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Gold als sicherer Hafen und Krisenwährung gefragt

03.03.2017  |  Eugen Weinberg
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Es könnte daher noch in diesem Jahr Neuwahlen geben. Umfragen zufolge dürfte die eurokritische 5-Sterne-Bewegung deutlich zulegen und könnte möglicherweise sogar die Regierung stellen. Diese würde die Reformpolitik wahrscheinlich beenden und schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme auflegen. Wegen des dann zu erwartenden deutlichen Anstiegs der bereits sehr hohen Staatsverschuldung würde die Eurozone vor eine erneute Zerreißprobe gestellt.

EU-kritische Kräfte befinden sich nicht nur in Frankreich und Italien auf dem Vormarsch. Einen ersten Vorgeschmack dürften die Parlamentswahlen in den Niederlanden Mitte März geben. Die Anti-EU-Partei PVV von Geert Wilders könnte stärkste Partei werden und damit stärkeren Einfluss auf die künftige Regierung des fünftgrößten Landes der Eurozone nehmen. Aufgrund der zahlreichen Wahlen - im September stehen auch noch die Bundestagswahlen in Deutschland an - könnte die zuletzt wieder aufgeflackerte Griechenland-Krise zusätzlich an Brisanz gewinnen.

Das Thema "Grexit" könnte dabei spätestens im Sommer wieder auf die Tagesordnung kommen. Denn Griechenland benötigt bis Juli dringend frisches Geld, um eine dann fällige größere Kreditrate bedienen zu können. Die Euroländer fordern dafür von Griechenland weitere Reformmaßnahmen. Griechenland ist dazu nur bereit, wenn dies nicht mit weiteren Einschnitten im Haushalt verbunden ist. Strittig ist zudem, ob sich der IWF am dritten Hilfspaket beteiligt.

Der IWF macht eine Schuldenerleichterung für Griechenland zur Bedingung. Deutschland lehnt dies ebenso ab wie die Auszahlung von Hilfsgeldern ohne IWF-Beteiligung.

Mit Blick auf die näherrückende Bundestagswahl dürfte sich an dieser harten Haltung Berlins kaum etwas ändern. Denn Finanzminister Schäuble könnte versucht sein, seine Partei CDU und damit auch Bundeskanzlerin Merkel sowohl gegenüber der eurokritischen AfD als auch gegenüber dem zuletzt in der Wählergunst deutlich gestiegenen SPD-Kanzlerkandidaten Schulz zu profilieren. Dieser hatte sich in seiner Funktion als EU-Parlamentspräsident für in Deutschland unpopuläre Themen wie großzügigere Finanzhilfen für Krisenländer, Eurobonds, Schuldenvergemeinschaftung und eine EU-weite Einlagensicherung ausgesprochen.

Auch die wieder steigenden Salden im Zahlungssystem Target2 deuten auf anhaltende Probleme im Euro-Währungsgebiet hin. Die Target2-Forderungen der Deutschen Bundesbank sind Ende Januar auf ein neues Rekordniveau von fast 800 Mrd. Euro gestiegen (Grafik 4).

Sie übertreffen damit den bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2012 um fast 50 Mrd. Euro. Verantwortlich hierfür sind vermutlich die fortlaufenden Anleihekäufe des Eurosystems. Denn es werden erheblich mehr Anleihekäufe über Kreditinstitute mit Target2-Konto bei der Bundesbank als mit entsprechendem Konto bei der spanischen oder italienischen Zentralbank abgewickelt. Fast 80% der Anleihen wurden von Kontrahenten mit Sitz in einem anderen Land als der aufkaufenden Zentralbank gekauft, die Hälfte von außerhalb des Euroraums ansässigen Kontrahenten (bspw. angelsächsische Hedgefonds), die vorwiegend über die Bundesbank Zugang zum Target2-Zahlungssystem haben.

Den steigenden Target2-Forderungen der Bundesbank sowie der niederländischen und luxemburgischen Zentralbank stehen steigende Target2-Verbindlichkeiten der spanischen und italienischen Notenbank gegenüber (Grafik 5).

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Dadurch zeigt sich ein wachsendes Misstrauen gegenüber den Peripherieländern. Da die EZB-Anleihekäufe noch mindestens bis Ende 2017 fortgesetzt werden, dürften auch die Target2-Salden weiter steigen. EZB-Präsident Draghi hat kürzlich in einem vielbeachteten Antwortbrief an zwei italienische EU-Parlamentarier zwar betont, dass Notenbanken bei einem Verlassen der Eurozone ihre Verbindlichkeiten mit der EZB begleichen müssten. Wie dies aber praktisch geschehen soll und wie werthaltig die Target2-Forderungen der Bundesbank im Fall der Fällesind, steht auf einem anderen Blatt.

Die wachsende Kritik an der EZB insbesondere aus Deutschland dürfte in den nächsten Monaten lauter werden. Denn die Inflationsrate liegt hierzulande bereits bei gut 2% und übertrifft damit das von der EZB ausgegebene Kriterium von Preisstabilität. Gleichzeitig liegen die Geldmarktzinsen wegen der unverändert ultralockeren Geldpolitik bei nahe Null Prozent und die Rendite für 10-jährige Bundesanleihen nur knapp darüber.

Mit anderen Worten, die Realzinsen in Deutschland sind damit deutlich negativ (Grafik 6), was mit Vermögenseinbußen für die Sparer und Besitzer von Lebensversicherungen einhergeht. Ein Ende der zinsdrückenden Anleihekäufe oder gar Zinserhöhungen durch die EZB stehen dennoch nicht an. Zwar liegt auch die durchschnittliche Inflationsrate im Euroraum nur noch knapp unter der 2%-Marke. Dies ist aber vor allem auf einen Basiseffekt bei den Energiepreisen zurückzuführen, welche vor einem Jahr stark gefallen waren.

Die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel liegt dagegen weiterhin bei weniger als 1%. Zudem sieht die EZB den sich abzeichnenden Aufschwung in der Eurozone noch nicht als stabil genug an, um eine Rücknahme der geldpolitischen Stimulierungsmaßnahmen zu verkraften. Auch die unverändert schwierige konjunkturelle und finanzielle Situation in einigen Ländern, bspw. in Italien und Griechenland, wird die EZB zum Abwarten veranlassen. Für Deutschland bleiben die Zinsen damit wohl noch für längere Zeit zu niedrig, was die Anleger ins Gold treiben sollte.


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