Hohes spekulatives Kaufinteresse
30.01.2017 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starten mit Abschlägen in die neue Handelswoche. Brent fiel am Morgen bis auf gut 55 USD je Barrel, WTI unter 53 USD je Barrel. Bereits am Freitag waren die Ölpreise mit einem Minus aus dem Handel gegangen. Der Preisanstieg von Brent auf mehr als 56 USD je Barrel am vergangenen Donnerstag hat sich somit als kurzlebig erwiesen.
Für Abgabedruck sorgen Zahlen des Öldienstleisters Baker Hughes zur Bohraktivität in den USA. Demnach ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in der letzten Woche zum 12. Mal in den letzten 13 Wochen gestiegen. Sie erreichte mit 566 den höchsten Stand seit November 2015 und liegt inzwischen deutlich über dem Vorjahresniveau. Dies deutet auf eine weiter steigende US-Ölproduktion hin.
Der Chef der Internationalen Energieagentur Birol erwartet bei gegenwärtigen Preisen einen Anstieg der US-Schieferölförderung um 500 Tsd. Barrel pro Tag in diesem Jahr. Dies macht es für die OPEC schwerer, mittels Produktionskürzungen den Ölmarkt dauerhaft ins Gleichgewicht zu bringen.
Die voraussichtlich morgen anstehenden Umfragen der Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters zur OPEC-Produktion im Januar werden erste Hinweise darauf geben, ob die jüngsten Verlautbarungen der OPEC-Länder den Realitätstest bestehen. Diese deuten auf eine Umsetzung von 70-80% der Kürzungen im Gesamtumfang von 1,2 Mio. Barrel pro Tag hin. Eine geringere Umsetzung könnte die Preise unter Druck setzen, da die spekulativen Finanzanleger rekordhohe Netto-Long-Positionen halten.
Bei WTI stiegen diese in der Woche zum 24. Januar auf ein neues Rekordniveau von 366,8 Tsd. Kontrakte.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt etwas fester bei 1.195 USD je Feinunze. Unterstützung erhält Gold durch den schwächeren US-Dollar, nachdem der neue US-Präsident Trump ein Dekret für ein vorübergehendes Einreiseverbot für Bürger aus sieben Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung unterschrieben hatte. Dies hat zu starker Kritik an Trump geführt und unterstreicht erneut die Unberechenbarkeit seiner Politik.
Während die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 24. Januar laut CFTC-Statistik ihre Netto-Long-Positionen bei Gold kaum ausgeweitet haben, gab es bei Silber und vor allem bei Platin und Palladium einen deutlichen Aufbau der Wetten auf steigende Preise. Sie wurden bei Platin um fast 30% auf 22,7 Tsd. Kontrakte und bei Palladium um über 21% auf 18,1 Tsd. Kontrakte erhöht.
Der Platinpreis stieg in der Beobachtungswoche zeitweise über die Marke von 1.000 USD je Feinunze, Palladium verteuerte sich auf fast 800 USD je Feinunze. Der starke Preisrückgang seitdem legt nahe, dass die spekulativen Finanzinvestoren Gewinne mitgenommen und entsprechend Positionen glattgestellt haben.
Laut Angaben von Thomson Reuters GFMS ist die physische Goldnachfrage im letzten Jahr um 20% auf ein 7-Jahrestief von 3.349 Tonnen gefallen. Grund hierfür war vor allem eine schwache Schmucknachfrage, die auf den tiefsten Stand seit 1988 gefallen war. GFMS geht davon aus, dass die Goldnachfrage später im Jahr insbesondere wegen politischer Unsicherheiten wieder anziehen wird.
Industriemetalle
In Abwesenheit der chinesischen Händler - diese feiern noch bis einschließlich Donnerstag das Neujahrsfest - legen die Metallpreise zum Wochenstart moderat zu. Kupfer verteuert sich zum Beispiel leicht auf gut 5.900 USD je Tonne. Wie die CFTC-Statistik zeigt, war der Kupferpreisanstieg auf 5.960 USD in der Woche zum 24. Januar stark spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzinvestoren wurden um 22% auf ein Allzeithoch von 91,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Damit hat sich unseres Erachtens bei Kupfer (und auch bei vielen anderen Metallen) beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut.
Zinn hat den Anstieg der meisten anderen Industriemetalle in den ersten Wochen des Jahres nicht nachvollzogen. Nachdem Zinn seit Anfang Dezember seitwärts bei rund 21.000 USD je Tonne notierte, rutschte es Ende letzter Woche unter die Marke von 20.000 USD, wo es auch heute Morgen noch handelt. Ein Grund hierfür dürfte der starke Lageranstieg sein.
Die LME-Zinnvorräte sind seit Jahresbeginn um 55% auf 5.805 Tonnen gestiegen. Von ihrem 12½-Jahrestief Ende Oktober haben sie sich sogar verdoppelt. Zudem sind derzeit lediglich 4% der LME-Zinnbestände zur Auslieferung angefordert. Dies spricht für eine aktuell verhaltene Nachfrage. Allerdings scheint das Angebot auch nicht in den Himmel zu wachsen. Laut Aussagen des International Tin Research Institute ist 2016 die Produktion der zehn größten Zinnproduzenten, welche 2015 für 63% der Gesamtproduktion standen, um 2,4% gesunken.
Agrarrohstoffe
Eine erstaunlich starke Nachfrage Chinas nach US-Baumwolle stützt derzeit den Baumwollpreis. Hinzu kommen die nach einem kurzen Rückgang vom Rekordniveau wieder gestiegenen Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer. Diese setzen also stark auf weiter steigende Notierungen. Das für 2016/17 erwartete zweite Defizit am Baumwollmarkt in Folge ist dabei ein wichtiger Faktor.
Allerdings wird dieses zuletzt niedriger geschätzt als in den Vormonaten und deutlich weniger als die Hälfte des Vorjahres. Das Analysehaus Cotlook etwa reduzierte seine Defizitschätzung jüngst von 1,6 auf 1,2 Mio. Tonnen. Zudem mehren sich die Umfrageergebnisse, wonach die US-Landwirte eine deutliche Ausdehnung ihrer Anbaufläche zur Ernte 2017/18 planen. Es gibt also durchaus Argumente, die gegen einen weiteren Preisanstieg sprechen.
Dagegen hat das Analysehaus Datagro die immer schwächer angegebene indische Zuckerrohrernte und Zuckerproduktion zum Anlass genommen, seine Prognose für ein Defizit am globalen Zuckermarkt 2016/17 um fast 1 Mio. Tonnen auf 5,3 Mio. Tonnen zu erhöhen. In Indien selbst sind die Zuckerpreise bereits kräftig gestiegen. Die indische Zuckermühlen-vereinigung wehrt sich aber gegen Forderungen, die Importzölle auf Zuckereinfuhren zu senken. Bisher werden sie darin vom Ernährungsminister unterstützt, doch dürfte der politische Druck wachsen, etwas gegen den Verbraucherpreisanstieg bei Zucker zu tun.
Die Ölpreise starten mit Abschlägen in die neue Handelswoche. Brent fiel am Morgen bis auf gut 55 USD je Barrel, WTI unter 53 USD je Barrel. Bereits am Freitag waren die Ölpreise mit einem Minus aus dem Handel gegangen. Der Preisanstieg von Brent auf mehr als 56 USD je Barrel am vergangenen Donnerstag hat sich somit als kurzlebig erwiesen.
Für Abgabedruck sorgen Zahlen des Öldienstleisters Baker Hughes zur Bohraktivität in den USA. Demnach ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in der letzten Woche zum 12. Mal in den letzten 13 Wochen gestiegen. Sie erreichte mit 566 den höchsten Stand seit November 2015 und liegt inzwischen deutlich über dem Vorjahresniveau. Dies deutet auf eine weiter steigende US-Ölproduktion hin.
Der Chef der Internationalen Energieagentur Birol erwartet bei gegenwärtigen Preisen einen Anstieg der US-Schieferölförderung um 500 Tsd. Barrel pro Tag in diesem Jahr. Dies macht es für die OPEC schwerer, mittels Produktionskürzungen den Ölmarkt dauerhaft ins Gleichgewicht zu bringen.
Die voraussichtlich morgen anstehenden Umfragen der Nachrichtenagenturen Bloomberg und Reuters zur OPEC-Produktion im Januar werden erste Hinweise darauf geben, ob die jüngsten Verlautbarungen der OPEC-Länder den Realitätstest bestehen. Diese deuten auf eine Umsetzung von 70-80% der Kürzungen im Gesamtumfang von 1,2 Mio. Barrel pro Tag hin. Eine geringere Umsetzung könnte die Preise unter Druck setzen, da die spekulativen Finanzanleger rekordhohe Netto-Long-Positionen halten.
Bei WTI stiegen diese in der Woche zum 24. Januar auf ein neues Rekordniveau von 366,8 Tsd. Kontrakte.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenauftakt etwas fester bei 1.195 USD je Feinunze. Unterstützung erhält Gold durch den schwächeren US-Dollar, nachdem der neue US-Präsident Trump ein Dekret für ein vorübergehendes Einreiseverbot für Bürger aus sieben Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung unterschrieben hatte. Dies hat zu starker Kritik an Trump geführt und unterstreicht erneut die Unberechenbarkeit seiner Politik.
Während die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 24. Januar laut CFTC-Statistik ihre Netto-Long-Positionen bei Gold kaum ausgeweitet haben, gab es bei Silber und vor allem bei Platin und Palladium einen deutlichen Aufbau der Wetten auf steigende Preise. Sie wurden bei Platin um fast 30% auf 22,7 Tsd. Kontrakte und bei Palladium um über 21% auf 18,1 Tsd. Kontrakte erhöht.
Der Platinpreis stieg in der Beobachtungswoche zeitweise über die Marke von 1.000 USD je Feinunze, Palladium verteuerte sich auf fast 800 USD je Feinunze. Der starke Preisrückgang seitdem legt nahe, dass die spekulativen Finanzinvestoren Gewinne mitgenommen und entsprechend Positionen glattgestellt haben.
Laut Angaben von Thomson Reuters GFMS ist die physische Goldnachfrage im letzten Jahr um 20% auf ein 7-Jahrestief von 3.349 Tonnen gefallen. Grund hierfür war vor allem eine schwache Schmucknachfrage, die auf den tiefsten Stand seit 1988 gefallen war. GFMS geht davon aus, dass die Goldnachfrage später im Jahr insbesondere wegen politischer Unsicherheiten wieder anziehen wird.
Industriemetalle
In Abwesenheit der chinesischen Händler - diese feiern noch bis einschließlich Donnerstag das Neujahrsfest - legen die Metallpreise zum Wochenstart moderat zu. Kupfer verteuert sich zum Beispiel leicht auf gut 5.900 USD je Tonne. Wie die CFTC-Statistik zeigt, war der Kupferpreisanstieg auf 5.960 USD in der Woche zum 24. Januar stark spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzinvestoren wurden um 22% auf ein Allzeithoch von 91,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Damit hat sich unseres Erachtens bei Kupfer (und auch bei vielen anderen Metallen) beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut.
Zinn hat den Anstieg der meisten anderen Industriemetalle in den ersten Wochen des Jahres nicht nachvollzogen. Nachdem Zinn seit Anfang Dezember seitwärts bei rund 21.000 USD je Tonne notierte, rutschte es Ende letzter Woche unter die Marke von 20.000 USD, wo es auch heute Morgen noch handelt. Ein Grund hierfür dürfte der starke Lageranstieg sein.
Die LME-Zinnvorräte sind seit Jahresbeginn um 55% auf 5.805 Tonnen gestiegen. Von ihrem 12½-Jahrestief Ende Oktober haben sie sich sogar verdoppelt. Zudem sind derzeit lediglich 4% der LME-Zinnbestände zur Auslieferung angefordert. Dies spricht für eine aktuell verhaltene Nachfrage. Allerdings scheint das Angebot auch nicht in den Himmel zu wachsen. Laut Aussagen des International Tin Research Institute ist 2016 die Produktion der zehn größten Zinnproduzenten, welche 2015 für 63% der Gesamtproduktion standen, um 2,4% gesunken.
Agrarrohstoffe
Eine erstaunlich starke Nachfrage Chinas nach US-Baumwolle stützt derzeit den Baumwollpreis. Hinzu kommen die nach einem kurzen Rückgang vom Rekordniveau wieder gestiegenen Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer. Diese setzen also stark auf weiter steigende Notierungen. Das für 2016/17 erwartete zweite Defizit am Baumwollmarkt in Folge ist dabei ein wichtiger Faktor.
Allerdings wird dieses zuletzt niedriger geschätzt als in den Vormonaten und deutlich weniger als die Hälfte des Vorjahres. Das Analysehaus Cotlook etwa reduzierte seine Defizitschätzung jüngst von 1,6 auf 1,2 Mio. Tonnen. Zudem mehren sich die Umfrageergebnisse, wonach die US-Landwirte eine deutliche Ausdehnung ihrer Anbaufläche zur Ernte 2017/18 planen. Es gibt also durchaus Argumente, die gegen einen weiteren Preisanstieg sprechen.
Dagegen hat das Analysehaus Datagro die immer schwächer angegebene indische Zuckerrohrernte und Zuckerproduktion zum Anlass genommen, seine Prognose für ein Defizit am globalen Zuckermarkt 2016/17 um fast 1 Mio. Tonnen auf 5,3 Mio. Tonnen zu erhöhen. In Indien selbst sind die Zuckerpreise bereits kräftig gestiegen. Die indische Zuckermühlen-vereinigung wehrt sich aber gegen Forderungen, die Importzölle auf Zuckereinfuhren zu senken. Bisher werden sie darin vom Ernährungsminister unterstützt, doch dürfte der politische Druck wachsen, etwas gegen den Verbraucherpreisanstieg bei Zucker zu tun.