OPEC und IEA mit unterschiedlichen Ansichten
19.01.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Der Brentölpreis rutschte gestern im Tagesverlauf um fast 3% ab und notierte zwischenzeitlich unterhalb von 54 USD je Barrel. Heute Morgen erholen sich die Preise leicht. Der Monatsbericht der OPEC hat gestern keine Neueinschätzung erzwungen. Die OPEC-Ölproduktion fiel demnach im Dezember um gut 220 Tsd. auf 33,1 Mio. Barrel pro Tag. Saudi-Arabien hat die Ölproduktion schon vor Inkraftreten der Kürzungen etwas reduziert.
Nigeria, welches von den Kürzungen ausgenommen ist, berichtete dagegen einen kräftigen Anstieg seiner Ölproduktion um mehr als 400 Tsd. Barrel pro Tag. Selbst unter Berücksichtigung der ab Januar geltenden Einschnitte in der OPEC-Produktion wäre der globale Ölmarkt in der ersten Jahreshälfte 2017 nicht unterversorgt.
Anders ist dagegen die Einschätzung der Internationalen Energieagentur. Diese sieht den globalen Ölmarkt im ersten Halbjahr 2017 lediglich um 400 Tsd. Barrel pro Tag überversorgt, wenn die OPEC ihre Produktion auf dem Dezemberniveau von 33,1 Mio. Barrel pro Tag belässt, also nicht kürzt. Bei vollständiger Umsetzung der Produktionskürzungen wäre der Ölmarkt somit deutlich unterversorgt.
Ob die Angebotsverknappung bereits zu einem Lagerabbau führt, darüber geben zeitnah nur die wöchentlich berichteten US-Lagerbestände Aufschluss. Der gestern vom API gemeldete deutliche Abbau der Rohölvorräte würde die These der Angebotsverknappung untermauern, zumal er auf deutlich niedrigere Importe zurückzuführen war. Aber die Zahlen sind durch die volatile Importentwicklung zu sprunghaft, um als eindeutiger Beleg zu dienen.
Edelmetalle
Gold steht seit gestern Abend unter Druck und fällt am Morgen wieder unter 1.200 USD je Feinunze. Grund ist eine Kombination aus einem stärkeren US-Dollar und steigenden Anleiherenditen, nachdem die Fed-Chefin Yellen neue Zinserhöhungserwartungen schürte. Yellen sagte, dass die US-Wirtschaft nahe der Vollbeschäftigung sei und die Inflation sich ihrem Zielwert nähere. Von daher sei es sinnvoll, die Zinsen graduell anzuheben.
In der letzten Woche verzeichneten insbesondere die Gold-ETFs in Deutschland, Großbritannien und China starke Zuflüsse. Den stärksten Zufluss unter allen Gold-ETFs meldete dabei der in Deutschland gelistete Xetra-Gold-ETF mit umgerechnet 4,4 Tonnen. Die in der vergangenen Woche registrierten ETF-Veränderungen deuten möglicherweise bereits die Richtung an, in welche die dortigen Investoren angesichts wachsender politischer Risiken in Europa bzw. möglicher Verwerfungen in China zu flüchten gedenken, vor denen unlängst auch der IWF warnte.
Bereits im vierten Quartal 2016 hatten deutsche und chinesische Gold-ETFs eine Sonderstellung inne, als sie trotz der starken weltweiten Abflüsse sogar leicht zulegen konnten. Die Zuflüsse in Asien machten mit 22 Tonnen im letzten Jahr zwar nur einen kleinen Anteil der gesamten Gold-ETF-Zuflüsse aus. Die in China notierenden Gold-ETFs könnten allerdings bei annähernd ähnlichem Wachstum wie im vergangenen Jahr (Versechsfachung auf +30 Tonnen) bald einen ernsthaften Anteil an den gesamten ETF-Veränderungen ausmachen.
Industriemetalle
Die Metallpreise legten gestern Abend teilweise merklich zu, geben heute Morgen einen Teil ihrer Gewinne aber bereits wieder ab. Die chinesische Zentralbank hat gestern im Vorfeld des Neujahrsfestes die Rekordsumme von 410 Mrd. CNY (etwa 60 Mrd. USD) in den Markt gepumpt. In den USA legte die Industrieproduktion im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 0,8% zu, obwohl der Kernsektor, das verarbeitende Gewerbe, sich relativ verhalten zeigte.
Heute Nachmittag werden Daten zum US-Immobilienmarkt bekannt gegeben, welche nicht nur robust ausfallen sollten, sondern den Metallpreisen auch Unterstützung geben könnten. Am frühen Freitagmorgen wird schließlich aus China eine ganze Reihe von Konjunkturdaten veröffentlicht, so zum Beispiel das BIP für das vierte Quartal. Bislang vorliegende Daten deuten darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft im Schlussquartal 2016 solide gewachsen ist. Aufgrund der eingeführten Maßnahmen zur Abkühlung des überhitzten Immobiliensektors dürfte die Wachstumsdynamik 2017 aber nachlassen.
Nachdem die Stahlproduktion in Deutschland laut Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 1,4% auf 42,1 Mio. Tonnen zurückgegangen war, erwartet der Verband für 2017 eine leichte Erholung um rund 1%. Unsicherheiten wie zum Beispiel globale Überkapazitäten, Dumpingstahl aus China oder die enorme Volatilität an den Rohstoffmärkten (vor allem bei Eisenerz und Kokskohle) würden jedoch die fragile Erholung der Stahlkonjunktur in Deutschland gefährden.
Agrarrohstoffe
Die Nachrichten am Kakaomarkt sind derzeit uneinheitlich. Die Anlieferungen im weltgrößten Kakaoproduzentenland Elfenbeinküste sieht KnowledgeCharts inzwischen kumuliert über den bisherigen Saisonverlauf gleichauf mit dem Vorjahr, während Regierungskreise noch einen Rückstand von 10% melden. Auch für das zweitgrößte Kakaoland Ghana sind die Abweichungen beachtlich. Gestern sorgten Nachrichten über einen geplanten Neuverkauf von rund 300 Tsd. Tonnen Kakao in der Elfenbeinküste für Unsicherheit.
Wie bei ähnlichen Meldungen vor einigen Wochen dementierte das Kakao-Board des Landes dies inzwischen. Sicher sind dagegen die enttäuschenden Zahlen für die Kakaoverarbeitung in Europa im 4. Quartal 2016: Laut der Europäischen Kakaovereinigung ECA wurden mit 339,4 Tsd. Tonnen 0,9% weniger Kakaobohnen verarbeitet als ein Jahr zuvor.
Am Markt war mit einem Anstieg gerechnet worden - von Teilnehmern einer Bloomberg-Umfrage mit durchschnittlich +2,4% - da die Verarbeitungsmarge deutlich gestiegen war. Für Deutschland meldete der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie sogar ein Minus von 10,1%. Über das Gesamtjahr 2016 stieg die Verarbeitung in Europa allerdings um 1,5% auf 1,3 Mio. Tonnen. Heute veröffentlicht die National Confectioners Association NCA Daten für die nordamerikanische Kakaoverarbeitung im vierten Quartal.
Der Brentölpreis rutschte gestern im Tagesverlauf um fast 3% ab und notierte zwischenzeitlich unterhalb von 54 USD je Barrel. Heute Morgen erholen sich die Preise leicht. Der Monatsbericht der OPEC hat gestern keine Neueinschätzung erzwungen. Die OPEC-Ölproduktion fiel demnach im Dezember um gut 220 Tsd. auf 33,1 Mio. Barrel pro Tag. Saudi-Arabien hat die Ölproduktion schon vor Inkraftreten der Kürzungen etwas reduziert.
Nigeria, welches von den Kürzungen ausgenommen ist, berichtete dagegen einen kräftigen Anstieg seiner Ölproduktion um mehr als 400 Tsd. Barrel pro Tag. Selbst unter Berücksichtigung der ab Januar geltenden Einschnitte in der OPEC-Produktion wäre der globale Ölmarkt in der ersten Jahreshälfte 2017 nicht unterversorgt.
Anders ist dagegen die Einschätzung der Internationalen Energieagentur. Diese sieht den globalen Ölmarkt im ersten Halbjahr 2017 lediglich um 400 Tsd. Barrel pro Tag überversorgt, wenn die OPEC ihre Produktion auf dem Dezemberniveau von 33,1 Mio. Barrel pro Tag belässt, also nicht kürzt. Bei vollständiger Umsetzung der Produktionskürzungen wäre der Ölmarkt somit deutlich unterversorgt.
Ob die Angebotsverknappung bereits zu einem Lagerabbau führt, darüber geben zeitnah nur die wöchentlich berichteten US-Lagerbestände Aufschluss. Der gestern vom API gemeldete deutliche Abbau der Rohölvorräte würde die These der Angebotsverknappung untermauern, zumal er auf deutlich niedrigere Importe zurückzuführen war. Aber die Zahlen sind durch die volatile Importentwicklung zu sprunghaft, um als eindeutiger Beleg zu dienen.
Edelmetalle
Gold steht seit gestern Abend unter Druck und fällt am Morgen wieder unter 1.200 USD je Feinunze. Grund ist eine Kombination aus einem stärkeren US-Dollar und steigenden Anleiherenditen, nachdem die Fed-Chefin Yellen neue Zinserhöhungserwartungen schürte. Yellen sagte, dass die US-Wirtschaft nahe der Vollbeschäftigung sei und die Inflation sich ihrem Zielwert nähere. Von daher sei es sinnvoll, die Zinsen graduell anzuheben.
In der letzten Woche verzeichneten insbesondere die Gold-ETFs in Deutschland, Großbritannien und China starke Zuflüsse. Den stärksten Zufluss unter allen Gold-ETFs meldete dabei der in Deutschland gelistete Xetra-Gold-ETF mit umgerechnet 4,4 Tonnen. Die in der vergangenen Woche registrierten ETF-Veränderungen deuten möglicherweise bereits die Richtung an, in welche die dortigen Investoren angesichts wachsender politischer Risiken in Europa bzw. möglicher Verwerfungen in China zu flüchten gedenken, vor denen unlängst auch der IWF warnte.
Bereits im vierten Quartal 2016 hatten deutsche und chinesische Gold-ETFs eine Sonderstellung inne, als sie trotz der starken weltweiten Abflüsse sogar leicht zulegen konnten. Die Zuflüsse in Asien machten mit 22 Tonnen im letzten Jahr zwar nur einen kleinen Anteil der gesamten Gold-ETF-Zuflüsse aus. Die in China notierenden Gold-ETFs könnten allerdings bei annähernd ähnlichem Wachstum wie im vergangenen Jahr (Versechsfachung auf +30 Tonnen) bald einen ernsthaften Anteil an den gesamten ETF-Veränderungen ausmachen.
Industriemetalle
Die Metallpreise legten gestern Abend teilweise merklich zu, geben heute Morgen einen Teil ihrer Gewinne aber bereits wieder ab. Die chinesische Zentralbank hat gestern im Vorfeld des Neujahrsfestes die Rekordsumme von 410 Mrd. CNY (etwa 60 Mrd. USD) in den Markt gepumpt. In den USA legte die Industrieproduktion im Dezember im Vergleich zum Vormonat um 0,8% zu, obwohl der Kernsektor, das verarbeitende Gewerbe, sich relativ verhalten zeigte.
Heute Nachmittag werden Daten zum US-Immobilienmarkt bekannt gegeben, welche nicht nur robust ausfallen sollten, sondern den Metallpreisen auch Unterstützung geben könnten. Am frühen Freitagmorgen wird schließlich aus China eine ganze Reihe von Konjunkturdaten veröffentlicht, so zum Beispiel das BIP für das vierte Quartal. Bislang vorliegende Daten deuten darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft im Schlussquartal 2016 solide gewachsen ist. Aufgrund der eingeführten Maßnahmen zur Abkühlung des überhitzten Immobiliensektors dürfte die Wachstumsdynamik 2017 aber nachlassen.
Nachdem die Stahlproduktion in Deutschland laut Angaben der Wirtschaftsvereinigung Stahl 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 1,4% auf 42,1 Mio. Tonnen zurückgegangen war, erwartet der Verband für 2017 eine leichte Erholung um rund 1%. Unsicherheiten wie zum Beispiel globale Überkapazitäten, Dumpingstahl aus China oder die enorme Volatilität an den Rohstoffmärkten (vor allem bei Eisenerz und Kokskohle) würden jedoch die fragile Erholung der Stahlkonjunktur in Deutschland gefährden.
Agrarrohstoffe
Die Nachrichten am Kakaomarkt sind derzeit uneinheitlich. Die Anlieferungen im weltgrößten Kakaoproduzentenland Elfenbeinküste sieht KnowledgeCharts inzwischen kumuliert über den bisherigen Saisonverlauf gleichauf mit dem Vorjahr, während Regierungskreise noch einen Rückstand von 10% melden. Auch für das zweitgrößte Kakaoland Ghana sind die Abweichungen beachtlich. Gestern sorgten Nachrichten über einen geplanten Neuverkauf von rund 300 Tsd. Tonnen Kakao in der Elfenbeinküste für Unsicherheit.
Wie bei ähnlichen Meldungen vor einigen Wochen dementierte das Kakao-Board des Landes dies inzwischen. Sicher sind dagegen die enttäuschenden Zahlen für die Kakaoverarbeitung in Europa im 4. Quartal 2016: Laut der Europäischen Kakaovereinigung ECA wurden mit 339,4 Tsd. Tonnen 0,9% weniger Kakaobohnen verarbeitet als ein Jahr zuvor.
Am Markt war mit einem Anstieg gerechnet worden - von Teilnehmern einer Bloomberg-Umfrage mit durchschnittlich +2,4% - da die Verarbeitungsmarge deutlich gestiegen war. Für Deutschland meldete der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie sogar ein Minus von 10,1%. Über das Gesamtjahr 2016 stieg die Verarbeitung in Europa allerdings um 1,5% auf 1,3 Mio. Tonnen. Heute veröffentlicht die National Confectioners Association NCA Daten für die nordamerikanische Kakaoverarbeitung im vierten Quartal.