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Gold wegen neuer Zinsfantasie unter Druck

21.02.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legen am Morgen weiter zu. Brent stiegt auf 56,5 USD je Barrel, WTI auf knapp 54 USD je Barrel. Die Ölpreise nähern sich damit dem oberen Ende ihrer angestammten Handelsspannen. Neue preistreibende Nachrichten gibt es nicht. Wie es scheint, reicht ein Mangel an preisbelastenden Nachrichten bereits aus, damit die Preise weiter steigen. Da die US-Lagerdaten in dieser Woche aufgrund des gestrigen US-Feiertages einen Tag später veröffentlicht werden, ist Gegenwind von dieser Seite zunächst erst einmal nicht zu erwarten.

Eine wichtige Rolle beim derzeitigen Preisanstieg spielen die spekulativen Finanzanleger. Diese haben ihre Wetten auf steigende Ölpreise in der letzten Berichtswoche weiter ausgebaut. Die spekulativen Netto-Long-Positionen von Brent stiegen in der Woche zum 14. Februar laut ICE um 18,9 Tsd. auf 481,1 Tsd. Kontrakte und erreichten damit ein neues Rekordniveau. Bereits am Freitag hatte die CFTC für dieselbe Berichtswoche einen Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI um 31,5 Tsd. auf 383,5 Tsd. Kontrakte berichtet, was ebenfalls einem Rekordniveau entspricht.

Zusammengenommen liegen die Netto-Long-Positionen somit bei mehr als 860 Tsd. Kontrakten oder umgerechnet gut 860 Mio. Barrel. Seit der OPEC-Sitzung Ende November haben sich die Netto-Long-Positionen bei Brent nahezu verdoppelt. Das Verhältnis von spekulativen Long- zu Short-Positionen liegt inzwischen bei 13:1. Höher war es zuletzt im Mai 2016. Bei WTI liegt das Verhältnis bei 9:1, dem höchsten Niveau seit Mitte 2014. Angesichts dieser extremen Positionierung ist es erstaunlich, dass noch immer Anleger auf den Zug aufzuspringen.


Edelmetalle

Gold fällt heute Morgen auf 1.230 USD je Feinunze, nachdem ein Fed-Mitglied die Möglichkeit eines Zinsschrittes im März ins Spiel gebracht hat. Daraufhin sind die Zinserhöhungserwartungen angesprungen, die US-Anleiherenditen gestiegen und der US-Dollar wertet merklich auf. Fed-Chefin Yellen hatte in der letzten Woche ebenfalls einen baldigen Zinsschritt in Aussicht gestellt, ohne dabei allerdings den Märztermin explizit zu nennen. Das Protokoll der letzten Fed-Sitzung von Ende Januar wird morgen veröffentlicht. Sollten sich darin weitere Hinweise auf eine näherrückende Zinserhöhung finden, dürfte Gold weiter nachgeben. Die momentane Preisschwäche ist aber ausschließlich auf US-Faktoren zurückzuführen.

Gold in Euro stieg am Morgen sogar auf 1.168 EUR je Feinunze und damit auf das höchste Niveau seit mehr als drei Monaten. Angesichts der Probleme in der Eurozone ist dies nicht verwunderlich. So kocht die Griechenland-Krise aktuell wieder hoch (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern), die Target2-Forderungen der Deutschen Bundesbank sind auf ein Rekordniveau gestiegen, die Zinsdifferenzen zwischen französischen und deutschen bzw. italienischen und deutschen Staatsanleihen liegen auf mehrjährigen Höchstständen und richtungsweisende Wahlen in den Niederlanden und Frankreich werfen ihre Schatten voraus.

Die nahe zwei Prozent liegende Inflation sorgt außerdem dafür, dass die Realzinsen hierzulande stark negativ sind. Denn die EZB erweckt nicht den Anschein, daraufhin ihre ultralockere Geldpolitik zu überdenken.

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Industriemetalle

Die Stimmung an den Metallmärkten bleibt gut: Der Index der Londoner Metallbörse kletterte gestern fast wieder auf das 20-Monatshoch von Mitte Februar. Neben den gestern berichteten Angebotsproblemen - die Gespräche in der bereits 12 Tage bestreikten chilenischen Kupfermine Escondida wurden am Nachmittag ergebnislos abgebrochen - schieben Nachfragehoffnungen die Preise nach oben. Beflügelt werden diese u.a. durch die in den USA und in China angekündigten Pläne zum Infrastrukturausbau. China wird allein in diesem Jahr über 110 Mrd. US-Dollar in den Ausbau seines Schienennetzes investieren und hier insgesamt 35 neue Projekte anstoßen. Außerhalb Chinas führen niedrige Zinsen zu einem Anstieg der Immobilienpreise, die damit den Bauboom weiter anschieben.

Stark gefragt ist bereits jetzt Aluminium. Das zeigt zum einen der Preis, der mit knapp 1.900 USD je Tonne fast so hoch ist wie zuletzt im Mai 2015, zum anderen die steigenden Prämien. Diese ziehen laut einem Reuters-Bericht nicht nur in Europa und den USA an, sondern es gäbe auch eine erste Indikation, dass sie in Japan im zweiten Quartal um mehr als 30% nach oben springen könnten.

Die hohen Preise sind umso bemerkenswerter, als dass das Internationale Aluminiuminstitut gestern von einem neuen Rekordhoch der globalen Aluminumproduktion berichtete: im Januar wurde mit 5,27 Mio Tonnen gut 10% mehr produziert als im Vorjahr.


Agrarrohstoffe

Agenturberichten zufolge hat der ivorische Kaffee- und Kakaorat CCC in einem Schreiben an die Regierung die zwischen Saisonbeginn am 1. Oktober 2016 und dem 29. Januar angelieferte Menge an Kakaobohnen auf 1,198 Mio. Tonnen beziffert, 7,5% höher als im Vorjahr. Bisher waren aus Regierungskreisen inoffiziell immer deutlich niedrigere Mengen und ein hoher Rückstand zum Vorjahr gemeldet worden, während eine zweite Quelle, KnowledgeCharts, bereits seit Längerem einen Vorsprung gegenüber dem Vorjahr schätzt.

Die jüngsten Zahlen passen auch eher in das Bild, das Exporteure und andere Marktbeobachter aus der Elfenbeinküste selbst zeichnen. Die Exporteurgruppe GNI schätzt die gesamte Haupternte auf 1,4 Mio. Tonnen. Für die spätere Zwischenernte werden meist Mengen von 500-550 Tsd. Tonnen genannt. Mit insgesamt fast 2 Mio. Tonnen stünde dann ein neuer Rekord zu Buche.

Allerdings sorgen die nicht zuletzt deswegen seit dem 6-Jahreshoch im Juli um bis zu 40% eingebrochenen Weltmarktpreise für Unmut. Zum einen hatten sich zahlreiche kleinere Exporteure, die auf weitere Preissteigerungen gesetzt hatten, verspekuliert und erfüllen nun ihre Verträge nicht. Zum anderen deutet der CCC bereits an, die staatlich festgelegten Mindestpreise bei der Zwischenernte deutlich verringern zu wollen.

Für Ghana kürzte die dortige Behörde Cocobod allerdings zuletzt die Ernteerwartungen von ursprünglich 900 auf 800 Tsd. Tonnen. Dennoch wird damit gerechnet, dass die Internationale Kakaoorganisation in den nächsten Tagen für 2016/17 einen Überschuss am globalen Kakaomarkt prognostizieren wird.



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