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Brentölpreis auf 4-Monatstief

22.03.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen seit gestern Nachmittag unter erneutem Abgabedruck. Brent fällt am Morgen auf gut 50 USD je Barrel, WTI auf 47,5 USD je Barrel. Brent markiert damit das niedrigste Niveau seit fast vier Monaten. Es wachsen die Zweifel unter den Marktteilnehmern, ob die OPEC-Produktionskürzungen den Ölmarkt schnell wieder ins Gleichgewicht bringen können.

Diese Zweifel erhielten gestern Abend durch die Veröffentlichung der API-Lagerdaten neue Nahrung. Demnach stiegen die US-Rohölvorräte in der letzten Woche unerwartet deutlich um 4,5 Mio. Barrel. Dies lässt auch für die offiziellen Daten des US-Energieministeriums einen stärkeren Lageraufbau erwarten, welche heute Nachmittag veröffentlicht werden. Noch immer machen sich die OPEC-Produktionskürzungen somit nicht in einem Abbau der Rohöllagerbestände bemerkbar.

Von daher ist es auch wenig verwunderlich, wenn die spekulativen Finanzanleger langsam die Geduld verlieren und sich von ihren zuvor massiv aufgebauten Netto-Long-Positionen trennen. Ein Rückgang des Brentölpreises unter die Marke von 50 USD je Barrel ist damit nur eine Frage der Zeit. Je tiefer der Preis rutscht, desto größer wird der Druck auf die OPEC, die Produktionskürzungen über Mitte des Jahres hinaus zu verlängern.

Nur dann ist ein Abbau der Lagerbestände in der zweiten Jahreshälfte realistisch. Dies würde allerdings mit einem Verlust von Marktanteilen an die US-Schieferölproduzenten einhergehen, was die OPEC eigentlich vermeiden wollte. Die OPEC steht somit vor einer schwerwiegenden Entscheidung.

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Edelmetalle

Der Goldpreis steigt am Morgen auf knapp 1.250 USD je Feinunze. Gold ist damit so teuer wie zuletzt Anfang März. Silber steigt im Schlepptau von Gold auf 17,6 USD je Feinunze, Platin auf 970 USD je Feinunze. Palladium stieg gestern auf knapp 795 USD je Feinunze und erreichte damit fast wieder das 18-Monatshoch von Ende Januar.

Der schwächere US-Dollar gibt den Edelmetallpreisen ebenso Auftrieb wie fallende Anleiherenditen und schwächere Aktienmärkte. Zudem kam es gestern erstmals seit vier Tagen wieder zu nennenswerten Zuflüssen in die Gold-ETFs. Die Erwartung von umfangreichen Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen durch die Trump-Administration, welche die Inflation anheizen und zu stärkeren Fed-Zinserhöhungen führen würden, scheint zu schwinden. Denn bis auf großspurige verbale Ankündigungen hat Trump bislang nicht geliefert.

Die Steuerreform droht sogar auf die lange Bank geschoben zu werden, sollte die Reform der Krankenversicherung am Widerstand aus den eigenen Reihen scheitern, wonach es derzeit aussieht. Auch die aufgenommenen Ermittlungen des FBI gegen Trump wegen möglicher Kontakte seines Wahlkampfteams zu Russland und die vom FBI-Chef zurückgewiesenen Abhörverdächtigungen Trumps gegen seinen Amtsvorgänger Obama dürften der Glaubwürdigkeit des Präsidenten abträglich sein und seine Position im bevorstehenden Gesetzgebungsverfahren schwächen.

Die Fed hatte den Spekulationen auf stärkere Zinserhöhungen schon letzte Woche einen herben Dämpfer versetzt.


Industriemetalle

Trotz eines zuletzt deutlich schwächeren US-Dollar, der häufig mit steigenden Metallnotierungen einhergeht, fällt der Nickelpreis heute weiter um 1,6% auf 10.000 USD je Tonne. Noch Anfang März notierte er bei 11.000 USD je Tonne.

Ein wesentlicher Grund dafür ist u.E. die Tatsache, dass die erwartete massive Verknappung des Angebots trotz zahlreicher Minenschließungen auf den Philippinen augenscheinlich ausbleibt. So steigen seit Oktober die LME-Nickelbestände wieder, wobei die Anzahl gekündigter Lagerscheine zuletzt deutlich zurückging.

Auch hat der globale Nickelmarkt im Januar laut International Nickel Study Group (INSG) ein Defizit von nur 1,1 Tsd. Tonnen verzeichnet. Für das Gesamtjahr erwartet zwar die INSG ein Angebotsdefizit von 66 Tsd. Tonnen, nach einem Defizit von 50 Tsd. Tonnen im Vorjahr. Der weltführende Nickelproduzent, Norilsk Nickel aus Russland, rechnet sogar mit einem Defizit von bis zu 100 Tsd. Tonnen. Das hat aber vor allem die "Erwartungen" der Anleger stimuliert, die Anfang März extrem optimistisch zu Preisentwicklungen gestimmt waren.

Die jüngste LME-Positionierungsstatistik zeigt, dass sie zwar ihre Netto-Long-Positionen seitdem abgebaut haben. Diese liegen jedoch mit rund 30 Tsd. Kontrakten weiterhin recht hoch und bergen bei einem Abrutschen unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 USD je Tonne die Gefahr eines weiteren Abverkaufs. Zusätzlich belasten die Eintrübung der Nachfrage¬perspektiven für Edelstahl in China und eine Teilöffnung der Nickelminen auf den Philippinen.


Agrarrohstoffe

Der meistgehandelte Weizenpreis in Chicago fällt am Morgen auf den niedrigsten Stand seit Anfang Februar. Für die kommenden 10 Tage werden Regenfälle in den Weizenanbaugebieten der US-Plains vorhergesagt, womit den aus der Winterruhe kommenden Pflanzen ausreichend Wasser für die weitere Entwicklung zur Verfügung stehen dürfte. Dies gilt allerdings nicht uneingeschränkt.

Der Südwesten der US-Plains dürfte nur recht wenige Niederschläge verzeichnen. Dazu gehören auch viele Weizengebiete des Hauptanbaustaats Kansas. Am Montag hatte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) gemeldet, dass sich in Kansas bedingt durch die anhaltende Trockenheit der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Weizenpflanzen in der letzten Berichtswoche um weitere 2 Prozentpunkte auf unbefriedigende 38% reduziert hat.

Dass in Brasilien eine Rekordernte an Sojabohnen eingebracht wird, ist inzwischen klar, und die Schätzungen reichen schon bis zu 111 Mio. Tonnen (Conab und USDA: 108 Mio. Tonnen). Nach Angaben des Agrarministers von Paraguay wird auch dort eine Rekordernte von über 10 Mio. Tonnen eingebracht.

Bis auf Argentinien, wo der Sojabohnenanbau politikbedingt an Attraktivität verloren hat, wird damit in allen wichtigen Exportländern in der laufenden Saison 2016/17 so viel geerntet wie noch nie. Der Sojabohnenpreis ist daher in den letzten Tagen zwischenzeitlich unter die Marke von 1.000 US-Cents je Scheffel gerutscht.



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