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Preiskorrektur bei Rohöl und Edelmetallen

03.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl gab gestern um mehr als 2% auf 55 USD je Barrel nach. WTI verlor ebenfalls mehr als 2% und handelt unterhalb von 53 USD je Barrel. Damit haben beide Ölpreise im Wochenverlauf 2 USD je Barrel verloren und handeln wieder in der Mitte ihrer seit Anfang Dezember gültigen Handelsspannen. Einen ölmarktspezifischen Auslöser für den gestrigen Preisrutsch gab es nicht.

Vielmehr handelte es sich um eine allgemeine Schwäche bei den Rohstoffpreisen, welche auch bei Edelmetallen und Industriemetallen zu beobachten war (siehe unten). Durch das abermalige Scheitern des Ausbruchs nach oben wächst das Risiko von spekulativen Verkäufen. Zudem scheint eine Neubewertung der OPEC-Produktionskürzungen einzusetzen, da diese sehr stark von der Bereitschaft Saudi-Arabiens abhängen, durch Übererfüllung die mangelnden Kürzungen anderer Kartellmitglieder auszugleichen.

Auf Basis der Bloomberg-Umfrage zur OPEC-Produktion lag die Umsetzung im Februar OPEC-weit bei 102%, allerdings nur, weil Saudi-Arabien 157% der von ihm verlangten Kürzung umsetzte. Die überraschende Senkung der offiziellen Verkauspreise für asiatische Abnehmer im April durch Saudi-Arabien zeigt allerdings, dass der Kampf um Marktanteile in diesem wichtigen Markt trotz der Produktionskürzungen weitergeht.

Die Kürzungen machen sich außerdem nicht in geringeren Lieferungen bemerkbar. Die seewärtigen OPEC-Lieferungen liegen in den vier Wochen bis zum 18. März laut Oil Movements unverändert bei knapp 24 Mio. Barrel pro Tag.


Edelmetalle

Lange Zeit konnten sich die Edelmetallpreise dem wachsenden Druck eines festern US-Dollar und steigender Zinserhöhungserwartungen widersetzen. Gestern war es damit vorbei. Gold fiel um mehr als 1% und rutscht heute Morgen unter 1.230 USD je Feinunze. Eine Zinsanhebung seitens der US-Fed im März ist mittlerweile nahezu vollständig eingepreist.

Wir gehen davon aus, dass die derzeitige Korrektur nur von kurzer Dauer ist und der Aufwärtstrend bei Gold wegen niedriger Realzinsen und zahlreicher Risiken wieder aufgenommen wird (siehe "Rohstoffe kompakt Edelmetalle: Gold als sicherer Hafen und Krisenwährung gefragt" von gestern).

Noch stärker als Gold sind die Preise für seine "Schwestermetalle" Silber und Platin unter Druck geraten, die sich jeweils um 3,5% bzw. 3% verbilligt haben. Bei Platin sollte längerfristig die Anlegernachfrage weiter an Bedeutung gewinnen. So hat das World Platinum Investment Council (WPIC) angekündigt in Kürze gleich mehrere Investmentprodukte auf Platin anbieten zu wollen - einen Platin-ETF und Platinbarren in China und einen Platinmünzen-Fonds in Europa.

Der jüngste steile Anstieg der Bitcoin-Kurse führt dazu, dass die Kryptowährung mit aktuell 1.270 USD erstmals mehr "kostet" als eine Feinunze Gold. Auch wenn es bei Bitcoins wie bei Gold keine zentrale Verwaltungsstelle analog zur Zentralbank gibt, die die Währung kontrolliert, und die Kurse von Marktkräften bestimmt werden, halten wir Bitcoins aus vielerlei Gründen als Gold-Alternative für ungeeignet. Dazu zählt die geringe Marktgröße und Verbreitung, das fehlenden Verständnis fürs Konzept und eine kurze Historie sowie die extreme Preisvolatilität und der hohe Anteil der Spekulanten.

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Industriemetalle

Der Aluminiumpreis kam gestern im Einklang mit den anderen Metallpreisen unter Druck und fiel auf 1.910 USD je Tonne. Mitte der Woche hatte er den höchsten Stand seit Mai 2015 markiert.

Für den jüngsten Preisanstieg waren neben der allgemein besseren Marktstimmung Nachrichten aus China verantwortlich, wonach dort während der Heizsaison die Aluminiumproduktion in 28 Städten um insgesamt über 30% gedrosselt werden soll. Damit will die chinesische Regierung gegen die starke Luftverschmutzung in vielen Städten des Landes vorgehen. Denn während der Wintermonate wird übermäßig viel Kohle zur Wärmeerzeugung verwendet, was zur Luftverschmutzung beiträgt.

Die Heizsaison läuft für gewöhnlich von November bis März, so dass die angedachten Produktionskürzungen bei Aluminium nur noch kurzzeitiger Natur sein sollten. Von November bis Januar wurde die chinesische Aluminiumproduktion gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros sogar um über 4% ausgeweitet.

Die Auswirkungen auf das Angebot sollten daher stark begrenzt sein, zumal sich laut Einschätzung des US-Aluminiumproduzenten Alcoa in China in diesem Jahr ein Angebotsüberschuss von 2,3 Mio. Tonnen auftürmen dürfte. Gerüchte über eine bevorstehende Produktionskürzung gab es bereits im Januar. Schon damals war der Aluminiumpreis daraufhin spürbar gestiegen.

Wir erachten den jetzigen Preisanstieg daher als nicht gerechtfertigt. Am Sonntag beginnt in China der jährliche Nationale Volkskongress, auf dem die wirtschaftlichen Ziele und die politische Agenda für dieses Jahr bekannt gegeben werden.


Agrarrohstoffe

Das International Cotton Advisory Committee rechnet aufgrund der bevorstehenden Lagerverkäufe in China und einem Anstieg der Vorräte außerhalb Chinas mit einem Preisrückgang bei Baumwolle. Ab Montag bietet der chinesische Staat über Auktionen Baumwolle aus seinen Reserven zum Verkauf an. Täglich sollen auf diese Weise mindestens 30 Tsd. Tonnen Baumwolle versteigert werden. Der ICAC rechnet damit, dass die chinesischen Baumwollbestände bis zum Ende des laufenden Erntejahres auf ein 6-Jahrestief von 9,3 Mio. Tonnen sinken werden.

Vor zwei Jahren hatten die chinesischen Baumwollbestände noch bei 13 Mio. Tonnen gelegen. Für das kommende Erntejahr 2017/18 sagt das ICAC einen weiteren Lagerabbau in China auf 7,5 Mio. Tonnen voraus. Außerhalb Chinas sollen die Baumwollbestände dagegen steigen. Erstmals seit sechs Jahren würden die chinesischen Bestände dann weniger als die Hälfte der weltweiten Bestände ausmachen.

Das ICAC senkte seine Schätzung für die weltweiten Endbestände 2017/18 um 470 Tsd. auf 16,6 Mio. Tonnen. Damit weist das ICAC deutlich geringere weltweite und chinesische Bestände für Ende 2017/18 aus als das US-Landwirtschaftsministerium USDA. Dessen Schätzung liegt bei 18,3 Mio. Tonnen, davon 8,6 Mio. Tonnen in China. Es gibt allerdings Stimmen, welche erwarten, dass China aufgrund von Qualitätsproblemen weniger Baumwolle versteigern wird.



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