Michael Pento: "Die nächste Krise wird weitaus schlimmer als 2008"
23.03.2017 | Mike Gleason
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Ich fürchte, dass uns in Zukunft genau das erwartet. Uns steht, wie gesagt, eine Rezession bevor und wir haben Schulden in Rekordhöhe, während die Zinsen gleichzeitig so niedrig sind wie nie zuvor. In Kombination mit den angestrebten Inflationsraten kann das nicht funktionieren. Auf der einen Seite steigt die Inflation, auf der anderen Seite werden die Zinssätze künstlich auf 0% oder noch tiefer gesenkt. Zwischenzeitlich gab es weltweit negativ verzinste Schulden im Wert von 14 Billionen US-Dollar. Die globalen Gesamtschulden belaufen sich auf 230 Billionen Dollar - das entspricht 300% des Bruttoweltprodukts.Wir werden Probleme bekommen, wie wir sie bislang noch nicht erlebt haben: eine weltweite Rezession oder Depression, auf die die Regierungen mit Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft in bisher unbekanntem Ausmaß reagieren. Damit meine ich Negativzinsen (also negative Nominalzinsen, nicht nur negative Realzinsen), ein Bargeldverbot, Helikoptergeld und massive finanzwirtschaftliche Eingriffe.
Das steht uns künftig bevor. Wenn Sie diese Entwicklungen nicht beobachten, sich darauf vorbereiten und einen Plan machen, um sich zu schützen, werden Sie ernste Schwierigkeiten haben. Zu sagen "ich halte meine Edelmetalle einfach bis in alle Ewigkeit und shorte die allgemeinen Märkte" ist kein echter Plan. Bei Pento Portfolio Strategies bestimme ich mit Hilfe unserer Modelle, wann es sinnvoll ist, die Edelmetallinvestments auszubauen und den breiteren Markt zu shorten und wann es sich lohnt, an den Aktienmärkten anzulegen.
Ich sage das unter einem Vorbehalt: Meiner Meinung nach sollten Sie immer 10-20% Ihres Kapitals in Edelmetalle und die Aktien der entsprechenden Minengesellschaften investiert haben. Zu jeder Zeit. Dieses Minimum kann bis auf 80-90% erhöht werden, wenn die nächste Depression und das Helikoptergeld kommen.
Mike Gleason: Werfen wir noch einen kurzen Blick auf Europa. Welche Entwicklungen erwarten Sie dort im Laufe dieses Jahres? Vor uns liegen noch einige wichtige Wahlen und die nationalistischen Parteien sind noch immer auf dem Vormarsch. Glauben Sie, dass die EU Bestand haben wird, Michael? Womit rechnen Sie in Zukunft?
Michael Pento: Die Bilanzsumme der EZB ist seit dem Amtsantritt von Mario Draghi von rund 1 Billion Euro auf 4 Billionen Euro angewachsen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Europa ist voller insolventer Staaten. Sehen Sie sich nur Griechenland im Jahr 2012 an. Damals schoss die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihe auf 350%. Im Ernst - die griechische Staatsanleihe mit einer Laufzeit von zwei Jahren hatte eine Rendite von 350%. Das war zu dem Zeitpunkt, als die Staatsschulden des Landes auf 170% des BIP gestiegen waren.
Wenn die EZB ihre quantitativen Lockerungen je einstellen sollte, was würde dann aus den insolventen italienischen Banken werden? Wer hält denn all die italienischen Bankenanleihen? Die EZB und die ihr angeschlossenen Zentralbanken. Von den Pleiten und Insolvenzen wäre ganz Europa betroffen.
Dazu kommen noch die zunehmend nationalistischen Tendenzen, die mit dem Brexit begannen und dann nach Amerika schwappten und Donald Trump zur Präsidentschaft verhalfen. In Frankreich haben wir unterdessen Marine Le Pen. Wir beobachten also sowohl eine Welle des Nationalismus, als auch die Tendenz einer zunehmenden Verwicklung der Geld- und Finanzpolitik. Das gilt insbesondere für Japan und Europa. Wenn Sie mich also fragen, ob die Eurozone meiner Ansicht nach in ihrer aktuellen Struktur, d. h. als Währungs- aber nicht als Fiskalunion, überleben kann, dann muss ich darauf mit 'nein' antworten.
Mike Gleason: Bevor wir zum Ende dieses Interviews kommen, Michael: Was glauben Sie, wie lange sich die Euphorie an den Aktienmärkten und innerhalb der US-Wirtschaft noch fortsetzen wird? Was sind in Ihren Augen die größten Risiken, aber auch die größten Chancen, auf die Anleger in diesem Jahr achten sollten?
Michael Pento: Der Enthusiasmus der Aktienmärkte ist mit Sicherheit auf Donald Trump zurückzuführen. Die Bewertungen sind wirklich jenseits von Gut und Böse. Der Gesamtmarktwert der Aktien war verglichen mit dem BIP noch nie zuvor höher als heute. Auch andere Kennzahlen belegen, dass der Aktienmarkt extrem überbewertet ist, sei es das Kurs-Umsatz-Verhältnis, das Shiller-KGV oder Tobin's Q. Wenn Trump seine Pläne nicht umsetzen kann, sehe ich schwarz für die Aktienmärkte.
Ich meine damit all seine Vorhaben: nicht nur kosmetische Verbesserungen, sondern eine tiefgreifende Steuerreform und eine Senkung des Steuersatzes auf 15%, ein massives Infrastrukturprogramm und die grundlegende Reform der staatlichen Krankenversicherung. Das muss er verwirklichen, und zwar bis August.
Wenn diese Wahlversprechen nicht bis August Form annehmen - und daran habe ich meine Zweifel - wird es an den Aktienmärkten bergab gehen. Die langfristigen Zinssätze werden sinken, die Fed wird es mit einer Abflachung der Zinsstrukturkurve zu tun bekommen und eine Rezession wird sich nicht vermeiden lassen. Dann wird weltweit das Chaos losbrechen.
Sie brauchen also einen Vermögensberater, der diese Entwicklungen genau beobachtet und in der Lage ist, Ihr Portfolio entsprechend an eine inflationäre Situation anzupassen oder gegen Deflation abzusichern. Die Wirtschaftslage wird wild zwischen diesen beiden Zuständen hin und her schwanken. Wenn Sie in guten Zeiten, so wie wir sie aktuell erleben, Gewinne machen wollen, aber auch darauf bedacht sind Ihre Kaufkraft zu erhalten, wenn sich die Lage verschlechtert, müssen Sie sich dieser unbedingt Veränderungen bewusst sein.
Mike Gleason: Wunderbar, Michael. Die Gespräche mit Ihnen sind immer sehr aufschlussreich, und da ich weiß, dass Sie heute noch eine Reise vor sich haben, wissen wir es wirklich zu schätzen, dass Sie sich trotzdem die Zeit für das Interview genommen haben. Lassen Sie unsere Leser und Zuhörer bitte noch wissen, wo sie mehr über Ihr Unternehmen und Ihre Services erfahren und ihre Marktberichte lesen können.
Michael Pento: Vielen Dank, Mike! Meine Webseite ist PentoPort.com. Sie können mir auch gern eine E-Mail an pento@pentoport.com schreiben oder bei uns anrufen und lernen, wie Sie in guten und auch in schlechten Zeiten die besten Gewinne erzielen. Die aktuelle Phase des scheinbaren Wohlstandes und des globalen Überschwangs wird leider nicht von Dauer sein, das kann ich Ihnen garantieren.
Mike Gleason: Danke Michael, und gute Reise! Genießen Sie Ihr Wochenende und bis zum nächsten Mal!
Michael Pento: Vielen Dank, Mike.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 03. März 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.