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Werden die OPEC-Produktionskürzungen verlängert?

08.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Nichts scheint die Ölpreise derzeit aus ihrer Lethargie reißen zu können. Dabei gab es in den letzten 24 Stunden reichlich Anlass dazu. So berichtete die chinesische Zollbehörde einen Anstieg der Rohölimporte im Februar auf 8,3 Mio. Barrel pro Tag, was dem zweithöchsten Monatswert nach den rekordhohen Importen im Dezember 2016 entsprach. China bleibt damit eine wesentliche Stütze der globalen Ölnachfrage. Diese dürfte nach Einschätzung des saudi-arabischen Energieministers al-Falih in diesem Jahr um 1,5 Mio. Barrel pro Tag wachsen und damit nur geringfügig weniger als im letzten Jahr.

Al-Falih will zudem eine Verlängerung der OPEC-Produktionskürzungen über das erste Halbjahr 2017 hinaus nicht länger ausschließen, da die Lagerbestände nicht so schnell sinken würden wie erhofft. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass sich alle OPEC-Länder daran beteiligen. Von einem Rückgang der Lagerbestände in den USA kann weiterhin keine Rede sein. Im Gegenteil, die Rohölvorräte stiegen in der letzten Berichtswoche laut API um 11,6 Mio. Barrel. Das waren gut 10 Mio. Barrel mehr als erwartet.

Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Hier bestehen nach den gestrigen API-Zahlen Aufwärtsrisiken. Gestern Abend gab die US-Energiebehörde neue Schätzungen für die US-Ölproduktion bekannt. Diese dürfte im laufenden Jahr gut 200 Tsd. Barrel pro Tag stärker steigen als bislang unterstellt. Für 2017 prognostiziert die EIA einen Anstieg auf durchschnittlich 9,21 Mio. Barrel pro Tag, für 2018 auf 9,73 Mio. Barrel pro Tag. Damit würde das bisherige Rekordniveau von Anfang der 70er Jahre übertroffen.


Edelmetalle

Gold rutscht weiter ab und notiert heute Morgen zeitweise nur noch bei 1.213 USD je Feinunze. Es handelt damit nur noch knapp über der charttechnischen 100-Tage-Linie. Ein Unterschreiten dieser könnte zu technisch-bedingten Anschlussverkäufen führen und den Preisrückgang zunächst noch verstärken. Offenbar lastet die bevorstehende Zinserhöhung in den USA schwer auf den Preisen.

Daneben wurden jüngst Umfragen veröffentlicht, die die Siegchancen der Anti-Establishment-Parteien bei den anstehenden Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich etwas geringer als zuvor ausweisen. Dadurch ist die Verunsicherung der Marktteilnehmer wohl etwas zurückgegangen. Auch dürften sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold wieder zurückgezogen haben, nachdem sie in der vorherigen Beobachtungsperiode ihre Netto-Long-Positionen noch deutlich ausgeweitet hatten. Dagegen hat Indien im Februar offenbar wieder deutlich mehr Gold importiert.

Vorläufigen Daten des Finanzministeriums zufolge wurden 96,4 Tonnen Gold eingeführt. Im Jahr zuvor waren es demnach nur 35 Tonnen gewesen. Im Zuge der Bargeldreform der indischen Regierung Anfang November hatte Indien zwischenzeitlich deutlich weniger Gold importiert. Wie es scheint, hat sich dort aber auch viel Nachfrage aufgestaut. Damit dürfte Indien wie schon im Januar mehr Gold als China importiert haben.

Belastet durch Gold steht vor allem Platin unter Druck, das gestern um 1,8% fiel und heute Morgen bei knapp 960 USD je Feinunze handelt. Damit ist Platin bereits unter die 100-Tage-Linie gefallen.


Industriemetalle

Nach teilweise deutlichen Verlusten gestern haben sich die Metallpreise heute Morgen zwar stabilisiert, zu einer spürbaren Erholung kommt es aber nicht. Kupfer handelt daher weiter unter 5.800 USD je Tonne. China hat Handelsdaten für Februar veröffentlicht, die nur auf den ersten Blick solide ausfielen. Sie waren zudem durch das Neujahrsfest verzerrt, dass dieses Jahr Ende Januar gefeiert wurde und während dem die Märkte bis einschließlich 2. Februar geschlossen waren.

Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im letzten Monat nur 340 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, 19% weniger als im Vorjahr. Der zweite Blick auf die Daten zeigt, dass die Kupferimporte damit ziemlich schwach ausfielen. Denn im letzten Jahr lagen die Neujahrsfeierlichkeiten komplett im Februar, so dass nun eigentlich mit höheren Importen zu rechnen war.

China hat aber wohl selbst weiter viel Kupfer produziert, so dass der Importbedarf geringer ausfiel. Zudem haben sich die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt.

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Den erwarteten Anstieg der Importe gab es dagegen bei Eisenerz. Diese wurden im Vergleich zum Vorjahr um fast 13% auf 83,5 Mio. Tonnen erhöht. Dies war zugleich ein Rekordwert für den Monat Februar. Was China mit der ganzen Menge Eisenerz will, erschließt sich uns nicht ganz. Denn das importierte Eisenerz wird nicht vollständig verbraucht, wie die mit 130 Mio. Tonnen rekordhohen Vorräte in den Häfen des Landes zeigen. Zudem hat China das Eisenerz auf relativ hohem Niveau gekauft.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis ist gestern um knapp 4% auf 18,4 US-Cents je Pfund gefallen. Damit ist Zucker so preiswert wie zuletzt Ende Dezember 2016. Innerhalb der letzten zwei Wochen verbilligte sich Zucker um mehr als 11%. Die indische Zuckermühlenvereinigung ISMA hält die Vorräte im Land für ausreichend, um trotz einer Produktion von nur 20 Mio. Tonnen ohne Importe auszukommen.

Da sich nach zwei Dürrejahren der Monsunregen im letzten Jahr normalisiert hat, dürfte die ab Oktober auf den Markt kommende Produktion 2017/18 höher sein und möglicherweise wieder an die 25 Mio. Tonnen von 2015/16 heranreichen. Den Verbrauch schätzt die ISMA auf maximal 24 Mio. Tonnen, nach 24,8 Mio. Tonnen im Vorjahr. Die Nachfrage dürfte also auch weiterhin durch die heimische Produktion gedeckt werden.

Der EU-Bauernverband Copa-Cogeca erwartet, dass die EU-Rapsernte 2017/18 noch unter der enttäuschenden Ernte des Vorjahres liegen wird. Nach 19,9 Mio. Tonnen sollen nur 19,8 Mio. Tonnen eingebracht werden. Damit hat Copa-Cogeca eine sehr viel pessimistischere Sicht auf die nächste EU-Rapsernte als die EU-Kommission und das Analysehaus Strategie Grains, die Anstiege von 10,6% bzw. 6,5% prognostizieren.

Bei Weichweizen rechnet Copa-Cogeca mit einem Plus von 5,6% auf 142,4 Mio. Tonnen, bei Mais mit einer auf Vorjahresniveau stagnierenden Produktion von 60,6 Mio. Tonnen. Bei Weichweizen liegt die Schätzung nahe bei der der EU-Kommission, die bei Mais mit 66,6 Mio. Tonnen deutlich zuversichtlicher ist.



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