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Goldpreis kommt nicht vom Fleck

14.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Nach dem starken Preisrutsch in der Vorwoche begann die neue Woche mit einer Verschnaufpause: Der Preis für ein Barrel Brentöl stabilisierte sich bei gut 51 USD. Kurzfristig unterstützend ist der gemeldete Rückgang der libyschen Ölproduktion um knapp 100 Tsd. Barrel pro Tag, weil einige Exporthäfen aufgrund erneuter Kämpfe geschlossen werden mussten. Dem stehen aber mindestens ebenso viele preisbelastende Nachrichten gegenüber: So stellt die US-Energiebehörde für April einen Anstieg der Schieferölproduktion um gut 100 Tsd. Barrel pro Tag in Aussicht. Mit knapp 5 Mio. Barrel täglich wird dann wieder ebenso viel produziert wie im März 2016.

Die Wende ist also geschafft und der monatliche Anstieg sogar höher als zu Boomzeiten 2013/14, als die Produktion im Durchschnitt Monat für Monat um knapp 90 Tsd. Barrel pro Tag gestiegen war. Dazu passend äußerte gestern ein Vertreter des größten russischen Ölproduzenten Rosneft die Sorge, dass die US-Schieferölindustrie eine Verlängerung der Produktionskürzungen gefährden würde. Die Diskussion ist also schon entbrannt, obwohl noch nicht mal sichtbar ist, dass die aktuelle Vereinbarung Wirkung zeigt.

Mit Spannung ist deshalb auf die neuen Monatsberichte von OPEC und IEA zu warten. Letztere könnte morgen zeigen, ob zumindest in den übrigen OECD-Ländern (ohne die USA) die Ölvorräte im Januar geschrumpft sind. Wie stark sich die kurzfristigen Finanzanleger bereits zurückgezogen haben, zeigen die ICE-Daten noch nicht, da sie ebenso wie die CFTC-Daten vor dem Preisrutsch erhoben wurden.

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Edelmetalle

Gold gab gestern sämtliche anfänglich aufgelaufenen Gewinne im Tagesverlauf wieder ab und handelt heute Morgen knapp oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD je Feinunze. Zunächst wurde der Goldpreis gestern durch den schwächeren US-Dollar unterstützt. Die US-Währung wertete später jedoch wieder auf und entwickelte sich so zum Belastungsfaktor für den Preis. Hinzu kam, dass die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen gestern Nachmittag deutlich anzog und heute Morgen ein neues 3-Monatshoch erreicht.

Das niedrige Preisniveau wird von einigen Marktteilnehmern aber offenbar als attraktive Kaufgelegenheit erachtet. Denn die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern mit 6,4 Tonnen den ersten Tageszufluss seit sieben Handelstagen.

Gute Gründe für Goldkäufe gibt es aus unserer Sicht jedenfalls. Gestern haben sowohl das britische Unterhaus als auch das Oberhaus dem Gesetzentwurf zum Start der Brexit-Verhandlungen mit der EU zugestimmt. Damit kann Premierministerin Theresa May nun formal den Austritt Großbritanniens aus der EU beantragen. Der Antrag dürfte noch diesen Monat gestellt werden, womit wohl langwierige Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien in Gang gebracht werden.

Für den Goldpreis noch wichtiger ist aber die morgen anstehende Wahl in den Niederlanden und vor allem die Sitzung der US-Notenbank Fed. Es gilt als sicher, dass die Fed die Zinsen anheben wird.


Industriemetalle

Gute Konjunkturdaten aus China, die auf eine kurzfristige Stabilisierung der Wirtschaft hindeuten – die Industrieproduktion und die Investitionen in Sachanlagen sind im Januar und Februar zusammengenommen stärker gestiegen als erwartet –, geben den Metallpreisen heute Morgen keinen weiteren Auftrieb. Anscheinend gehen einige Marktteilnehmer davon aus, dass die chinesische Zentralbank und die Regierung ihre Bemühungen intensivieren werden, um vor allem die Überhitzung am Immobilienmarkt zu bekämpfen.

Kupfer rutscht daher wieder unter 5.800 USD je Tonne, Aluminium verbilligt sich auf 1.860 USD je Tonne und Nickel fällt auf gut 10.000 USD je Tonne. Mit einem Plus von zeitweise fast 4% stach Nickel gestern unter den Industriemetallen heraus. Der philippinische Präsident Duterte hatte sich erneut hinter seine umstrittene Umwelt- und Bergbauministerin Lopez gestellt und den Minenunternehmen mit einem kompletten Abbauverbot gedroht, sofern sie nicht erklären können, wie die ihnen vorgeworfenen Umweltschäden zustande gekommen sind. Die Philippinen waren bis zuletzt der weltweit größte Nickelerzexporteur und Hauptlieferant für China.

Unterdessen hat die Gewerkschaft der Minenarbeiter in der "Escondida"-Kupfermine in Chile ein zweites Angebot des Minenbetreibers zur Wiederaufnahme der Verhandlungen abgelehnt. Die Fronten bleiben verhärtet. Laut Gewerkschaftsangaben sei das Gesprächsangebot widersprüchlich und entspräche nicht der Wahrheit.


Agrarrohstoffe

Noch sind in vielen Gebieten die Nachwirkungen des letzten El-Niño-Klimaphänomens spürbar, da mehren sich die Prognosen, wonach "der Junge" (Spanisch: el niño) bereits wieder vor der Tür steht. Die staatliche australische Wetterbehörde berichtete gestern, dass sechs von acht Klimamodellen einen stetigen Anstieg der Temperaturen im tropischen Pazifik über die nächsten sechs Monate anzeigen. Ab Juni könnte dann der Schwellenwert für ein "El-Niño"-Phänomen überschritten werden.

Auch das US-Klimavorhersagezentrum hatte letzte Woche die Wahrscheinlichkeit für ein "El-Niño"-Phänomen in der zweiten Jahreshälfte von 50% auf 53% angehoben. Der US-Wetterdienst MDA taxiert die Wahrscheinlichkeit auf 60%. Erst vor rund einem Jahr war nach dem letzten El Niño, einem der bisher stärksten überhaupt, eine Normalisierung eingetreten. Zuvor hatten vor allem in Süd- und Südostasien, aber auch in Westafrika Trockenheit und versiegende Wasserreserven für massive Ernteeinbußen gesorgt. Dieses Mal allerdings erwarten die Beobachter, dass das Phänomen deutlich schwächer ausgeprägt auftritt – wenn überhaupt.

Die Vorhersage günstigerer Witterungsbedingungen bis Ende März, die auch in einigen zu trockenen Gebieten der US-Plains Regen bringen sollen, haben gestern den Weizenpreis in Chicago um 2,3% nachgeben lassen. In der letzten Woche hatte sich im wichtigsten Anbaustaat Kansas der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen von 43% auf 40% verringert.



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