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US-Schieferölproduktion vor der Trendwende

18.01.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein deutlich schwächerer US-Dollar (siehe Edelmetalle unten) gab gestern den Ölpreisen zwischenzeitlich Auftrieb. Brent stieg kurzzeitig auf fast 57 USD je Barrel, WTI auf 53,5 USD je Barrel. Die Gewinne wurden am späten Nachmittag und Abend aber vollständig wieder abgegeben. Brent ging letztlich bei 55,5 USD je Barrel sogar im Minus aus dem Handel. Bei WTI stand am Ende mit 52,5 USD je Barrel noch ein marginales Plus zu Buche.

Von diesen Niveaus haben sich die Ölpreise in der Nacht nur unwesentlich entfernt. Der Preisrückgang im späteren Handel erfolgte dabei ohne Zutun des US-Dollar, welcher weiterhin nur knapp über den gestrigen Tiefständen notiert. Dies ist als schlechtes Zeichen für die Ölpreise zu werten und spricht für einen weiteren Preisrückgang.

Die US-Energiebehörde EIA erwartet in ihrem gestern veröffentlichten Drilling Productivity Report, dass die US-Schieferölproduktion im Februar um gut 40 Tsd. auf 4,75 Mio. Barrel pro Tag steigt. Zudem wurde das Produktionsprofil ab Oktober 2016 deutlich nach oben revidiert. Ging die EIA im Vormonat für Januar noch von 4,54 Mio. Barrel pro Tag aus, so sind es jetzt 4,71 Mio. Barrel pro Tag.

Es bestätigt sich somit, dass die US-Schieferölproduktion den Boden erreicht hat und dieser höher war als bislang gedacht. Dadurch wird das Ansinnen der OPEC erschwert, den Ölmarkt mittels Produktionskürzungen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der heute Mittag zur Veröffentlichung anstehende OPEC-Monatsbericht wird zeigen, von welchem Niveau aus die Produktionskürzungen starteten. Die API-Lagerdaten werden wegen des US-Feiertages am Montag erst heute Abend veröffentlicht.


Edelmetalle

Nach dem Anstieg auf fast 1.220 USD je Feinunze gestern handelt Gold heute Morgen etwa 5 USD tiefer. Auch in Euro gerechnet hat sich Gold im Tagesverlauf etwas verbilligt. Gestern hatten Donald Trump und Theresa May das Handelsgeschehen am Goldmarkt geprägt. In einem Zeitungsinterview mit dem Wall Street Journal bezeichnete der designierte US-Präsident Trump den US-Dollar als zu stark, unter anderem weil China seine Währung schwach halten würde. Der US-Dollar wertete daraufhin im Tagesverlauf deutlich ab, was den Edelmetallpreisen zunächst Unterstützung gab.

Auftrieb erhielten Gold, Silber und Co. auch im Vorfeld der Brexit-Rede der britischen Premierministerin May. Allerdings wurden nach Meinung unserer Volkswirte die Erwartungen enttäuscht. Nach der Rede gibt es demnach mehr Fragen als Antworten. Zum eigentlichen Brexit-Prozess wurde wenig Neues bekannt. Großbritannien möchte zwar aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion aussteigen, um keine großen Beiträge mehr an die EU abführen zu müssen, bei dem gleichzeitigen Versuch, den größtmöglichen Zugang zum Binnenmarkt zu erhalten. Damit hat May letztendlich aber nur ihre Verhandlungsposition bekanntgegeben.

Die Forderungen von May dürften kaum von der EU akzeptiert werden und die Austrittsverhandlungen werden sich wohl hinziehen. Dies sollte zu einer latenten Verunsicherung unter den Marktteilnehmern und letztendlich zu einer soliden Goldnachfrage vor allem in Großbritannien und Kontinentaleuropa beitragen.


Industriemetalle

Das Auf und Ab an den Metallmärkten geht weiter. Aluminium verteuerte sich zum Beispiel moderat, Kupfer gab dagegen um fast 2% nach. Und während Blei um 1,2% zulegte, ging es bei Zink im selben Ausmaß bergab.

Heute Morgen schlagen die Metallpreise einen leicht positiven Unterton an. In China gab es am überhitzten Immobilienmarkt im Dezember weitere Anzeichen einer Abkühlung. Die Preise sind gegenüber dem Vormonat kaum noch gestiegen.

Grund hierfür sind die von der Regierung seit Oktober in mindestens 21 Städten eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung der Immobilienpreisinflation. Diese dürften 2017 ihre volle Wirkung entfalten. Zudem sind weitere Maßnahmen seitens der Regierung nicht auszuschließen, was zu einer geringeren Nachfrage nach Metallen führen könnte. Mit der Abschwächung des für Chinas Wachstum wichtigen Immobilienmarktes dürfte auch das BIP-Wachstum 2017 geringer ausfallen. Daten für 2016 werden am Freitag veröffentlicht.

Laut Aussagen des Verbands der chinesischen Nicht-Eisenindustrie wurden in China im letzten Jahr 2,8 Mio. Tonnen p.a. neue Schmelzkapazitäten in der Aluminiumindustrie in Betrieb genommen, der Großteil davon in der Provinz Shandong im Norden des Landes. Hinzu kommt die noch nicht final bezifferte Wiederinbetriebnahme ehemals stillgelegter Produktionskapazitäten. China dürfte daher im letzten Jahr eine rekordhohe Menge Aluminium produziert haben. Daten hierzu werden in den nächsten Tagen veröffentlicht.


Agrarrohstoffe

Robusta-Kaffee ist derzeit an der Börse in London mit 2.238 USD je Tonne so teuer wie seit 4½ Jahren nicht. Über das Jahr 2016 legte der Preis angesichts der schlechten Ernteaussichten um fast 50% zu, nun wurde das Jahreshoch von Ende Oktober 2016 noch übertroffen. Gestern äußerte sich auch die brasilianische Prognosebehörde Conab skeptisch zur Kaffeeproduktion 2017/18 in Brasilien, dem weltgrößten Produzentenland von Arabica und zweitgrößtem Produzentenland von Robusta.

Conab geht in ihrer ersten Prognose von einer Gesamternte in Brasilien zwischen 43,7 Mio. und 47,5 Mio. Sack nach 51,4 Mio. Sack im Vorjahr aus. Dies bedeutet ein Minus um bis zu 15%. Dieser Rückgang soll allerdings vollständig auf das Konto von Arabica-Kaffee gehen, dessen Ernte im nun bevorstehenden ertragsschwächeren Jahr im zweijährigen Zyklus 13-19% niedriger sein soll. Der mittlere Wert wäre allerdings noch immer der zweithöchste in einem Niedrigertragsjahr.

Anders als andere Beobachter (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern) rechnet Conab bei Robusta nach dem katastrophalen Vorjahr mit einem ertragsbedingten Ernteanstieg um 8-21%. Selbst die bestenfalls erwarteten 9,6 Mio. Sack wären aber noch immer niedriger als alle Robusta-Ernten zwischen 2007 und 2015. Brasilien kann also auch in der kommenden Saison nicht spürbar zu einer Linderung der Knappheit bei Robusta beitragen. Dass nun auch bei Arabica das Angebot knapper wird, dürfte die Kaffeepreise über die nächsten Monate stützen.

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