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Gold trotzt starkem Gegenwind

02.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fällt auf 56 USD je Barrel zurück, nachdem er gestern begünstigt durch den Kontraktwechsel auf 57 USD gestiegen war. Die rekordhohe Umsetzung der Produktionskürzungen durch die OPEC im Februar hat den Preisen somit keinen weiteren Auftrieb gegeben. Denn der Markt hat dies bereits eskomptiert, wie die rekordhohen spekulativen Netto-Long-Positionen bei beiden Ölsorten zeigen.

Zudem ist die Umsetzung von 94% in erster Linie Saudi-Arabien zu verdanken, welches mit seiner Übererfüllung die mangelnden Produktionskürzungen der anderen Länder überdeckt. Wie lange Saudi-Arabien dazu bereit sein wird, lässt sich im Moment nicht sagen. Bislang erfolgten die Kürzungen weitgehend im Einklang mit dem geringeren Eigenbedarf in den Wintermonaten. Spannend wird es im zweiten Quartal, wenn Saudi-Arabien seine Produktion aufgrund des steigenden Eigenbedarfs normalerweise wieder hochfährt. Spätestens dann könnte die mangelnde Disziplin der anderen Länder zu einem Problem werden.

Wir rechnen daher mit einem merklichen Preisrückgang in Richtung 50 USD je Barrrel in den kommenden Monaten. Die gestrigen US-Lagerdaten ließen weiterhin keine Einengung des Ölangebots erkennen. Die US-Rohöllagerbestände stiegen letzte Woche um 1,5 Mio. Barrel, so dass die Bestände ein neues Rekordniveau von 520 Mio. Barrel erreichten. Zwar verarbeiteten die Raffinerien wieder mehr Rohöl. Dem stand aber ein Anstieg der Importe gegenüber. Die Rohölproduktion stieg auf 9,03 Mio. Barrel pro Tag und erreichte damit den höchsten Stand seit knapp einem Jahr.


Edelmetalle

Angesichts starken Gegenwinds hält sich Gold mit 1.245 USD je Feinunze noch erstaunlich gut. Preisrücksetzer, wie sie gestern zu beobachten waren, werden weiterhin als attraktive Kaufgelegenheiten erachtet. So sind den Gold-ETFs gestern 2,8 Tonnen zugeflossen. Unterstützung erhält der Goldpreis wohl auch von den steigenden Inflationsraten.

So hat die Teuerungsrate in Deutschland im Februar mit 2,2% den höchsten Stand seit 4½ Jahren erreicht, was die Realzinsen deutlich in den negativen Bereich drückt. Steigende Aktienmärkte - der Dow Jones Industrial Average hat gestern erstmals die Marke von 21.000 Punkten überschritten - und ein anhaltend fester US-Dollar können dem Goldpreis dagegen derzeit offenbar kaum was anhaben. Und auch weiter gestiegene Zinserwartungen in den USA belasten Gold nicht nennenswert.

Letzte Nacht hatte ein weiteres hochrangiges Fed-Mitglied, das sonst als Taube bekannt ist, gesagt, dass eine Zinserhöhung "wahrscheinlich bald angemessen" sei. Ein Zinsschritt bei der nächsten Fed-Sitzung in zwei Wochen wird dadurch zunehmend wahrscheinlich.

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In den USA wurden Daten der Ward’s Automotive Group zufolge im Februar 1,33 Mio. Fahrzeuge verkauft, etwas weniger als im Vorjahr. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate ist damit leicht auf 17,47 Mio. Fahrzeuge gesunken. Die Zahlen lagen im Rahmen der Erwartungen. Allerdings trugen erneut teilweise deutlich höhere Rabatte zu den soliden Absatzzahlen bei. Dies könnte zu vorgezogenen Käufen geführt haben. Die US-Fahrzeugverkäufe haben jedenfalls den Palladiumpreis im Februar unterstützt.


Industriemetalle

Die Metalle haben ihre anfänglichen Preiszuwächse gestern den gesamten Handel über verteidigt, wobei sie am Nachmittag durch einen starken ISM-Index in den USA unterstützt wurden. Dieser stieg im Februar auf den höchsten Stand seit August 2014. Damit laufen die Stimmungsindikatoren aber mittlerweile den "harten" Daten davon, denn letztere zeigen noch nicht einen spürbaren Aufschwung der US-Wirtschaft an.

Heute Morgen geben die Metallpreise leicht nach. Kupfer hält sich aber noch über der Marke von 6.000 USD je Tonne. Der Streik in der "Escondida"-Kupfermine in Chile geht heute in die vierte Woche. Und nach wie vor ist kein Ende in Sicht. Unseren Berechnungen zufolge sind mittlerweile über 60 Tsd. Tonnen Produktion verloren gegangen. Gestern kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen einer Gruppe von Minenarbeitern und der Polizei. Auch in der "Grasberg"-Kupfermine in Indonesien gibt es keine Fortschritte.

Der Minenbetreiber Freeport-McMoRan erwartet keine schnelle Rückkehr zum normalen Betrieb. Das Unternehmen hatte vor kurzem mitgeteilt, geplante Investitionen von jährlich 1 Mrd. USD in die Mine nun nicht mehr zu tätigen. Damit hätte vor allem der Untertagebau vorangetrieben werden sollen. Ursprünglich hatte Freeport-McMoRan geplant, Ende 2017 schrittweise vom Tagebau in den Untertagebau überzugehen. Dieser Transformationsprozess dürfte nun mindestens um ein Jahr verschoben werden. Dem globalen Kupfermarkt dürfte damit auch langfristig dringend benötigtes Angebot fehlen.


Agrarrohstoffe

Die Getreidepreise sind gestern deutlich gestiegen und nähern sich damit wieder den am Dienstag verzeichneten Höchstständen. Trotz inzwischen erfolgten Dementis scheint der Markt Änderungen bei der US-Biokraftstoffpolitik nicht ganz abzuschreiben, getreu dem Motto "Wo Rauch ist, ist auch Feuer2. Hinzu kommt der größte Weizenkauf Ägyptens seit mehr als drei Jahren in Höhe von 535 Tsd. Tonnen, was den Weizenpreis an der CBOT um mehr als 3% nach oben trieb und den ganzen Getreide- und Ölsaatenkomplex mit nach oben zog.

Der Weizenpreis an der Getreidebörse in Paris stieg daraufhin sogar auf ein 7-Monatshoch von 174,5 EUR je Tonne. Denn vom genannten Kaufauftrag aus Ägypten entfielen 120 Tsd. Tonnen auf Frankreich. Dies wurde als Zeichen gewertet, dass Weizen aus Frankreich gegenüber Weizen aus Russland wieder an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen hat. Bislang war Frankreich in diesem Erntejahr bei den Käufen Ägyptens leer ausgegangen.

Die Kakaopreise in London und Paris sind auf neue mehrjährige Tiefstände gefallen. Kakao in London kostete gestern nur noch 1.536 GBP je Tonne und war damit so preiswert wie zuletzt im Juli 2013. Der entsprechende Kontrakt an der Börse in New York erreichte mit 1.888 USD je Tonne sogar das niedrigste Niveau seit Oktober 2008. Auslöser hierfür waren die neuen Schätzungen der Internationalen Kakaoorganisation, welche auf ein reichliches Angebot hindeuten (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern).



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