen in einem starken Trend sind Fortsetzungsformationen. Das bedeutet, sie weisen darauf hin, dass der Trend weiter geht. Zudem fehlt eine richtige Topformation.

Generell ist die Verjüngung der Bewegungen um die 620 Dollar ein Zeichen von Unentschlossenheit. So wie es aussieht, ist es weniger ein Kampf zwischen Goldbullen und Goldbären, als vielmehr ein Kampf zwischen Goldbullen und Gewinnsicherungen. Trotzdem könnten diese Gewinnmitnahmen der Goldpreisentwicklung für kurze Zeit das Genick brechen. Nämlich dann, wenn nicht genug neues Geld auf der Käuferseite nachfließt, um die Verkäufe zu decken. Wie gesagt, es ist etwas ruhiger um Gold geworden.

Und somit scheint der Chart das widerszuspiegeln, was ich oben geschrieben habe. Wird die Formation nachhaltig nach oben gebrochen, dann wird der Trend weitergehen. Zeigt sich, dass die Saisonalität sich bestätigt, wird das viele neue Goldbullen anziehen. In diesem Fall kann der Goldpreis 800 Dollar erreichen.

Bleibt der September jedoch schwach, entwickelt sich Gold nicht wie saisonal erwartet und bricht Gold aus der Formation nach unten aus, dann kann es schnell abwärts gehen. Die 520er Marke wäre dann zu erwarten. In diesem Bereich muss dann mit einem stärkerem Widerstand gegen weitere Kursverluste gerechnet werden.


© Jochen Steffens
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Investor's Daily"




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