Die Investment-Zauberer kochen ihre Süppchen
27.07.2004 | Hubert Roos
Der Zusammenbruch von zahlreichen einst respektierten Unternehmen in den USA und Europa während der vergangenen Jahre hat das Vertrauen sehr vieler Anleger in die Finanzmärkte in ihren Grundfesten erschüttert. Menschen, die sich normalerweise nicht allzu viele Gedanken über die Kapitalmärkte machen, beginnen langsam, sich um ihre Ersparnisse und ihre Altersversorgung Sorgen zu machen. Aber kaum sind die Auswüchse des Dotcom-Booms vergessen, formiert sich ein Heer von cleveren Investment-Zauberern für den nächsten großen Feldzug gegen die Privatanleger.
Nichts scheint für Finanzinstitutionen derzeit reizvoller und lukrativer zu sein, als Hedge-Fonds aufzulegen und Anleger mit 10 bis 15-prozentigen Renditeerwartungen in guten wie in schlechten Börsenzeiten zu locken. Die Gründung eines Hedge-Fonds muß sicherlich eine verführerische Idee für Banken und Investmentbanken sein. Die erzielbaren Gewinne mit exorbitanten Gebühren und Provisionen scheinen unwiderstehlich. Aber die Risiken für den guten Ruf der Geldhäuser und das zukünftige Vertrauen oder Misstauen der Anleger sind nicht weniger beachtenswert.
Nach dem Debakel des Long Term Capital Management Hedge Fund (LTCM-Krise) im Jahr 1998 hielten sich die Banken deutlich zurück, was die Beratung und den Verkauf von Hedge-Fonds anbelangte - es gab ja auch genug mit der Internet-Euphorie zu verdienen. Die Furcht vor eigenen Kapitalverlusten und Konflikten mit unzufriedenen Kunden bremsten das Hedge- Fonds Geschäft. Aber die außergewöhnlichen Marktbedingungen der letzten Jahre veränderten die Situation grundlegend: in fallenden oder seitwärts tendierenden Märkten sind mit den üblichen Anlageformen und den durchschnittlichen Kunden keine großen Gewinne mehr zu erzielen.
Mit Hedge-Fonds jedoch eröffnen sich den Banken neue Geschäftsfelder, die den mit Internet-Aktien gebrannten Anlegern nun das in Aussicht stellen, was die meisten von ihnen mit den High-Tech-Papieren nicht erreicht haben. Und wer möchte den tollen Renditeversprechungen unabhängig vom guten oder schlechten Marktumfeld nicht gerne Glauben schenken? Sicher ist in jedem Fall, dass die Hedge-Fonds Betreiber oder -Partner ausgezeichnet daran verdienen und im Regelfall mehr Freiheiten und weniger Stress haben, als die klassischen Fonds-Manager, die sich an viele Auflagen halten müssen.
Daher ziehen es auch nicht wenige ehemalige Fonds-Manager und Investment-Banker vor, in das Hedge-Lager überzuwechseln. Nicht nur weil die Vergütungen und Boni deutlich höher sind, sondern weil die große Managerfreiheit und das Abenteuer winken. Dies hat naturgemäß spürbare Auswirkungen in Form von geringer werdenden Einnahmen der klassischen Fonds und deshalb versuchen die Institute, ihre Fonds-Experten zu halten oder, falls dies nicht möglich ist, weiterhin in deren neuem Arbeitsbereich mit ihnen zusammen zu arbeiten. Als Folge davon haben manche Investmentbanken ganze Kolonien von ehemaligen Angestellten bei Hedge-Fonds oder als selbständige Kooperationspartner.
Solche Verflechtungen haben einen gewissen Charme: Hedge-Fonds bringen bei einigen Banken bereits bis zu 30 Prozent des Gebührenaufkommens und die Abwanderung von Ex-Angestellten in die Hedge-Branche bringt gewisse Vorteile. Die Banken haben zwar Mitarbeiter verloren, aber dafür oft loyale und lukrative Kunden für ihr Geschäft gewonnen. Dennoch können solche Verbindungen gefährlicher sein, als die meisten Banken wahrhaben wollen, denn dadurch konzentrieren sich ihre Operationen in erheblichem Umfang und wenn ein führender Großkunde Probleme bekommt, wird dies nicht spurlos an den Banken vorbeigehen.
Außerdem macht es die immer stärker wachsende Zahl von Hedge-Fonds immer schwieriger, außergewöhnlich gute Anlageergebnisse zu erzielen. Es besteht durchaus das Risiko einer Übersättigung des Marktes mit solchen Anlagevehikeln, die von experimentierfreudigen Investmentbankern und Fonds-Managern gegründet werden. Hinzu kommt, dass sich viele Hedge-Fonds-Manager recht gut kennen, da sie nicht selten Seite an Seite in der gleichen Ex-Firma gearbeitet hatten. Dies führt dazu, dass sich ihre Arbeitsmethoden und Strategien nicht mehr signifikant voneinander unterscheiden und dass alle versuchen, mit mehr oder weniger ähnlichen Mustern Anlageerfolge zu erzielen - was mit zunehmendem Fonds-Angebot immer härter werden dürfte.
Und wenn die Bedingungen immer härter werden, steigt automatisch die Versuchung, neue Mittel, Wege und Tricks für eine bessere Performance und größere Gewinne zu finden - wenn es nicht mehr anders geht, helfen ein paar kleine Insidergeschäfte. Die Fonds-Branche hat diesbezüglich schon Erfahrungen gesammelt und ein geschlossener Club von Bankern, Investment-Bankern, Kollegen, Ex-Kollegen, Fonds-Managern und Hedge-Fonds-Managern hat allemal bessere Karten als die privaten Investoren.
© Hubert Roos
Nichts scheint für Finanzinstitutionen derzeit reizvoller und lukrativer zu sein, als Hedge-Fonds aufzulegen und Anleger mit 10 bis 15-prozentigen Renditeerwartungen in guten wie in schlechten Börsenzeiten zu locken. Die Gründung eines Hedge-Fonds muß sicherlich eine verführerische Idee für Banken und Investmentbanken sein. Die erzielbaren Gewinne mit exorbitanten Gebühren und Provisionen scheinen unwiderstehlich. Aber die Risiken für den guten Ruf der Geldhäuser und das zukünftige Vertrauen oder Misstauen der Anleger sind nicht weniger beachtenswert.
Nach dem Debakel des Long Term Capital Management Hedge Fund (LTCM-Krise) im Jahr 1998 hielten sich die Banken deutlich zurück, was die Beratung und den Verkauf von Hedge-Fonds anbelangte - es gab ja auch genug mit der Internet-Euphorie zu verdienen. Die Furcht vor eigenen Kapitalverlusten und Konflikten mit unzufriedenen Kunden bremsten das Hedge- Fonds Geschäft. Aber die außergewöhnlichen Marktbedingungen der letzten Jahre veränderten die Situation grundlegend: in fallenden oder seitwärts tendierenden Märkten sind mit den üblichen Anlageformen und den durchschnittlichen Kunden keine großen Gewinne mehr zu erzielen.
Mit Hedge-Fonds jedoch eröffnen sich den Banken neue Geschäftsfelder, die den mit Internet-Aktien gebrannten Anlegern nun das in Aussicht stellen, was die meisten von ihnen mit den High-Tech-Papieren nicht erreicht haben. Und wer möchte den tollen Renditeversprechungen unabhängig vom guten oder schlechten Marktumfeld nicht gerne Glauben schenken? Sicher ist in jedem Fall, dass die Hedge-Fonds Betreiber oder -Partner ausgezeichnet daran verdienen und im Regelfall mehr Freiheiten und weniger Stress haben, als die klassischen Fonds-Manager, die sich an viele Auflagen halten müssen.
Daher ziehen es auch nicht wenige ehemalige Fonds-Manager und Investment-Banker vor, in das Hedge-Lager überzuwechseln. Nicht nur weil die Vergütungen und Boni deutlich höher sind, sondern weil die große Managerfreiheit und das Abenteuer winken. Dies hat naturgemäß spürbare Auswirkungen in Form von geringer werdenden Einnahmen der klassischen Fonds und deshalb versuchen die Institute, ihre Fonds-Experten zu halten oder, falls dies nicht möglich ist, weiterhin in deren neuem Arbeitsbereich mit ihnen zusammen zu arbeiten. Als Folge davon haben manche Investmentbanken ganze Kolonien von ehemaligen Angestellten bei Hedge-Fonds oder als selbständige Kooperationspartner.
Solche Verflechtungen haben einen gewissen Charme: Hedge-Fonds bringen bei einigen Banken bereits bis zu 30 Prozent des Gebührenaufkommens und die Abwanderung von Ex-Angestellten in die Hedge-Branche bringt gewisse Vorteile. Die Banken haben zwar Mitarbeiter verloren, aber dafür oft loyale und lukrative Kunden für ihr Geschäft gewonnen. Dennoch können solche Verbindungen gefährlicher sein, als die meisten Banken wahrhaben wollen, denn dadurch konzentrieren sich ihre Operationen in erheblichem Umfang und wenn ein führender Großkunde Probleme bekommt, wird dies nicht spurlos an den Banken vorbeigehen.
Außerdem macht es die immer stärker wachsende Zahl von Hedge-Fonds immer schwieriger, außergewöhnlich gute Anlageergebnisse zu erzielen. Es besteht durchaus das Risiko einer Übersättigung des Marktes mit solchen Anlagevehikeln, die von experimentierfreudigen Investmentbankern und Fonds-Managern gegründet werden. Hinzu kommt, dass sich viele Hedge-Fonds-Manager recht gut kennen, da sie nicht selten Seite an Seite in der gleichen Ex-Firma gearbeitet hatten. Dies führt dazu, dass sich ihre Arbeitsmethoden und Strategien nicht mehr signifikant voneinander unterscheiden und dass alle versuchen, mit mehr oder weniger ähnlichen Mustern Anlageerfolge zu erzielen - was mit zunehmendem Fonds-Angebot immer härter werden dürfte.
Und wenn die Bedingungen immer härter werden, steigt automatisch die Versuchung, neue Mittel, Wege und Tricks für eine bessere Performance und größere Gewinne zu finden - wenn es nicht mehr anders geht, helfen ein paar kleine Insidergeschäfte. Die Fonds-Branche hat diesbezüglich schon Erfahrungen gesammelt und ein geschlossener Club von Bankern, Investment-Bankern, Kollegen, Ex-Kollegen, Fonds-Managern und Hedge-Fonds-Managern hat allemal bessere Karten als die privaten Investoren.
© Hubert Roos