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OPEC erwägt Verlängerung der Produktionskürzungen

21.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Brentöl steigt am Morgen auf 52 USD je Barrel, nachdem der Preis gestern zwischenzeitlich auf 51 USD gefallen war. Rückenwind geben Agenturmeldungen, wonach die OPEC ernsthaft über eine Verlängerung der Produktionskürzungen über Juni hinaus nachdenkt. Das eigentliche Ziel der Produktionskürzungen, eine Rückkehr der OECD-Lagerbestände auf den 5-Jahresdurchschnitt, würde bis dahin nicht erreicht. Zu dem angestrebten Lagerabbau würde es erst kommen, wenn die OPEC-Fördermenge bis in das vierte Quartal hinein auf dem gegenwärtigen Niveau beibehalten wird.

Die OPEC macht für eine Verlängerung der Produktionskürzungen allerdings eine Beteiligung der Nicht-OPEC-Länder und hier insbesondere Russlands zur Bedingung. Und genau hier liegt das Problem. Wir erachten es als sehr unwahrscheinlich, dass sich Russland abgesehen von verbalen Lippenbekenntnissen an einer Verlängerung der Produktionskürzungen aktiv beteiligen wird. Denn mehrere russische Ölkonzerne haben bereits eine Steigerung der Ölproduktion im Jahresverlauf angekündigt, darunter auch der Marktführer Rosneft.

Die Hoffnung der Marktteilnehmer auf eine Verlängerung der Produktionskürzungen ist daher verfrüht. Die niedrigere Ölproduktion in Saudi-Arabien zeigte im Januar unterdessen die beabsichtigte Wirkung. Der größte OPEC-Produzent hat laut offizieller Daten der Joint Organisations Data Initiative (JODI) 300 Tsd. Barrel pro Tag weniger Rohöl exportiert als im Dezember. Zudem kam es zu einem Lagerabbau um 10,7 Mio. Barrel.

Auch bei Brent ging der Preisrückgang in der Woche zum 14. März mit einem kräftigen Abbau der spekulativen Netto-Long-Positionen einher, welcher mit 63,6 Tsd. Kontrakten aber hinter dem bei WTI zurückblieb.


Edelmetalle

Gold verlor in der Nacht an Boden und notiert heute Morgen unterhalb von 1.230 USD je Feinunze. Gold in Euro verliert sogar noch stärker und fällt unter 1.140 EUR je Feinunze. Zu Handelsbeginn wurde hier noch ein Niveau von gut 1.150 EUR erreicht. Die Schwäche lässt sich möglicherweise mit der gestrigen TV-Debatte in Frankreich erklären, welche Blitzumfragen zufolge der EU-freundliche Kandidat Macron gewonnen hat, was seine Favoritenstellung bei der Präsidentschaftswahl in gut einem Monat verfestigen dürfte.

Zudem verzeichneten die Gold-ETFs gestern den dritten Tag in Folge Abflüsse, welche sich auf knapp 6 Tonnen summieren. Seit Monatsbeginn belaufen sich die Abflüsse inzwischen auf gut 16 Tonnen. Einen länger anhaltenden Preisrückgang erwarten wir allerdings nicht. So wird Großbritannien Mittwoch nächster Woche offiziell den Austritt aus der EU beantragen, was für Unsicherheit unter den Anlegern sorgen dürfte.

Die Schweiz hat im Februar deutlich weniger Gold exportiert. Die Ausfuhren fielen laut Schweizer Zollbehörde um 30 auf 89,5 Tonnen. Das ist das niedrigste Niveau seit August 2014. Insbesondere Hongkong und Thailand fragten weniger Gold nach, während die Ausfuhren nach Indien und China stiegen. Die Goldnachfrage in Asien war also uneinheitlich.

Die Goldimporte in die Schweiz sanken ebenfalls um knapp 50 auf 185,5 Tonnen, vor allem weil Großbritannien deutlich weniger Gold in die Schweiz lieferte. Die russische Zentralbank hat im Februar 300,000 Unzen bzw. 9,3 Tonnen Gold gekauft und damit nur etwa ein Drittel der im Januar gekauften Menge.


Industriemetalle

Es ist ein seltsamer Zufall, dass der Kupferpreis just im Oktober sein letztes Tief markierte, als die ICSG ihre Prognose für den Produktionsüberschuss 2017 von zuvor 20 Tsd. auf 160 Tsd. Tonnen anhob. Die neuen ICSG-Zahlen scheinen die damalige Einschätzung zu rechtfertigen: Denn nach einem kleinen Defizit im November verbuchte der Kupfermarkt im Dezember einen Überschuss von 17 Tsd. Tonnen.

Dass Kupfer nun aber knapp 30% teurer ist als damals im Oktober hat zwei Erklärungen: Zum einen die Hoffnung auf eine massive Steigerung der Infrastrukturausgaben in den USA. Doch diese werden wohl weder im erwarteten Umfang noch so schnell kommen wie erhofft. Zum anderen kam es zuletzt zu vielen Produktionsunterbrechungen. Der Streik in der weltgrößten Kupfermine, Escondida in Chile, die 2016 allein knapp 5% des Weltminenangebots ausmachte, dauert schon seit Anfang Februar an.

Fast genauso lang dauert der Streit zwischen dem Betreiber und der indonesischen Regierung bei der zweitgrößten Kupfermine der Welt, Grasberg. Zudem ist die Kupferproduktion in Peru durch den Streik in Cerro Verde und starke Regenfälle beeinträchtigt.

Dadurch scheint die Angebotssituation deutlich angespannter als von der ICSG im Oktober geschätzt, als sie für 2017 einen Anstieg der Kupferminenproduktion in Lateinamerika um knapp 600 Tsd. Tonnen und für Ozeanien um 150 Tsd. Tonnen erwartete. Da die Produktionsunterbrechungen u.E. aber wohl nicht von Dauer sein werden, rechnen wir bereits in Kürze mit einer Preiskorrektur.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis schloss gestern zum ersten Mal seit fast zehn Monaten unter 18 US-Cents je Pfund. Bereits seit Februar geht es kräftig bergab, unterstützt auch durch einen starken Abbau der Netto-Long-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer. In dieser Zeit verflog die Hoffnung auf baldige Zuckerimporte Indiens - letzte Woche festigte die indische Regierung diese Einschätzung, indem sie bei ihrer von vielen als deutlich zu hoch empfundenen Produktionsprognose von 22,5 Mio. Tonnen blieb.

Gleichzeitig melden sich immer mehr Beobachter mit der Erwartung eines globalen Überschusses 2017/18 zu Wort. Neben einem deutlichen Anstieg der indischen Produktion nach der enttäuschenden laufenden Saison ist dafür wie immer Brasilien ein wichtiger Faktor. Für das größte Produzentenland mehren sich die Prognosen einer neuen Rekordproduktion 2017/18. Hierfür soll vor allem sorgen, dass ein nochmals größerer Teil des Zuckerrohrs zu Zucker statt zu Ethanol verarbeitet wird.

Das Zuckerhandelshaus Wilmar etwa schätzte letzte Woche diesen Anteil auf 48,5% - zwei Prozentpunkte höher als 2016/17 - und die Produktion im Hauptanbaugebiet Center-South auf rekordhohe 36 Mio. Tonnen. Auch für Thailand prognostiziert es eine Rekordproduktion von 12 Mio. Tonnen. Die Aussicht auf einen Angebotsüberschuss 2017/18 dürfte den Zuckerpreis weiterhin belasten. Allerdings sind die Lagerbestände nach den Defiziten der Vorjahre niedrig, was die Preise zumindest vorerst vor einem weiteren deutlichen Rückgang bewahren sollte.

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