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Finanzanleger auf dem Rückzug

13.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre Talfahrt auch zu Beginn der neuen Handelswoche fort. Brent fällt zwischenzeitlich unter 51 USD je Barrel und ist damit so preiswert wie zuletzt vor 3½ Monaten. Gleiches gilt für WTI, welches kurzzeitig unter 48 USD je Barrel notierte. Letzte Woche verzeichneten Brent und WTI mit 8% bzw. 9% den jeweils größten Wochenverlust seit Anfang November. Wir hatten wiederholt davor gewarnt, dass das vorherige Preisniveau auf töneren Füßen stand. Denn es beruhte stark auf der Erwartung, dass die OPEC-Kürzungen zu einer schnellen Markteinengung führen.

Abgesehen von den umfragebasierten Produktionszahlen deutet bislang allerdings wenig darauf hin, dass diese Markteinengung bereits eingesetzt hat. Im Gegenteil, die US-Rohöllagerbestände steigen von Rekord zu Rekord, die chinesischen Rohölimporte lagen im Februar nur knapp unter dem Rekordniveau vom letzten Dezember und die Öllieferungen insbesondere nach Asien sind unverändert. Zudem steigt die US-Rohölproduktion inzwischen merklich. In der letzten Berichtswoche lag sie laut US-Energieministerium fast bei 9,1 Mio. Barrel pro Tag auf dem höchsten Niveau seit mehr als einem Jahr und 500 Tsd. Barrel pro Tag über dem Tief vom letzten Sommer.

Die weiter steigende Bohraktivität, die Zahl der aktiven Ölbohrungen erreichte letzte Woche laut Baker Hughes das höchste Niveau seit September 2015, lässt einen weiteren Produktionsanstieg erwarten. Daher überrascht nicht, dass die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 7. März ihre Netto-Long-Positionen bei WTI weiter reduziert haben. Da der o.g. Preisrückgang erst danach einsetzte, dürfte sich der Positionsabbau seither noch beschleunigt haben.

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Edelmetalle

Gold zeigt sich zu Beginn der neuen Handelswoche leicht erholt. Unterstützt durch einen schwächeren US-Dollar steigt es auf gut 1.210 USD je Feinunze. Im Fahrwasser von Gold legen auch die anderen Edelmetalle moderat zu. Am Freitag war Gold im Vorfeld der US-Arbeitsmarktdaten zeitweise auf 1.195 USD gefallen.

Der offizielle Arbeitsmarktbericht selbst brachte den Goldpreis dann nicht mehr weiter unter Druck, denn trotz starker Beschäftigungszahlen gab der US-Dollar nach. Offenbar waren die "Flüsterschätzungen" im Markt nach den guten ADP-Zahlen zwei Tage zuvor noch höher. Der Preisrückgang am Freitag ging mit dem stärksten ETF-Abfluss seit Mitte Dezember einher (gut 10 Tonnen).

Auch die Bestände der Silber-ETFs wurden am Freitag den zweiten Tag in Folge um über 40 Tonnen reduziert. Sie sind damit erstmals seit Mitte letzten Jahres unter 20.000 Tonnen gefallen. Der jüngste Preisrückgang von Gold wurde der CFTC-Statistik zufolge von einem Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen begleitet. Diese wurden in der Woche zum 7. Februar um 21% auf 90,2 Tsd. Kontrakte reduziert und dürften mittlerweile noch niedriger sein.

Auch bei Platin waren wohl die spekulativen Finanzinvestoren für den letzten Preisrückgang mitverantwortlich. Sie haben ihre Netto-Long-Positionen um 19% auf 24,5 Tsd. Kontrakte abgebaut. Relevant für Platin sind die Autoneuzulassungszahlen in der EU, die später in der Woche veröffentlicht werden. Aufgrund einer geringeren Zahl an Arbeitstagen dürften die Daten schwächer als im Vorjahr ausfallen.


Industriemetalle

Unterstützt durch freundliche asiatische Aktienmärkte und einen schwächeren US-Dollar legen die Metallpreise zum Start in die neue Handelswoche deutlich zu. Kupfer kostet wieder mehr als 5.800 USD je Tonne, Zink verteuert sich auf 2.760 USD je Tonne und Aluminium steigt auf fast 1.900 USD je Tonne. In Chile hat die Gewerkschaft der "Escondida"-Kupfermine ein Angebot des Minenbetreibers BHP Billiton zur Wiederaufnahme der Verhandlungen abgelehnt. Der Streik in der weltgrößten Kupfermine dauert seit mittlerweile 4½ Wochen.

Gemäß CFTC-Statistik haben die spekulativen Finanzinvestoren an der Comex in New York in der Woche zum 7. Februar bei Kupfer ihre Netto-Long-Positionen um 19% auf 57,1 Tsd. Kontrakte abgebaut. Dies war bereits der dritte Wochenrückgang in Folge. In diesen drei Wochen ist der Kupferpreis um rund 250 USD je Tonne gefallen, was wir maßgeblich auf Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzinvestoren zurückführen. Unterdessen sind die Kupfervorräte in den LME-Lagerhäusern in der letzten Woche deutlich gestiegen. Sie wurden um knapp 130 Tsd. Tonnen bzw. 66% aufgebaut (auf 326 Tsd. Tonnen), vornehmlich in Asien.

Der bisherige Lagerabbau seit Jahresbeginn wurde damit komplett wettgemacht.

Auch die SHFE-Vorräte wurden in der letzten Woche weiter aufgebaut. Seit Jahresbeginn haben sie sich mehr als verdoppelt und liegen mit 327 Tsd. Tonnen auf dem höchsten Niveau seit fast elf Monaten. Dies deutet auf eine derzeit verhaltene Kupfernachfrage in China hin.


Agrarrohstoffe

Neben dem US-Landwirtschaftsministerium hat auch die brasilianische Prognosebehörde Conab ihre Schätzung für die Sojabohnenernte des Landes letzte Woche auf 108 Mio. Tonnen angehoben. Dies lastet gemeinsam mit der in Umfragen mehrfach bestätigten Absicht der US-Landwirte, die Sojabohnenfläche 2017 weiter auszudehnen, auf dem Preis. Am Freitag schloss er bei 1.006 US-Cents je Scheffel so niedrig wie zuletzt vor zwei Monaten.

Die vietnamesische Kaffee- und Kakaovereinigung Vicofa erwartet 2017/18 eine niedrigere Kaffeeernte als die vom Agrarministerium für 2016/17 geschätzten 1,46 Mio. Tonnen. Vicofa - die allerdings notorisch eine skeptische Haltung vertritt - weist darauf hin, dass auf der einen Seite die Erneuerung alter Plantagen die Erntefläche sinken lässt, während es andererseits noch immer viele veraltete, wenig produktive Plantagen gibt. Sinkende Preise 2014 und 2015 hätten viele Anbauer dazu veranlasst, die Pflege der Kaffeeplantagen zu vernachlässigen oder auf andere Produkte umzusteigen.

Eine Kaffeevereinigung im wichtigsten Anbaugebiet Dak Lak, das etwa ein Drittel der Gesamternte stellt, erwartet für die Region einen Einbruch um 30%. Hier wird als zusätzliches Argument die ungleichmäßige Blüte nach ungewöhnlicher Witterung genannt. Im zweitgrößten Anbauland Brasilien wird zwar nach zwei rückläufigen Jahren mit einem Anstieg der Produktion gerechnet, die Ernte dürfte aber auch im besten Fall noch immer niedriger als jede zwischen 2007 und 2015 sein. Robusta bleibt daher wohl auch weiterhin knapp.



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