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Anhaltender Verkaufsdruck bei Edelmetallen

27.01.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Entgegen unserer Erwartung ist der Brentölpreis gestern aus der enger werdenden Handelsspanne nach oben ausgebrochen. Brent verteuerte sich um 2% und handelte am Morgen deutlich über 56 USD je Barrel. WTI legte gestern ebenfalls 2% zu und notierte bei 54 USD je Barrel. Eine überzeugende Erklärung gab es nicht. Die fortschreitende Umsetzung der OPEC-Produktionskürzungen ist lediglich eine Wiederholung altbekannter Nachrichten.

Der ebenfalls genannte vorübergehende Produktionsausfall im Buzzard-Ölfeld von 30 Tsd. Barrel pro Tag ist zu unbedeutend, um den gestrigen Preissprung zu erklären. Bleibt der Anstieg der Aktienmärkte. Dann hätten aber auch die Industriemetalle steigen müssen. Diese sind aber teilweise sogar recht deutlich gefallen.

Der Ölmarkt ist aktuell durch eine selektive Wahrnehmung gekennzeichnet. Preisbelastende Nachrichten wie der Anstieg der US-Rohöl- und Produktvorräte sowie der Anstieg der US-Ölproduktion werden ausgeblendet. Stattdessen wird jede noch so kleine Nachricht einer Angebotsverknappung, wie die gestrige Nachricht vom Buzzard-Ölfeld, als Kaufgelegenheit erachtet.

Angesichts bereits rekordhoher spekulativer Netto-Long-Positionen bei Brent und WTI wird das Korrekturpotenzial damit immer größer. Die heute Abend anstehenden CFTC-Daten zur Marktpositionierung dürften einen weiteren Anstieg des spekulativen Interesses bei WTI zeigen. Neue Zahlen von Baker Hughes sollten auch einen weiteren Anstieg der Bohraktivität in den USA anzeigen, was voraussichtlich ignoriert werden dürfte.


Edelmetalle

Der Verkaufsdruck im Edelmetallsektor hält an. Belastet durch einen festeren US-Dollar sowie steigende Aktienmärkte und höhere Anleiherenditen fällt Gold heute Morgen auf gut 1.180 USD je Feinunze. Silber wird mit nach unten gezogen und handelt bei 16,7 USD je Feinunze. Die größten Ausschläge gab es gestern erneut bei Palladium, das zwischenzeitlich über 2% im Minus war. China hat aus Hongkong gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde im Dezember netto 51,5 Tonnen Gold importiert, kaum mehr als im Vormonat.

Allerdings hat China zuletzt aus anderen Ländern wie zum Beispiel der Schweiz mehr Gold eingeführt, so dass die Hongkong-Zahlen kein umfassendes Bild abgeben. Insgesamt hat China 2016 über Hongkong netto 771 Tonnen Gold importiert, 11% weniger als im Vorjahr. Die Importe aus der Schweiz stiegen dagegen um 52% auf 442 Tonnen.

Laut Angaben des chinesischen Goldverbands war China im letzten Jahr das vierte Jahr hintereinander der weltweit größte Goldkonsument. Die Nachfrage ging demnach allerdings um 6,7% auf 975 Tonnen zurück. Die stark gefallene Schmucknachfrage (-19%) konnte dabei nur zum Teil durch eine höhere Investmentnachfrage - die Nachfrage nach Barren und Münzen stieg um 18% bzw. 37% - ausgeglichen werden.

Der Goldverband geht davon aus, dass die Nachfrage nach Barren und Münzen auch 2017 wegen verschiedener Unsicherheiten steigen wird, allerdings mit einem geringeren Tempo. Die chinesische Zentralbank hat im letzten Jahr ihre Goldreserven um etwa 80 Tonnen aufgestockt. Die chinesische Goldproduktion stieg 2016 um 0,8% auf 453 Tonnen. Damit bleibt China mit weitem Abstand der weltgrößte Goldproduzent.

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Industriemetalle

Morgen feiern die Chinesen ihr Neujahrsfest. Daher sind ab heute bis einschließlich nächsten Donnerstag die Märkte in China geschlossen. Schon im Vorfeld wurden die Wirtschaftsaktivitäten dort heruntergefahren. Die Abwesenheit der chinesischen Händler wird wohl auch an der LME zu einem geringeren Handelsvolumen führen. Dies birgt aber zugleich die Gefahr größerer Preisausschläge. Heute liegt der Fokus auf den USA, wo u.a. das BIP für das vierte Quartal 2016 veröffentlicht wird.

Angaben des Weltstahlverbands zufolge ist die globale Stahlproduktion 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 0,8% auf 1,63 Mrd. Tonnen gestiegen. Besonders stark ausgeweitet wurde die Produktion dabei in Indien (+7,4%). Unter den weltweit zehn größten Produzentenländern wurde daneben auch mehr Stahl in China, der Türkei und der Ukraine hergestellt.

In der EU sank die Stahlproduktion dagegen um 2,3%, ein größerer Rückgang wurde nur für Südamerika berichtet. Der europäische Stahlverband Eurofer geht auch für 2017 von einem schwierigen Jahr für die europäische Stahlindustrie aus. So würden nach wie vor die deutlich gestiegenen Rohmaterialpreise belasten. Auch bestünde weiter die Gefahr, dass die moderat steigende Stahlnachfrage in Europa großteils durch Importe aus Nicht-EU-Ländern gedeckt wird.

In China sollen zwar auch in diesem Jahr Überkapazitäten in der Stahlindustrie abgebaut werden, ob dies jedoch Auswirkungen auf die Produktion hat, ist unseres Erachtens fraglich. Denn trotz Abbaus von Überkapazitäten im letzten Jahr wurde in China mehr Stahl produziert.


Agrarrohstoffe

Die Absage des für nächste Woche geplanten Treffens zwischen US-Präsident Trump und Mexikos Präsident Nieto setzte gestern die Preise für Mais und Sojabohnen unter Druck, da Mexiko ein wichtiger Abnehmer von US-Agrarprodukten, insbesondere von Mais und Fleisch, ist.

Mögliche Handelsbeschränkungen zwischen beiden Ländern könnten daher die Nachfrage nach diesen Produkten bzw. Futtermitteln empfindlich treffen. Der Weizenpreis konnte sich der Schwäche entziehen.

Weizen profitierte dabei von unerwartet starken US-Exportzahlen. Diese erreichten in der letzten Woche mit 957,3 Tsd. Tonnen den höchsten Wert seit Oktober 2013 und übertrafen die Erwartungen um mehr als das Doppelte.

Der Kakaopreis in London ist gestern auf Schlusskursbasis auf ein 3-Jahrestief von 1.720 GBP je Tonne gefallen. Laut einer von der Internationalen Kakaoorganisation durchgeführten Umfrage war das Angebotsdefizit am globalen Kakaomarkt 2015/16 wahrscheinlich geringer als die bislang angesetzten 150 Tsd. Tonnen.

Die Lagerendbestände werden demnach etwas höher ausgewiesen als bislang. Sie liegen damit nur noch 13 Tsd. Tonnen unter dem Vorjahresniveau. Die ICCO geht allerdings davon aus, dass das Defizit immer noch höher sein wird als jene 13 Tsd. Tonnen. Neue Schätzungen, darunter erstmals auch Prognosen für das laufende Erntejahr 2016/17, gibt die ICCO in einem Monat bekannt.



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