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Vorsicht bei Anleihen!

27.09.2006  |  Dr. Marc Faber
Es gibt nun den weit verbreiteten Glauben, dass der US-amerikanische Immobilienmarkt tot ist und sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen wird. Daher sollen Anleihen weiter steigen, weil die Fed bald beginnen wird, die Zinsen zu senken. Ich darf vielleicht dazusagen, dass auch die Medien voll von negativen Berichten über den Immobiliensektor sind.

Als Contrarian-Investor denke ich daher, angesichts der so bearishen Einstellung über die Wirtschaft, dass langfristige Anleihen nach oben derzeit extrem limitiert sind. Wenn aber die Wirtschaft schwächelt, warum sollten Anleihen dann nicht weiter steigen?

Mehrere Gründe: Es ist noch lange nicht sicher, dass die US-amerikanische Wirtschaft sofort nachlassen wird. Die Konsumenten, deren Stimmung sich kürzlich beträchtlich verschlechterte, könnten immer noch eine Weile über ihre Verhältnisse leben, indem sie Anlagen verkaufen oder einfach noch mehr borgen, denn die Standards bei Kreditvergaben sind immer noch extrem locker - zumindest bei den zweitklassigen Kreditgesellschaften.

Außerdem sind die Löhne und Ausgaben kürzlich etwas schneller angestiegen, was einen Einbruch bei den Immobilien zumindest teilweise kompensieren könnte. Letztendlich könnten die amerikanischen Konsumenten durch die wieder zurückgehenden Energiepreise und zurückgekommenen Zinssätze wieder revitalisiert worden sein.

Dann gibt es auch noch einen technischen Grund für meine neuerlichen Bedenken, längerfristige Staatsanleihen zu halten. Ende August hielten die großen Spekulanten bei den zehnjährigen Treasury-Futures Netto-Longpositionen in Rekordhöhe - ein Zeichen für eine zu bullishe Erwartung unter diesen Marktteilnehmern.


Zukünftige Strategie

Ich würde mir überlegen, einige Aktienbereiche zu verkaufen, die sich abzuschwächen scheinen, anstatt in Erwartung von Zinssenkungen in der nächsten Zukunft aggressiv am Aktienmarkt zu investieren. Diese sich abschwächenden Aktien sind zum Beispiel Einzelhändler, zweitklassige Kreditgesellschaften, Broker und zyklische Aktien wie zum Beispiel Rohstoff-Unternehmen (auch Öl). Ich gebe zu, dass der High-Tech und Telekom-Sektor trotz schwacher Fundamentaldaten technisch stark aussieht und möglicherweise eine Gelegenheit im kurzfristigen Trading bietet.

Meine Freunde von Credit Suisse, die für die Markttechnik-Abteilung der Bank verantwortlich sind, attestierten dem NASDAQ 100-Index, der stark von High-Tech und Telekom geprägt ist, zum ersten Mal seit 2003 das Potential, seinen Abwärtstrend relativ zum Öl-Service-Sektor umzukehren.

Meine Bedenken für den gesamten Markt sind noch immer, dass wenn die Fed ihre erste Zinssenkung verkündet, der Aktien- und Anleihenmarkt sowie der Dollar einbrechen werden, wenn sie dies in Erwartung einer solch inflationären geldpolitischen Maßnahme nicht bereits gemacht haben.


Crash möglich

Schließlich sollte bei soviel Selbstgefälligkeit und mit einem derartigen Hang zur Spekulation in fast in allen Bereichen unter allen Gruppen von Investoren ein netter Crash nicht ganz außer Acht gelassen werden.

Abschließend möchte ich sagen, dass wir uns bei den Rohstoffen meiner Meinung nach immer noch mitten in einer Korrektur befinden. Ich sehe Gold und Silber langfristig stark, aber weitere kurzfristig Schwäche kann hier nicht ausgeschlossen werden. Ich vermute, dass Edelmetalle ihren Bullenmarkt wieder aufnehmen werden, wenn die Fed die Zinsen senkt. Edelmetalle werden die Investoren dann mit ihrem Upside-Potential überraschen, während industrielle Rohstoffe sich wahrscheinlich schlechter entwickeln werden.


© Dr. Marc Faber



Dieser Beitrag wurde von Andreas Tschas exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. Der Originaltext ist am 14. September 2006 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.






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