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Was kümmern schlechte Daten

12.01.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Marktteilnehmer versuchen heute Morgen mit Argumenten wie einem schwächeren US-Dollar, einer rekordhohen Rohölverarbeitung in den USA und der Ankündigung geringerer saudi-arabischer Öllieferungen an asiatische Kunden im Februar den gestrigen Preisanstieg bei Rohöl um fast 3% zu erklären. Mitunter erfolgen Preisbewegungen allerdings ohne eine logische Erklärung. Denn der Preisanstieg setzte gestern ein, kurz nachdem das US-Energieministerium einen auf ganzer Linie preisbelastenden Lagerbericht veröffentlicht hatte.

So stiegen die US-Rohöllagerbestände um 4,1 Mio. Barrel. Die Zahl war damit deutlich höher als erwartet und übertraf auch den vom API am Vortag gemeldeten Anstieg. Der Lageraufbau war einem massiven Anstieg der Rohölimporte um 1,9 Mio. Barrel pro Tag auf das höchste Niveau seit September 2012 geschuldet. Auch eine auf ein Rekordniveau gestiegene Rohölverarbeitung reichte nicht aus, dieses zusätzliche Angebot zu absorbieren. In der Folge der rekordhohen Verarbeitung stiegen die Lagerbestände von Ölprodukten die zweite Woche in Folge kräftig, bei Benzin um 5,0 Mio. Barrel, bei Destillaten um 8,4 Mio. Barrel.

Die Destillatebestände liegen damit auf einem Rekordniveau für diese Jahreszeit. Die US-Rohölproduktion stieg um 176 Tsd. auf 8,95 Mio. Barrel pro Tag, was dem höchsten Niveau seit April 2016 entspricht. Dieser Anstieg erfolgte aber voraussichtlich nicht in der letzten Berichtswoche, sondern war in erster Linie eine Folge der Aufwärtsrevision der Produktionsschätzung im aktuellen EIA-Monatsbericht (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern). Diese betraf auch die letzten drei Monate, was nun nachträglich in der letzten Berichtswoche eingestellt wurde.

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Edelmetalle

Gold handelt heute Morgen erstmals seit November wieder über der Marke von 1.200 USD je Feinunze. Grund hierfür ist der schwächere US-Dollar im Nachgang der Pressekonferenz des designierten US-Präsidenten Trump. Denn Trump enttäuschte die Erwartungen und gab keinerlei Details zu seinen Wirtschaftsplänen bekannt. Die Pressekonferenz war vielmehr durch verbales Säbelrasseln geprägt, was die Unwägbarkeiten der kommenden Trump-Präsidentschaft unterstrich.

Der Verband der chinesischen Automobilproduzenten (CAAM) hat heute Morgen offiziell die rekordhohen Autoabsätze für 2016 in China bestätigt. Demnach wurden im letzten Jahr 24,4 Mio. Autos verkauft, 15% mehr als im Vorjahr. Neben SUVs waren vor allem Autos mit kleinen Motoren (maximal 1,6 Liter-Motoren) gefragt. Der Absatz letztgenannter schnellte um über 21% nach oben, was den stärksten Anstieg seit dem Jahr 2009 darstellte. Für Autos mit kleinen Motoren gab es im letzten Jahr insbesondere aufgrund von Umweltüberlegungen steuerliche Kaufanreize.

2017 wird die Absatzdynamik wohl deutlich nachlassen. Der Automobilverband schätzt, dass in diesem Jahr noch etwa 5% mehr Autos verkauft werden als im letzten Jahr. Gründe hierfür sind laut Verbandsangaben die Reduzierung der steuerlichen Kaufanreize und das schwächer erwartete Wirtschaftswachstum. Die Platinmetalle und hier vor allem Palladium dürften daher in diesem Jahr nicht mehr ganz so gut unterstützt sein. Palladium verbilligte sich gestern um 1,3% und notiert heute Morgen bei 760 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die chinesische Regierung wird auch 2017 weitere Überkapazitäten in der Stahlindustrie abbauen. Konkret ist unter anderem die Schließung von illegalen Produktionsstätten geplant, welche für etwa 40 Mio. Tonnen Stahlproduktion p.a. verantwortlich sind. Darüber hinaus sollen bis Mitte des Jahres nach Angaben des chinesischen Verbands der Eisen- und Stahlhersteller sämtliche Produktionsstätten geschlossen werden, die minderwertigen Stahlschrott verarbeiten. Betroffen sind zudem Stahlproduzenten, die gegen staatliche Umweltauflagen verstoßen.

Laut Angaben der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) müssen Stahlproduzenten außerdem zukünftig höhere Strompreise bezahlen, sofern sie veraltete Produktionsanlagen verwenden. Es wird erwartet, dass die NDRC vor dem chinesischen Neujahrsfest Ende des Monats konkrete Vorgaben zum Abbau der Überkapazitäten vorlegt.

Neben der Stahl- und Kohleindustrie dürften in diesem Jahr weitere Sektoren von der Eliminierung von Überkapazitäten betroffen sein. Die Stahlpreise in China legen heute den vierten Tag in Folge zu. Der nächstfällige Futures-Kontrakt für Betonstahl an der SHFE in Shanghai steigt zeitweise um 2,5% auf ein 3½-Wochenhoch von 3.260 CNY je Tonne. Durch den Anstieg der Stahlpreise werden auch die Eisenerzpreise mit nach oben gezogen. An der Börse im chinesischen Dalian und an der SGX Asiaclear in Singapur kostet die Tonne Eisenerz so viel wie seit vier Wochen nicht mehr.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kaffeeorganisation ICO erwartet, dass die globale Kaffeeproduktion 2016/17 bei 151,6 Mio. Sack liegen wird und damit geringfügig über dem Vorjahresniveau. Die beiden wichtigsten Kaffeesorten zeigen dabei gegensätzliche Produktionstrends, welche sich einander ausgleichen. So soll die Produktion von Kaffee Arabica um 4,4% auf ein Rekordniveau von 93,5 Mio. Sack steigen. Dem steht ein erwarteter Rückgang der Produktion von Kaffee Robusta um 6% auf 58,2 Mio. Sack gegenüber.

Die globale Kaffeenachfrage soll zwar um 0,4% auf 155,1 Mio. Sack fallen, würde das globale Kaffeeangebot damit aber um 3,5 Mio. Sack übertreffen. Das wäre das dritte Angebotsdefizit in Folge. Die ICO macht einen statistischen Effekt für den Nachfragerückgang verantwortlich, nachdem die Nachfrage im vorherigen Jahr aufgrund nicht erfasster Lagerbestände nach oben revidiert wurde.

Für den Zuckerpreis könnte es wieder Gegenwind von der Währungsseite geben, nachdem die brasilianische Zentralbank gestern Abend den Leitzins unerwartet deutlich um 75 Basispunkte abgesenkt hatte. Damit schrumpft der Zinsvorteil für den Brasilianischen Real, zumal die US-Notenbank Fed die Zinsen in diesem Jahr bis zu drei Mal anheben will. Ein schwächerer Real würde zu einem höheren Zuckerangebot aus Brasilien führen, welches der mit Abstand größte Zuckerexporteur ist.



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